Santorin Greece Reise Travel SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/d2YRLHbWrGc
Ein Reisebericht von D.Selzer-McKenzie
Santorin, die Inselgruppe in der Ägäis, war einmal ein
großer Vulkan. Jeder Aussichtspunkt hier bietet einen Blick hinab in den
Krater, an dessen Rand sich Postkarten-Orte klammern.
Komm, da vorne: Die Felsen bieten sich zum Sitzen und
Aufs-Meer-schauen an. Was hast Du zum Frühstück dabei? Brot vom Bäcker in
Thira, ganz warm noch. Schafskäse, Oliven. Griechi¬schen Joghurt mit Honig, so
cremig, dass man ihn am liebsten mit den Fingern essen würde. Und der Kaffee in
der Thermoskanne aus dem Hotel dampft sogar noch! Komm, setz Dich, setz Dich
neben mich, iss und schau: So ein Pano¬rama gibt es nur hier. Was siehst Du?
Das Meer? Ja, natürlich. Das Meer ist überall, so weit das Auge reicht an
diesem frühen Ägäismorgen, vor uns, links, rechts, eine gehämmerte Scheibe aus
blauem Stahl, weit, groß, unergründlich. Und mitten in diesem Meer sitzen wir,
auf unserer Klippe, auf unserer Insel, auf Santorin, auf dem Rand eines der
größten Vulkane des Mittel¬meeres. Siehst du, wie die Insel sich biegt, fast so
wie eine Klammer? Wenn du diesen Bogen mit dem kleinen Thiasia dort hinten am
Horizont verbindest, dann hast du den Kraterrand kom¬plett. Und wenn wir auf
dem Rand sitzen, dann ist das vor uns, das Meer in der Mitte, dann ist
s „Minoische Eruption". Auf der Insel in Stein auf dem
anderen. Als alles vorbei ir das alte Santorin verschwunden. Seine nd jenes
Santorin, das wir heute kennen. der Grund, weswegen keine andere Insel 3äis -
möglicherweise keine andere Insel reit - einen derartigen Ausblick bietet. in
ist geformt wie ein umgekehrtes großes t dem Meer in der. Mitte. Früher war -in
einmal ein großes 0, aber bei dem nausbruch damals brach ein Drittel des indes
weg und das Wasser rauschte in das 0, das seitdem nur noch ein großes C ist. an
den Rand des Kraters krallen sich nun arten-Orte wie Fira und Oia mit ihren
ver-htelten, übereinander gestapelten Häusern.
egal, auf welcher Inselseite: Der Blick in die ist
atemberaubend.
les funkelt und blitzt
Ich, das stimmt schon: Santorin ist bezaubern-r als jede
Postkarte von Santorin, und des¬sen wirkt Santorin schon in kleinsten
Do¬mengen. Es fällt einem zum Beispiel unglaub-
zum blauen Gartenzaun und der wiederum zu den blauen Kuppeln
der Kirchen. Selbst die Schubkarre ist in Ägäis-Blau gestrichen (seitdem ist
sie allerdings festgekettet, weil sie sonst von fotografierenden Touristen von
einer Hauswand zur nächsten gekarrt würde).
Die Katzen liegen so malerisch auf den weiß ver¬putzten
Treppenstufen, als seien sie nur Attrap¬pen. Die gestikulierenden Männer im
Kafenion unten am Hafen posieren offensichtlich für eine Neuverfilmung von
„Alexis Sorbas". Und wenn sich die verhutzelten Großmütterchen auf den
steilen Treppen nicht so abmühen würden, könnten sie auch als Statisten im
Dienste der Fremdenverkehrswerbung durchgehen. Wahr¬scheinlich würde Poseidon
eine Insel wie Santo¬rin modellieren, wenn Zeus ihm sagte: Posi, alter Kumpel,
die Ägäis ist mir ein bisschen zu lang¬weilig, mach mir doch einfach mal ein
bisschen Land da mittenrein. Anders gesagt: Eine griechi¬sche Insel muss wie
Santorin aussehen - so und nicht anders.
Hier ist eigentlich immer Betrieb. Beim Früh¬stück morgens
auf der Klippe geht der Blick hin¬unter, wo die großen Kreuzfahrtschiffe vor
gigantischen Vulkanausbruch damals sei viel mehr im Meer
versunken als bloß eine kleine Kykladeninsel. Ist überall nachzulesen, steht in
jedem Reiseführer, aber auf Santorin findet sich nichts dazu. Sehr sympathisch
ist das! Es gibt ge¬nügend Orte und Regionen, die aus einer solchen
Steilvorlage einen Höllenrummel entfachen wür¬den, vom Atlantis-Erlebnispark
bis zum „Der Tag, an dem die Welt unterging"-Musical mit Costa Cordalis in
der Hauptrolle. Auf Santorin gibt es nichts davon, überhaupt nichts.
Wahr¬scheinlich haben die Menschen hier schon früh gelernt, dass nichts auf dieser
Insel so einzigartig ist wie das Panorama. Und möglicherweise ja auch, dass,
wer am Rande eines Vulkankraters lebt, auf einem kleinen Stück Land mitten im
Ozean, die Götter nicht herausfordern sollte.
Kino-Vorstellung im Kopf
Stattdessen wurde Akrotiri ausgegraben, die Res¬te einer
alten Stadt. Ihre Bewohner hatten damals Glück: Weil sich der Vulkanausbruch
durch Erd¬beben ankündigte, konnten sich die Menschen auf Schiffen in
Sicherheit bringen. Jetzt steht ihre
Miezen zu mieten? Eine Buchhandlung, die für streunende
Katzen Entspannt shoppen die Touristen in Santorins Souvenirläden und andere Geschäfte
neues Zuhause geworden ist, bittet so um Spenden fürs
Futter. den schattigen Gassen von
Fira. bieten am Hafen zahlreiche
Mitbringsel an.
lich schwer, die Hotelzimmerterrasse mit ihrem
Einmal-im-Leben-Panorama zu verlassen, steil hinunter ins Meer und bis hinaus
in alle Ewig¬keit. Bei einer Tasse Kaffee, einem Glas Wasser oder einem Glas
Wein geht die Zeit vorüber. Und wer genug Geduld hat, sieht die Sonne hinter
der Ägäis versinken. Alles funkelt und blitzt und glit¬zert, als habe sich das
Wasser in flüssiges Gold verwandelt. Wer den Blick vom Meer abwenden kann, sich
umdreht und Santorin selbst betrach¬tet, dem scheint es, als ob die Insel
leuchtet. Von innen heraus. Aus sich selbst.
Sehen, schauen, betrachten: Viel mehr braucht es nicht auf
Santorin. Langweilig wird das nie. Manchmal sieht die Insel bis ins kleinste
Detail durchstrukturiert aus: Der blaue Türrahmen passt zu den blauen
Fensterläden, und die passen
Anker gehen, eins, zwei, drei, vier, dann noch ein paar
mondäne Yachten plus Fähren plus zwei Handvoll Segler, bis da unten irgendwann
beina¬he so viele Schiffe liegen wie damals vor Troja. Bis zu 10.000
Tagestouristen kommen jeden Tag hinauf. Wer das nicht mag, macht sich in diesen
Stunden besser davon. Entweder ab in eine lange, ausgedehnte Mittagspause. Oder
ins Inland, in einen Ort wie Pirgos Kallistis zum Beispiel, wo die Wirte in den
kleinen Restaurants fast schon erstaunt scheinen über Reisende, die vom
Krater¬rand mit dem Bus herangefahren kommen. Er¬staunt und anschließend sehr
fürsorglich: Die Portionen, die sie an die Tische bringen, kann beim besten
Willen niemand bezwingen.
Manche Forscher glauben übrigens, Santorin sei der letzte
verbliebene Rest von Atlantis. Bei dem
Stadt Besuchern offen: Archäologen haben eine luftige,
moderne Halle um und über sie gebaut, in der ein Holzsteg zu den wichtigsten
Ruinen führt. Akrotiri ist ein beeindruckender Ort. Er be¬schwört Bilder
herauf, und irgendwann beginnt im Kopf eine Kino-Vorstellung, die eine ganze
Zeit lang dauert und noch immer läuft, wenn es nach dem Museumsbesuch zum nahen
Strand hinuntergeht. Wer sich dort in den Sand setzt, schaut hinaus und stellt
sich die Boote und Schiffe vor, wie sie die Heimat verließen und ins Ungewisse
segelten. Fort von der Insel, bloß fort. Und hinaus auf jenes Meer, über das
heute all die gezogen kommen, die sich von dem versunkenen Vulkan bezaubern
lassen wollen. ■
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