Freitag, 23. Juli 2010

Euro Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Euro Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
Video:
http://www.youtube.com/watch?v=13fzNYNnTSU

Kaum stand der Rettungsplan für Grie¬chenland, schon gab es eine neue Hiobsbotschaft. Nach der Herabstufung griechischer Anleihen auf Junk-Bond¬Niveau durch S&P wurde im Mai auch die Kreditwürdigkeit Spaniens von den Ratingagenturen Fitch und S&P um je eine Bonitätsstufe herabgestuft. Damit sind spanische Anleihen zwar noch im¬mer weit von einem Junk-Bond-Status entfernt, doch für die Spanier wird es trotzdem in Zukunft schwieriger und vor allem teurer, sich auf dem internatio¬nalen Finanzmarkt mit frischem Kapital zu versorgen.
Mit den Herabstufungen durch die Agenturen ist auch die Angst um den Euro auf das Börsenparkett zurückgekehrt. Denn das südwesteuropäische Land ist ein wichtiges Mitglied der Europäischen Union. Gab es im Falle Griechenlands noch Politiker in Brüssel, die einen Raus¬wurf der Athener aus dem Euro-Verbund nicht endgültig ausschließen wollten, ver¬bieten sich derartige Überlegungen im Falle Spaniens. Mit einem Bruttoinlands¬produkt von deutlich über 1,0 Billion Euro ist die spanische Volkswirtschaft — sie ist die achtgrößte der Welt — ungleich ge¬wichtiger für die EU als die nur rund 240 Milliarden Euro „leichte" Ökonomie der Griechen.
Anders als beispielsweise Deutsch¬land muss sich Spanien mit den Folgen einer geplatzten Immobilienblase aus¬einandersetzen. Im März lagen die Eigenheimpreise in Spanien um 40 Pro¬zent unter dem Vorjahres¬wert. Die Zahl der säu¬migen Kredite hat sich in den vergangenen zwölf Monaten verdoppelt, weshalb insbesondere die spanischen Sparkassen unter Druck geraten sind. Mit Fusionen versuchen sich die bedräng-ten Institute zu helfen. Sie sollen inzwi¬schen Schwierigkeiten haben, sich an den internationalen Kapitalmärkten zu refinanzieren und nehmen daher ver¬stärkt die Liquidität der EZB in Anspruch. Weil auch der private Konsum und die Industrieproduktion rückläufig sind, ero¬diert die wirtschaftliche Basis, die für die Refinanzierung der spanischen Schulden benötigt wird. Die Staatsverschuldung ist in Spanien mit 65 Prozent im Jahr 2010 vergleichsweise mäßig.
Sorgen bereitet den Investoren die Verschuldung des Privatsektors. Müssten die spanischen Sparkassen vom Staat ge¬rettet werden, würde sich auch die Staats¬verschuldung mit einem Schlag deutlich erhöhen. Der Abschreibungsbedarf der spanischen Finanzinstitute soll bis zu 123 Milliarden Euro betra¬gen, das wären knapp 12 Prozent des für 2010 ge¬schätzten spanischen BIP. Die spanische Regierung hat zwar einen Bankenrettungsfonds in Höhe von rund 100 Milliarden Euro auf¬gelegt, doch davon sind laut spanischen Presseberichten erst 12 Milliarden Euro finanziert. Den Rest müsste das Land am Kapitalmarkt aufnehmen.
Befürchtet werden daher Anste-ckungseffekte von der privaten auf die staatliche Seite. Dann könnte sich die bislang an sich noch recht günstige Lage bei den Staatsschulden mit einem Mal deutlich verschärfen
Euro bleibt auf absehbare Zeit schwach. Damit wird zugleich deutlich, dass der Euro auch auf mittlere Sicht unruhigen Zeiten entgegengeht. Während sich für die USA angesichts verbesserter Kon-junkturdaten Zinserhöhungen abzeich¬nen, wird die EZB aller Voraussicht nach länger auf dem extrem niedrigen Zins¬niveau bleiben. Der Euro dürfte daher selbst dann zur Schwäche neigen, wenn sich die Schuldenkrise im Euroland nicht weiter verschärft.
Nichts ist ausgeschlossen. Doch eine weitere Zuspitzung der Krise ist nicht ausgeschlossen. Sollten eines Tages die europäischen Krisennationen Spa¬nien, Portugal, Italien und Irland ähnliche Rettungspakete in Anspruch nehmen müssen wie die Griechen, würde die Eurozone spätestens dann an ihre Leis¬tungsgrenzen stoßen. Experten rechnen in diesem Fall mit einem anstehenden Refinanzierungsbedarf von über 1,0 Bil¬lion Euro. Woher dieses Geld kommen könnte, steht in den Sternen.
Die jüngst zur Konsolidierung der Staatshaushalte verabschiedeten Spar¬programme—nicht nur in Madrid, Lissabon, Rom und Athen, sondern auch in London und Berlin —tragen die Gefahr einer erneu¬ten Rezession in sich. Zur Bekämpfung der Finanz- und Wirtschaftskrise wurden seit 2008 die Staatsausgaben nämlich dras¬tisch erhöht, um die einbrechende Nach¬frage der Konsumenten und der Indus¬trie zumindest zum Teil zu kompensieren. Nun sollen diese Ausgaben zurückgefah-ren werden. Die Frage lautet nun: Ist die Nachfrage der Verbraucher und der Indus¬trie schon wieder so robust, dass sie die Staatsausgaben ersetzen können?
Rückfall in die Rezession? Und genau das, so glauben viele Experten, ist ab¬solut nicht der Fall. Ganz im Gegenteil: Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat die Verbraucher und die Unternehmen sehr vorsichtig werden lassen. Beim kleinsten Anzeichen einer konjunkturellen Abküh¬lung, so die Befürchtung, igeln sie sich erneut ein. Eine Entwicklung, die nicht weiter verwunderlich wäre, schöpfen die Sparprogramme doch hauptsächlich
Kaufkraft der Bevölkerung ab. Durch eine daraus entstehende Rezession würden aber die Löcher in den Staatshaushal¬ten noch größer werden. Schon jetzt spa¬ren die Deutschen so viel wie seit 17 Jah¬ren nicht mehr. Im Schnitt legen die deut¬schen Verbraucher 15,2 Prozent ihres verfügbaren Einkommens auf die hohe Kante — Geld, das dem Konsum entzogen wird. So fiel der GfK-Konsumklimaindex im Juni auf 3,5 Punkte von 3,7 Zählern im Vormonat. Vor allem größere Anschaffun¬gen verschieben die Konsumenten erst einmal bis auf Weiteres.
Auf der Suche nach einem Exit. Wäh¬rend also die Aussichten für die kom¬menden Jahre alles andere als gut sind, wird in der Fachwelt hitzig darüber dis¬kutiert, wie man den „Fall" Griechenlands hätte verhindern können. Eine Möglich¬keit wäre gewesen, den Ländern, die Schwierigkeiten haben, eine vernünftige Exit-Strategie anzubieten, etwa in Form einer Schuldenübernahme (Bail-out) und/ oder eines geordneten Rückzugs aus dem Euro-Verbund. „Das einzig Sinnvolle wäre, wenn Griechenland aus dem Euro¬raum ausgeschlossen und in die geord¬nete Insolvenz gehen würde", lautet etwa die Forderung von Peter E. Huber, Mana¬ger des Rentenfonds StarCapital Bond¬value. Über eine solche Exit-Strategie wurde lange Zeit aber gar nicht nachge-dacht. Und laut Maastricht-Vertrag ist sie auch gar nicht vorgesehen. Weder kann ein Euro-Mitgliedsland ausgeschlossen werden noch dürfen die Euro-Staaten für die Schulden eines anderen Euro-Staates einstehen. Rein rechtlich gesehen sind die nun erfolgten Kreditzusagen an Griechen¬land daher auch höchst umstritten. Kritiker sagen, sie verstoßen gegen geltendes EU- Recht, weil sie faktisch auf eine Schulden-übernahme hinauslaufen.
Dabei ist auch eine solche Schulden-übernahme alles andere als ein sicherer Weg aus der Krise. Denn was tun, wenn die Schuldenübernehmer, hier vor allem Deutschland, selbst eines Tages Hilfe brauchen? Wer soll dann einspringen? Und vor allem: Was tun, wenn Athen die Schuldenübernahme als Freibrief für wei¬teres Schuldenmachen missversteht, frei
nach dem Motto „Man wird uns schon helfen"? Eine Gefahr, die sehr groß ist. Denn die Politiker in Athen, die es mit dem Sparen ernst meinen, stehen unter erheblichem Druck von Seiten der Be¬völkerung. Spätestens bei den nächsten Wahlen dürften sie abgestraft werden. Gewinnen werden jene, die es mit dem Sparen eben nicht so genau nehmen.
Keine gemeinsame Wirtschaftspolitik. Es gibt Fachleute, die den Euro ohnehin als Fehlkonstrukt sehen. Weil man den politischen Willen hatte, Europa zu einen, wurde — so ihr Vorwurf — ein System ent¬worfen, das die verschiedensten wirt¬schaftlichen Wachstumsmodelle und Entwicklungen in ein Korsett gezwängt hat. Das Ergebnis sei eine Währungs
Spanien
Deutschland
Frankreich
Irland
Portugal
Gro߬britannien
Italien
USA
Griechen
land
Japan

union ohne politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Einheit und erst recht ohne Führung. Deshalb sei es einer¬seits durch die Finanz- und Wirtschafts¬krise zu extremen Ver-werfungen innerhalb des Euroraumes gekommen, weil die Krise in den ver-schiedenen Staaten unter¬schiedliche Folgen hatte, und anderer¬seits sei jede gemeinsame Reaktion auf die Krise durch die Vielzahl der in Brüssel waltenden Interessen erschwert worden.
Eine Ansicht, die selbst von eini-gen „Vätern" des Euro vertreten wird, wie etwa von Jacques Delors, dem ehe¬maligen Präsidenten der Europäischen Kommission. In einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit" sagte er vor

Kurzem: „Der EU fehlt eine Ergänzung der Geld- durch eine Wirtschaftspolitik." Noch schärfer formuliert es Dr. Joachim Jahnke, Ex-Vizepräsident der Europä¬ischen Bank für Wieder¬aufbau und Entwicklung in London. Er schreibt im Schweizer Onlineportal „zeitpunkt.ch": „Eine Wäh-rung ohne eine einheitliche Wirtschafts¬politik ist ohnehin eine Schönwetter¬veranstaltung, die bei jedem Krisentest in die Brüche gehen kann oder hohe und am Ende dauerhafte Ausgleichszahlun¬gen an schwache Partner auslöst."
Euro-Krise bedroht die Einheit. Was nun nötig wäre, ist eine Neugestaltung des Euroraums in wirtschaftspolitischer Hinsicht. Wichtig wäre ein hohes Maß an Transparenz und Wettbewerb unter den Euro-Staaten. Nur so könnten Fehlalloka¬tionen frühzeitig aufgedeckt und von den Marktteilnehmern „abgestraft" werden. Dass Griechenland und einige andere Euro-Staaten in die Krise gerutscht sind, ist auch auf ein Fehlen von Transparenz und Wettbewerb zurückzuführen. Da¬durch hat sich die Krise mehr und mehr verschärft: Aus einem Sommergewitter wurde so ein schwerer Wintersturm, der mit Schneetreiben und Lawinen nun dem Euro schwer zusetzt. Ein Fortgang der Euro-Krise ist so trotz des 750 Mil-liarden Euro schweren Rettungspakets sehr wahrscheinlich. Am Ende dieser Entwicklung könnte im schlimmsten Fall etwas stehen, was sich im Moment kei¬ner so recht wünschen kann, weil es nach der Finanz- und Wirtschaftskrise und der aktuellen Währungskrise eine politische Krise impliziert: der Zerfall der Wäh-rungsunion. „Die nächste Krise", pro-gnostiziert der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble, „wäre dann nicht mehr eine Krise des Finanz- und Wirt¬schaftssystems, sondern auch eine Krise des politischen Systems." Soll ein sol¬ches Szenario vermieden werden, dann muss in den kommenden Monaten und Jahren politische Schwerarbeit verrich¬tet werden. Solange die Märkte vom Er¬folg dieser Bemühungen nicht überzeugt sind, bleibt der Euro schwächeanfällig.

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