Samstag, 1. Juni 2013

Der Goldmarkt Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie


Der Goldmarkt Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie


 
 
 
 
 
 


Author D.Selzer-McKenzie

Zum Golde drängt, am Golde hängt doch alles«, wusste schon Johann Wolfgang von Goethe. Seit Tausenden von Jahren fasziniert der Glanz des Goldes die Menschen. Nicht nur als Schmuck wird Gold geschätzt, sondern auch als Wertaufbewahrungsmittel. Gerade in Phasen von Währungsturbulenzen und Wirtschaftskrisen steigt die Nachfrage nach dem Edelmetall.

Den meisten Anlegern wird die jüngste Entwicklung des glänzenden Edelmetalls nicht entgangen sein. So verzeichnete der Goldpreis Mitte April den stärksten Tagesrückgang seit mehr als 30 Jahren und fiel zwischenzeitlich auf ein 2-Jahres-Tief. Einige Markt-beobachter sprachen im Anschluss sogar vom Platzen einer Blase.

Realität oder Übertreibung? Die Rohstoffanalysten der Commerzbank haben die aktuelle Preisentwick-lung bei Gold mit früheren Blasen verglichen und keine Blasenbildung feststellen können. So spricht das fundamentale Umfeld aus ultralockerer Geld-politik, niedrigen Realzinsen und einem drohenden weltweiten Abwertungswettlauf weiterhin für einen steigenden Goldpreis.

Im Folgenden geben Ihnen unsere Rohstoffanalysten einen Überblick über die aktuellen Tendenzen am internationalen Goldmarkt. Nutzen Sie die Anregun-gen unserer Experten, gewinnen Sie neue Perspek-tiven und entdecken Sie Investitionsmöglichkeiten, um an der Entwicklung des glänzenden Edelmetalls zu partizipieren.

FUNDAMENTALANALYSE (CARSTEN FRITSCH, COMMODITY RESEARCH COMMERZBANK) Der Goldpreis war Mitte April regelrecht eingebro¬chen. An einem einzigen Tag verlor das gelbe Edel¬metall 9 Prozent an Wert. Dies entspricht dem stärks¬ten Tagesrückgang seit mehr als 30 Jahren. Innerhalb von zwei aufeinanderfolgenden Handelstagen hat sich Gold um mehr als 200 US-Dollar je Feinunze verbilligt, was der stärkste absolute Preisrück¬gang aller Zeiten war. Mit etwas mehr als 1.320 US-Dollar je Fein¬unze war Gold zeitweise so preis¬wert wie zuletzt vor mehr als zwei Jahren (Grafik 1). Der Preissturz war nicht auf einen stärkeren US-Dollar zurückzuführen. Der Gold¬preis in Euro ist im selben Zeitraum ebenfalls um knapp 200 Euro je Feinunze gefallen und erreichte mit gut 1.000 Euro je Feinunze das niedrigste Niveau seit Mai 2011.

Vom im September 2011 bei 1.920 US-Dollar erreich-ten Rekordhoch hatte sich der Goldpreis zeitweise um bis zu 30 Prozent entfernt, vom Zwischenhoch im Oktober 2012 um gut 25 Prozent. Dieser Umstand und das Ausmaß des jüngsten Preisrückgangs ließ viele Marktbeobachter vom Platzen einer Blase spre-chen. Zwar war der Goldpreis zwischen 2001 und 2012 auf Schlusskursbasis in zwölf aufeinanderfol-genden Jahren gestiegen und hatte sich zwischen-zeitlich versiebenfacht. Zudem war der

Goldpreis in den vergangenen Jahren deutlich stärker gestiegen als die Ver¬braucherpreise. Der reale Goldpreis — also

korrigiert um den US-Verbraucher¬preisindex — hat ebenfalls kräftig

 

zugelegt und liegt trotz des jüngsten deutlichen Rückgangs immer noch viel höher als im langfristi-gen Durchschnitt (Grafik 2). Der Goldpreis ist in den letzten Jahren auch deutlich stärker gestiegen als der Aktienmarkt. Im September 2011 entsprach der Dow Jones Index nur noch dem Wert von weniger als sechs Unzen Gold. Teurer war Gold im Vergleich zu

Aktien zuletzt im Jahr 1989.

Eine Blase ist aber vor allem dadurch charakterisiert, dass der letzte Preisanstieg exponentiell verläuft und direkt darauf ein scharfer Preiseinbruch erfolgt. In den letzten 15 Jahren hat es an den Finanzmärkten zwei bekannte Blasen gegeben, welche diese Kriteri¬en erfüllen: die New-Economy-Blase und die Ölpreis-blase, welche im März 2000 bzw. Juli 2008 platzten. Die Aktienkurse an der Nasdaq und der Preis für Rohöl stiegen zunächst über mehrere Jahre kontinu-ierlich, bevor sie exponentiell zulegten (Grafik 3). In den sieben Monaten vor dem Erreichen des Rekord-hochs hatte sich der Nasdaq Composite nahezu ver-doppelt. Ähnliches gilt auch für den Ölpreis im ersten Halbjahr 2008. Dagegen hat sich Gold von Januar bis Anfang September 2011 »nur« um 30 Prozent verteu¬ert, was kaum stärker war als der jahresdurchschnitt¬liche Preisanstieg bis 2010.

Sowohl bei der Nasdaq als auch beim Ölpreis kam es in den Monaten nach dem Erreichen des Rekord-hochs zudem zu einem kräftigen Rückgang (Grafik 3). Die Nasdaq hat sich in den 9 Monaten bis Ende 2000 halbiert. Der Ölpreis brauchte dafür im Jahr 2008 sogar nur 3 Monate. Bei Gold lagen hingegen zwi¬schen dem Rekordhoch im September 2011 und dem jüngsten Absturz 19 Monate, in den 3 Monaten direkt nach dem Rekordhoch ist der Goldpreis »lediglich« um 20 Prozent gefallen. Eine Blase, die erst nach so langer Zeit platzt, ist äußerst ungewöhnlich.

Auch am Goldmarkt hat es Anfang 1980 schon eine Blase gegeben, die im Prinzip ebenfalls die genann¬ten typischen Charakteristika aufwies und sogar deut¬lich ausgeprägter war als jene an der Nasdaq oder beim Ölpreis. Damals brauchte der Goldpreis weniger als zwei Monate, um sich zu verdoppeln, und zwei Monate nach dem Erreichen des damaligen Rekord-hochs hatte sich der Preis wieder nahezu halbiert. Damit würde sich ein Vergleich mit der aktuellen Situation erübrigen. Wie 2011 entsprach aber auch damals die Investmentnachfrage etwa 40 Prozent der gesamten Gold¬nachfrage. Allerdings ist heute der Anteil der Europäer und Nordamerikaner an der Invest¬mentnachfrage laut World Gold Council mit weniger als 50 Prozent deutlich niedriger als damals (über 70 Prozent). Dafür belief sich der Anteil der Chinesen und Inder im letzten Jahr auf knapp 40 Prozent, wäh¬rend sie vor 33 Jahren nur einen vernachlässigbaren Teil der Investmentnachfrage ausmachten. Diese Nachfrage dürfte deutlich nachhaltiger sein als jene aus den westlichen Industrieländern. Denn ihr Motiv ist weniger eine Absicherung gegen einen Zusam¬menbruch des Finanzsystems. Vielmehr dürften die gestiegenen Einkommen und die in dieser Region generell höhere Inflationsrate wesentliche Investiti¬onsmotive sein.

Es gibt einen weiteren großen Unterschied zwischen 1980 und heute: Der Preisrückgang damals wurde durch eine Straffung in der US-Geldpolitik ausgelöst. Der US-Leitzins wurde von Oktober 1979 bis März 1980 von 11,5 auf 20 Prozent angehoben. Dadurch stieg der Realzins kräftig, was Gold aus Sicht der Anleger weniger attraktiv machte (Grafik 4). Aktuell ist lediglich ein früheres Ende der Fed-Anleihenkäufe vorstellbar. Von bevorstehenden Zinsanhebungen der US-Notenbank kann dagegen keine Rede sein,

 

geschweige denn in einer Größenordnung wie vor 33 Jahren. Ebenfalls gilt zu bedenken, dass Gold trotz des kontinuierlichen Preisanstiegs in den vergangenen Jahren noch immer nur einen kleinen Anteil in den Portfolios der Privatanleger ausmacht. Laut einer aktuellen Studie des World Gold Council machen die privaten Goldbestände derzeit nur 1 Pro¬zent des globalen Finanzanlagevermögens aus. Das entspricht in etwa dem Durchschnittswert der Neun¬zigerjahre. Im Jahr 1980 betrug der Goldanteil dagegen 14 Pro-zent.

Wir können bei Gold somit keine Anzeichen einer Blase erkennen. Von daher ist eine anhaltende Abwärtsbewegung des Goldpreises un¬wahrscheinlich. Privatanleger erachten das derzeitige Preisniveau bereits als Kaufgelegenheit. Die Nach¬frage nach Goldmünzen und -barren hat nach dem Preisrückgang spürbar angezogen. Der Absatz von US-Goldmünzen erreichte im April das höchste Niveau für einen Monat seit Dezember 2009, wobei der Großteil der Goldmünzen nach dem Preissturz in der zweiten Monatshälfte verkauft wurde (Grafik 5). Auch in China berichteten Händler von einer »außerordent¬lichen« physischen Nachfrage. Im wichtigsten Gold-nachfrageland Indien haben die deutlich gesunkenen Preise ebenfalls zu einem merklichen Anstieg der Goldnachfrage geführt.

Aus unserer Sicht weist die aktuelle Situation eher Parallelen zum vorübergehenden deutlichen Preis-rückgang im Oktober 2008 auf als zu anderen Blasen. Damals ist der Goldpreis binnen zweier Tage eben¬falls um knapp 200 US-Dollar je Feinunze gefallen, konnte die Verluste aber in den darauffolgenden drei Monaten wieder wettmachen. Auch im Herbst 2008 ging der Preisrückgang bei Gold mit einem Rückgang der Rohstoffpreise und einer Abwärtsrevision der

globalen Wachstumserwartungen einher, weshalb die zuvor beträchtliche Angst der Investoren vor einer stärkeren Inflation deutlich abnahm. Ähnlich wie im April sind auch vor 41/2 Jahren vor allem kurzfristig orientierte Marktteilnehmer aus dem Goldmarkt aus-gestiegen. Diese kehrten in den darauffolgenden Monaten wieder in den Markt zurück.

Das positive fundamentale Umfeld für Gold hat sich auch nach dem Preiseinbruch nicht verändert. Die Zentralbanken der Schwellenländer kaufen seit drei Jahren Gold. Angesichts des niedrigen Anteils von Gold in den Währungsreserven der Schwellenländer sollten die Zentralbanken das niedrigere Preisniveau in den kommenden Monaten zu weiteren Käufen nutzen. Als weiterer preisunterstützender Faktor ist die ultralockere Geldpolitik der Zentralbanken in den Industrieländern zu nennen. Die Realzinsen sind deshalb nach wie vor sehr niedrig (Grafik 4), was für eine Erholung der Investmentnachfrage im Jahres-verlauf spricht. Zudem besteht nach den Beschlüssen der japanischen Notenbank das Risiko eines globalen Abwertungswettlaufs. Hiervon sollte Gold als alterna¬tive Währung profitieren.

Es wird dennoch einige Zeit dauern, bis Gold einen neuen Aufwärtstrend aufnehmen wird. Denn der starke Preisrückgang

hat den Ruf von Gold als sicherem Hafen und wert-stabiler Anlage erschüttert. Auch das charttechnische Bild ist nach dem Unterschreiten einiger wichtiger Unterstützungslinien angeschlagen. Zudem verzeich-nen die Gold-ETFs weiterhin Abflüsse. Seit Jahres-beginn belaufen sich diese auf 418 Tonnen. Damit wurden alle Zuflüsse seit Juli 2011 wieder rückgängig gemacht (Grafik 6). Zumindest in diesem Segment des Goldmarkts scheint sich im letzten Jahr eine Übertreibung gebildet zu haben, welche nun korri¬giert wird. Anleger werden deshalb zunächst noch vorsichtig sein. Wir sehen in den kommenden zwei Monaten eine Phase der Bodenbildung beim Gold-preis im Bereich von 1.300 bis 1.500 US-Dollar je Feinunze. In der zweiten Jahreshälfte sollte das Ver-trauen der Anleger in Gold allmählich zurückkehren. Für das Jahresende rechnen wir mit einem Goldpreis von 1.700 US-Dollar je Feinunze.

GOLD ALS ANLAGEKLASSE:

GERINGER GLEICHLAUF, GERINGES RISIKO Gold ist zwar vor allem als Wertaufbewahrungsmittel und Krisenwährung gefragt. Aus Gründen der Diver-sifikation sollte das Edelmetall jedoch in keinem De-pot fehlen. Aus der Kapitalmarkttheorie ist bekannt, dass nur durch eine breite Streuung in mehrere Anlageklassen das Risiko eines Portfolios reduziert oder alternativ bei gleichem Risiko der Gesamtertrag gesteigert werden kann.

Gold ist dabei ein ideales Mittel, um das Portfolio effizient zu diversifizieren. Denn breite Streuung allein reicht nicht aus. Anleger laufen sonst Gefahr,

Anlageklassen mit starkem er Diversifikation kombinieren. Das Risiko eines

Gleichlauf (Korrelation) zu

Portfolios wird nur reduziert,

indem Anlageklassen mit gerin-

ger oder negativer Korrelation kombiniert werden. Die Korrelation von Gold zu den traditionellen Anlageklassen Aktien und Anleihen ist sehr niedrig. So beträgt der Korrelationskoeffizient beispielsweise zum DAX über fünf Jahre nur +0,03. Ein Koeffizient von +1 bedeutet, dass sich zwei Anla¬gen im perfekten Gleichlauf bewegen: Steigt eine Anlage, steigt auch die andere im selben Ausmaß. Ein Koeffizient von 0 heißt, dass beide Anlagen sich unabhängig voneinander bewegen. Ein Koeffizient von —1 bedeutet genau das Gegenteil des perfekten Gleichlaufs: Beide bewegen sich perfekt gegenläufig.

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