Dienstag, 14. September 2010

Baumwolle Rohstoffe Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Baumwolle Rohstoffe Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
Video
http://www.youtube.com/watch?v=HSmN66B5t-4

Gegenwärtig ist Baumwolle zur Lieferung im Dezember um mehr als die
Hälfte teurer als noch vor Jahresfrist. Händler verweisen zur Begründung
vor allem auf historisch betrachtet ungewöhnlich niedrige Lagerbestände.
Innerhalb der vergangenen zwölf Monate sind die Vorräte in den
Lagerhäusern der „Intercontinental Exchange“ (ICE) um etwa 95 Prozent
auf rund 18.000 Ballen (zu 218 Kilogramm) gefallen, was den tiefsten
Stand seit mehr als 8 Jahren markiert. Kaufinteressenten haben entsprechend
Schwierigkeiten, ihren Bedarf zu decken. Das gilt auch außerhalb
der börsenzertifizierten Lagerhäuser. Trotz guter Ernteaussichten in den
USA, Indien und Australien rechnet das US-Landwirtschaftsministerium
zum Ende der Saison 2010/2011 am 31. Juli des kommenden Jahres mit
einem Rückgang der globalen Bestände auf 45,6 Millionen Ballen. Ein
vergleichbarer Wert wurde zuletzt vor mehr als 10 Jahren erreicht.
Diese Entwicklung spiegelt sowohl die unzureichende Produktion der
vergangenen Jahre als auch die unerwartet robuste Nachfrage der
Textilindustrie. Auf der Angebotsseite zeichnet sich der Baumwollmarkt
seit etwa fünf Jahren durch ein kontinuierliches Defizit aus. Der
Niedergang der Lagerbestände ist keine Folge eines Sonderereignisses,
sondern Ausdruck eines länger währenden strukturellen Ungleichgewichts.
Dieser zu Grunde liegende Trend wurde zwar zwischenzeitlich
durch eine Nachfragedelle in Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise
überlagert, rückt nun aber wieder verstärkt in den Vordergrund. Die geringere
Nachfrage resultierte in erster Linie aus dem damaligen Lagerabbauzyklus
der Textilhersteller, die sich auf eine länger andauernde
Phase schlechtere r Absatzbedingungen e instell ten. Entgeg en d en
Erwartungen zeigte sich die tatsächliche Endkundennachfrage jedoch
überraschend stabil, in Teilen Asiens sogar dynamisch. Vor diesem
Hintergrund sehen sich viele Textilhersteller seit einiger Zeit gezwungen,
die zuvor geleerten Bestände bei ungünstigen Marktverhältnissen
aufzufüllen.
Dabei konkurrieren die Hersteller zunehmend mit Finanzinvestoren um
die knappen Vorräte an den Terminbörsen. In den vergangenen Wochen
habe n spekulativeMarktteilnehm er ihre Wetten a u f steigende
Notierungen deutlich ausgeweitet, und so für zusätzliche Nachfrage
gesorgt. Laut den neuesten Daten der CFTC hält diese Gruppe aktuell
eine Netto-Longposition von mehr als 72.000 Kontrakten. Das entspricht
einem Anteil von rund 36 Prozent am gesamten Long-Open-Interest.
Unter dem Strich sind Hedge-Fonds und andere institutionelle Anleger
damit so stark engagiert, wie zuletzt kurz vor dem Platzen der
Rohstoffpreisblase im Jahr 2008. Die starke Positionierung dieser teilweise
sehr kurzfristig handelnden Akteure spricht dafür, dass zumindest ein
Teil des jüngsten Kursanstieges eine Übertreibung darstellen könnte.
Ob die fundamentalen Bedingungen den gegenwärtigen Preis tatsächlich
rechtfertigen bleibt fraglich. Nach Schätzungen des US-Landwirtschaftsministeriums
wird die globale Produktion in der am 1. August
angelaufenen Saison 2010/2011 um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr
auf 116,85 Millionen Ballen ansteigen. Dem gegenüber sei ein Anstieg
Der Agrarsektor sorgt weiter für erhebliche Bewegung an den Warenterminbörsen. Viele Rohstoffe erreichten in den vergangenen Monaten die
höchsten Notierungen seit Jahren. Das gilt etwa für Mageres Schwein und Mais, Kaffee und Kakao, in besonderem Maß aber für Baumwolle.
Mit Kursen von mehr als 92 US-Cent pro Pfund markierte die Textilfaser in dieser Woche den höchsten Stand seit 1995.
der globalen Nachfrage um 2,7 Prozent auf mehr als 120 Millionen
Ballen möglich, heißt es in der letzten Schätzung der Behörde. Während
auf den etablierten Märkten der Industrienationen wenig Wachstum zu
erwarten ist, sorgt das ungebrochen hohe Wirtschaftswachstum in
Indien und vor allem in China für größere Nachfrage. Allerdings dürfte
eine zunehmende Zahl von Herstellern von den hohen Preisen abgeschreckt
werden, und versuchen Baumwolle durch günstigere synthetische
Fasern zu substituieren. Der Einfluss dieser Maßnahmen auf den
tatsächlichen Verbrauch lässt sich jedoch kaum quantifizieren. Auf der
Gegenseite besteht die reale Gefahr, dass Exportländer ihre Ausfuhren
beschränken, um den Preisanstieg auf dem Inlandsmarkt abzukühlen.
Das würde eine weitere Verknappung des Weltmarktangebots nach sich
ziehen.
Unabhängig davon dürfte die unmittelbar vorherrschende Knappheit im
vierten Quartal zunächst abebben. Dafür sorgen vor allem die USA, die
mit einem erwarteten Ertrag von 18,2 Millionen Ballen um rund
50 Prozent mehr Baumwolle auf den Markt bringen werden als im
Vorjahr. Auch in Indien deutet vieles auf eine ausgesprochen gute
Ertragsentwicklung hin. In der bis Ende September andauernden Saison
rechnen Marktbeobachter mit einem Ausstoß von 29,5 Millionen Ballen
(zu 170 Kilogramm), in der kommenden Periode könnte der Wert auf
32 Millionen Ballen gesteigert werden. Obwohl bereits wieder Gerüchte
um eine mögliche Fortsetzung der Exportbeschränkungen des Landes
kursieren, deutet vieles darauf hin, dass Indien wie in vergangenen
Jahren auch wieder eine wichtige Rolle als Exporteur einnehmen wird.
Sollten in den nächsten Wochen neue Meldungen über wetterbedingte
oder sonstige Erntebeeinträchtigungen ausbleiben, rechnen wir mit
Gewinnmitnahmen institutioneller Investoren. Angesichts der erheblichen
Positionsgröße dieser Anlegergruppe wäre auch ein deutlicherer
Rücksetzer vorstellbar. Wegen der sehr geringen Lagerbestände und der
hohen Präsenz spekulativer Marktteilnehmer sollten Privatanleger derzeit
jedoch nur mit äußerster Vorsicht auf dem Markt aktiv werden, da diese
Ausgangslage plötzliche und heftige Kursbewegungen.

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