Dienstag, 22. Februar 2011

Pferde Islandpferde Animals Tiere Natur SelMcKenzie Selzer-McKenzie


Pferde Islandpferde Animals Tiere Natur SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie

Das Islandpferd, auch Isländer oder Islandpony genannt, ist eine aus Island stammende, vielseitige und robuste Pferderasse, die dank ihres kräftigen Körperbaus auch von Erwachsenen geritten werden kann. Islandpferde gehören zu den Gangpferden, da die meisten von ihnen nicht nur über die Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp verfügen, sondern zusätzlich über die genetisch fixierten Gangarten Tölt und/oder Pass. Als „Islandpferd“ anerkannt werden nur reingezogene Tiere, deren sämtliche Vorfahren lückenlos in Island geboren worden sind. In Island ist die Einfuhr von Pferden verboten. Das Fell der Islandpferde kann sehr viele Farben vorweisen, nur Tigerschecken gibt es bei den Isländern nicht.
Dichte Mähne eines Islandpferdes

Islandpferde schwanken im Typ. Während viele – gerade ältere Pferde – im Ponytyp stehen, entspricht ein elegantes, flexibles, gut bemuskeltes, im Reitpferdetyp stehendes Islandpferd mit schön getragenem, ausdrucksvollem Kopf und vollem Schweif- und Mähnenhaar dem derzeitigen Zuchtziel der FEIF. Dieses Zuchtziel ist jedoch umstritten, wie sich häufig im IPZV-Verbandsorgan „Das Islandpferd“ zeigt.

Isländer sind rassetypisch robust (was aber nicht heißt, dass jedes Islandpferd ein Gewichtsträger ist) und wetterhart, denn sie entwickeln ein besonders dichtes Winterfell, das es ihnen ermöglicht, in ihrer isländischen Heimat draußen zu überwintern.
Dickes Winterfell

Die Fellfarben von Islandpferden sind sehr verschieden. Islandpferde können fast alle Fellfarben haben: es gibt Füchse, Schimmel, Rappen, Braune, Falben, Isabellen, Erdfarbene, Windfarbene, Schecken. Farbwechsler sind besonders selten, es gibt sie aber ebenso wie Plattenschecken und Klecksschecken in Verbindung mit allen Grundfarben. Es gibt jedoch keine Tigerschecken. Insgesamt gibt es über 400 Farb- und Mustervarianten.
Interieur [Bearbeiten]

Gewünscht wird ein vielseitig begabtes Reitpferd für die Einsatzbereiche Freizeit und Sport, das von Erwachsenen und Kindern geritten werden kann. Ein Islandpferd sollte „tough“, unabhängig, sozial und leicht zu handhaben, dabei genügsam sein und einen guten Gehwillen haben.

Ein Islandpferd ist erst mit ca. sieben Jahren ausgewachsen. Mit Rücksicht auf die späte körperliche Reife der Pferde werden sie erst zwischen dem vierten und fünften Lebensjahr angeritten. Islandpferde werden normalerweise recht alt, 30 bis 35 Jahre und mehr sind keine Seltenheit. Häufig können die Pferde noch weit über ihr 25. Lebensjahr hinaus geritten werden.
Gesundheit [Bearbeiten]

Islandpferde sind grundsätzlich physisch und psychisch stark und gesund. Es können jedoch Probleme mit dem sog. Sommerekzem und Spat auftreten.

Als Sommerekzem wird eine Allergie gegen den Speichel einer (auf Island nicht heimischen) Gnitzenart (Culicoides sp.) bezeichnet, der bei den betroffenen Pferden zu starkem Juckreiz führt, häufig in Zusammenhang mit mangelnder Bewegung, Fütterungsfehlern bzw. Überfütterung.[1] Pferde, die aus Island importiert wurden, leiden prozentual gesehen häufiger darunter als auf dem Kontinent gezogene. Die Neigung zu Ekzem ist erblich, in bestimmten Zuchtlinien tritt die Krankheit deutlich öfter auf als in anderen. Im Flachland gehaltene Pferde erkranken häufiger als im Gebirge oder in Meernähe stehende. Mittlerweile können durch sogenannte Ekzemerdecken und bestimmte Präparate die unangenehmen Folgen der Krankheit stark in Grenzen gehalten werden.

Spat ist eine Entzündung kleiner Knochen im Sprunggelenk, die günstigenfalls zur Verknöcherung derselben führt und bei Ponyrassen vermehrt auftritt. Während des entzündlichen Prozesses gehen erkrankte Pferde mehr oder weniger lahm. Nach dem Abschluss des Verknöcherungsprozesses wird meist eine gewisse Steifigkeit der Hinterhand beobachtet. Isländische Wissenschaftler erkannten die Erblichkeit von Spat und empfehlen, sich züchterisch hieran zu orientieren. Neu: Ab 2006 müssen auch in Deutschland alle Hengste (5+6-jährige), die erstmals eine FIZO-Materialprüfung ablegen, eine Spatuntersuchung vorweisen.
Gangarten und Reiten [Bearbeiten]
Islandpferd im Tölt

Neben den bekannten Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp beherrschen heute die meisten Isländer die Gangart Tölt und viele die Gangart Pass (gem.: Rennpass). Das Gangspektrum von Islandpferden bewegt sich in vielen Variationen vom Viergänger zum Fünfgänger, wobei das heute häufig erreichte Zuchtziel ein in allen Gängen leicht zu reitendes Islandpferd mit ausdrucksvollen Bewegungen ist.

Das Gangreiten ist anspruchsvoll und erfordert auch vom Reiter sehr gute reiterliche Kenntnisse und Fähigkeiten, die nur durch gezielte Ausbildung auf Gangpferden erreicht werden können. Nur ein gut ausgebildeter Reiter ist in der Lage, ein Islandpferd entsprechend seiner Ganglage optimal zu reiten.
Spezialgangarten Tölt und Rennpass [Bearbeiten]
Islandpferd im Rennpass

Die Fußfolge des Tölts entspricht der des Schrittes und ist ein klarer Viertakt. Anders als im Schritt, wo sich Zwei- und Dreibeinstützen abwechseln, hat ein töltendes Pferd abwechselnd nur ein oder zwei Hufe am Boden. Durch die fehlende Sprungphase sitzt der Reiter auf einem Tölter nahezu erschütterungsfrei oder schwingt, nahezu wie in einem Sessel, bei Pferden mit hoher Bewegung, angenehm auf und ab. Das Pferd geht unter dem Reiter aufgerichtet und „tanzt“ aus der Schulter. Tölt kann – je nach Gangveranlagung und Ausbildungsstand des Pferdes – fast von Schrittgeschwindigkeit bis hin zur Galoppgeschwindigkeit geritten werden (Renntölt).

Die Gangart Tölt ist für Reiter sehr angenehm und hat wesentlich zur Beliebtheit und Verbreitung des Islandpferdes beigetragen.

Zusätzlich verfügen einige Islandpferde über den Rennpass. Beim Rennpass läuft das Islandpferd in gestreckter Haltung von einer Lateralen auf die andere. Rennpass unterscheidet sich von der heutzutage bei Islandpferden unerwünschten Gangart „Schweinepass“ durch seine Flugphase zwischen dem Auffußen der Lateralen. Rennpass gilt als „Königsgangart“ des Islandpferdes, Passreiter genießen daher innerhalb der Islandpferde-Szene bis heute ein besonderes Ansehen. Besonders gute Fünfgangpferde werden häufig auch als „Gæðingur“ bezeichnet.

Die Weltrekorde im Rennpass liegen derzeit bei:

P1 Passrennen 250 m: 19,86" Magnus Lindquist/Thor från Kalvsvik [SE1991103807] 9. Mai 2004 – Herning, St. Bededagsstaevne (DK)

P2 Speedpass 100 m: 7,18" Sigurður Sigurðarson/Drifa frá Hafssteinsstadir [IS1995257349] 4. Juli 2007 – Selfoss, Brávellir (IS)

P3 Passrennen 150 m: 13,75" Samantha Leidesdorff/Mondrian vom Lucahof [DE1996106993] 3. Juni 2007 – Kaufungen, WM-Sichtung (DE)
Zuchtgeschichte [Bearbeiten]
Auf Island

Die Meinung, dass durch das Althing, eine gesetzgebende Versammlung, aus Angst vor Tierseuchen bereits im Jahr 930 in Island ein Importverbot für lebende Tiere beschlossen wurde, das für Pferde bis heute gilt, ist weit verbreitet. Tatsächlich gilt das Pferde-Importverbot erst seit 1909. Vor allem Wallache anderer Rassen, z. B. von Fjordpferden, fanden zuvor als Arbeitspferde den Weg nach Island. Die heutige Rasse Islandpferd entwickelte sich aus der damals vorhandenen, gemischten Population nordischer Pony- und mitteleuropäischer Pferderassen. Historische Texte deuten darauf hin, dass jedoch auch einzelne Vollblutpferde in Island vererbten.

Isländische Bauern züchten bis heute hauptsächlich Pferde und Schafe. Auch die Pferde dienten von je her der Fleischgewinnung. Nur etwa 40 Prozent der gezüchteten Pferde werden in der Zucht oder als Reitpferde eingesetzt. Während es im grasreichen Südland von Island von je her regelrechte Fleischpferdezuchten gab und gibt, haben sich die Bauern in anderen Regionen auf die Zucht von Reitpferden spezialisiert, wobei hart selektiert wird. Vor allem im Norden Islands wird mehr Wert auf den Reitsport gelegt. Die Pferde aus dieser Region sind auch viel schmaler und eleganter gezüchtet als die etwas derberen aus dem Süden.

Bis etwa 1926 wurden Islandpferde in Island als Reit- und Lasttiere benötigt, weil es noch kein Straßennetz gab. Dieser Leistung gedachten die Isländer, als sie in Reykjavik ihrem Lastpferd ein Denkmal setzten. Die isländische Pferdezucht erlebte anschließend einen Niedergang. Ende der vierziger Jahre wurde jedoch die Wende geschafft und das nahezu ausschließliche Zuchtziel „Reitpferd“ etablierte sich. In den 50er und 60er Jahren erlebte das Islandpferd einen Export-Boom. Hauptmarkt war Deutschland, wo der Isländer als Freizeitpferd besondere Beliebtheit gewann, woran die „Immenhof“-Filmserie der Autorin Ursula Bruns, spätere Herausgeberin der Fachzeitschrift „Pony Post/ Freizeit im Sattel“, maßgeblich beteiligt war. Später entwickelte sich die Priorität der Zucht und Reiterei in Deutschland hin zu dem Gangpferd, das wir heute kennen. Die Zielsetzung eines vielseitigen, kompakt gebauten Geländereitpferdes „für die ganze Familie“ trat demgegenüber in den Hintergrund, woran auch die steigende Preisentwicklung beteiligt war. 1967 wurde der Bundesverband IPZV e.V. gegründet. Bekannte deutsche Reiter wie Walter Feldmann und Hans Georg Gundlach entwickelten aus den Grundlagen der Dressurreiterei das Gangreiten und trugen das Wissen darum auch nach Island zurück.

Heute ist Deutschland nach Island das größte Zucht- und Exportland für Islandpferde.
Zuchtverbände [Bearbeiten]
Auf Island

Die FEIF wurde am 25. Mai 1969 als Föderation Europäischer Islandpferde Freunde gegründet. Die Abkürzung FEIF wurde beibehalten, während der volle Name heute International Federation of Icelandic Horse Associations ist. Diese Vereinigung stellt eine Dachorganisation zu den nationalen Zuchtverbänden dar.

Offiziell ist der IPZV e.V. der deutsche Züchterverband für Islandpferde. Der Verband führt Zuchtprüfungen nach FEIF-Reglement für Islandpferde durch, deren Ergebnisse von den Landeszuchtverbänden und dem Zuchtverband für Deutsche Pferde anerkannt werden. Der IPZV e.V. ist jedoch nicht berechtigt, Equidenpässe und Eigentumsurkunden auszustellen. In Deutschland geborene Isländer tragen daher die jeweiligen Brände ihrer Landeszuchtverbände bzw. des Zuchtverbandes für Deutsche Pferde. In Island geborene Pferde weisen häufig einen Kaltbrand auf der linken Seite des Rückens auf. Anhand des meist fünfstelligen Brandes kann das Pferd im isländischen Zuchtregister WorldFengur eindeutig identifiziert werden. Der isländische Brand setzt sich zusammen aus Geburtsjahr, Herkunft (Region), Züchternummer und der laufenden Nummer des jeweiligen Pferdes.
Zucht, Aufzucht und Haltung [Bearbeiten]
Isländer - Stute mit Fohlen auf Island

Die Deckzeit beginnt in Deutschland üblicherweise am 1. Juni, damit die Fohlen nach elfmonatiger Tragzeit im Mai und damit auf der Weide geboren werden können. Ein bis zwei Tage vor Beginn der Deckzeit wird die Stutenherde zusammengestellt, um Rangordnungskämpfe während der Deckperiode zu vermeiden. In dieser Zeit steht der Islandhengst mit den Stuten im Herdenverband (Natursprung). In die Deckperiode von sechs Wochen fallen mit vier Wochen Abstand jeweils zwei Rosseperioden der Stuten, die mit 90-prozentiger Sicherheit bedeckt werden, ein Wert, der von anderen Bedeckungsmethoden unerreicht ist. Hengste decken normalerweise über zwei Perioden (zweimal sechs Wochen) bis zu 30 Stuten. Einige Hengste decken nur oder zusätzlich an der Hand, auf diese Weise können mehr Stuten gedeckt werden. Künstliche Befruchtung von Stuten kommt praktisch nicht zum Einsatz.

Elf Monate später wird das Islandfohlen in seiner Mutterstutenherde ohne menschliche Unterstützung geboren und bleibt bis Anfang Dezember in dieser Herde, anschließend wird es von der Mutterstute getrennt (abgesetzt) und mit gleichaltrigen Fohlen aufgezogen. Am Ende des ersten Winters erfolgt die Trennung der Jährlinge nach Geschlechtern. Junghengste werden zwischen dem ersten und dritten Lebensjahr kastriert.

Islandpferde leben traditionell robust in Herdenauslaufhaltung, d.h. sie werden nach Möglichkeit ganzjährig im Freien gehalten. In großen Reitpferdebeständen werden Wallache und Stuten häufig getrennt gehalten, um Verletzungen zu vermeiden, insbesondere wenn eine relativ hohe Fluktuation innerhalb der Herde besteht.

Im Winter hält man Reitpferde für gewöhnlich in der Nähe des Stalles in befestigten Ausläufen mit Witterungsschutz. Ein Dach oder Stallplatz sollte für gerittene Pferde zur Verfügung stehen.
Verbreitung [Bearbeiten]

Laut einer Statistik der FEIF (der internationalen Vereinigung der nationalen Islandpferdeverbände) von 2010 gibt es weltweit über 300.000 Islandpferde. Die meisten Pferde stehen mit etwa 78.000 im Mutterland Island. Deutschland ist nach Island das größte Zuchtgebiet für Isländer mit rund 65.000 Pferden.

Islandpferde-Vereine, die der internationalen Organisation FEIF angeschlossen sind, gibt es inzwischen in Island, Österreich, Belgien, Kanada, Dänemark, auf den Färöern, in Finnland, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Italien, Luxemburg, Neuseeland, Niederlande, Norwegen, Slowenien, Schweden, Schweiz und den USA.
Sport [Bearbeiten]

Islandpferde-Sportturniere unterscheiden sich von „normalen“ Reitturnieren, da besonders die vier oder fünf Gänge des Islandpferdes auf einer Oval- oder Passbahn gezeigt werden. Es gibt auch spezielle Gangprüfungen nur jeweils für die Gangarten Tölt oder Rennpass sowie Passrennen. Speziell für Freizeitreiter wurden die Hestadagar-Wettbewerbe entwickelt.

Das Islandpferd ist die einzige Rasse, für welche eigens eine Weltmeisterschaft ausgerichtet wird.
Pferd oder Pony [Bearbeiten]
Töltgeschicklichkeit bei Hestadagar

Im Isländischen gibt es nur das Wort hestur für Pferd und mangels anderer Equus-Rassen auf der Insel ist eine weitere Unterscheidung nicht nötig. Dennoch gilt der Isländer morphologisch von der Rasseherkunft her und der in Deutschland allgemeinen Größeneinteilung als (noch dazu besonders urtümliche und vielseitige) Ponyrasse. Die Bezeichnung Islandpony war im deutschen Sprachraum daher bis in die 1980er Jahre hinein allgemein üblich.

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