Traden mit CFD Contracts for Difference von D.Selzer-McKenzie
Seit mehr als 20 Jahren beschäftige ich mich nun mit
den Themen Finanzmärkte – vor allem im Bereich Forex
und CFDs – und Trading. Ich habe verschiedene Spekulanten
gewinnen, aber auch sehr oft sehr hohe Beträge
verlieren sehen.
Mit diesem Buch möchte ich die Herausforderungen
und Schwierigkeiten aufzeigen, die jedem Trader im
Laufe seiner Karriere begegnen. Wichtig ist, sich stets
selbst in Frage zu stellen. Kann und will ich mir und
meinen Zielen beim Trading treu bleiben? Das ist nämlich
wahrhaftig kein Kinderspiel, sondern eine emotionale
Herausforderung, der wirklich nicht jeder gewachsen
ist!
Wovor ich eindrücklich warnen möchte, ist die Arroganz
zu denken, »mit Trading verdiene ich ganz
schnell und locker ein paar Millionen!« – nach der
Lektüre dieses Buches sollte jedem klar sein, dass dem
nicht so ist.
Jeder wird im Laufe seiner Tradingkarriere (fi nanziell)
schmerzhafte Erfahrungen machen. Diese zu dokumentieren,
analysieren und schließlich wegzustecken macht
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am Ende des Tages einen erfolgreichen Trader aus! Allen
anderen würde ich persönlich raten, das Trading besser
sein zu lassen.
Eigenschaften eines erfolgreichen
Haben Sie schon einmal Anlageentscheidungen getroffen,
bei denen Sie sich im Nachhinein richtig an den
Kopf gegriffen haben? Sie haben gegen all Ihre Regeln
verstoßen und Ihre Strategie vernachlässigt? Willkommen
in der Welt der Emotionen und der Welt des Tradings!
Der Fachbereich Behavioral Finance beschäftigt
sich verkürzt ausgedrückt mit der Psychologie der Anleger.
Im Grunde genommen geht es darum, aufzuzeigen,
wie Anlageentscheidungen tatsächlich zustande
kommen und welche Fehler immer und immer wieder
gemacht werden.
Börsianer sind nicht immer allwissend und agieren
nicht rational, im Gegenteil, hinter Kursbewegungen
steht die Massenpsychologie von Millionen von
Menschen, die subjektive Entscheidungen treffen. Anhänger
der Behavioral Finance und viele erfolgreiche
Trader glauben nicht an den in vielen wirtschaftswissenschaftlichen
Lehrbüchern postulierten Homo oeco1
nomicus. Sie rütteln außerdem auch an der Annahme,
wonach in den Kursen jederzeit alle Informationen
eingearbeitet sind. Trading hat sehr viel mit Ihrer Psychologie
zu tun, genauso wie Ihr persönlicher Erfolg
auch. Menschen sind dem Herdentrieb ausgeliefert. Im
Alltagsleben gibt es dafür jede Menge Beweise, vom
Dritten Reich über Demonstrationen und dem Verhalten
im Fußballstadion. Massenpsychologische Phänomene
werden Sie an der Börse immer und überall finden,
weil es ein Marktplatz ist, wo Menschen tätig sind. Ein
Mensch ohne Emotionen wäre ein Computer und selbst
der ist von Menschen programmiert. Börsianer
tendieren dazu, immer wieder die selben Fehler zu
machen – weil wir von Angst und Gier getrieben
werden. Dabei ist es vollkommen gleichgültig, welche
Produkte gehandelt werden, de facto reagieren alle
Märkte gleich. Wer also andere Marktteilnehmer besser
versteht und ihre typischen Eigenarten kennt, macht
vermutlich selbst weniger Fehler.
Wie so vieles an der Börse hat im Übrigen auch die
Behavioural Finance ihre Ursprünge in den USA. Dort
wurde sie Mitte der 80er Jahre nach und nach entdeckt
und findet nun auch in Europa immer mehr Anhänger.
Außerdem gibt es inzwischen auch immer mehr Institutionelle
Anleger (Fonds), die nach den Grundsätzen der
Behavioral Finance-Theorie agieren.
Marktteilnehmer begehen also systematische Fehler. Typische
Fehler zu kennen ist wichtig, da man dann zu
verstehen lernt, wie die Marktteilnehmer als Nächstes
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reagieren. Um das zu können, braucht man viele Erfahrungswerte.
So muss der Trader interpretieren können,
in welcher Phase sich derMarkt gerade befi ndet und
welche Strategie hier am besten funktioniert.
Wer sich mit Behavioral Finance beschäftigt und die Erkenntnisse
dieser Theorie einleuchtend findet, wird sich
schnell fragen, was er in der Praxis davon hat. Schließlich
wollen wir Geld verdienen und keine wissenschaftlichen
Theorien erklärt bekommen. Schalten Sie Ihr
Bewusstsein ein und seien Sie weniger selbstgefällig!
Schalten Sie die Handelsaktivitäten zurück und und halten
Sie nicht an Verliereraktien fest! Wer diese Punkte
beherzigt, wird vermutlich in der Lage sein, seine Performance
zu verbessern. Doch da der Mensch offenbar
nicht dazu geboren ist, rational vorzugehen, handelt es
sich bei der Einhaltung der Vorsätze um ein schwieriges
Unterfangen. Wir müssen uns erfolgsbringende Gewohnheiten
systematisch antrainieren, dazu bedarf es oft
eines Coachs oder Mentors. Fragen Sie einmal, welcher
Ihrer Raucherfreunde gerne mit dem Rauchen aufhören
möchte, es aber nicht schafft. Es ist oft nicht so einfach,
destruktive Verhaltensweisen einfach so abzulegen.
Nicht umsonst lautet die Devise von Joachim Goldberg,
dem in Deutschland bekanntesten Behavioral Finance-
Vertreter: Disziplin, Disziplin und nochmals Disziplin.
Denn nur so kann die eigene Psyche, und damit das
größte Hindernis auf dem Weg zum Börsenglück, aus
demWeg geräumt werden.
Jeder kann auf Erfahrungen zurückgreifen, auf ArbeitsEigenschaften
tage, an denen man besonders gut arbeitete und sich
an seine eigenen geplanten Vorgaben gehalten hat, und
Eigenschaften eines erfolgreichen Traders – Börsenpsychologie 13
auf andere Tage, an denen nicht nur der Plan fehlte,
14 Die größten Tradingfehler
sondern auch die Umsetzung äußerst schlecht war. Oft
liegt es schon allein an der Herangehensweise. Wenn
man sich professionell vorbereitet und sein Selbstmanagement
im Auge hat, dann klappt es auch, den Plan
relativ gut umzusetzen. Das ist bei der täglichen Arbeit
nicht anders als beim Trading. Auch dort benötigt man
einen Plan (Tradingplan), welcher dann konsequent
umgesetzt werden muss. Das Problem ist jedoch, dass
wer sich an der Börse nur EINMAL nicht an seine Regel
hält, möglicherweise einen Totalverlust erleidet. Das Gute
jedoch ist, dass Sie an der Börse immer wieder von
vorne anfangen können! Lassen Sie sich also nie
entmutigen, sollten Sie einmal auf den Boden fallen!
Trading ist Business und Sie sollten es auch als solches
betrachten. Oft macht sich Unprofessionalität darin
bemerkbar, dass ein Plan zwar vorhanden ist, aber die
Haltung in manchen Momenten eher entspannt und nicht
konsequent ist. Auch ein Experte vergisst manchmal,
seinen Plan auch konsequent in die Tat umzusetzen.
Disziplin könnte man also weniger als Eigenschaft
betrachten, sondern als eine Art der Herangehensweise
an eine Tätigkeit, die je nach Einstellung mal vorhanden
sein kann oder auch nicht. Es liegt also an uns,
die Einstellung im Vorfeld entsprechend anzupassen,
um Disziplin zu erreichen!
Die größten Tradingfehler
hen und sich zu überschätzen.
Aus zu viel Zuversicht (zum Beispiel nach Gewinnphasen)
kann schnell Selbstüberschätzung werden. Unter Selbstüberschätzung
(Overconfi dence) leiden erstaun lich viele
Menschen. »Perhaps the most robust finding in the psychology
of judgement is that people are overconfi dent«
(De Bondt/Thaler). Typisch für Menschen ist, dass sie mit
einer Zunahme von Informationen selbstsicherer werden,
während gleichzeitig die Richtigkeit der Entscheidungen
relativ konstant bleibt. Mit immer mehr Informationen
nimmt so der Grad der Selbstüberschätzung zu. Eigene
Erfahrungen werden überbewertet und die Möglichkeit,
selbst Fehler zu begehen, wird nahezu ausgeschlossen.
Dies führt dazu, dass der Trader von sich selbst annimmt,
sich auf sein Urteil absolut verlassen zu können, er sich
aber tatsächlich darauf nur relativ verlassen kann.
Die Selbstüberschätzung steigt mit zunehmender Schwierigkeit
der Entscheidungen sogar noch an. Einfl üsse, wie
schwer kontrollierbare Aufgaben mit offenem Ergebnis
und verspätetes Feedback, verstärken den Grad der
Selbstüberschätzung noch. Auch die persönliche Situation
der Menschen kann Selbstüberschätzung fördern. Je
mehr Fähigkeiten ein Mensch hat, desto eher überschätzt
er sich selbst. Da davon auszugehen ist, dass die sehr aktiven
Investoren am Wertpapiermarkt auch die größeren
Fähigkeiten besitzen, ist der Grad der Selbstüberschätzung
sehr hoch. Nicht zuletzt macht Erfolg auch selbstsicher,
indem der eigene Erfolg den eigenen Fähigkeiten zugeschrieben
wird, was oft bei Anfängern so nicht stimmt.
dungen, die unter Unsicherheit getroffen werden müssEigenschaften
ten, werden deshalb in vielen Fällen nicht getroffen. So
wird vermieden, sich eigene Fehler einzugestehen.
Typisch für Trader, die Probleme haben, sind folgende
Verhaltensmuster:
»Alles muss perfekt sein.
»Sie bestrafen sich nach Verlusten.
»Sie machen sich Sorgen um Trades.
»Sie nehmen es persönlich, wenn der Markt gegen
Sie läuft.
»Overconfi dence – Sie sind viel zu selbstsicher.
In solchen Fällen kommen einem Gedanken wie die folgenden
in den Kopf und dann ist es an der Zeit, ernsthaft
über ein Coaching nachzudenken:
»»Ich muss sofort mehr Geld verdienen«
» »Ich verliere nur Geld«
»»Ich bin dumm, warum habe ich das getan?«
»»Ich kann es mir nicht mehr leisten, daneben zu liegen«»
»Der Markt ist so schlecht zu traden«
»»Ich muss jetzt mein Geld zurückgewinnen«»
»Nichts, was ich mache, funktioniert«
» »Ich kann eindeutig nicht traden«
Solche Gedanken kommen einem automatisch in den Kopf
– es passiert unbewusst. Emotionen nehmen das Ruder in
die Hand und zerstören unser Kapital! Die schlechtesten
Trades kommen davon, dass sie die Reaktion auf solche
Gedanken sind und nicht auf die Märkte selbst. Fordern
Sie sich selbst heraus, diese Emotionen zu erkennen. Das
19 Die größtenTradingfehler
ist der erste Schritt zur Selbstveränderung.
Angst und Gier
Angst und Gier bestimmen die Finanzmärkte und motivieren
alle Marktteilnehmer. Es ist fast wie Yin und Yang.
Man versucht immer, nicht zu Beginn von einer Seite beeinfl
usst zu werden, beziehungsweise einen Überhang zu
haben. Jedem Trader geht es so. Ein Beispiel:
Angenommen, du hast zum perfekten Entrypunkt gekauft.
Innnerhalb von Minuten steigt der Preis viel
schneller als erwartet. Dann passiert Folgendes: Deine
innere Stimme flüstert dir ins Ohr: »Die Aktie wird gleich
explodieren, du hast es ja gewusst! Warum nimmst du
nicht jetzt all dein Geld und steckst es in diese Aktie?!?«
Gesagt getan. Es wird genau am Hoch gekauft, die Aktie
sinkt und es steht der Margin Call vor der Türe. Hat
dieses Verhalten was mit einem rationalen Handelssystem
zu tun? NEIN. Hast du dir im Nachhinein gedacht,
dass du wie ein Affe entschieden hast? JA. Die Gier hat
dir bei dem Trade einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Gibt es eine Methode, ohne Angst und Gier zu traden?
Ja, man muss sie entwickeln und das ist wie eine Art
niemals endende Schulung der Persönlichkeit. Sie müssen
lernen, mit Ihren Emotionen umzugehen. Es geht
um emotionale Intelligenz.
Wenn Sie einmal anfangen zu zocken, werden Sie nicht
mehr so leicht damit aufhören. Warum? Weil Sie dazu
keinen Grund haben. Entweder es hat funktioniert, dass
21 Die größtenTradingfehler
Sie alles auf eine Karte gesetzt haben und Sie werden
sich anschließend denken: »Naja, wenn es jetzt funtioniert
hat, werde ich es nochmals machen, warum auch
nicht?«. Boooom. Das war’s. Totalverlust ist da. Das Gesetz
der Serie hat zugeschlagen, und es kam mal ein
Trade, der gegen Sie lief. Übrigens verlieren auch Profi s
regelmäßig Geld, doch sie wissen, wie sie mit den Verlusten
umgehen und machen diese mit ein paar größeren
Gewinnen schnell wieder wett.
Der Markt hat immer Recht
Wenn man mit Profi s redet, hört man oft den Satz: »Der
Markt hat immer Recht«. Der Markt verändert sich durch
Unternehmensberichte, politische Veränderungen, Stimmungen
der Anleger, Kriege, das Wetter, ja sogar die
Mondphasen sollen angeblich einen Einfl uss auf die
Börsenkurse haben. Oft hört man dann in den Medien
Sätze wie »Der Markt hat auf die Arbeitslosenraten
überreagiert oder unterreagiert«. Doch die Erklärungen
kommen immer zu spät, immer im Nachhinein. Was
bringt Ihnen das? Nichts. Sie müssen sich ja schon vorher
in den Märkten platziert haben, um etwas gewinnen
zu können. Der Markt hat also immer Recht, er ist einfach
so, wie er ist. Ich weiß nicht, wie lange und intensiv
Sie die Märkte schon beobachten, aber wie oft ist
es Ihnen schon passiert, dass genau das Gegenteil Ihrer
Prognose eingetroffen ist? Citigroup war bei 20 $ unterbewertet?
Blöd für Sie, wenn Sie dann gekauft haben,
denn die Aktie ist 2008 noch auf 3 $ gefallen. Es gab
einen Abwärtstrend, und egal was Ihre Hausbank oder
Ihr persönlicher Börsenguru sagen, Sie sollten nicht in
23 Die größtenTradingfehler
einem Abwärtstrend investiert sein.
Sollten Sie neu im Trading sein, kann ich Ihnen versprechen,
dass es Sie lange beschäftigen wird, warum
und wie sich Kurse verändern, weil Sie diese immer
vorhersagen wollen werden. Trendtrader machen wenig
Vorhersagen und Prognosen, sie platzieren sich im Markt
und entscheiden dann, wie sie ihre Positionen managen.
Was Trading für Anfänger so schwer macht, ist, dass
Entscheidungen unter Unsicherheit getroffen werden. Es
ist wie im Leben, man weiß nie genau, wo man
hinkommen wird und wo man in ein paar Wochen sein
wird. Und aus diesem Grund werden Sie auch immer
mal falsch liegen mit Ihren Trades. Das macht aber nichts,
solange Sie Ihre Verluste mit Stops begrenzen und Ihre
Gewinne laufen lassen. Setzen Sie Stops, um Ihr Kapital
zu schützen und ziehen Sie Stops trendfolgend nach.
Das Verlangen, Recht haben zu wollen
Das Verlangen, Recht haben zu wollen, hat fast jeder
neue Trader. Und es ist einer der Hauptgründe für Verluste
an den Börsen.Warum?
Das Verlangen zeigt, dass Sie Angst haben, falsch zu
liegen. In unserer Gesellschaft wird gelehrt, dass man
Recht haben muss, um erfolgreich zu sein. Jeder will
erfolgreich sein, jedoch wird vergessen, dass man nur
erfolgreich wird, wenn man viel Erfahrung hat. Diese
bekommt man hingegen von vielen Fehlern, Sie hatten
also in vielen Fällen nicht Recht. Es macht also nichts,
nicht Recht zu haben, sehen Sie es als Lernerfahrung.
Ein Beispiel, wie Sie das Verlangen, Recht zu haben,
vernichten könnte:
Sie kaufen RIMM Aktien, weil Sie überzeugt von dem
Unternehmen sind. Die Aktie haben Sie vor sechs Monaten
für 80 $ gekauft und jetzt steht sie bei 40 $. Eigentlich
hatten Sie sich vorgenommen, die Aktie zu
verkaufen, wenn sie unter 60 $ fällt, aber Sie haben
dann gesehen, dass der Quartalsbericht in zwei Wochen
herauskommt und haben sich gesagt: »Die Zahlen werden
sicher wieder besser als erwartet und dann muss der
Kurs wieder steigen«. Das Gegenteil passierte. Sie halten
immer noch an den Verlusten fest, weil Sie Angst davor
hatten, kleine Verluste zu nehmen. Sie warten also noch
zwei Wochen und auf einmal kommt ein Gap Down.
Sie haben Ihr gesamtes Kapital vernichtet, nur weil Sie
Recht haben wollten. Vergessen Sie nie: Der Markt hat
immer Recht. Versuchen Sie nicht zu sehr an das Ergebnis
des Trades zu denken, dann werden Sie sich nicht zu
viele Illusionen machen.
Tradi ngängste
Angst ist ursprünglich ein hilfreiches Mittel der Natur,
uns vor Gefahren zu warnen. Leider bleibt diese Emotion
in uns Menschen manchmal länger als erwünscht
und hält uns damit beim Trading davon ab, wichtige
Entscheidungen zu treffen. Wie wird man die Ängste
beim Trading los? Eine einfache Antwort ist: Erfahrung.
Wenn Sie viele Rückschläge gemacht haben, werden Sie
irgendwann so viele Situationen kennengelernt haben,
Eigenschaften eines erfolgreichen Traders – Börsenpsychologie 26
dass die Angst automatisch verschwindet oder sich dras27
tischmindert. Irgendwann wird der
Glaube an sich selbst und an die eigenen Strategien die
Angst verdrängen.
Wenn es Ihnen einmal passieren sollte, dass Sie sich dabei
erwischen, so mit sich selbst zu reden: »Bitte, bitte,
liebe Aktie, fall nicht weiter«, dann wissen Sie ganz genau,
dass Sie die Position schließen sollten, weil Sie mit
Angst traden. Sie kontrollieren nicht Ihr Trading, sondern
Ihr Trade kontrolliert Sie! Der Markt fließt wie ein
Fluss und Sie sollten nicht gegen den Strom schwimmen.
Sie können den einzelnen Trade nicht beinfl ussen,
jedoch Ihre Reaktion auf ihn.
Schlecht beraten
Die Schuld für seinen eigenen Misserfolg jemand anderem
in die Schuhe zu schieben, ist ebenfalls ein zutiefst
menschliches Verhalten und in allen Lebensbereichen
zu beobachten. Natürlich auch im Trading. »Ich wurde
schlecht beraten!« CFDs sind hochspekulative Produkte,
das weiß jeder Trader. Und wie sich die Märkte entwickeln?
Könnte das ein Berater oder Analyst voraussagen,
wäre er eben kein Berater oder Analyst, sondern
säße als steinreicher Privatier auf seiner Privatinsel!
Natürlich macht es Sinn, mit einem Berater zu sprechen,
verschiedene Meinungen einzuholen, Analysen
zu lesen. Am Ende des Tages können all die verschiedenen
Infos aber alle nur Puzzleteile sein, die der EIGENEN
Meinungsbildung und der daraus resultierenden
Anlageentscheidung dienen. Trader, die sich also auf
schlechte Beratung oder falsche Analysen herausreden
und nicht selbst die Verantwortung für ihre Misserfolge
29 Die größtenTradingfehler
übernehmen, werden sich nie weiterentwickeln. Das bedeutet:
Wer nicht zu seinen eigenen Fehlern steht und
aus diesen lernt, wird weiter Verluste einfahren und ist
somit von sich selbst mehr als schlecht beraten.
Liebe deine Verluste
Die meisten Leute werden sich vielleicht über diese
Überschrift wundern. Doch es gibt keine andere Möglichkeit,
als durch Verluste, unsere Fehler zu entdecken
und besser zu werden. Der Erfolg in Ihrer Tradingkarriere
wird von Ihren Verlusten abhängen und wie sie diese
managen. Am besten ist es, Sie führen ein Tagebuch über
Ihre Verluste oder Gewinne. Sehen Sie sich online
Tradingblogs an und machen Sie auch einen. Geben
Sie beispielsweise in eine Suchmaschine ein: »daytrading
blog« und sehen Sie sich an, wie das andere machen.
Schreiben Sie Ihre Probleme mit Verlusten nieder,
es wird Ihnen helfen. Oft kann auch sehr hilfreich sein
zu sehen, wie man vor längerer Zeit über Verluste und
Trades gedacht hat und manchmal sieht man dann die
Trades aus ganz anderen Perspektiven.
Gewinner werden zu früh verkauft
Kennen Sie den Fall, in dem Sie eine Aktie schon nach
sechs Wochen wieder aus dem Depot schmeißen, weil
sie nur ein paar Prozent gemacht hat? Eigentlich gab
es gar keinen Grund die Aktie zu verkaufen, denn der
Aufwärtstrend war überall intakt und dem Unternehmen
Eigenschaften eines erfolgreichen Traders – Börsenpsychologie 30
ging es auch gut. Technische und fundamentale Analyse
gaben grünes Licht und trotzdem
haben Sie verkauft. Es war klar, dass dann die Aktie die
stärkste Rallye seit Bestehen ohne Sie hinlegt und Sie
»hätten« (hätte, sollte, täte, könnte, sollten Sie als
erfolgreicher Börsianer aus Ihrem Wortschatz streichen!)
es auch noch richtig prognostiziert oder waren einfach aus
Zufall richtig positioniert. Ich kann Sie beruhigen, Sie
sind nicht der Einzige, dem so etwas passiert. Ja, es ist
sogar sehr gängig unter Anlegern. Dieses Phänomen
nennt sich »Dispositionseffekt«.
Es gibt dazu sogar eine Studie: 1995-1999 (vgl. Barber
et al. 2007b) wurde an der TSE (Börse in Taiwan) Folgendes
festgestellt:
85 Prozent aller taiwanesischen Anleger leiden unter
dem Dispositionseffekt: Gewinneraktien werden verkauft,
an Verliereraktien wird dagegen festgehalten. Die
Trennung von Verliereraktien kommt dem Eingeständnis
gleich, einen Fehler gemacht zu haben. Dieses für
Anleger charakteristische Verhalten war auch auf Verlustaversion
zurückzuführen. Der Dispositionseffekt besteht
in gleicher Weise für Long- und Short-Positionen
und nimmt bei steigenden Märkten ab.
Der Grund, warum wir aus guten Trades zu früh rausgehen,
liegt darin, dass wir darauf bedacht sind, nicht zu
verlieren, anstatt darauf bedacht zu sein, unsere Profi te
zu maximieren. Sobald ein Gewinn da ist, wollen wir
ihn nehmen, um zu vermeiden, später Verluste einzustecken.
Was man in dem Moment aber oft vergisst ist, dass
das Nehmen von kleinen Gewinnern bei trendfolgenden
Strategien auf Kosten von großen Gewinnern geht. Sie
33 Die größten Tradingfehler
zerstören sich damit Ihren positiven Erwartungswert!
Wenn Sie euphorisch über Gewinne werden, werden Sie
auch panisch werden, wenn diese Gewinne bedroht sind.
Kurzfristig haben Sie vielleicht einen kleinen Gewinner
eingesteckt, aber langfristig wird Ihr Konto dadurch
zerstört werden. Vergessen Sie nie die noch bestehende
Chance, dass ein Trade noch weiter laufen könnte und
das eigentlich Ihre Strategie ausmacht.
In der Studie in Taiwan wurden noch ein paar andere
interessante Ergebnisse festgestellt:
»Die Untersuchung der Ertragskraft aller taiwanesischen
Day-Trader liefert ernüchternde Ergebnisse: In einem
typischen 6-Monats-Zeitraum verloren durchschnittlich
mehr als acht von zehn Day-Tradern Geld. Allerdings
gab es eine sehr kleine Gruppe mit guter Performance,
die es schaffte, kontinuierlich Gewinne zu erzielen.
Diese Gruppe hatte eine durchschnittliche Rendite von
0,62% pro Tag, die ausreichte, um ihre Tradingkosten
zu decken.« (Zeitraum: 1995-1999, Referenz: Barber et
al. 2007b)
Was sagt uns das? Day-Trading ist nicht profi tabel?
Nein, das würde ich nicht sagen. Wenn Sie intraday traden,
kann es leicht sein, dass Sie die Kosten bei kleinen
Konten auffressen. Schaffen Sie es aber, schöne Trends
mit wenigen Entscheidungen (Swing-Trading am Tages34
chart) zu erwischen, können Sie hier vielleicht sogar
sehr, sehr profi tabel arbeiten.
E ntwicklung von Tradingdisziplin
Coach dich selbst zum Erfolg!
Sie werden in Ihrer Tradingkarriere oft und viel mit Verlusten
konfrontiert werden. Um all das durchstehen zu
können, brauchen Sie mentale Stärke, Ausgeglichenheit
und Konzentration auf das, was funktoniert. Beschäftigen
Sie sich mit Coaching-Techniken. Es ist ähnlich wie
im Hochleistungssport. Da hat auch jeder einen Coach.
Anfangs müssen Sie Ihr eigener Coach sein. Es geht oft
nicht darum, neue Strategien zu lernen, sondern das,
was man sowieso schon weiß, noch besser zu machen.
Das heißt, disziplinierter sein, genauer zu arbeiten, oft
einfache Prinzipien zu wiederholen. Wiederholung beschleunigt
die Lernkurve erheblich. Sie brauchen eine
gewaltige Portion Selbstvertrauen, um in Verlustphasen
konsequent Ihre Signale zu traden. Dieses Selbstvertrauen
müssen Sie entwickeln. Es kommt wie überall
im Leben nicht einfach von selbst, sondern davon, dass
Sie tausende Tradingentscheidungen treffen und lernen,
was funktioniert und was nicht funktioniert. Dann wird
es Ihnen irgendwann auch egal sein, was Zeitung XXX
über Gold oder den DAX schreibt. In diesem Zusammenhang
ist es von erheblichem Vorteil, die eigenen Trades
konsequent zu dokumentieren und zu analysieren. Denn
jede Tradingidee ist, sobald sie niedergeschrieben wurde,
ein eigenes Tradingsystem. Meine Erfahrung ist:Wer
schreibt, der bleibt.
Diese lautet:NIEMALSGELDVERLIEREN
Sie müssen sich bewusst machen, wie wichtig es ist,
Ihr Kapital zu schützen, dann werden Sie auch weniger
versucht sein, hoch spekulative Trades einzugehen. Die
meisten Menschen werden an dieser Stelle sagen: »Ja
das weiß ich doch eh schon, ist ja eine Binsenweisheit«.
Jedoch stellt sich die Frage: Tun Sie es auch? Fast alle
erfolglosen Trader machen immer und immer wieder die
gleichen Fehler: einem Titel nachlaufen, Stops ignorieren,
gegen den Trend handeln, zu viel agieren, traden,
obwohl keine Signale da sind, zu hohe Risiken eingehen.
Wirkliche Profi s schützen ihr Kapital wie eine Bärenmutter
ihre Jungen. Ihr Kapital erhält SIE am Leben, Sie
sollten es nicht durch ein oder zwei sinnlose Trades vernichten.
Eine der besten Regeln ist, nichts zu tun, ja absolut
gar nichts, außer es gibt etwas zu tun. Nur wenn es
wirklich gute Signale gibt, die Sie einfach trendfolgend
handeln können, sollten Sie aktiv werden. Die meiste
Zeit werden Sie jedoch an der Seitenlinie stehen.
Aus der Behavioural Finance lassen sich also ein paar
Handelsregeln ableiten:
Hausarbeiten machen und vor dem Kauf und Verkauf
ausführliche Informationen einholen.
▶Emotionen ausblenden, den Spieltrieb zähmen und
objektiv bleiben.
▶Den Überblick für das große Ganze bewahren.▶
Gerüchte ignorieren.
▶Anlagehorizont beachten.
▶Gewinne laufen lassen und Verluste minimieren.
»Chancen und Risiken nüchtern abwägen.
»Nicht der Masse nachlaufen und der Massenhysterie
erliegen.
»Selbstgefälligkeit, Starrsinn und Selbstbetrug vermeiden,
eigene Schwächen zugeben.
» Sein Kapital schützen.
»Keinen Trades nachlaufen.
»Disziplin, Disziplin, Disziplin!
»Ein Journal führen oder einen Blog schreiben, um
sich selbst zu beobachten, zu lernen.
»Trades glattstellen, wenn die Emotionen übergreifen.
»Dir selbst vertrauen, ansonsten wirst du in Verlustzeiten
deine Strategie nicht konsequent traden.
Wenn Sie glasklare Regeln für Ihr Trading haben, können
Sie damit Ihre Emotionen weitestgehend ausschalten.
Überlegen Sie sich daher Ihre eigenen Regeln zu
Risikomanagement, Entry und Exit bzw. Stop-Setzung.
Emotionsloses Trading
Hysterien und Blasen
Erinnern Sie sich an die Spekulationsblase, die sich
bis März 2000 an den Weltbörsen breit gemacht hatte?
Da ging es zunächst unspektakulär los. Als 1982 die
Hausse in den USA ihren Anfang nahm, verdienten zunächst
nur wenige daran. Im Aktien-Entwicklungsland
Deutschland wussten damals die meisten Menschen
noch nicht einmal, wie man das Wort Aktie schreibt.
Erst nach und nach entdeckten immer mehr Anleger das
Thema Börse. Am Ende hatte der Bazillus Aktie dann
Eigenschaften eines erfolgreichen Traders – Börsenpsychologie 26
aber fast jeden erwischt. Teilweise trug das Ganze sogar
Züge von Massenhysterie. Wer mit offenen Augen durch
die Welt ging, hätte spätestens da erkennen müssen, dass
die Aktienmärkte ihre beste Zeit hinter sich hatten. Denn
woher sollte weitere Nachfrage kommen, wenn bereits
alle potenziellen Anleger engagiert sind? Hätten sie einen
Blick auf einen Überkauft-Indikator im Monatschart
geworfen, hätten sie die Situation einfach bewerten
können. Doch die meisten Anleger wollten irrational
Aktien kaufen, nur weil sie mitbekommen hatten, dass
Otto Normalverbraucher plötzlich an der Börse Geld
verdient. Wie war es 2008 und 2009? Wenn Sie auf die
Charts geachtet hätten, hätten Sie dann vielleicht einen
Boden im Frühjahr 2009 erkennen können? Wie war die
Nachrichtenlage? Was hat die Masse gedacht und
gemacht?
Wie so oft, sieht man aber den Wald vor lauter Bäumen
nicht. Damit wird niemand verurteilt, denn Fehler
sind menschlich. Überhaupt wimmelt es an der Börse
nur so vor menschlichen Schwächen. Die Ursache, warum
das so ist, hat mit Gier, Massenhysterie, Herdenverhalten,
Gruppenzwang, Neid und Selbstbetrug zu tun.
Es treten immer wieder ähnliche Verhaltensmuster auf.
Zu Beginn einer Blase fängt alles ganz harmlos an. Ein
Wachstumssegment, das in Schwung kam, nahmen zunächst
nur die Insider wahr. Erst als man merkte, dass es
Geld zu verdienen gab, sprangen immer mehr Anleger
auf den Zug auf. Schließlich wollte man dabei sein und
sich auch an der Geldmaschine bedienen. Das geht auch
lange gut. Aber nur so lange, bis der Zug wegen Überfüllung
von den Gleisen rutscht. Und dann geht es oft
sehr, sehr schnell.
Eigenschaften eines erfolgreichen Traders – Börsenpsychologie 28
Sie sollten sich einmal die Frage stellen, wie Sie mit
Ihren Emotionen an der Börse zurechtkommen. Übernehmen
die gesteigerten Emotionen die Regie über Ihr
Handeln? Lassen Sie sich nicht von Ihrer Handelsstrategie,
sondern von Panik, Gier oder Angst leiten?
Das folgende Diagramm zeigt den typischen Verlauf der
Emotionen, der sich auch in Charts niederschlägt. Zuerst
treibt Hoffnung die Kurse, dann baut sich durch die
Bestätigung der Annahmen auf der Hoffnung Gier auf,
die schließlich in Euphorie endet. Euphorie ist immer
das Ende und Depression der Anfang einer Trendwende.
Nach dem Höchststand werden die Anleger ängstlich und
nach weiteren Kursverlusten panisch, bis es schließlich
zur Depression kommt. Dann wiederholt sich der Kreislauf.
Erfolgreiche Trader lernen mit diesem Zyklus umzugehen
und erkennen die aktuelle Lage an denMärkten.
29 Emotionsloses Trading
Der Klassiker in Abb. 1: Emotionszyklus der Marktteilnehmer
Eigenschaften eines erfolgreichen Traders – Börsenpsychologie 30
In diesem Zusammenhang gibt es auch den sogenannten
Zeitungsindikator.
Der Zeitungsindikator ist ein von Börsenspekulanten verwendeter
umgangssprachlicher Begriff. Er bezeichnet ein
marktpsychologisches Signal, das auf das baldige Eintreten
einer Trendwende des Aktienmarktes hinweist und
den möglichen Beginn einer Baisse einläutet. Der Name
spielt auf die Veröffentlichungen reißerischer Schlagzeilen
auf den Titelseiten der Boulevardpresse während der
Endphase einer Spekulationsblase an, die große Gewinnmöglichkeiten
am Finanzmarkt versprechen und das
Herdenverhalten unter den Anlegern verstärken.
Im ersten Quartal 2000 druckte die Boulevardpresse (darunter
die BILD-Zeitung) Schlagzeilen auf ihren Titelseiten
über die Goldgräberstimmung am Neuen Markt,
nachdem die Kurse schon in den vorangegangenen
Monaten mehrmals Höchststände erreicht hatten. Dies
ermutigte viele Kleinsparer, die noch nie zuvor Aktien
gekauft hatten, in euphorischer Erwartung weiterer
Kursgewinne Geld spekulativ an der Börse zu investieren
und Aktien unter anderem vom Neuen Markt zu
kaufen. Schon kurz darauf, im März 2000, begann eine
drei Jahre andauernde Talfahrt der Börse, in der viele
Kleinanleger, die erst in den letzten Monaten auf den
Zug aufgesprungen waren, ihre Ersparnisse verloren.
Die Kurse vieler zuvor von der Presse angepriesener Aktien
fielen um mehr als 90 Prozent.
nie, die sich zwischen 1634 und 1637 abspielte. Damals
wie heute glaubte man, unbedingt mitmischen zu müssen.
Wie eine Herde Lemminge stürzte man sich auf Tulpen
oder zuletzt eben auf Aktien. Die Annahme lautete:
Was so lange so hoch gestiegen ist, wird bestimmt noch
weiter steigen. Besonders gierig wurden diejenigen, die
zuvor noch nicht am Futtertrog Platz genommen hatten.
Denn sie sahen voller Neid und mit Schmerzen, dass
der Nachbar oder der beste Freund immer reicher wurde,
man selbst aber nicht dabei war.
Das Problem ist, dass Menschen oft emotional Entscheidungen
treffen und nicht rational. Ihre Risikoeinstellung
wird davon bestimmt, wie Sie sich im Moment fühlen.
Sind Sie heute gut gelaunt und selbstbewusst, werden
Sie vielleicht lockerer mit der Positionsgröße umgehen.
Dann geht es fünfmal gegen Sie und Sie haben auf einmal
40 Prozent Ihres Kapitals verloren. Eigentlich sollten
Sie jetzt eiskalt Ihre Trades weiter ausführen, um
auf einen positiven Erwartungswert zu kommen, doch
Ihre Angst, dass Sie nochmals daneben greifen, hält Sie
davon ab. Sie sind wie gelähmt. Ihre Risikobereitschaft
ist genau zum schlechtesten Zeitpunkt geschrumpft.
Hohe Risiken können auch hohe Renditen erwirtschaften,
doch wenn Sie diese Risiken eingehen, müssen Sie
wissen, wie hoch Ihr Drawdown sein kann, um unter
Berücksichtigung dieses möglichen Verlusts ganz normal
weiter traden zu können. Ihre Risikotoleranz muss
zu Ihrem Tradingstil passen. Also fragen Sie sich: Wie
viel bin ich bereit zu verlieren, um bei Verlust immer
noch normal weiter traden zu können? Ihre emotionale
Gemütslage sollte in keinem Fall Ihre Entscheidungen,
wie Sie die Märkte beurteilen und wie Sie Entscheidun33
gen treffen, beeinfl ussen. Ihr Tradingjournal kann Ihnen
Eigenschaften eines erfolgreichen Traders – Börsenpsychologie 34
dabei helfen zu erkennen, ob Ihre Gemütslage zu Zeiten
der Trade-Ausführung verändert war. Selbstmonitoring
ist die Voraussetzung, um eigene Fehler entdecken zu
können. Versuchen Sie darauf zu hören, was Ihnen Ihre
innere Stimme sagt. Ist Ihr innerer Monolog eher destruktiv
oder unterstützend?
Arroganz und Hochmut sitzen auf demselben Ast!
Selbst als der Bogen längst überspannt war, wurde das
nicht mehr erkannt. Warnzeichen wurden entweder verdrängt
oder als Fehlsignale abgelehnt. Letztlich wurden
die hohen Kurse sogar mit neuen Bewertungsgesetzen
verteidigt. Historisch betrachtet ein untrügliches
Zeichen dafür, dass die Party vorbei ist. Die dabei bei
der Mehrheit der Anleger vorherrschende Einstellung
bezeichnet der Wirtschaftsprofessor und Behavioral
Finance-Experte Rüdiger von Nitzsch von der Technischen
Hochschule in Aachen zutreffend als »erlernte
Sorglosigkeit«. Schließlich hatte man eingetrichtert bekommen,
dass sich Aktien immer lohnen, wenn man nur
lange genug durchhält.
Dabei hätte man es besser wissen können. So hatte der
US-Notenbankchef Alan Greenspan schon am 5. Dezember
1996 vor übertrieben hohen Aktienkursen gewarnt.
Seine Rede von einem irrationalen Überschwang
an den Börsen wurde nach einem kurzen Einbruch aber
schnell wieder verdrängt und letztlich als wirres Gerede
eines nicht mehr zeitgemäß denkenden alten Mannes
abgetan. Ein teurer Fehler, wie sich mittlerweile heraus35
gestellt hat.
Doch alle, die nun ihre Verluste zählen und jetzt zum
ersten Mal etwas von Behavioral Finance gehört haben,
brauchen sich nicht zu grämen. Denn die Geschichte
lehrt, dass dies nicht die letzte Kursblase an den Börsen
gewesen ist. Die nächste irrationale Übertreibungsphase
kommt bestimmt. Jeder wird also noch einmal Gelegenheit
bekommen, die hier erörterten Strategien anzuwenden.
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