Freitag, 28. Mai 2010

Gold und Platin Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Gold und Platin Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
Video:
http://www.youtube.com/watch?v=qSdrHOJ8CVY

Der Goldpreis kann auf breiter Front zulegen und in US-Dollar und Euro neue Rekordstände verzeichnen. Dabei kann der Goldpreis sogar dem aufwertenden US-Dollar trotzen. Diese Entwicklung ist auf das erhöhte Sicherheitsbedürfnis der Anleger zurückzuführen, was sich in markanten ETF-Zuflüssen niederschlägt. Im Zuge der wirtschaftlichen Erholung und der seit Jahresbeginn hohen Investmentnachfrage sind auch die Preise für Platin und Palladium deutlich gestiegen. In den nächsten Monaten dürften die Fundamentaldaten, vor allem die
von uns erwarteten Probleme auf der Angebotsseite, in den Mittelpunkt des Interesses rücken und den Preisen neue Unterstützung geben.

Gold: Verstärkte Investmentnachfrage Der Goldpreis hat in den vergangenen Wochen eine bemerkenswerte Entwick-lung hingelegt: Kostete Gold im ersten Quartal noch durchschnittlich EUR 800 je Feinunze, sind es mittlerweile EUR 1.000. Gold konnte dabei sogar dem auf breiter Front aufwertenden US-Dollar trotzen und auf ein Rekordhoch von knapp USD 1.250 je Feinunze steigen. Eine positive Korre¬lation zwischen Gold und US-Dollar ist gewöhnlich nur in Ausnahmefällen wie
im Zuge der Finanzkrise Anfang 2009 und nach der Bekanntgabe der Goldkäufe durch die indische Zentralbank im Herbst 2009 zu beobachten (Grafik 1).
Diesmal ist es die Furcht vor einer Aus-breitung der Schuldenkrise in der Euro-zone, die die Anleger in das gelbe Metall treibt. Der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, vermeldete in den letzten sechs Wochen einen Anstieg seiner Gold¬bestände um mehr als 80 Tonnen, an einzelnen Tagen waren es zuletzt sogar 17-20 Tonnen (Grafik 2). Auch die spe¬kulativen Finanzanleger setzen wieder verstärkt auf steigende Goldpreise. Die Netto-Long-Positionen weiteten sich in den letzten sechs Wochen um 70.000
auf knapp 220.000 Kontrakte aus. Sie liegen damit nur noch knapp unter dem im Oktober vergangenen Jahres verzeich¬neten Rekordhoch.
Auch wenn der Goldpreis derzeit vor allem von der Nachfrage der Anleger getrieben wird, erhält der Preis auch un-terschwellig Unterstützung durch ange-botsseitige Faktoren: Die im Zentralbank¬goldabkommen (CBGA) angeschlossenen europäischen Zentralbanken haben laut WGC in den ersten sechs Monaten des laufenden Vertragsjahres weniger als 2 Tonnen Gold verkauft. 24 weitere Tonnen entfielen auf die Markt-Verkäufe des IWF. Das Verkaufsvolumen des Vorjahres von 150 Tonnen dürfte daher nur erreicht werden, wenn der IWF den Großteil seiner noch zum Verkauf stehenden Be¬stände von knapp 170 Tonnen bis Ende September komplett über den Markt ab¬wickelt. Dies erachten wir als unwahr¬scheinlich. Zudem muss während der Fußball-WM mit Produktionsausfällen in Südafrika gerechnet werden. Das Land stellt trotz einer seit Jahren rückläufigen Goldproduktion noch immer knapp 10 Prozent des weltweiten Minenangebots.
Wir haben aufgrund der aktuellen Ent-wicklung unsere Preisprognose angeho¬ben und rechnen nun mit einem Goldpreis von USD 1.250 je Feinunze am Jahresen-de. Zwischenzeitlich ist auch ein Anstieg auf USD 1.300 möglich. Erst wenn die Investmentnachfrage an Dynamik verliert, ist mit einem Preisrückgang zu rechnen. Denn das hohe Preisniveau dürfte sicht
bare Bremsspuren bei der Schmucknach¬frage hinterlassen und zudem einen wei¬teren
Platin: Schwierigkeiten auf der Angebotsseite
Platin profitierte bislang zum einen im Rahmen des wirtschaftlichen Aufschwungs von seiner industriellen Komponente und zum anderen von der hohen Investment¬nachfrage. Im Zuge dessen konnte Platin seit Jahresanfang bereits um 18 Prozent zulegen. Vor allem der zu Jahresbeginn in den USA aufgelegte Platin-ETF hat sich schnell als neue, große Komponente auf der Nachfrageseite neben der Schmuck- und Automobilindustrie etabliert und steht mittlerweile für knapp 6 Prozent der globalen Jahresnachfrage (Grafik 3). Aller¬dings haben sich die Bestände der Platin¬ETFs in der Vergangenheit als relativ volatil erwiesen, was Platin anfällig für erratische Preisschwankungen macht. Zudem kann der industrielle Charakter dazu führen, dass Platin in einen Abwärts- sog eingezogen wird, sollten die Indus¬triemetalle deutlich korrigieren.
Angebotsseitig könnte es in Südafrika zur Jahresmitte zu massiven Problemen kommen. Das Land stellt vier Fünftel der weltweiten Platinproduktion (Grafik 4). Aufgrund von ungenügenden Stromkapa
zitäten, einer stark veralteten Infrastruktur im Energiebereich und fehlenden Investi¬tionen in neue Kapazitäten kann der staat¬liche Energiekonzern Eskom schon seit Anfang 2008 nicht mehr die erforderliche Menge Strom zur Verfügung stellen. Eskom steht für 95 Prozent des südafrika¬nischen Stromangebots. Vor allem in den Neunziger Jahren und zu Beginn des neuen Jahrtausends wurde es versäumt, ausreichend neue Kapazitäten zu schaf-fen. Gemäß Eskom belaufen sich die Kosten zur Erzeugung, Übertragung und Verteilung von Strom auf 80-88 c/kWh.

Selbst mit der im Februar gewährten Preis¬erhöhung auf insgesamt rund 65 c/kWh im Fiskaljahr 2012/2013 bleibt weiterhin eine Lücke bestehen. Es ist daher fraglich, ob die dringend benötigten Investitionen durchgeführt werden können.
Die Auswirkungen der Stromknappheit könnten bereits kurzfristig sichtbar wer-den, wenn Südafrika im Juni und Juli als Gastgeber die Fußball-Weltmeisterschaft ausrichtet. Da sich das Land vor der Welt keine Blöße geben möchte, wird die ver-fügbare Energie in die Austragungsorte der Veranstaltung umgeleitet werden, um einen reibungslosen Ablauf zu gewähr-leisten. Zudem befindet sich die Südhalb-kugel der Erde dann bereits in der Winter¬zeit, sodass die Energienachfrage generell steigen wird. Die Verfügbarkeit von Strom für die Minenunternehmen dürfte sich

daher erheblich verringern und die Minenproduktion deshalb zurückgehen lassen. Dies sollte Auswirkungen auf den Platinpreis haben.
Als in Südafrika zuletzt im Januar 2008 die Stromversorgung deutlich einge-schränkt werden musste, ist der Platin-preis innerhalb von nur sechs Wochen um knapp 50 Prozent auf sein bisheriges Rekordhoch von USD 2.250 je Feinunze gestiegen (Grafik 3). Wir erwarten zudem in den nächsten Monaten eine anhaltend hohe Investmentnachfrage, sodass der Platinpreis auch von dieser Seite her gut unterstützt bleiben sollte. Der Platinpreis sollte daher Mitte des Jahres auf rund
USD 2.000 je Feinunze steigen. Im Herbst rechnen wir mit einer moderaten Korrek¬tur auf durchschnittlich USD 1.700 je Feinunze im vierten Quartal.

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