Geldanlage alte Traktoren Trading SelMcKenzie
Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/dCHuH6Xj6xs
Author D.Selzer-McKenzie
Im Vergleich zu ihren wuchtigen Nachfolgern wirken
Oldtimertraktoren fast wie Spielzeugmodelle. Für die formschönen früheren
Arbeitsgeräte legen Sammler heute viel Geld auf den Tisch.
Leicht vergisst man den Großstadtstress, wenn man sich etwas
Zeit für einen ausgiebigen Spaziergang über den weitläufigen Waldbesitz von
Werner Randt nimmt, inmitten der blühenden Lüneburger Heide. Hier ist die Welt
noch in Ordnung. Manchmal, an schönen Tagen, springt der Pensionär auf seinen
grü¬nen Oldtimertraktor der Marke Deutz und tuckert damit über seinen Besitz.
Man glaubt kaum, dass sein filigran und irgendwie zerbrechlich wirkendes
Gefährt
mit elf PS aus dem Jahr 1955 seinerzeit als effektives Arbeitsgerät
diente, mit dem der Vorbesitzer tagein, tagaus einen Großteil seiner
landwirtschaftlichen Tätigkeit ausführte. Der Traktor aus einer anderen,
vergangenen Zeit steht sonst wie ein Ausstellungs¬stück auf einem überdachten,
gut geschützten Park¬platz vor Randts Terrasse. Dort fügt er sich wie ein
Farbklecks perfekt in die bunte Landschaft ein, und sein stolzer Besitzer hat
ihn außerdem stets im Blick. Randt bekam ihn Ende der 1980er-Jahre von einer
Tante geschenkt, die das Grundstück, auf dem er, auch damals schon vor Unwetter
gut geschützt, stand, verkaufen wollte. „Hätte sie gewusst, dass der 11er-Deutz
heute mehrere Tausend Euro wert ist, hät¬te sie ihn mir bestimmt nicht
überlassen. Damals woll¬te sie ihn einfach nur loswerden", erinnert er
sich. Es war vor allem Randts Begeisterung für mechanische Details, etwas
Nostalgie und der Hauch der guten, alten Zeit, die ihn sich aber auch damals
schon über das Geschenk freuen ließen. Randt: „Die anschauliche und verstehbare
Mechanik alter Traktoren hat mich schon immer fasziniert, aber auch die schöne
und ein-zigartige Optik der lang gezogenen Hauben. Und die Erinnerung an die
Landwirtschaft von früher, die so anders war als die heutige, die mittlerweile
oft von computergesteuerten Hightechmaschinen mit 400 PS bestimmt wird."
Seit einigen Jahren ist die Freude bei Randt noch größer
geworden, so wie auch bei vielen anderen Besitzern und Fans alter Traktoren.
Denn mit dem in den vergangenen zehn Jahren beständig im zweistel-ligen Bereich
wachsenden Markt alter Autos ging plötzlich auch ein ganz neuer Stern auf, der
früher ein Dasein im Schatten fristen musste: das Geschäft mit alten Traktoren.
Reiner Völker aus Hamburg, der seit über 30 Jahren Oldtimertreffen besucht,
bringt es auf den Punkt: „Es gab früher keine Szene für Oldtimer-traktoren-Liebhaber,
und es gab auch kein Interesse, Vergleichspreise einzuholen, weil jeder wusste,
dass sie praktisch nichts wert waren." Das hat sich grund-legend geändert.
Und so ist heute mit den kleinen und niedlich anzuschauenden Arbeitsgeräten richtig
Kasse zu machen. Es sind gut erhaltene Exemplare der Mar¬ken Porsche, Güldner,
Hanomag, Lanz, Deutz, Fendt und Schlüter, die heute wieder gefragt sind.
Wie gut sich das Geschäft entwickelt hat, sieht man am
Zustand der Porsche-Diesel-Fangemeinde, die sich vor zehn Jahren noch
überwiegend im priva-ten Rahmen oder in kleinen Gruppen treffen musste. Heute
dominieren hier dagegen medial begleitete Events, Touren oder nationale wie
internationale Club¬treffen, bei denen auch der Verkauf von seltenen Modellen
auf den Weg gebracht wird. Die Meetings haben aber noch einen pragmatischen
Grund. Weil es oft schwierig ist, Ersatzteile zu organisieren, ist man auf den
Rat oder die Vermittlungshilfe anderer Tre-cker-Freunde angewiesen. Oft finden
sich auf den großen Veranstaltung Experten, die wissen, wo man einen Ersatz für
ein verloren gegangenes oder kaput-tes Detail auftreiben oder wo man dieses
nachbauen lassen kann. Als Urvater der motorisierten Traktoren gilt der
amerikanische Unternehmer Henry Ford, der 1917 den Fordson entwickelte und
damit den ersten Vorläufer ganzer Generationen von Traktoren schuf. So folgte
bereits im Jahr 1921 in Deutschland der erfolgreiche Lanz Bulldog HL. Weil aber
von Oldtimer-traktoren aus der Zeit zwischen den beiden Weltkrie¬gen nur noch wenige
die turbulenten Zeiten über¬standen haben, stammen die meisten der
heutigen Sammlerstücke aus der Nachkriegs-
zeit. Trotzdem ist die Nachfrage auch bei
den Nachkriegsmodellen enorm und steigt
beständig. Ein Wertzuwachs ist daher grundsätzlich zu erwarten,
wenn der Zustand des Traktors nicht zu viele und kostenintensive Reparaturen
erfordert und der Kaufpreis realistisch ist. Eine gute Übersicht über die
Preisentwicklung der einzelnen Modelle lässt sich im Internet in den vielen
Sammlerbörsen verschaffen. Die Preise beginnen im unteren Segment bereits bei
2.000 Euro. Die Lieblinge der Szene sind dafür aber nicht zu bekommen. So
werden zum Beispiel für den bereits erwähnten Lanz Bulldog im Top-Zustand
sechsstellige Beträge bezahlt. Hoch angesehen sind auch Modelle von Fendt und
Porsche sowie zum Bei¬spiel die Baureihe 514 der Deutz AG mit einem bis vier
Zylindern. Die Power und Verlässlichkeit dieser Tre¬cker begründeten einst
ihren Ruf, der bis heute fort¬wirkt. Exemplare aus der Serie 05 und 06 werden
noch in diesen Tagen gern von Hobby- oder Ökoland¬wirten verwendet. Die
unverwüstlichen Traktoren aus der Kölner Traditionsfirma haben dazu den
Vorteil, dass die Firma bis heute über ein gut organisiertes Ersatzteillager
verfügt. Wem es mehr um Hubraum und Drehmoment geht, entscheidet sich dagegen
oft für einen Lanz. Nachdem der Glühkopf mit einer Löt¬lampe vorgeheizt wird,
nimmt man bei den Lanz Bull-dogern zuerst das Lenkrad von der Säule und setzt
dieses auf das Schwungrad der Kurbelwelle. Der Motor springt an, wenn man den
Kol¬ben mit einer Drehbewegung über den Totpunkt gehievt hat. Rumpelt der
einprägsame und unverkennbare Klang des Bulldogs los, hat man alles richtig
gemacht. Der Lanz Bull¬dog war besonders bei Zirkus¬gruppen, Markthändlern und
anderem reisenden Händlervolk beliebt und wurde mit ihnen auch einer breiten
Stadtbevölkerung bekannt. Sicherlich einer der Gründe, warum er bis heute im
kollektiven Gedächtnis noch immer so präsent ist. Großes Interesse, beson¬ders
bei Tüftelliebhabern wecken Modelle der Firma Schlüter. Ab dem Ende der
1930er-Jahre entwickelte
das Unternehmen vor allem kleinere Traktoren. Seit dem Jahr
1942 wurden von Schlüter Holzgasschlep-per und Holzgaselektro-Aggregate
produziert, die wegen des Benzinmangels im Krieg nur mit 25 und 50 PS liefen.
Später, in den 1970er-Jahren formte die oberbayerische Firma dann mit der
Entwicklung eines kräfti¬gen, äußerst beliebten Sechs¬zylindermotors ihren Ruf
als Mercedes unter den Traktoren. Auch deshalb nehmen die Tre¬cker dieses Hauses
bis heute bei den Sammlern eine heraus-ragende Kultstellung ein. Glei¬ches gilt
für die Marke Porsche. Die Idee eines Volkstraktors, die im Dritten Reich von
Ferdinand Porsche entwickelt wurde, griff man Mitte der 1950er-Jahre wieder auf
und integrierte einige geniale vereinfachende Grundideen Porsches in das neue
Baukastensystem: die Geburtsstunde der legen-dären Porsche-Diesel-Trecker
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