Mit
dem Zug quer durch Canada
Author
D. Selzer-McKenzie
Video:
https://youtu.be/NiTVZ-WLGmc
Ein ganz normaler
Zug und doch eine
unvergessliche Reise:
„The Canadian"
bringt seine Gäste
vom Atlantik zum
Pazifik und lässt sie
durch die Weiten
Kanadas gleiten
Jede ernstzunehmende Eisenbahn¬reise, also eine, die sich
über meh¬rere Tage und Nächte erstreckt, beginnt lange vor der ei-gentlichen
Abfahrt, im Kopf: weil sie automatisch die Geschichten von Zuglegenden mit der
imaginären Kraft ihrer Namen gedanklich in Bewe--gende Monument als größtes
Hotel nicht nur Kanadas, sondern des gesam¬ten British Empire. In der „Library
Bar", die jüngst zum wiederholten Mal für den besten Martini der Stadt
ausge¬zeichnet wurde, verrinnt der Rest der Wartezeit bei einem Classic
Birdbath mit Hendricks Gin und Cucumber, zu dem Nüsse und Chips gereicht
werden, und dem Überfliegen der Abendausga¬be des „Toronto Star". Da der
Zug um 22 Uhr abfährt, gibt es kein Dinner an Bord, so dass man am besten in
der Bar auch gleich zu Abend isst. Zurück am Bahnhof, tragen sich die Reisenden
in der Panorama Lounge zu einem Schluck Canada Dry Ginger Ale für den Lunch
Service am nächsten Mittag ein. Der erste Blick in die Runde der Mitreisenden
lässt erkennen, dass im. Wmter eher betagtes Publikum unter-wegs ist. Um halb
zehn ertönt der Boar-ding Call, und die Karawane macht sich auf zum Bahnsteig.
Und da steht er dann, der „Cana-dian", in geripptem
poliertem Stahl auf dem nächtlichen Gleis, wie ein erhabe¬nes Reisemonument aus
einer anderen Zeit, und Porter helfen beim Einsteigen über ausgeklappte
Treppen. Das leise Singen der Elektronik mischt sich mit gedämpften Schritten
und dem Verstau-ungsidopfen des Gepäcks. Graham, der für den Manor Dawson
zuständig ist, wie mein Wagen nach dem berühmten kanadischen Geologen und
Landver¬messer George Mercer Dawson be¬nannt ist, trägt zur schwarzen Uniform
passende Doc Martens mit Stahlkappen und gibt, etwas außer Atem, ein kurzes
Briefing: Im Park „Albert" Car am Schluss des Zuges, zwei Wagen weiter hinten,
gibt es später welcome drinks, und die Dusche auf dem Gang ist von Abteil F zum
Glück nur einen Schritt entfernt. Das Bett ist bereits gemacht, und auf meinem
Kopfkissen liegen zwei Schokoladentäfelchen der Marke Gale¬rie au Chocolat, wie
alles im Zug aus Kanada. Als Waschutensilien gibt es Cu-cumber-Grapefruit-Seife
und Enkalyp-tus,Rosmarin-Shampoo, beides von Or-ganiQ, und ein Set Handtücher
steht in einem weißen Via-Rail-Beutel bereit. In
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mit sanftem Ruck in Bewegung, und die Räder rollen mit
schweren Schwel-lenschlägen an. Bald nimmt der Zug or¬dentlich Fahrt auf, und
hinten im Park Car wird zur Aufbruchsstimmung kana¬discher Bubbly gereicht, der
„Secco"
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Reise mindestens einmal pro Jahr, um seine Verwandten an der
Westküste zu besuchen. Wes war vor dem Ruhestand Sport- und Mathematiklehrer,
über¬haupt sind erstaunlich viele Lehrer un¬terwegs, was dem Niveau der
Gesprii-
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Simcoe und an der Georgian Bay ent-langschlängelt, vorbei an
so poetisch be¬nannten Stationen wie Washago oder Parry Sound, wächst der
kanadische Himmel im Traum vor allem nach Nor¬den hin, in die unendlichen
Weiten der
nur wegen der wilden Tiere am Weg( rand von Vorteil, sondern
auch, unl prüfen, ob der beleuchtete Riegel der Tür zum Shower Room cnlllil
wieder ( rün zeigt. Zweite
janla und Nliirgetintaittel sind
: dem ersten Poster, das Roger Couillard für den gerade neu
eingeführten „The Canadian" 1955 entwarf, hat sich bis heute kaum etwas
verändert: Der Park Car am Er h wie vor „the place to be", er hat nur noch
eine neue Bar und Prestige-Class-Abteile dazubekommen. Die Aussicht aus dem
36o-Grad-Rundblick-Dome auf die kies ist immer noch so phantastisch, wie es diese
Illustration aus dem Bildband „Canadian Pacific; Creating a Brand, Building a
Nation" zeigt. canadian Pacific Archives, Mar
sanftem Ruck in Bewegung, und Räder rollen mit schweren
Schwel-schlägen an. Bald nimmt der Zug or-ttlich Fahrt auf, und hinten im Park
wird zur Aufbruchsstimmung kana-her Bubbly gereicht, der „Secco" a Pelee
Island, dem südlichsten ingebiet Kanadas im Lake Erie, aus Prozent Pinot Blanc
und 15 Prozent terrois, löst die Zungen, und erste spräche beginnen an der Bar.
\leben mir steht lachend und scher-d Wes, Mitte siebzig,
charismati- Gesicht mit Adlernase, graue Ro¬t-Redford-Haare, im grünen Polo-ad
(St. Patricks Day, sure, zu Ehren ter frischen Vorfahren). Sein Arzt ihm
verboten zu fliegen, wegen rombosegefahr, und so macht er die Reise mindestens
einmal pro Jahr, um seine Verwandten an der Westküste zu besuchen. Wes war vor
dem Ruhestand Sport- und Mathematiklehrer, über¬haupt sind erstaunlich viele
Lehrer un¬terwegs, was dem Niveau der Gesprä¬che gut bekommt. „Die können sich
die Reise leisten wegen der hohen Pensio¬nen", erklärt Colin,
glatzköpfiger Mitt¬vierziger und Wall Street Broker in New York, der mit Onkel
Arnie und Tante Helen nach Vancouver unterwegs ist, die seit 52 Jahren
verheiratet sind und die Reise immer wieder machen, „weil es jedes Mal
aufregend neu und anders ist, von Jahreszeit zu Jahreszeit". Dann verebbt
die Party, und man zieht sich in die Kabinen zurück. Und wäh¬rend der Zug sich
am nächtlichen Lake
Simcoe und an der Georgian Bay ent-langschlängelt, vorbei an
so poetisch be¬nannten Stationen wie Washago oder Parry Sound, wächst der
kanadische Himmel im Traum vor allem nach Nor¬den hin, in die unendlichen
Weiten der arktischen Landesteile. Die endlosen Eisfelder, die man immer
sehnsüchtig aus 39 000 Fuß Höhe vom Flugzeug¬fenster aus betrachtet, wo
jenseits der Zi-vilisation eine kalte Schönheit existiert, in die man sich
hinunterwünscht, ob¬wohl sie dem Überleben so zuträglich ist, wie es die
Frostbeulen Leonardo Di-Caprios in „The Revenant" sind.
Das frühe Erwachen kurz nach Sud-bury gibt die Gelegenheit
dazu, sich in die essentiellen Reiserituale einzuüben. Erste Lektion: Ein-
Fernglas ist nicht
nur wegen der wilden T rand von Vorteil, sonder prüfen, ob
der beleuch der Tür zum Shower wieder Grün zeigt. Zwei jama und Morgenmann
nützlich zum manierlit ren des Flurs zur Dusch on: Das heiße Wasser hält nach
Durchdrücke knopfs genau für eine at wäsche. Vierte Lektior, First Serve im
Dining stück lässt schon kurz r ginn eine kleine Schla also am besten Punkt 6.:
gang sein. Reise mindestens einmal pro Jahr, um seine Verwandten an der
Westküste zu besuchen. Wes war vor dem Ruhestand Sport- und Mathematiklehrer,
über¬haupt sind erstaunlich viele Lehrer un¬terwegs, was dem Niveau der
Gesprä-che gut bekommt. „Die können sich die Reise leisten wegen der hohen
Pensio-nen", erklärt Colin, glatzköpfiger Mitt-vierziger und Wall Street
Broker in New York, der mit Onkel Arnie und Tante Helen nach Vancouver
unterwegs ist, die seit 52 Jahren verheiratet sind und die Reise immer wieder
machen, „weil es jedes Mal aufregend neu und anders ist, von Jahreszeit zu
Jahreszeit". Dann verebbt die Party, und man zieht sich in die Kabinen
zurück. Und wäh-rend der Zug sich am nächtlichen Lake
Simcoe und an der Georgian Bay ent-langschlängelt, vorbei an
so poetisch be¬nannten Stationen wie Washago oder Parry Sound, wächst der
kanadische Himmel im Traum vor allem nach Nor-den hin, in die unendlichen
Weiten der arktischen Landesteile. Die endlosen Eisfelder, die man immer
sehnsüchtig aus 39 000 Fuß Höhe vom Flugzeug-fenster aus betrachtet, wo
jenseits der Zi-vilisation eine kalte Schönheit existiert, in die man sich
hinunterwünscht, ob¬wohl sie dem Überleben so zuträglich ist, wie es die
Frostbeulen Leonardo Di-Caprios in ,;The Revenant" sind.
Das frühe Erwachen kurz nach Sud-bury gibt die Gelegenheit
dazu, sich in die essentiellen Reiserituale einzuüben. Erste Lektion: Ein
Fernglas ist nicht
nur wegen der wilden Tiere am Weges-rand von Vorteil,
sondern auch, um zu prüfen, ob der beleuchtete Riegel an der Tür zum Shower
Room endlich wieder Grün zeigt. Zweite Lektion: Py¬jama und Morgenmantel sind
überaus nützlich zum manierlichen Überque-ren des Flurs zur Dusche. Dritte
Lekti¬on: Das heiße Wasser aus dem Hahn hält nach Durchdrücken des
Brause-knopfs genau für eine ausgiebige Kopf-wäsche. Vierte Lektion: First
Come, First Serve im Dining Car zum Früh¬stück lässt schon kurz nach
Servicebe-ginn eine kleine Schlange entstehen, also am besten Punkt 6.3o Uhr am
Ein-gang sein.
Sieh mal, ein Falke!" „Oh." Biber huschen am
Streckenrand entlang. Ein fülliger Mann mit Ziegenbart in Jeanslatz¬hose
blättert zerstreut im „Economist" und bemerkt zu seiner Frau über die
ver¬gangene Nacht im Hochbett: „Man muss schon eine bestimmte Figur haben, um
das hier zu bewältigen." Die erhabene Welt des Permafrosts zieht vorbei,
Birken¬wälder über Eisplatten. „Ein großartiges Bild mehr von einem gefrorenen
See." "Zu schade, das mit dem Licht heute." Eine Ansage aus dem
Lautsprecher mahnt: Last call for breakfast in the diner. Es ist gerade mal
halb neun. Im Dome Car richtet man sich ein wie der Jäger auf seinem Hochsitz.
„Da kommt ein zweites Gleis!" „Ach." „Nächstes Mal beschwere ich mich
gleich." „Und worüber?" "Nichts, wirklich." Wer lange genug
auf das Eis sieht, bemerkt, wie es die verschie¬densten Farbschattierungen
annimmt: von Grün über Braun bis zu Grau und Türkis. Die größte Sensation sind
die ent¬gegenkommenden Güterzüge, schier end¬los reiht sich Container an Container.
Weil der „Canadian" auf dem Ausweich¬gleis steht, um ihn vorbeizulassen,
über¬bieten sich die Reisenden gegenseitig: „Ich habe über zoo Waggons
gezählt!" "Nein!" Als der Zug hält, merkt man erst, wie kalt es
draußen eigentlich ist Jeder Atemhauch scheint augenblicklich zu ge¬frieren.
Laut Porter Graham, der inzwi¬schen das Bett gemacht hat und zwei Le¬dersessel
wie Deckchairs schräg zum Fenster hin ausgerichtet hat, ist Horne-payne (sic!)
ein outpost in the middle of nowhere. Arnie raucht genüsslich Pfeife, Colin
saugt am Stumpen einer Zigarre, und Wes meint aufmunternd: „A good
stretch!" Beim Lunch ist die Qualität der Küche zu entdecken. Es gibt
„Bison Bur-ger", davor Minestrone und zum Dessert hervorragenden
Sauerkirschkuchen. Die Karte empfiehlt zum Hauptgang Caber-net Sauvignon aus
dem Okanagan Valley in British Columbia. Ich sitze diesmal mit drei großen
Sympathen: Jim, Ron und
Sherwood, pensionierte Schaffner aus Kansas und Texas, die
sich vor Jahren auf einer Eisenbahnermesse im kaliforni¬schen Stockton
kennenlernten und nun gemeinsam kanonische Zugreisen unter¬nehmen. Jim war bei
der Army in Deutschland, sein Lieblingswort ist „Krö-ver-Nacktarsch".
Nach dem Lunch das gleiche Spiel, zu¬rück in den Dome,
entlang an zwei Pres¬tige-Wagen, die an den Wänden kom¬plett mit Leder
verkleidet sind. Diesmal sitze ich direkt in der ersten Reihe und kann nun
endlich erkennen, was die hyp¬notische Faszination des Blicks von da vorn
ausmacht: Schlangenartig wackeln die Zugdächer in voller Fahrt wie ein
be¬weglicher Stahlpanzer, die silbern geripp¬te Wirbelsäule der Scifi-Version
eines prähistorischen Echsentiers, die sich auf und ab, hin und her bewegt. Ein
Bild wie aus den Erzählungen von Jim Knopf und Lukas, dem Lokomotivführer, so
schön und bizarr wie die zufällige Begegnung von Nähmaschine und Regenschirm
auf einem Seziertisch. Und dazu das „Ding-Ding-Ding-Ding-Ding" der
Schranken, wenn wieder eine Straße kreuzt. Dann die Entdeckung: „Ein Bär!"
„Wo?" „Hier, links!" „Wie viel Gläser Wein hat¬test du?"
"Nein, wirklich!" In der Tat, da sitzt er, eher klein wie ein
Neufundlän¬der, und gräbt friedlich nach Wurzeln. Später gibt es für die
bereits mit dem Dinner fertigen Gäste pünktlich zum Sonnenuntergang ein
Vmetasting im Park Car. Mit dem Wein kommen auch privatere Geschichten zum
Vorschein, und es wird persönlich. Wes verrät mir das Geheimnis der schönen
Unbekann¬ten aus der Prestige-Class, die immer nur sporadisch auftaucht: Sie
wollte die Reise eigentlich mit ihrem Mann unter-nehmen, der aber kurz zuvor
bei einem tragischen Unfall ums Leben kam. Und dann berichtet Wes auch noch von
sei¬nem Großvater, dem Eisenbahner, -den Präsident Roosevelt auf Besuch in
Kana¬da vom Fleck weg als privaten Ingenieur
und Lokomoi reisen abwerl doch in aller ] Telegramm a
Familie bleib( „Canadian", ( kennt, alles v( besser, der Sei Wenn dann d
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In Winnipe nen Schneest scheint die Soi den Boy", eine
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irremotis, der tain Wolf, trabt lich kurz zu z gibt,
gemächlic deren Sandfarbe det. Ob es anund Lokomotivführer für all seine
Bahn¬reisen abwerben wollte, was dieser je¬doch in aller Ehre nach dessen
Visite per Telegramm abschlug, weil er bei seiner Familie bleiben wollte. Was
hat sich im „Canadian", den er seit über 25 Jahren kennt, alles verändert?
„Die Gleise sind besser, der Service freundlicher denn je." Wenn dann der
Zug wie in der folgen¬den Nacht enorm an Tempo zulegt, um früher als geplant in
Winnipeg anzukom¬men und den Aufenthalt dort auszudeh¬nen, nennt er das
„Turbulence!".
In Winnipeg hat es in der Nacht ei-nen Schneesturm gegeben,
aber nun scheint die Sonne. Wir sehen den „Gol-den Boy", eine Statue auf
dem Parlament von Manitoba, der als eine Art Götterbo¬te nach Norden zeigt, um
den ankom¬menden Siedlern ihren Weg in die neue kanadische Heimat zu weisen. Im
Zoo grast, wie wir vom Bus aus sehen, der ein¬zige weiße Bison, den man
„Blizzard" nannte, nicht wegen des Fells allein, son-dem weil er in einer
Nacht wie der vor¬ausgegangenen in der Stadt auftauchte, um zu bleiben. Aber
auch Winnie the Pooh hat seine Wurzeln in der Stadt, weil der Bär, über den A.
A. Milne sein Buch schrieb, von dessen Besitzer Harry Colebourn eine Koseform
des Namens seiner Heimat Winnipeg bekam.
Nach Saskatchewan wird es immer hü¬geliger und grüner, bevor
der Zug zum dritten Mal in die Nacht eintaucht, um am nächsten Morgen bereits
unter wol¬kenlosem Nordhimmel in Edmonton, Al-berta zu stehen. Am letzten Tag
verschie¬ben sich die starren Essensregeln ein we¬nig, weil um 13 Uhr die
Ankunft in Jas-per ansteht. Zum frühen Brunch werden uls Landmark Eggs Benedict
mit kanadi-chem Bacon serviert, und weil der Zug - tr dem Erklimmen der Rockies
einen logen nach Norden fährt, tauchen vor em Fenster des Speisewagens
irgend-rann die ersten Gebirgszüge wie eine immernde Eiswüste am Horizont auf.
majestätischer Langsamkeit müht sich
Zug Kurve um Kurve nach oben und
hert sich Jasper. Da passiert es: „Wolf
the left!" Und ein grauer Canis lupus
emotis, der Northern Rocky Moun-
t]. Wolf, trabt, einfach so, wie um ledig-
1 kurz zu zeigen, dass es ihn noch
t, gemächlich eine Wiese hinab, von
en Sandfarbe er sich kaum unterschei-
Ob es am Wolf liegt, dem guten Wetter, der milden Bergluft
oder einfach nur am Glück, einmal aussteigen zu dür¬fen, um in der Sonne zu
sitzen und vor der Other Paw Bakery einen Cappucci¬no zu trinken: Die knapp
zwei Stunden in der 5000-Seelen-Gemeinde am Atha-basca River werden zum
geheimen Zen¬trum der Reise, zum erfüllten Augen¬blick, den man unendlich
dehnen will, der eine Ort außerhalb des Zuges, der so schön ist, dass man ihn
nicht mehr verlas¬sen mag. Aber natürlich belohnt der Nachmittag im Dome Car
mit der zwei¬ten Runde Bubbly, verwunschenen Berg¬panoramen und einer wie von
der Sonne ausgelösten Euphorie, die Helen mit ge¬röteten Wangen zu hübsch
beschwipsten Ausrufen inspiriert: „Oh dear, oh dear!" Als dann auch noch
der sonst in Wolken
gehüllte Mount Robson ganz zu sehen ist, gibt es kein Halten
mehr. Die Kame¬ras klicken wie Blitzlichtgewitter, Wes zi¬tiert Robert Kennedy,
und der Aufruf zum letzten Dinner verhallt fast unge¬hört, weil der Zug gerade
den Pyramid-Creek-Wasserfall passiert.
Was bleibt übrig nach der Ankunft im pazifischen Vancouver
am nächsten Mor¬gen? Der Wunsch, gleich wieder einzu¬steigen und
zurückzufahren. Oder, mit den Worten Kafkas aus „Der Aufbruch": „Weg von
hier - das ist mein Ziel."
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