Sonntag, 15. September 2013

Symi Greece Reise Travel SelMcKenzie Selzer-McKenzie


Symi Greece Reise Travel SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Ein Reisebericht von D.Selzer-McKenzie



Die türkische Küste und die griechische Insel Rhodos sind dem Inselchen Symi ganz nah.
Wer gelassen genug ist, beobachtet hier einfach, wie die anderen Touristen kommen und
gehen, und genießt die Zeit nichts zu tun.

4       Endlich sah ich den Schwarm kleiner Fische. Knapp über der Wasseroberfläche. Nur einen kurzen Moment waren sie zu sehen, bevor sie mit einem leisen, vielfachen Plopp wieder im Mittel¬meer abtauchten. Einem Plopp wie das Geräusch von Wasser, das auf eine heiße Herdplatte fällt. Schon den ganzen Nachmittag habe ich es gehört und versuchte es einzuordnen. Es ist nicht laut, wenn acht Zentimeter lange, schlanke Fische ploppen. Aus der Stille der Emporiobucht jedoch trat das beständige Geräusch hervor. Wie auch das gelegentliche Scheppern von Geschirr im Innenraum:41er Taverne, vor der wir sitzen. Es trat hervor wie das sporadische Bimmeln der
Symi/griechische Insel
n       vor der türkischen Küste
        Anreise mit der Fähre von Rhodos oder Piräus
n       nur 58 Quadratkilometer groß

Glöckchen am Hals der grasenden Ziegen, die irgendwo die kahlen Hänge durchstreifen, die in zahmen Schwüngen die Bucht einrahmen. Der warme Wind trägt das Bimmeln herüber. Mit ei¬nem Stöhnen trifft ein Windstoß auf das struppi¬ge Grün der Tamariskenbüsche. Am späten Nachmittag sind die Liegestühle in ihrem Schat¬ten leer. Fischerboote haben die Badegäste längst aufgesammelt und nach Gialos zurückgebracht.
Ziemlich verwandelt — nach 25 Jahren zurück auf Symi
Auf der Kreidetafel neben dem Eingang zur Küche unserer Strandkneipe stehen Moussaka, Souvlaki und gegrillte Kalamari aufgelistet. Die Wirtin nimmt meinen Blick wahr, kommt an den Tisch und deutet auf die leere Aluminiumkanne. Ich nicke, und kurz darauf sind wir mit neuem kühlen Weißwein versorgt. Ganz ohne Worte.

Fünf verliert sie dann doch, als sie ein Tellerchen bringt. „Florini! From me to you!" Auf dem Teller liegt ein gegrillter roter Spitzpaprika der mit Feta gefüllt ist. Jetzt bekomme ich Lust, mich durch die Speisekarte zu probieren.
Vor 25 Jahren war ich schon einmal auf Symi, dem Trabanten von Rhodos und Teil der Insel¬gruppe der Dodekanes. Damals gab es die Straße in die Emporiobucht nicht, wahrscheinlich nicht mal ein Haus. Gialos, Haupt- und Hafenort, in dem die großen Fähren ebenso einlaufen wie Segelboote, liegt eine Bucht weiter. Tagsüber ist es dort so geschäftig wie damals. Die Ankunft der Ausflugsboote aus Rhodos prägt den Rhythmus. Dutzende Tagesgäste laufen um das Hafenrund, getrieben von Abenteuerlust, geplagt von der Mittagshitze und gejagt von der Uhr, denn gegen vier am Nachmittag geht es wieder zurück.
Manche folgen der Ein adung eines Boutique-besitzers, dessen Samm ng an Schwämmen an-
zusehen. Symi hatte t die Lizenz, tief am
Meeresgrund danach zu tauchen. Gebleicht und in Form geschnitten waren sie in europäischen Badezimmern sehr beliebt. Auch im Schiffbau war man hier sehr erfolgreich, was vielleicht auch erklärt, dass die Insel so karg ist. Zu Zeiten des osmanischen Reichs, dessen Teil Symi einmal war, wurden hier Schiffe gebaut die schneller wa¬ren als anderswo. Deswegen gaben die Herrscher Konstantinopels der Insel das Privileg, einen See-expressdienst zu betreiben. Nach und nach bra¬chen die Einnahmequellen der Insulaner weg. Schwämme wurden von Maschinen billiger her¬gestellt. Innovationen im Schiffbau fanden an¬derswo statt.
Unter den Top Ten der
griechischen Sehnsuchtsziele
Etwa 30.000 Einwohner hatte Symi damals. Heute sind es etwa 2500 und der Tourismus ist die Haupteinnahmequelle. Die Werbung dafür funktioniert allerdings im Schneeballsystem. Um die Schönheit des schmalen Hafens von Gialos auf dem Kamerachip zu parken, eilen die Passa-giere der einlaufenden Boote an Deck. Dieser Moment ist ein Gänsehauterlebnis. Zuhause zei¬gen sie die Bilder - und schon ist der Symi-Virus übergesprungen. Die steilen Hänge sind mit Häusern vollgestapelt. Manchmal reckt sich eine Zypresse in den Himmel, an anderer Stelle ein filigraner Kirchturm. Hoch oben auf einem Grat stehen die Rümpfe von Windmühlen, und noch weiter die Grundmauern einer Burg. Alles aus einem Guss, die Fassaden pastellfarben angemalt und wunderschön anzusehen. Symi mag mit seinen 58 Quadratkilometern zwar klein sein, zählt aber zu den Top Ten der Sehnsuchtsziele Griechenlands.

Das sehen auch viele reiche Yachtbesitzer so. Und kommen in Scharen. Armani macht ebenso gerne an der Hafenmole fest wie Michael Dou-glas. Der König von Belgien, Abramovic oder Tom Hanks müssen draußen ankern, weil ihre Schiffchen Schiffe sind und den engen Hafen für alle anderen blockieren würden. Tagsüber ist Gialos schön anzusehen, abends aber betört der Ort mit mondän angestrichener griechischer Provinzlässigkeit.
In den Gassen stelle ich fest, dass der erste Ein¬druck sehr oberflächlich war. Auch hier ging das Leben weiter. Damals hatte vielen Häusern das Dach gefehlt, andere hatten ein Dach, aber keine Bewohner und manchem bewohnten Haus fehlte der Anstrich. Heute geht man durch Gassen, die bemalte Fassaden einrahmen. In den Fenstern wachsen Geranien und auf den gekalkten Trep¬pen sitzen Katzen, die erst dann das Weite su¬chen, wenn die Kamera schussbereit ist. Symi hat nichts gemein mit der Tragödie, die in den Nach¬richten von Griechenland gezeichnet wird. Athen war immer weit entfernt.
Heimkehrer und Liebhaber bescheren Symi einen Boom
Die Insel boomt schon eine ganze Weile, auch Auswanderer und deren Kinder kommen zurück zu ihren Wurzeln. Und sei es nur um die einst zu-rückgelassene Immobilie zu verkaufen. Nach¬frage besteht. Die exorbitanten Preise für Häuser mit Hafenblick schlucken Käufer gerne. Offenbar haben sich auch einige Köche in die Insel ver¬liebt. Die beiden jungen argentinischen Brüder Fernando und Lisandro Damonte haben vor ei¬nigen Jahren das kleine Restaurant „Muses" er¬öffnet, dessen weinumrankte Terrasse beim

ersten Blick anmacht, sich zu setzen. Die beiden haben einen respektablen Lebenslauf: Selbst der Erfinder der Molekularküche Ferran Adria war nur ein Zwischenstopp für sie, seine Ideen berei-chern ihre mediterrane Küche. Nur wenige Schritte weiter ist man im Restaurant „Mylo-petra" stolz darauf, nur frische und fair erzeugte Produkte zu verarbeiten und diese zu einem neu¬en Geschmackserlebnis zu verwandeln.
Eine Formel für die schönsten Plätze auf der Insel
Die schönsten Plätze Symis lassen sich nach der Formel Blick mal Ruhe errechnen. Nach 400 Stufen zum oberen Ende der „Kala Strata" (der guten Straße) wurde ich fündig. Am Morgen saß ich bei einem Mokka vor einem Cafe, habe den Blick über die kahlen, tief eingeschnittenen Inselfransen und das türkische Festland, das Symi zu umarmen scheint, genossen. Ich konnte zu¬sehen, wie Yachtbesitzer während des Aus-parkens ihrer Boote immer nervöser wurden. Sicher haben Logbücher gewarnt, dass es in Symis Hafen eng zugeht und sich öfter mal die Anker¬ketten verheddern. Beim zweiten Mokka wurden die Schreie lauter und beim Frappe rückten schließlich Taucher an, um die Hafeneinfahrt wieder frei zu machen.
An einem der Tage habe ich einen Motorroller gemietet und bin die Inselstraßen abgefahren. Alle, die da sind. Vier Kilometer zur Pedibucht mit ihrem beliebten Strand, dann weiter zum Panormitis Kloster auf der anderen Inselseite. Ein lohnender Besuch, besonders, wenn der Drang wächst, sich zu bewegen.

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