Dienstag, 25. Juni 2013

Santorin Greece Reise Travel SelMcKenzie Selzer-McKenzie


Santorin Greece Reise Travel SelMcKenzie Selzer-McKenzie



Ein Reisebericht von D.Selzer-McKenzie
Santorin, die Inselgruppe in der Ägäis, war einmal ein großer Vulkan. Jeder Aussichtspunkt hier bietet einen Blick hinab in den Krater, an dessen Rand sich Postkarten-Orte klammern.


Komm, da vorne: Die Felsen bieten sich zum Sitzen und Aufs-Meer-schauen an. Was hast Du zum Frühstück dabei? Brot vom Bäcker in Thira, ganz warm noch. Schafskäse, Oliven. Griechi¬schen Joghurt mit Honig, so cremig, dass man ihn am liebsten mit den Fingern essen würde. Und der Kaffee in der Thermoskanne aus dem Hotel dampft sogar noch! Komm, setz Dich, setz Dich neben mich, iss und schau: So ein Pano¬rama gibt es nur hier. Was siehst Du? Das Meer? Ja, natürlich. Das Meer ist überall, so weit das Auge reicht an diesem frühen Ägäismorgen, vor uns, links, rechts, eine gehämmerte Scheibe aus blauem Stahl, weit, groß, unergründlich. Und mitten in diesem Meer sitzen wir, auf unserer Klippe, auf unserer Insel, auf Santorin, auf dem Rand eines der größten Vulkane des Mittel¬meeres. Siehst du, wie die Insel sich biegt, fast so wie eine Klammer? Wenn du diesen Bogen mit dem kleinen Thiasia dort hinten am Horizont verbindest, dann hast du den Kraterrand kom¬plett. Und wenn wir auf dem Rand sitzen, dann ist das vor uns, das Meer in der Mitte, dann ist
s „Minoische Eruption". Auf der Insel in Stein auf dem anderen. Als alles vorbei ir das alte Santorin verschwunden. Seine nd jenes Santorin, das wir heute kennen. der Grund, weswegen keine andere Insel 3äis - möglicherweise keine andere Insel reit - einen derartigen Ausblick bietet. in ist geformt wie ein umgekehrtes großes t dem Meer in der. Mitte. Früher war -in einmal ein großes 0, aber bei dem nausbruch damals brach ein Drittel des indes weg und das Wasser rauschte in das 0, das seitdem nur noch ein großes C ist. an den Rand des Kraters krallen sich nun arten-Orte wie Fira und Oia mit ihren ver-htelten, übereinander gestapelten Häusern.
egal, auf welcher Inselseite: Der Blick in die ist atemberaubend.
les funkelt und blitzt
Ich, das stimmt schon: Santorin ist bezaubern-r als jede Postkarte von Santorin, und des¬sen wirkt Santorin schon in kleinsten Do¬mengen. Es fällt einem zum Beispiel unglaub-

zum blauen Gartenzaun und der wiederum zu den blauen Kuppeln der Kirchen. Selbst die Schubkarre ist in Ägäis-Blau gestrichen (seitdem ist sie allerdings festgekettet, weil sie sonst von fotografierenden Touristen von einer Hauswand zur nächsten gekarrt würde).
Die Katzen liegen so malerisch auf den weiß ver¬putzten Treppenstufen, als seien sie nur Attrap¬pen. Die gestikulierenden Männer im Kafenion unten am Hafen posieren offensichtlich für eine Neuverfilmung von „Alexis Sorbas". Und wenn sich die verhutzelten Großmütterchen auf den steilen Treppen nicht so abmühen würden, könnten sie auch als Statisten im Dienste der Fremdenverkehrswerbung durchgehen. Wahr¬scheinlich würde Poseidon eine Insel wie Santo¬rin modellieren, wenn Zeus ihm sagte: Posi, alter Kumpel, die Ägäis ist mir ein bisschen zu lang¬weilig, mach mir doch einfach mal ein bisschen Land da mittenrein. Anders gesagt: Eine griechi¬sche Insel muss wie Santorin aussehen - so und nicht anders.
Hier ist eigentlich immer Betrieb. Beim Früh¬stück morgens auf der Klippe geht der Blick hin¬unter, wo die großen Kreuzfahrtschiffe vor

gigantischen Vulkanausbruch damals sei viel mehr im Meer versunken als bloß eine kleine Kykladeninsel. Ist überall nachzulesen, steht in jedem Reiseführer, aber auf Santorin findet sich nichts dazu. Sehr sympathisch ist das! Es gibt ge¬nügend Orte und Regionen, die aus einer solchen Steilvorlage einen Höllenrummel entfachen wür¬den, vom Atlantis-Erlebnispark bis zum „Der Tag, an dem die Welt unterging"-Musical mit Costa Cordalis in der Hauptrolle. Auf Santorin gibt es nichts davon, überhaupt nichts. Wahr¬scheinlich haben die Menschen hier schon früh gelernt, dass nichts auf dieser Insel so einzigartig ist wie das Panorama. Und möglicherweise ja auch, dass, wer am Rande eines Vulkankraters lebt, auf einem kleinen Stück Land mitten im Ozean, die Götter nicht herausfordern sollte.
Kino-Vorstellung im Kopf
Stattdessen wurde Akrotiri ausgegraben, die Res¬te einer alten Stadt. Ihre Bewohner hatten damals Glück: Weil sich der Vulkanausbruch durch Erd¬beben ankündigte, konnten sich die Menschen auf Schiffen in Sicherheit bringen. Jetzt steht ihre



Miezen zu mieten? Eine Buchhandlung, die für streunende Katzen Entspannt shoppen die Touristen in Santorins Souvenirläden und andere Geschäfte
neues Zuhause geworden ist, bittet so um Spenden fürs Futter.       den schattigen Gassen von Fira.       bieten am Hafen zahlreiche Mitbringsel an.

lich schwer, die Hotelzimmerterrasse mit ihrem Einmal-im-Leben-Panorama zu verlassen, steil hinunter ins Meer und bis hinaus in alle Ewig¬keit. Bei einer Tasse Kaffee, einem Glas Wasser oder einem Glas Wein geht die Zeit vorüber. Und wer genug Geduld hat, sieht die Sonne hinter der Ägäis versinken. Alles funkelt und blitzt und glit¬zert, als habe sich das Wasser in flüssiges Gold verwandelt. Wer den Blick vom Meer abwenden kann, sich umdreht und Santorin selbst betrach¬tet, dem scheint es, als ob die Insel leuchtet. Von innen heraus. Aus sich selbst.
Sehen, schauen, betrachten: Viel mehr braucht es nicht auf Santorin. Langweilig wird das nie. Manchmal sieht die Insel bis ins kleinste Detail durchstrukturiert aus: Der blaue Türrahmen passt zu den blauen Fensterläden, und die passen

Anker gehen, eins, zwei, drei, vier, dann noch ein paar mondäne Yachten plus Fähren plus zwei Handvoll Segler, bis da unten irgendwann beina¬he so viele Schiffe liegen wie damals vor Troja. Bis zu 10.000 Tagestouristen kommen jeden Tag hinauf. Wer das nicht mag, macht sich in diesen Stunden besser davon. Entweder ab in eine lange, ausgedehnte Mittagspause. Oder ins Inland, in einen Ort wie Pirgos Kallistis zum Beispiel, wo die Wirte in den kleinen Restaurants fast schon erstaunt scheinen über Reisende, die vom Krater¬rand mit dem Bus herangefahren kommen. Er¬staunt und anschließend sehr fürsorglich: Die Portionen, die sie an die Tische bringen, kann beim besten Willen niemand bezwingen.
Manche Forscher glauben übrigens, Santorin sei der letzte verbliebene Rest von Atlantis. Bei dem

Stadt Besuchern offen: Archäologen haben eine luftige, moderne Halle um und über sie gebaut, in der ein Holzsteg zu den wichtigsten Ruinen führt. Akrotiri ist ein beeindruckender Ort. Er be¬schwört Bilder herauf, und irgendwann beginnt im Kopf eine Kino-Vorstellung, die eine ganze Zeit lang dauert und noch immer läuft, wenn es nach dem Museumsbesuch zum nahen Strand hinuntergeht. Wer sich dort in den Sand setzt, schaut hinaus und stellt sich die Boote und Schiffe vor, wie sie die Heimat verließen und ins Ungewisse segelten. Fort von der Insel, bloß fort. Und hinaus auf jenes Meer, über das heute all die gezogen kommen, die sich von dem versunkenen Vulkan bezaubern lassen wollen. ■


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