Samstag, 14. März 2009

Seeschlangen



Seeschlangen
Author Selzer-McKenzie
Die Filmbilder hat der Author Selzer-McKenzie am Indian Ocean von Western Australia gedreht
Neben den Meeresschildkröten sind die Seeschlangen (Hydrophiinae) die bekanntesten der heute im Meer lebenden Reptilien. Sie gehören zu den Schlangen (Serpentes) und werden innerhalb dieser in die Verwandtschaft der Giftnattern (Elapidae) eingeordnet. Ihre nächsten Verwandten sind dabei offensichtlich die australoasiatischen Giftnattern (Elapidae), zu denen etwa die Taipane, Braunschlangen und Schwarzottern gehören. Von den marinen Seeschlangen sind etwa 56 Arten bekannt.
Die meisten Seeschlangen erreichen Körperlängen zwischen 1,2 und 1,4 Metern, einige Arten können jedoch auch deutlich über 2 Meter lang werden. So erreichen etwa Hydrophis cyanocinctus 2,5 Meter oder Hydrophis spiralis bis zu 2,75 Meter. Meistens werden die Weibchen deutlich länger als die Männchen. Das Gewicht der Tiere ist abhängig von Art und Geschlecht sowie vom Ernährungszustand. Die gestreifte Seeschlange Laticauda colubrina wiegt dabei im Schnitt etwa 0,9 bis 1,3 Kilogramm bei einer Körperlänge von bis zu 1,80 Metern (Voris et al. 1998).

Auch in der Körperform variieren die Seeschlangen. Astrotia stokesii etwa ist im Verhältnis zur Körperlänge eher kräftig gebaut und wirkt entsprechend plump. Viele Hydrophis-Arten haben einen extrem langen und schmalen Kopf- und Nackenbereich, der früher zu der Annahme führte, sie würden sich nur von entsprechend dünnen Aalen ernähren. Heute weiß man, dass sie in der Lage sind, Beutetiere zu schlucken, deren Körperumfang dem doppelten des Umfangs der Schlange entspricht. Der schmale Kopf dient offensichtlich dem Aufspüren von Beutetieren in engen Verstecken.

Seeschlangen unterscheiden sich aufgrund ihrer marinen Lebensweise in einigen Merkmalen deutlich von anderen Schlangen. Dabei ist das auffälligste sichtbare Merkmal der seitlich abgeflachte Schwanz, der allen Seeschlangen gemein ist. Hinzu kommt meist eine reduzierte Anzahl von Bauchschuppen (Ventralia, außer bei den Laticauda-Arten, welche sich auch an Land bewegen können) und die unter der Zunge liegende Salzdrüse, die der Ausscheidung von überschüssigem Salz dient. Des Weiteren ist der rechte Lungenflügel der Seeschlangen stark vergrößert und reicht bis in die Schwanzspitze der Tiere. Teile der Lunge dienen zudem als hydrostatisches Organ. Die Tiere können bis zu zwei Stunden lang und bis zu 180 Meter tief tauchen. Dabei helfen ihnen auch die ventilartigen Verschlüsse ihrer Atmungslöcher. Wahrscheinlich sind sie in der Lage, Sauerstoff auch über die Haut aufzunehmen und so eine bessere Versorgung zu gewährleisten.

Einige der beschriebenen Merkmale kommen auch bei anderen, nicht näher verwandten Schlangentaxa vor. So besitzen die im Brackwasser lebenden Warzenschlangen ebenfalls eine Salzdrüse, und eine Reduktion der Ventralia kann bei verschiedenen wühlenden Schlangen gefunden werden, etwa bei den Blindschlangen.
Die Seeschlangen bewohnen die tropischen Meeresregionen des Indischen Ozeans und des Pazifischen Ozeans. Man trifft sie entsprechend vom Persischen Golf bis in die japanischen Küstengewässer sowie an den Küsten der südostasiatischen Inseln bis nach Australien. Bis auf die sehr weit verbreitete Plättchen-Seeschlange (Pelamis platurus) leben alle Seeschlangen in Küstennähe.

Die Plättchen-Seeschlange hat sich außer in den genannten Gebieten bis an die Küsten Madagaskars und Südost-Afrikas sowie an die Westküste des tropischen Amerikas ausgebreitet, wobei sie auch schon im Panama-Kanal angetroffen wurde. Einige Wissenschaftler befürchten, dass sich die Schlange über den Panama-Kanal auch in die Karibik ausbreiten könnte und hier als Neozoon ein schwerwiegendes ökologisches Problem auslösen könnte.

Alle anderen Arten leben vornehmlich im Flachwasser an den Küsten, häufig im Bereich von Flussmündungen (etwa Enhydrina schistosa). In diesen Flüssen können sie mitunter auch weit ins Landesinnere eindringen, allerdings ist mit Hydrophis semperi nur eine Art bekannt, die dauerhaft im Süßwasser lebt. Das Verbreitungsgebiet dieser Schlange ist auf den etwa 270 km2 großen Lake Taal auf der Philippineninsel Luzon beschränkt. Von Laticauda crockeri sind auf den Salomonen ebenfalls Süßwasserpopulationen bekannt. In den bekannten Verbreitungsgebieten liegt der Salzgehalt bei maximal 3,5 %. Im Roten Meer mit seiner Salzkonzentration von 4 % kommen daher wahrscheinlich keine Seeschlangen vor.
Seeschlangen sind wie beinahe alle Schlangen Räuber und ernähren sich vor allem von Fischen. Dabei sind einige Arten regelrechte Nahrungsspezialisten. Laticauda colubrina ernährt sich etwa vornehmlich von bestimmten Meeresaalen und Hydrophis ornatus ist auf Welse spezialisiert. Die Plättchen-Seeschlange lebt und jagt als Freiwasserspezialist beinahe ausschließlich entlang der Driftlinien, also dem Bereich, wo zwei Wasserschichten aufeinanderliegen. Hier lebt vor allem Plankton, welches Jungfische der verschiedensten Freiwasserarten anlockt. Bei Magenuntersuchungen bei dieser Art wurden entsprechend Vertreter von 21 Fischarten gefunden, fast ausschließlich Jungfische. Die in den Riffspalten jagenden Seeschlangen erbeuten demgegenüber meist recht große Beutefische.

Manche Seeschlangen gehen auch nachts auf die Jagd. Sie finden dann ihre Beutefische durch ihren ausgezeichneten Geruchssinn.

Neben den Spezialisten gibt es auch Seeschlangenarten, die ein sehr großes Beutespektrum haben. So ernährt sich etwa Aipysurus laevis außer von Fischen auch von deren Laich sowie von Kopffüßern.

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