Hausmaus
Author D.Selzer-McKenzie
Video:
http://www.youtube.com/watch?v=BGdVyz9Uhkw
Die Hausmaus (Mus musculus) ist eine zu den Altweltmäusen (Murinae) gezählte kleine Art der Langschwanzmäuse (Muridae) und als solche ein Nagetier. Sie kommt in fast allen Ländern vor und lebt oft mit dem Menschen zusammen.
Zuchtlinien der Hausmaus werden als Labormaus seit Jahrzehnten für Tierversuche gehalten.
Die Hausmaus erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 7 bis 11 Zentimetern, eine Schwanzlänge von 7 bis 10 Zentimetern und ein Gewicht von etwa 20 bis 25 Gramm; die in Laboren gehaltenen weißen Mäuse und die sog. Farbmäuse können wesentlich schwerer werden, 45 bis 60 Gramm sind keine Seltenheit. Die oberen Nagezähne sind etwas eingekerbt. Der Körper ist oberseits mausgrau bis braungrau, die Unterseite ist etwas heller. Der Schwanz ist mit deutlich sichtbaren Schuppenringen versehen und spärlich behaart. Ausgewachsene Hausmäuse lassen sich von den ähnlich aussehenden Wühlmäusen relativ leicht unterscheiden: Bei Wühlmäusen ist der Schwanz stets deutlich kürzer als die Hälfte ihres Rumpfes (Nase bis Schwanzansatz), bei Hausmäusen ist er stets deutlich länger als die Hälfte des Rumpfes.
Maus bei der Nahrungsaufnahme
Die Hausmaus ist heute weltweit verbreitet, scheint aber ursprünglich in Indien heimisch gewesen zu sein. Man kann anhand von Knochenfunden den Weg der Mäuse von Indien westwärts verfolgen. Die Östliche Hausmaus (Mus musculus musculus) kam offenbar von Indien über Zentralasien nach Mittel- und Westeuropa und erreichte Belgien um 4000 v. Chr. Die Westliche Hausmaus (Mus musculus domesticus) gelangte über Westasien in den Mittelmeerraum. 10000 v. Chr. ist sie in Palästina nachgewiesen, 4000 v. Chr. in Griechenland, 1000 v. Chr. in Spanien und um die Zeitenwende auf den Britischen Inseln, wohin sie vermutlich auf römischen Schiffen gelangte. Seither drängte sie die Östliche Hausmaus immer weiter nach Osten ab.
Es besteht wenig Zweifel daran, dass die Ausbreitung der Hausmaus in unmittelbarem Zusammenhang mit ihrer Bindung an den Menschen besteht. In jungsteinzeitlichen Ausgrabungsstätten in Anatolien fand man Belege dafür, dass Hausmäuse bereits damals Mitbewohner menschlicher Behausungen waren. Auf Schiffen gelangten sie in den letzten 1000 Jahren nach Afrika, Amerika und Australien.
Die Hausmaus ist eine äußerst erfolgreiche Spezies. So konnte sie sich als Kulturfolger mit der zumeist unfreiwilligen Hilfe des Menschen auf der ganzen Erde verbreiten. Wenn sie nicht in der Nähe des Menschen lebt, bewohnt sie vor allem Steppen, Wüstengebiete und Kulturland. Dort gräbt sie Gänge und baut Nester, in denen sie ihre Vorräte lagert. In Deutschland kommt sie in zwei Unterarten vor, die seit ungefähr 5000 Jahren getrennt voneinander sind: der westlichen (Mus musculus domesticus) sowie der östlichen (Mus musculus musculus). Beide Unterarten bilden in einer schmalen Kontaktzone im Osten Schleswig-Holsteins Hybrid-Populationen. Die in Laboren gehaltenen weißen Mäuse stammen ausnahmslos von der westlichen Unterart ab.[1][2]
Hausmäuse gelten als eine Art, die in Mitteleuropa nicht ursprünglich heimisch war, sondern die sich erst durch den Menschen hier ausbreitete. Ihre Ausbreitung liegt jedoch so lange zurück, dass sie als Archäozoon gilt.
Die Hausmaus hält keinen Winterschlaf, sie kann jedoch bei Frost und Futterknappheit in einen Erstarrungszustand fallen. Die in der Nähe des Menschen lebende Hausmaus betreibt, besonders wenn sie sich dort leicht und regelmäßig Nahrung beschaffen kann, eine nicht so ausgiebige Vorratshaltung. Die Hausmaus ist in der Nähe des Menschen meist nachtaktiv. Nur wenn sie sich sehr sicher fühlt, verlässt sie auch tagsüber ihr Versteck.
Hausmäuse sind neben den Ratten hinsichtlich ihres Sozialverhaltens (speziell des Eintrageverhaltens) und ihres Erbgeschehens die am besten untersuchten Säugetiere. Sie verständigen sich untereinander einerseits durch geruchliche Merkmale (siehe Olfaktorische Kommunikation bei Hausmäusen), andererseits durch Ultraschall-Laute. Besonders bei Nestlingen kann man das leise Knacken der Stimmlippen deutlich hören, wenn sie (für Menschen unhörbare) Ultraschall-Laute produzieren. Neuesten Studien zufolge wird die Kommunikation über Ultraschall auch in der Balz eingesetzt. Dabei "singen" die Männchen individuelle, immer wiederkehrende Melodiethemen, die eine ähnliche Qualität wie die junger Singvögel haben.
Freilebende Hausmäuse bewegen sich im ihnen bekannten Gelände auf festen, durch den Geruch gekennzeichneten Bahnen, die man im Freiland auf Rasen gelegentlich als regelrechte Trampelpfade wahrnehmen kann.
Hausmaus
Eine junge Hausmaus
Hausmäuse sind sogenannte Allesfresser: Sie verzehren zwar überwiegend pflanzliche Nahrung (zum Beispiel herabgefallene Samen von Gräsern, Nüsse und Wurzeln), nutzen für ihre Ernährung aber beispielsweise auch lebend erbeutete Insekten.
Fortpflanzung [Bearbeiten]
Bei entsprechendem Nahrungsangebot ist die Hausmaus das ganze Jahr über fortpflanzungsfähig. Bis zu acht Würfe mit durchschnittlich drei bis acht Jungen im Jahr sind möglich, aber keineswegs die Regel. Wenn sich aber ihre Nahrungsreserven und das Platzangebot verknappen, also sozialer Stress entsteht, verzögern sich die Eireifung und die Brunst. Diese hormonelle Steuerung schützt letztlich vor einer Überbevölkerung.
Die Jungtiere werden nackt, blind, taub und unpigmentiert geboren und wiegen weniger als ein Gramm; einzig die festverschlossenen Augen sind bei Wildmäusen bereits dunkel, bei weißen Mäusen hingegen ebenfalls völlig farblos. Um den 10. Lebenstag herum sind die Nestlinge von einem gleichmäßigen Flaum aus kurzen Haaren überzogen, und am 15. oder 16. Tag nach der Geburt öffnen sich die Augen. Ab dem Alter von etwa 21 Tagen können sie von der Mutter abgesetzt werden. Im Alter von drei Wochen haben sie ein Körpergewicht von etwa sechs Gramm erreicht. Im Alter von sechs Wochen sind sie geschlechtsreif; wirklich zuchtreif sind sie ab der achten Woche. Die Tragezeit beträgt etwa drei Wochen.
Die Lebenserwartung von Wildfängen der Hausmaus beträgt in der Tierhaltung zwei bis drei Jahre, einzelne Tiere können deutlich älter werden. Durch innerartliche Konkurrenz und Feinddruck ist die Lebenserwartung von Hausmäusen im Freiland erheblich geringer.
Zu den natürlichen Feinden der Hausmaus in Europa zählen im Haus und in dessen Nahbereich vor allem Hauskatzen, Wanderratten und Steinmarder, in Scheunen die Schleiereule, die auch in Gebäuden jagt. In freier Natur werden Hausmäuse von vielen Greifvogel- und Eulenarten gefressen, ferner von Wieseln und anderen Mardern sowie vom Rotfuchs und von Schlangen.
Hauptartikel: Farbmaus
Die domestizierte Form der Hausmaus („Farbmaus“, „weiße Maus“) wird auch als Heimtier gehalten. Domestizierte Hausmäuse sind in der freien Wildbahn nicht längerfristig überlebensfähig. Die Haltung von Wildfängen der Hausmaus in Käfigen erweist sich in der Regel als schwierig, da die Tiere mangels genügenden Auslaufs zu Verhaltensstereotypien bis hin zur Selbstbeschädigung und zum Infantizid neigen. Eine auch nur annähernd artgerechte Haltung ist nahezu unmöglich.
Von Mäusen benagte Nussernte
Als sehr anpassungsfähiges Tier gilt die freilebende Hausmaus gemeinhin als Nahrungsmittelschädling.
Hausmäuse sind neben anderen kleinen Nagern ebenfalls Reservoirwirte für diverse Borrelienarten (Bakterien), die dann von Vektoren wie z.B. auch schon in Vorgärten vorkommenden Zecken auf Tier und Mensch übertragen werden können.
Mäuse-Embryo.
Die domestizierte Form der Hausmaus, die in verschiedenen Farbvarianten vorkommt, wird als Farbmaus bezeichnet. Im alten China war die Zucht solcher Farbvarianten ein Hobby. Mus musculus stellt einen der wichtigsten Modellorganismen dar. Für Forschungszwecke wurden solche Farbmäuse als Inzuchtstämme mit jeweils unterschiedlichen genotypischen Eigenschaften gezüchtet: So eignet sich der Stamm „NMRI“ besonders für verhaltensbiologische Tests (die Abkürzung steht für dessen Herkunft aus dem Naval Medical Research Institute), andere Stämme neigen zu besonders früher Tumor-Bildung und werden daher in der Krebsforschung eingesetzt, und an wieder anderen Stämmen können Medikamente zum Beispiel gegen epileptische Anfälle erprobt werden. Bekannte Stämme sind beispielsweise „C57BL/6“, „NOD“ und nude mouse (Die Nacktmaus). Seit den frühen achtziger Jahren wurde es möglich, gezielt Mäuse genetisch so zu verändern, dass neue Gene eingebracht werden (sogenannte transgene Mäuse) oder Gene in der ganzen Maus oder in einzelnen Geweben ausgeschaltet sind („Knockout-Maus“ oder konditional-gendefiziente Maus). Derartige gentechnisch veränderte Mausstämme werden zur Erforschung der Funktion und Bedeutung von Genen intensiv genutzt. Man schätzt, dass derzeit Knock-out-Mäusestämme für etwa ein Drittel aller bekannten Gene generiert wurden. Für die Generierung der ersten Knockout-Maus und ihren darauffolgenden Arbeiten wurde Martin Evans, Mario Capecchi und Oliver Smithies 2007 der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin vergeben.[3]
Siehe auch: Mausefalle und Rodentizid
Die meistverbreitete Bekämpfung der Mäuse dürfte wohl neben dem Vergiften mit gebeiztem Getreide, welches zu einem qualvollen Tod führt, das Aufstellen von Fallen sein. Früher wurden zur Mäusebekämpfung unter anderem Arsenverbindungen, Bariumcarbonat, Strychnin, Weißer Phosphor und Thalliumsulfat eingesetzt. Diese Stoffe hatten den Nachteil, dass sie auch Menschen und anderen Wirbeltieren schaden konnten. Auch das aktuell erlaubte Zinkphosphid ist in dieser Hinsicht nicht unbedenklich. Für die Umwelt und für andere Lebewesen am wenigsten bedenklich sind Gerinnungshemmer, die dem Vitamin K1 ähnlich sind und die auch in der Natur vorkommen. Bei Nagetieren führen sie nach Einnahme über mehrere Tage zu tödlichen inneren Blutungen. Nur eine Einnahme größerer Mengen ist für Menschen gefährlich.[4] Vergiftungen von Haustieren wie Hunden und Katzen durch die Aufnahme von Giftködern oder vergifteten Mäusen oder Ratten sind jedoch nicht selten.
Mausefallen lassen sich unterteilen in lebendig fangende Fallen, zum Beispiel Kasten- oder Korbfallen aus Holzbrettchen und Draht, und tödlich fangende Fallen, zum Beispiel Schlagfallen mit einem federgespannten Hebel.
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