Sonntag, 5. September 2010

Videotext Teletext Fernsehen SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Videotext Teletext Fernsehen SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
Video
http://www.youtube.com/watch?v=Q6uVnzB_Tuo

Unter Teletext (in Deutschland bei ARD/ZDF Videotext genannt) versteht man eine Kommunikationsform zur Verbreitung von Nachrichten, Texten und bildhaften Darstellungen, die in der Austastlücke des Fernsehsignals eines Fernsehsenders ausgestrahlt werden, und aus denen der Benutzer gewünschte Angaben zur Darstellung auf dem Bildschirm eines Fernsehgerätes auswählen kann.[1]

Übertragung und Praxis []
Ein analoges Fernsehbild nach mitteleuropäischer Fernsehnorm hat 625 Bildzeilen, davon werden aber nur 576 Zeilen für die Übertragung eines Bildinhalts benutzt, der Rest ist die Austastlücke, während der sich das Fernsehgerät auf den Empfang des nächsten Bildes vorbereitet. So kamen Anfang der 1970er Jahre englische Fernsehtechniker der BBC auf die Idee, Zusatzinformationen in diesem ungenutzten Bereich zu übertragen. Daraus entstand 1974 die erste Spezifikation des U. K. Teletext Standard. Dessen Textdaten sind seitenweise organisiert und bieten Platz für 25 Zeilen zu je 40 Zeichen Text (23 Zeilen sind frei editierbar, die anderen für Kopf- und Fußzeilen reserviert).[2] Die Seiten können mit 96 verschiedenen Buchstaben, Ziffern und Sonderzeichen sowie 128 Grafikzeichen gestaltet werden. Dies entspricht dem Stand der Technik zur Zeit der Einführung des Teletexts. Der Hintergrund kann üblicherweise zwischen deckend (zur besseren Lesbarkeit) und transparent (zur Verfolgung des Programms) umgeschaltet werden.
Ältere Fernseher bauen jede Seite einzeln aus dem Datenstrom auf, was zu langen Wartezeiten führen kann. Da nicht alle Seiten gleichzeitig in der Austastlücke kodiert werden, müssen diese Geräte warten, bis die angeforderte Seite ausgestrahlt wird. Die heute üblichen Seitenspeicher in Fernsehgeräten waren trotz des geringen Umfangs der Daten in der Anfangszeit des Teletextsystems aus Herstellersicht zu teuer. In älteren Geräten konnten einzelne Seiten bestimmt werden, welche im Speicher landen sollten und dadurch schneller verfügbar waren. Da jedoch heutzutage die Preise für Speicherbausteine stark gefallen sind, verfügen aktuelle Geräte meist über einen Speicher mit einem Umfang von zehn bis mehr als 2000 Seiten (vermarktet unter Begriffen wie MegaText oder TOP-Text), aus dem die Seite abgerufen werden kann. Obwohl Teletext nur Seitennummern von 100–899 (Kodierung s. u.) haben kann, ist ein Speicher von mehr als 800 Seiten sinnvoll: diese Speicher können auch noch die Unterseiten einzelner Tafeln speichern.
Obwohl der Teletext immer mit dem aktuellen Fernsehbild übertragen wird, ist eine Aufzeichnung des Textes mit dem Programm mit handelsüblichen analogen Videorecordern (VHS) normalerweise aufgrund der zu geringen Bandbreite kaum möglich, dazu sind S-VHS- oder besser professionelle Systeme (z. B. Betacam SP) erforderlich.
Datenrate [Bearbeiten]
Ein europäisches PAL-Fernsehbild ermöglicht in der vertikalen Austastlücke eine Datenübertragung von bis zu 128 kbit/s. Teletext benötigt je nach Text Level lediglich 15 KBit/s bis 47 KBit/s.
Adressierung [Bearbeiten]
Die einzelnen Seiten oder Tafeln werden über einen dreistelligen Code ausgewählt. Die erste Ziffer der Seitennummer, das so genannte Magazin, ist mit 3 Bit codiert und kann nur die Werte 1–8 annehmen (0 wird als 8 interpretiert), die zweite und dritte Ziffer sind mit 4 Bit codiert, wodurch auch Hexadezimalzahlen möglich sind, die man allerdings mit normalen Fernsehgeräten nicht aufrufen kann. Adressen wie 1F6 oder 8AA werden jedoch teilweise für Testseiten, Steuerseiten für den TOP-Text oder gebührenpflichtige Teletextangebote genutzt.
Die Seiten werden nacheinander in einer Endlosschleife übertragen; da in jede einzelne Austastlücke nur wenige Daten passen, dauert es daher nach der Wahl einer Seite eine Zeit lang, bis diese wieder gesendet wird. Das Ergebnis wird im Empfänger gespeichert, damit es in Ruhe betrachtet werden kann. Bessere Fernsehgeräte haben heute oft Speicher, in denen viele (typischerweise 100 bis 200) oder alle Seiten, teilweise sogar Unterseiten, gleichzeitig gespeichert werden können. Somit stehen diese dann bei Anwahl sofort zur Verfügung. Nur nach einem Senderwechsel dauert es immer noch einige Zeit (ein bis zwei Minuten), bis die Seiten des neuen Senders gespeichert sind. Um die Wartezeiten zu vermeiden, die insbesondere bei selten übertragenen oder gar nicht vorhandenen Seiten auftreten, können viele Teletext-Angebote auch über das Internet abgerufen werden. Hierbei werden die Verweise auf andere Seiten (manchmal auch einfach alle Kombinationen aus drei Ziffern) in Hyperlinks auf die entsprechende Seite umgewandelt.
Seitenbelegung [Bearbeiten]
Inhalt des Teletextes sind meist programmbezogene Zusatzinformationen, das Fernsehprogramm oder Nachrichten. Viele Privatsender senden außerdem Werbung,[3] überwiegend für gebührenpflichtige Telefon-Hotlines, Gewinnspiele oder Erotik-Angebote.[4] Vereinzelt wurde auch mit interaktiven Teletextseiten experimentiert, bei der ein Anrufer über ein Telefon mit Tonwahl beispielsweise Kleinanzeigen aufgeben konnte, die Bedeutung dieser Angebote ist jedoch durch das Internet zurückgegangen. Dagegen sind bei den deutschen Privatsendern inzwischen SMS-basierte interaktive Angebote (SMS-Chat, auch Kleinanzeigen) recht verbreitet.
Bei den deutschen, österreichischen und Schweizer Vollprogrammen (Das Erste, ZDF, RTL, Sat.1, ProSieben, VOX, Kabel eins, RTL 2, ORF 1, ORF 2, SF 1, SF zwei, SF info und 3+) ergibt sich folgende Aufteilung der Inhalte:
• Seite 100 ist die Startseite
• Seite 110 ff. Nachrichten (Schweizer Fernsehen: Seite 101 ff.)
• Seite 200 ff. Sport (Schweizer Fernsehen SF: Seite 180 ff.)
• Seite 300 ff. TV-Programm
• Seite 333 Name der aktuell ausgestrahlten Sendung (transparent)
Daneben werden je nach Sender (besonders in den öffentlich-rechtlichen) weitere Nachrichten zu speziellen Themen auf anderen Seiten angeboten (z. B. Wissenschaft, Gesundheit, Natur, Wirtschaft, Börsenkurse und Prominews) für die in den Nachrichtensendungen keine Zeit ist. Daneben programmbegleitende Informationen zum Nachlesen, Tipps, Ankunfts- und Abflugzeiten an Flughäfen, Stauprognosen, Weltzeituhr, in den dritten Programmen auch Verkehrsnachrichten etc.
Seiten können aus mehreren Unterseiten bestehen, die nacheinander übertragen und angezeigt werden. Solche Seiten erkennt man an Markierungen wie 1/2 (erste von zwei Unterseiten).
Fast jeder Teletextdienst sendet auf einer Seite ein Testbild aus, mit dem verfügbaren Zeichensatz und Darstellung von Buchstaben in doppelter Höhe, blinkendem Text und versteckter Information (Rätseltaste), und eine weitere Seite, die Clockcracker-Testseite, die fehlerfrei dargestellt wird, wenn die Taktfrequenz des Decoders zum Fernsehbild synchron ist. Wenn der Clockcracker nicht richtig dargestellt wird, läuft der Decoder zu schnell oder zu langsam und muss nachgeregelt werden.
Einige Sender senden zu bestimmten Sendungen auch Untertitel für Hörgeschädigte über den Teletext. Diese enthalten dann die Dialoge der Personen und beschreiben wichtige Geräusche. Die Untertitel befindet sich meistens auf den Seiten 777 (ZDF, Österreich, Schweiz), 149 (Privatsender) oder 150 (ARD und Dritte).
Gebrauch des Teletextes zur Programminformation [Bearbeiten]
Die meisten Teletextdienste bieten eine Programmvorschau für die nächsten Tage, manche auch für mehrere Sender. Viele Sender bieten eine Tafel, auf der zu sehen ist, was gerade und als nächstes gesendet wird. Es wird ein kleines Textfeld ins Bild eingeblendet, sodass man weiter dem laufenden Fernsehprogramm folgen kann. Bei deutschen Sendern wird dafür üblicherweise Tafel 333 verwendet. Weil der Teletext von einer Redaktion ständig aktualisiert wird, erscheinen dort meistens Programmänderungen sofort.
Auch bei Sportereignissen wie z. B. Fußballspielen, werden die aktuellen Ergebnisse in einer Ecke des Bildschirms dargestellt ohne den Rest des Bildes zu verdecken.
Verbesserungen für die erleichterte Bedienung [Bearbeiten]


Vergleich zwischen Teletext-Level 1.0 und 2.5 (ZDF-Text Seite 100)


TOP (Table Of Pages) [Bearbeiten]
Um die Bedienung zu erleichtern, wurde in Deutschland das TOP-Text-System (Table Of Pages) eingeführt. Über Daten auf speziellen Steuerseiten werden die einzelnen Tafeln in Rubriken eingeteilt, sog. Blöcke für eine höhere Hierarchieebene (z. B. Nachrichten, Sport, Programm) und Gruppen darunter (z. B. Inland/Ausland, Fußball/Tennis). Den Seiten können Kurzbezeichnungen zugeordnet werden, die in einer 25. Zeile farbig angezeigt und mit vier farbigen Tasten auf der Fernbedienung angewählt werden können. Außerdem werden Informationen übermittelt, welche Seiten existieren und welche über Unterseiten verfügen, mit deren Hilfe der Decoder die Zeile 25 generiert oder z. B. auch anzeigen kann, dass eine angewählte Seite nicht existiert.
FLOF (Full Level One Facilities) [Bearbeiten]
Beim FLOF-System (Full Level One Facilities), auch FasText genannt, kann mit jeder Seite die 25. Zeile mit Bezeichnungen, Darstellung und Nummern der Sprungziele separat übertragen werden. Damit hat die Redaktion die Möglichkeit, diese Verweise auf bis zu vier Seiten selbst zu gestalten und den Leser auf z. B. inhaltlich verwandte Themen (oder auch Werbeseiten, etc.) zu leiten. Eine Information, welche Seiten existieren oder Unterseiten haben, gibt es bei FLOF nicht. Auch wird, anders als bei TOP, die zur jeweiligen Seite gehörende Information in der 25. Zeile erst beim Auffinden der angewählten Seite angezeigt, und nicht schon bei der Eingabe der Seitennummer wie bei TOP.
Mittlerweile unterstützen die meisten Decoder beide und nutzen fast alle Teletext-Dienste eines der Systeme – in Deutschland die meisten TOP, in anderen Ländern häufiger FLOF.
HiText [Bearbeiten]
Eine weitere abwärtskompatible Erweiterung des Teletext-Standards mit der Bezeichnung Level 2.5 oder HiText erlaubt u. a. die freie Definition von 16 Farben, erweiterte Sonderzeichen und die freie Definition eigener Zeichen, wodurch hochauflösendere Grafiken möglich werden. Diese wird allerdings bislang von relativ wenigen Decodern unterstützt und deshalb auch erst von wenigen Teletext-Diensten (im deutschsprachigen Raum z. B. ZDF, Bayerischer Rundfunk, BRalpha, SWR Fernsehen, 3sat, Phoenix) angeboten.
Die Teletext-Norm ETSI EN 300 706 definiert noch einen darüber hinausgehenden Level 3.5 (mit farbigen hochauflösenden Grafiken, Proportionalschrift etc.), der allerdings kaum von Decodern oder Diensten unterstützt wird.
Weitere Bedienerleichterungen [Bearbeiten]
Auf der Ebene Decoder/Fernsehgerät/Fernbedienung gibt es eine Vielzahl von Funktionen, welche die Bedienung erleichtern:
• veränderte Darstellung der Farbe und Schriftgröße
• gezielte Anwahl einer Unterseite
• das sog. Page Catching ermöglicht es, den im Text dargestellten Seitennummern wie einem Link zu folgen: Das System erkennt diese an 3 aufeinanderfolgenden Ziffern; mit Tasten der Fernbedienung können diese angewählt werden, und mit Drücken der OK-Taste wählt der Decoder diese Seitennummer an.
Einzelne Länder [Bearbeiten]
Deutschland [Bearbeiten]
Der gemeinsame Teletext von ARD und ZDF, dessen zehnjährige Testphase am 1. Juni 1980 begann,[5][6] trug den Namen Videotext, um Verwechslungen mit dem damaligen Teletex-Dienst zu vermeiden. Daher werden in Deutschland Teletextangebote als Videotext bezeichnet.[7]
Der Regelbetrieb startete 1990. Die redaktionelle Arbeit beim Videotext von ARD und ZDF wurde federführend vom Sender Freies Berlin (SFB) betreut. Zum Dezember 1999 trennten sich die Partner ARD und ZDF, um zwei unabhängige Angebote zu starten. Seitdem war der SFB für den ARD-Text zuständig. Nach der Fusion der Sender SFB und Ostdeutscher Rundfunk Brandenburg (ORB) werden die meisten Inhalte vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) aus Potsdam bearbeitet. Die aktuellen politischen Inhalte des ARD-Textes werden von der Redaktion Tagesschau.de beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) in Hamburg bearbeitet.
Mittlerweile verfügen fast alle regionalen und überregionalen Programme über eigene Teletextdienste, beispielsweise des NDR Fernsehens seit dem 30. September 1988.
Im Jahre 2009 hatte in Deutschland der Teletext der ARD mit 15,7 % den größten Marktanteil, vor RTL mit 14,6 % und dem ZDF mit 12,7 % Marktanteil.[8]
Frankreich [Bearbeiten]
In Frankreich hatte man einen grafisch aufwändigen Standard mit der Bezeichnung Antiope entwickelt, der aber nie weit verbreitet war und später durch Teletext abgelöst wurde.
Vereinigtes Königreich [Bearbeiten]
Im Vereinigten Königreich waren die ersten Ceefax-Versuchssendungen noch schwarz-weiß, bevor man im UK Teletext Standard auch verschiedene Schriftfarben ermöglichte.
Schweden, Österreich [Bearbeiten]
Als erster Sender außerhalb des Vereinigten Königreichs begann SVT in Schweden am 12. März 1979 mit Teletext-Versuchssendungen. Als dritte Rundfunkanstalt in Europa mit Teletext folgte der ORF in Österreich am 21. Januar 1980.
Schweiz [Bearbeiten]
Der Teletext des SF (damals DRS) ist erstmals 1984 ausgestrahlt worden. Die Ausstrahlung in der französischsprachigen Schweiz erfolgte 1985, in der italienischen 1986. Seit 1994 wurden im Teletext interaktive Dienste angeboten. NexTView bietet der Schweizer Teletext 1997 an. 2001 wurde eine durchschnittliche tägliche Besucherzahl von 1,17 Millionen, 2004 von 1,3 Millionen Zuschauern erreicht. Obwohl neue Medien wie das Internet aufkamen, war der Nutzungsrekord während der Olympischen Spiele in Turin 2006.
Der Teletext des Schweizer Fernsehens kann auch über das Internet abgefragt werden. Speziell daran im Vergleich zu anderen Internet-Teletextdiensten ist, dass auch eine mobile Version aufgeschaltet wurde.
USA [Bearbeiten]
In den Vereinigten Staaten wurde in den 1980er Jahren verschiedentlich mit Teletext experimentiert. Als aber dort 1990 ein spezieller Untertitel-Decoder für Hörgeschädigte in jedem neuen Fernsehgerät gesetzlich vorgeschrieben wurde, verzichteten die Hersteller darauf, zusätzlich einen allgemeinen Teletext-Decoder einzubauen. Daher wird dort heute praktisch kein Teletext mehr ausgestrahlt.
In der Austastlücke können auch verschiedene andere Daten übertragen werden, wie VPS-Signal, Daten (z. B. Channel Videodat), Musik oder Videos.[9]
Beim digitalen Fernsehen sind, insbesondere ermöglicht durch den DVB-Standard MHP, grafisch und inhaltlich anspruchsvollere Inhalte als beim technisch veralteten Teletext möglich. Zurzeit übernehmen allerdings die meisten Sender noch die Inhalte des Teletext auch für ihre digitalen Programme, um die Redaktionen zu entlasten. Die Programminformationen sind beim digitalen Fernsehen auch über den elektronischen Programmführer (EPG) abrufbar.
Zuweilen wird der Teletext wegen des Namens verwechselt mit dem Bildschirmtext (BTX), wozu auch beitrug, dass BTX in der Schweiz Videotex (ohne t am Ende) hieß. Teletex dagegen ist eine weiterentwickelte Form des Fernschreibens.

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