Sonntag, 29. März 2009

Ameisen Tiere Animals Natur SelMcKenzie Selzer-McKenzie



Ameisen
Author Selzer-McKenzie
Die Filmbilder hat der Author Selzer-McKenzie
am Amazonas in Brasilia und in den australian Outbacks gedreht
Ameisen (Formicidae) gehören zu den staatenbildenden Insekten und stellen eine Familie innerhalb der Hautflügler (Hymenoptera) dar.

Rund 12.500 Arten sind bekannt, davon 180 in Europa. Zu den bekanntesten in Deutschland vorkommenden Arten gehören die Rote Waldameise und die Schwarze Wegameise. Ameisen kommen in fast allen Weltregionen vor, so findet man sie auch am Polarkreis, im Hochgebirge und in der Wüste. Ausnahmen sind Island, Grönland, die Antarktis und Teile von Polynesien. Besonders zahlreich sind sie in den tropischen Urwäldern. Anhand von Fossilien ist nachgewiesen, dass es seit der frühen Kreidezeit, also seit rund 130 Millionen Jahren, Ameisen gibt.

Ein typischer Ameisenstaat besteht überwiegend aus unfruchtbaren Weibchen und kann mehrere Millionen Individuen umfassen. Daneben existieren in jeder Kolonie eine oder mehrere Königinnen, welche die reproduktive Rolle innehaben. Die geflügelten männlichen Individuen haben einzig die Aufgabe, die ebenfalls geflügelten Jungköniginnen während des Hochzeitsflugs zu begatten. Die Arbeiterinnen sind meist wesentlich kleiner als die sich fortpflanzenden Individuen und flügellos. Am Hinterleib haben sie Giftdrüsen, die bei vielen Arten in einen Giftstachel münden. Oft ist dieser jedoch zurückgebildet oder fehlt ganz. Vergleichsweise hochentwickelt ist bei Ameisen das Geruchs- und Geschmacksvermögen. Die Kommunikation mit anderen Individuen erfolgt unter anderem über Pheromone. Unter den Tieren herrscht eine Arbeitsteilung und es gibt unter anderem Brutpflegerinnen, Nestbauerinnen oder Nahrungssucherinnen. Ameisenstaaten verhalten sich benachbarten Staaten gegenüber in der Regel extrem aggressiv.

Der Begriff „Ameise“ stammt vom althochdeutschen âmeiza (die Abschneiderin).

Ein Ameisenkörper besteht aus drei sichtbar unterteilten Segmenten, dem Kopf (Caput), dem Mesosoma (Brustsegment) und dem Metasoma (Hinterleib).
Auf dem üblicherweise runden Kopf der Ameise befinden sich zwei Antennen. Diese Fühler können mit Hilfe der über 2000 Sinneszellen Luftströmungen, Temperaturschwankungen und Gerüche wahrnehmen. Sie bestehen meist bei den Weibchen aus zwölf, bei den Männchen aus 13 Segmenten und sind in der Mitte abgewinkelt, damit sich deren Spitzen leicht zur Mundöffnung führen lassen.

Die Sehorgane der Ameisen sind Facettenaugen welche wie bei allen Insekten aus Ommatidien bestehen, die jeweils aus acht Sinneszellen zusammengesetzt sind und die bei den Ameisen rotationssymmetrisch angeordnet sind. Damit können Ameisen auch die Polarisation des Lichtes wahrnehmen. Gattungen wie die Ponera aus der Unterfamilie der Ur- und Stechameisen oder Solenopsis der Knotenameisen besitzen nicht mehr als 15 bis 30 Ommatidien pro Kopfseite. Schuppenameisen hingegen besitzen bis zu 30.000 Ommatidien auf jeder Seite. In der Regel sind Ameisen selten in der Lage, mehr als Hell-Dunkel-Unterschiede zu erkennen. Es sind Ameisenarten bekannt, die über keine Sehorgane verfügen.

Die Mundwerkzeuge werden in Oberlippe (Labrum), Oberkiefer (Mandibeln), Unterkiefer (Maxillen) und Unterlippe (Labium) unterteilt. Die meistens schaufelförmigen und bezahnten Mandibeln stellen Universalwerkzeuge dar. Sie eignen sich gleichermaßen zum Zerkleinern und Transportieren fester Materialien, als auch zum Kämpfen mit Feinden
Das Mesosoma, bei den Ameisen auch manchmal Alitrunk genannt, besteht aus dem Brustbereich (Thorax) und dem ersten Abdominalsegment (Propodeum).

Der Thorax wird, wie bei allen anderen Insekten auch, in drei Segmente mit je einem Beinpaar untergliedert. Sie werden als Vorderbrust (Pronotum), Mittelbrust (Mesonotum) und Hinterbrust (Metanotum) bezeichnet. Das Propodeum, auch Epinotum genannt, ist, wie bei allen Taillenwespen, fest mit dem Metanotum verwachsen.

Die aus fünf Gliedern bestehenden Beine tragen am letzten dieser Glieder zwei Krallen und dazwischen einen Haftapparat. Erstere ermöglichen einen sicheren Halt beim Fortbewegen auf einem rauhen Untergrund. Im Gegensatz dazu verhindert der Haftapparat ein Abrutschen an glatten Flächen. Die Vorderbeine der Ameise besitzen zudem noch eine Putzvorrichtung, mit der sie Schmutzteilchen von den Fühlern abbürsten kann.
Im Gegensatz zu vielen anderen Insekten haben Ameisen ein Stielchenglied (Petiolus), das Mesosoma und die Gaster miteinander verbindet. Das Stielchenglied ist eigentlich das zweite Abdominalsegment. Bei manchen Unterfamilien ist auch das dritte Abdominalsegment zu einem Stielchenglied ausgebildet (Postpetiolus).

Anhand des Zwischengliedes in Verbindung mit der Anzahl der Hinterleibssegmente wird die Einteilung in die Unterfamilien vorgenommen:

Stechameisen (Ponerinae): ein Zwischenglied, zusätzlich auffällige Einbuchtung zwischen dem ersten und zweiten Segment des Hinterleibs
Drüsenameisen (Dolichoderinae): ein Zwischenglied, zusätzlich viergliedriger Hinterleib
Schuppenameisen (Formicinae): ein Zwischenglied, zusätzlich fünfgliedriger Hinterleib
Knotenameisen (Myrmicinae): zwei Zwischenglieder.

Das Stielchenglied ermöglicht eine starke Bewegung des Hinterleibs. Dieser kann nach unten abgebogen werden, um das gezielte Verspritzen von Wehrsekreten in Gefahrensituationen zu ermöglichen. Ameisen können ihre Substanzen bis zu einen Meter weit ausstoßen. Der Stiel kann auch samt Gaster fast senkrecht nach oben gerichtet werden. Diese Haltung wird vor allem bei der Abgabe von Duftstoffen eingenommen. Man spricht dabei vom sogenannten Sterzeln. Nicht zuletzt erleichtert die Beweglichkeit des Hinterleibs die Reinigung der hinteren Körperregionen mit den Mundwerkzeugen.


Die Gaster besteht aus mehreren Segmenten – Körperhalbringe am Bauch und Rücken, die durch elastische Häute miteinander verbunden sind und dadurch ineinander geschoben werden können. Durch diesen Mechanismus kann die Gaster stark vergrößert werden.

In der Gaster, die hauptsächlich den Kropf (eine Aussackung des Nahrungsleiters, der zur Nahrungsspeicherung dient), den Magen, den Darm und die Keimdrüsen (Gonaden) enthält befinden sich auch viele der Drüsen. Der Magen liegt im vorderen Teil und ist durch ein ventilartiges Gebilde, den sogenannten Ventiltrichter, mit dem Mitteldarm verbunden. Wenn der Ventiltrichter geöffnet ist, kann Nahrungsbrei aus dem Kropf in den Mitteldarm übertreten. Nur ein relativ kleiner Teil der im Kropf gespeicherten Nahrung geht diesen Weg. Der Hauptteil wird aus dem Kropf wieder zur Mundöffnung zurückgepumpt und mit anderen Ameisen geteilt. Man spricht daher auch vom Sozialmagen.
Die meisten Drüsen gruppieren sich in den Intersegmentalhäuten des Hinterleibs zu größeren Komplexen. Diese Drüsen sind in der Regel mit einem speziell strukturierten Reservoir ausgestattet. So werden von den Sternal- und Pygidialdrüsen, die unterschiedlichste Spurdüfte (Pheromone) erzeugt, die der Kommunikation zwischen den Ameisen dienen.

Weitere Spurpheromone liefern bei Ameisen die Gift- und Dufourschen Drüsen, sowie bei der Gattung Crematogaster eine Tibialdrüse. Drüsen befinden sich außerdem innerhalb des Körpers, im Kopf, Thorax und in der Gaster. Die einzigen Drüsen, die keine Pheromone liefern, sind die in den Mundbereich führenden Futtersaftdrüsen. Die Metathorakaldrüse liefert bakterizide und fungizide Substanzen. Bei den Blattschneiderameisen enthält sie ein Mittel (meistens Phenylessigsäure oder Hydroxy-Hexansäure) zur Desinfizierung, um unerwünschte Pilze und Bakterien am Wachsen zu hindern. Bemerkenswert bei den Sekreten ist, dass die gleichen Stoffe in unterschiedlichen Situationen unterschiedliche Wirkungen aufweisen, wobei die gleichen Drüsen bei verschiedenen Arten jeweils unterschiedliche Stoffe bilden können. So liefert die Mandibeldrüse bei Rossameisen-Männchen ein Pheromon, das die Weibchen zum Hochzeitsflug stimuliert, während sie bei anderen Arten ein ätzendes Wehrsekret hervorbringt.

Bei vielen Pheromonen kennt man mittlerweile die chemischen Strukturen. Dabei handelt es sich meistens, wie bei der Ameisensäure, um einfache Verbindungen (z. B. Alkohole, Aldehyde, Fettsäuren oder Ester). Es gibt jedoch auch komplexere Verbindungen, wie diverse Terpenoide und Alkaloide. Die Bestimmung der Sekrete gestaltet sich schwierig, da bei vielen Drüsen nur sehr geringe Mengen an Sekret abgegeben werden. Oftmals ist auch das Mischungsverhältnis verschiedener Sekrete für eine bestimmte Wirkung wichtig. Ein Beispiel dafür ist eine Substanz der Gemeinen Rasenameise (Tetramorium caespitum), bei der zwei Pyrazine erst im Verhältnis 7:3 die gewünschte Wirkung auslösen.

Viele Ameisen, zum Beispiel die Weberameise Oecophylla longinoda, setzen Substanzen frei, die in unterschiedlichen Reichweiten wirken. So können andere Ameisen zu einer bestimmten Stelle geführt werden. Die Rasenameise entlässt bei Gefahr aus ihrer Mandibeldrüse zuerst ein sehr flüchtiges Sekret, ein Hexanal, das nach circa 20 Sekunden in einem Umkreis von circa zehn Zentimetern zu wirken beginnt. Gleichzeitig werden Artgenossen, die näher am Ort des Geschehens sind, durch 1-Hexanol gewarnt, das nur halb so weit reicht. Jene Ameisen, die am nächsten dran sind, werden durch 3-Undecanon und das am wenigsten flüchtige 2-Butyl-2-octenal angeregt, um sofort den Gegner zu attackieren.

Alle Pheromone sind ihrer Funktion sehr gut angepasst. So müssen sich Alarmpheromone schnell verflüchtigen, Spurpheromone hingegen sehr langlebig sein. Die Duftspur der Glänzendschwarzen Holzameise (Lasius fuliginosus) enthält eine Mischung aus Fettsäuren und Hexan- bis Dodecansäuren und wirkt über Wochen hinweg. Die wichtigste Funktion der Duftstoffe ist bei Ameisen ihr sogenannter Nestgeruch. Dieser Geruch ist allen Ameisen einer Kolonie eigen. So können sie verschiedene Staaten der gleichen Art anhand ihrer „Duftuniformen“ unterscheiden.

Einige Drüsen befinden sich am Stachel; mit einem Stich werden je nach Art verschiedene Gifte freigesetzt. Der Stachel wurde im Laufe der Evolution bei vielen Ameisenarten zurückgebildet, allerdings haben alle Ameisenarten diese Gift- und Dufourschen Drüsen behalten. Die Giftdrüse der Roten Waldameise kann bis zu 6 mm³ unterschiedlichster Gifte, darunter 60%-ige Ameisensäure, enthalten. Die Dämpfe der Ameisensäure wirken bei kleinen Tieren wie ein Atemgift und können auch tödlich sein.
Ameisen sind getrenntgeschlechtlich. Die Männchen besitzen zwei Hoden und zwei Samenleiter in der Gaster. Auch die paarig vorhandenen Eierstöcke (Ovarien) der Weibchen befinden sich im hintersten Körperabschnitt. Jedoch kann bei den meisten Spezies nur die Königin Eier legen, da nur sie als Larve mit den für die Geschlechtsreife notwendigen Hormonen gefüttert wurde. Die Arbeiterinnen besitzen keine oder lediglich verkümmerte Geschlechtsorgane. Sie können, wenn überhaupt, nur Eier für männliche Geschlechtstiere produzieren.
Die Exkretionsorgane der Ameisen (Malpighische Gefäße) sind dünne Schläuche, die frei von Filtermöglichkeiten in die Leibeshöhle (Mixocoel) ragen. Die Abfallprodukte werden aus den Zellen in die Malpighischen Gefäße geleitet und gelangen dann in den Darm. Hier erfolgt die Reabsorbtion, das heißt Wasser und verwertbare Substanzen werden wieder in die Blutbahn überführt.

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