Mittwoch, 20. Januar 2010

Nissan 370Z Autotest SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Nissan 370 Z Autotest
Author D.Selzer-McKenzie
Video:
http://www.youtube.com/watch?v=Y1MFg3N-8P4

Dem Author wurde der neue Nisan überlassen und hier seine Eindrücke:
Heckantrieb, Sechszylinder, exotische Form — ein echter Sportwagen für weniger als 40 000 Euro: Das macht den Nissan 370 Z einzigartig. Obwohl er im Auftritt stark an seinen Vorgänger 350 Z erinnert, wurde nahezu alles am Zweisitzer erneuert. Und damit auch verbessert
Egal, ob Casting-Show oder Mil¬lionen-Quiz: Nicht nur Deutsch¬land träumt den schnellen Weg
nach oben; die beschwerliche Ochsen-tour scheint out. Doch dann gibt es die Typen vom Schlage eines Nissan Z. Ein Underdog. der sich seit Generationen im harten Sportwagen-Geschäft durchzu¬boxen versucht. Jetzt nimmt er einen weiteren Anlauf an die Spitze: als 370 Z.
Zwei ungewöhnliche Feststellungen vor dem Start: Der Nissan wurde klei

ner. Er ist 65 Millimeter kürzer als sein Vorgänger, aber 30 Millimeter breiter. Und, wichtiger: Er bleibt sich optisch treu. Normalerweise werden japanische Autos immer komplett umgekrempelt. Doch die Designer haben dieser urei¬gensten aller japanischen Versuchungen widerstanden.
Wie ein Außerirdischer tauchte sein Vor¬gänger 350 Z damals zwischen Micra, Al¬mera und Primera auf. Natürlich werden Historiker geflissentlich auf die lange

Tradition des Z seit 1969 hinweisen; sie war aber zwischen 1996 und 2003 un¬terbrochen — bis uns Nissan mit dem markigen 350 Z überraschte, der Sport¬wagen-Träume realisierbar machte. Und das ist auch heute noch so: Den Nissan 370 Z gibt es ab 38 690 Euro.
Die Finesse eines (deutlich teureren) Audi TT RS fehlt ihm. Wer auf Runden¬zeiten, Vortriebs-Perfektion und Mate¬rial-Anmutung schielt, sollte besser die vier Ringe durch den Fahrtwind schie
ben. Aber der Nissan 370 Z ist ein Sportwagen per Definition — zweisitzig, heckgetrieben, exotisch gestylt und da¬mit einzigartig. Denn unterhalb von 40 000 Euro gibt es sonst nur den Lotus Elise. Doch der sieht nicht halb so er¬wachsen aus und wird mit einem ma-geren Vierzylinder bestückt.
Im Nissan 370 Z tönt immerhin ein Sechszylinder der VQ-Reihe. Jetzt, in der vierten Generation, stieg der Hub-raum von 3,5 auf 3,7 Liter, das Drehmo-ment von 358 auf 366 Nm bei 5200/min und die Leistung von zuletzt 313 auf 331 PS bei 7000/min. Ein Aggregat also, das mit steigender Drehzahl zum Der¬wisch werden sollte; diese Aussicht lässt dem Sportwagen-Fan das Wasser im Munde zusammenlaufen.
Blick ins Cockpit. Die Materialan¬mutung wurde besser, ist aber trotz ge¬schäumtem Armaturenbrett speziell bei

den Schaltern noch weit vom satten Premium-Klick eines Audi entfernt. Immerhin stellt sich der Testwagen na-hezu voll ausgestattet mit optionalen 19-Zöllern, Metallic-Lackierung und DVD-Navigationssystem zusätzlich zur so genannten Pack-Linie vor (41 190 Euro). Diese umfasst die Bose-Sound-anlage, den Tempomat, die Sitzheizung, Teilleder-Ausstattung sowie einen Mo¬dus, bei dem das Getriebe einen auto-matisierten Zwischengasstoß initiiert.
Druck auf den Start-Knopf rechts neben dem Lenkrad. Unterschwellig rumoren Vibrationen, was sich nach großem Hubkolbenmotor und gigantischem Drehmoment anfühlt. Fast archaisch, zumal auch das Getriebe mahlt und die Karosserie knistert. Alleine durch diese Geräuschkulisse involviert der 370 Z seinen Fahrer permanent ins Gesche-hen, lässt ihn nicht mehr aus seinen

Fängen. Den Nissan fährt man nie ne-benbei, sondern immer bewusst.
Nachdrücklich will der erste Gang in die Gasse geschoben werden; der 370 Z verlangt nach einem zupackenden Wesen. Elastisch legt der Motor los, nach dem Anfahren lässt sich sofort der dritte Gang und anschließend der fünf¬te oder gar sechste einlegen und so eine Art Spritguthaben herausfahren — für die spaßige Landstraßen-Runde hinter¬her. Aber schon in der Stadt fühlt sich der 370 Z nach Renn-Tourenwagen mit Überrollkäfig an, so steif wie er Kanal¬deckel überrollt und dabei seine Insas¬sen durchschüttelt. Und so giftig, wie die Bremse auf Pedaldruck reagiert.
Der Sechszylinder hält sich hinge¬gen vornehm zurück. Hat sein Vorgän¬ger nicht einen rauchigen Blues trom¬petet? Vielleicht muss er sich erst warmspielen. Zunächst aber geben die
laut walkenden Breitreifen den Ton an. Immerhin bockt der Nissan auf Land¬sträßchen nicht mehr so vorlaut mit der Hinterachse wie sein Vorgänger; die Federung nimmt Stöße auf, statt sie weiterzugeben. Trotzdem tänzelt er nach Art eines Porsche 911 der 996-Bau¬reihe, lässt sich auf Bodenwellen vom rechten Weg abbringen und dabei bis in die Lenkung anregen.
Mehr als ein nur sportlicher Wagen for-dert der 370 Z als Sportwagen den Fahrer;
er muss das Lenkrad im festen Griff führen, gegen die Verhärtung ankämp¬fen, die Richtung korrigieren oder den Nissan per Lastwechsel in die Kurve zwingen, wenn dieser untersteuern will. Der Erlebniswert des Haudegens ist hoch wie selten in der 40 000-Euro¬Klasse. Hinlangen als Teil des Vergnü¬,,-- ofern man das Fahren als Bewäl
versteht.
Oder es wird zur Arbeit, wenn man Leichtgängigkeit erwartet. Die Rück-meldung des Fahrwerks jedenfalls übertrifft die der Lenkung noch, Reak¬tionen kündigt der 370 Z fast durch ein Megaphon an. Höchstens auf Nässe bricht das Heck aus, falls ESP ausge¬schaltet ist. Wer bei Trockenheit ohne elektronische Fangleine voll aufs Gas geht, lässt nur das kurveninnere Rad quieken — verpuffender Leistungsüber¬schuss trotz Differenzialsperre. Doch selbst das fällt kaum auf: Der Sechszy¬linder dreht angekettet hoch, und man fragt sich, wann die 331 PS endlich zu-schlagen — bis der Drehzahlbegrenzer bei 7500/min ernüchternd einsetzt. Kaum Druck, wenig Sound.
Als optionale Neuheit bietet der 370 Z den so genannten S-Modus, per Knopfdruck aktivierbar: Dann gibt der Sechszylinder beim Herunterschalten
selbsttätig Zwischengas auf das Dreh-zahlniveau des nächsten Gangs. Das verhindert, dass die angetriebenen Rä-der beim hastigen Einkuppeln stehen bleiben. Der Könner dagegen will gera¬de mit diesem zusätzlichen Bremsmo¬ment an der Hinterachse spielen — um etwa den untersteuernden Nissan not¬falls in die Kurve zu zwingen.
Den schnellen Weg an die Spitze ga¬rantieren Schalthelfer natürlich nicht, aber sie unterstützen den Kampf um persönliche Bestzeiten. Und der Nissan 370 Z vermittelt schnelle Erfolgserleb¬nisse. Zeit, aus der Schublade des Ge¬heimtipps herauszuklettern. Ein ernst zu nehmender Sportwagen wollte der Nissan werden. Trotz Kritik in Details ist er auf dem richtigen Weg.

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