Sportwetten Pferdewetten Eine Formel macht Mathematiker angebl. zum Milliardär
Author D. Selzer-McKenzie
Youtube: https://youtu.be/2RVU6qySHPo
Die angebliche Milliardärs-Wettgeschichte eines angeblichen Wettmillardärs. Ob es wahr ist, bleibt die Frage, und ist äusserst zweifelhaft.
Bill Benter schaffte das Unmögliche: Er schrieb einen Algorithmus, der Pferderennen vorhersagen kann. Seine Geschichte ist Hollywood-reif: Sie hat ihn zum Milliardär gemacht, zwei Partner in den Tod getrieben und die Sportwetten-Welt verändert. Jetzt geht er in Rente.
„Mascot Treasure liegt eine Länge vorne, aber Bobo Duck kommt heran“, schreit eine aufgeregte Stimme über den Lautsprecher des Happy Valley Racecourses in Hongkong. Sie überschlägt sich alsbald fast: „Bobo Duck zieht vorbei, Mascot versucht sich zu wehren.“ Als Bobo Duck die Ziellinie einen Hauch vor Mascot Treasure überquert, johlen die Zuschauer auf den Tribünen der Pferderennbahn. Der drittplatzierte Frat Rat hatte keine Chance im Duell der beiden Sieger.
Es ist der 6. November 2001 und Bill Benter verfolgt das Rennen stummgeschaltet auf einem Fernseher in einem Büro im 27. Stock eines Wolkenkratzers, nur wenige Straßen von der Pferderennbahn entfernt. Eigentlich schaut Bill gar nicht wirklich hin. Seine Augen sind auf die drei Monitore fixiert, hinter denen rund ein Dutzend Computer summen.
Der größte Jackpot des Pferdesports
Auf den Bildschirmen sehen er und sein Helfer Paul Coladonato eine Matrix aller 51.381 Wetten, die sie auf dieses eine Rennen platziert haben. Die Ergebnisse vom Happy Valley Racecourse laufen automatisch ein, die Rechner sortieren alle Nieten aus. 36 Wetten, gerade einmal 0,07 Prozent, sind siegreich. 35 davon bringen den beiden Amerikanern nur einen Trostpreis ein.
Und dann ist da diese eine: Wette #36 knackt den Jackpot, den Heiligen Gral der Pferdesport-Welt, das Triple Trio. „Scheiße Mann“, schießt es aus Benter heraus, „wir haben es geschafft.“ Der Jackpot war in diesem Jahr einer der größten, den Hongkong je gesehen hatte. Er wäre 16 Millionen Dollar wert gewesen, doch Benter hat ihn nie eingelöst.
Das Triple Trio verlangt, dass ein Zocker die ersten drei Pferde in drei aufeinanderfolgenden Rennen richtig tippen muss. Die genaue Reihenfolge der Pferde ist nicht entscheidend, doch auch so gibt es schon mehr als zehn Millionen richtige Kombinationen. Knackt keiner den Jackpot, wird alles eingezahlte Geld mit in den nächsten übernommen. Als Benter gewann, war der Jackpot schon sechsmal nicht gewonnen worden.
Benter schaffte das Unmögliche: Er schrieb einen Algorithmus, der Pferderennen vorhersagen kann. Seine Geschichte ist Hollywood-reif: Sie hat ihn zum Milliardär gemacht, zwei Partner in den Tod getrieben und die Sportwetten-Welt verändert. Jetzt geht er in Rente.
„Mascot Treasure liegt eine Länge vorne, aber Bobo Duck kommt heran“, schreit eine aufgeregte Stimme über den Lautsprecher des Happy Valley Racecourses in Hongkong. Sie überschlägt sich alsbald fast: „Bobo Duck zieht vorbei, Mascot versucht sich zu wehren.“ Als Bobo Duck die Ziellinie einen Hauch vor Mascot Treasure überquert, johlen die Zuschauer auf den Tribünen der Pferderennbahn. Der drittplatzierte Frat Rat hatte keine Chance im Duell der beiden Sieger.
Es ist der 6. November 2001 und Bill Benter verfolgt das Rennen stummgeschaltet auf einem Fernseher in einem Büro im 27. Stock eines Wolkenkratzers, nur wenige Straßen von der Pferderennbahn entfernt. Eigentlich schaut Bill gar nicht wirklich hin. Seine Augen sind auf die drei Monitore fixiert, hinter denen rund ein Dutzend Computer summen.
Der größte Jackpot des Pferdesports
Auf den Bildschirmen sehen er und sein Helfer Paul Coladonato eine Matrix aller 51.381 Wetten, die sie auf dieses eine Rennen platziert haben. Die Ergebnisse vom Happy Valley Racecourse laufen automatisch ein, die Rechner sortieren alle Nieten aus. 36 Wetten, gerade einmal 0,07 Prozent, sind siegreich. 35 davon bringen den beiden Amerikanern nur einen Trostpreis ein.
Und dann ist da diese eine: Wette #36 knackt den Jackpot, den Heiligen Gral der Pferdesport-Welt, das Triple Trio. „Scheiße Mann“, schießt es aus Benter heraus, „wir haben es geschafft.“ Der Jackpot war in diesem Jahr einer der größten, den Hongkong je gesehen hatte. Er wäre 16 Millionen Dollar wert gewesen, doch Benter hat ihn nie eingelöst.
Das Triple Trio verlangt, dass ein Zocker die ersten drei Pferde in drei aufeinanderfolgenden Rennen richtig tippen muss. Die genaue Reihenfolge der Pferde ist nicht entscheidend, doch auch so gibt es schon mehr als zehn Millionen richtige Kombinationen. Knackt keiner den Jackpot, wird alles eingezahlte Geld mit in den nächsten übernommen. Als Benter gewann, war der Jackpot schon sechsmal nicht gewonnen worden.
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Der Millionär aus Pittsburgh
Das Triple Trio zu gewinnen, war der Höhepunkt von Benters Karriere. Es ist eine, über die er 32 Jahre lang kaum öffentlich sprechen konnte. Erst jetzt, wo er in Rente gegangen ist und ein Buch über sein Leben geschrieben hat, wagt er sich aus seiner Höhle der Heimlichkeit.
Mit 63 Jahren lebt Benter in Pittsburghs mit seiner Frau Vivian, einer Hongkong-Chinesin, die er 2010 heiratete und ihrem gemeinsamen Sohn. Er spendet Millionen für Pittsburghs Schulen, für Impfprogramme in Afghanistan, Pakistan und Afrika. Er besitzt eine Stiftung, die Gelder für Gesundheits- und Kunstprojekte auf der ganzen Welt sammelt.
Mit seinen kurzen grauen Haaren, der schwarzen Hornbrille und dem grauen Pullover über Hemd und Krawatte sieht er wie ein Uni-Professor aus. Sein Blick ist gutmütig.
Kasino statt Physik-Studium
Doch dieser Benter hat es faustdick hinter den Ohren: Mit 22 Jahren bricht er sein Physikstudium ab und geht 1979 nach Las Vegas. Angespornt vom Blackjack-Buch „Beat the Dealer“ beginnt er mit Kartenspielen in Kasinos. Er hat in dem Buch den Trick gelernt, die Karten beim Blackjack zu zählen. Es ist eine verbotene Taktik in Kasinos, die dem Spieler einen kleinen Vorteil gegenüber der Bank gibt. Benter arbeitet als Aushilfe in einem Supermarkt für drei Dollar die Stunde. An einem guten Abend verdient er abends 40 Dollar im Kasino.
Er freundet sich mit anderen Zockern an und trifft 1980 Alan Woods. Der Australier hat ein Team von Kartenzählern zusammengestellt. Sie teilen alle Profite aus dem Blackjack miteinander. Das gleicht aus, falls einer am Abend mal eine Pechsträhne haben sollte. Kartenzählen erhöht zwar die Gewinnchancen, aber es ist keine Gewinngarantie.
Professionelles Schummeln beim Blackjack
Woods schickt Benter und die anderen Spieler nach Monte Carlo, dann mieten sie sich zusammen ein Haus in Las Vegas. Im ersten Jahr verdient der junge Physikstudent 80.000 Dollar. Er beschließt, nie wieder an die Uni zurückzukehren. Seinen Eltern erzählt er, er wäre auf Reisen.
Kartenzählen wird in Kasinos nicht gerne gesehen. Es gehen Geschichten um von Spielern, die von Sicherheitsbeamten in Hinterzimmern verprügelt wurden. Auch Benter wird erwischt, ein muskulöser Angestellter verlangt seinen Pass. Benter und seine Mitspieler landen auf einer schwarzen Liste, die die Kasinos untereinander teilen, dem „Griffin Book“.
Hongkong wird zum Mekka des Pferdesports
Woods und Benter verlagern sich deswegen auf ein anderes Abenteuer: Pferdewetten. Hongkong, damals noch britische Kolonie und unabhängig von China, ist so etwas wie das Mekka des Pferdesports. Seit 1884 gibt es hier den Happy Valley Racecourse, an dem sich reiche Briten fernab der Heimat vergnügen.
Hinzu kommen immer mehr Chinesen, denen Glücksspiel im eigenen Land verboten ist. Pro Jahr liegt der Umsatz mit Pferdewetten hier bei zehn Milliarden Dollar, mehr als in den USA. 17 Prozent Provision behalten die Veranstalter, die Steuereinnahmen daraus sind für zehn Prozent aller Einnahmen des Stadtstaates verantwortlich.
Benter will den Pferde-Code knacken
Benter will professionell auf Pferderennen wetten. Er kauft sich mehrere Bücher zu dem Thema und stellt fest, dass kaum einer bisher den Markt mathematisch analysiert hat. Pferderennen gelten als unkalkulierbar. Benter bringt sich selbst Statistik bei und schreibt erste Programme auf alten IBM -Computern mit grünen Zeilen auf schwarzem Hintergrund auf dicken Röhrenmonitoren.
Er heuert zwei Frauen an, die für ihn die Ergebnisse von tausenden Pferderennen der vergangenen Jahrzehnte aus Hongkong in eine Datenbank eintippen und rechnet damit neun Monate herum: Geschwindigkeit des Pferdes auf der Geraden, Gewicht des Jockeys, das Wetter, die Größe von Pferd und Reiter, die bisherigen Erfolge – alles hat einen Einfluss auf künftige Ergebnisse.
1985 kann Benter Ergebnisse so gut vorhersagen, dass er mit drei dicken Computern im Gepäck nach Hongkong fliegt, um seine Algorithmen praktisch zu testen. Woods kommt mit. Die beiden werden ein Team: Benters Algorithmen machen komische Vorhersagen, die Woods mit seiner Erfahrung korrigiert. Per Telefon geben sie ihre Wetten ab und schauen die Rennen im Fernsehen.
Benter und Woods trennen sich im Streit
Es funktioniert nicht. 1986 verlieren sie 120.000 ihrer 150.000 Dollar. Benter fliegt nach Las Vegas, um sich Geld von Freunden zu leihen, Woods nach Südkorea, um mehr Kapital im Kasino zu erspielen. Als sie sich in Hongkong wiedertreffen, kommt es zum Streit. Woods will mehr Geld, Benter will es ihm nicht geben.
Die beiden trennen sich, Woods kopiert sich vorher den gemeinsamen Algorithmus und startet sein eigenes Unternehmen. Mehr als zehn Jahre reden sie kein Wort miteinander.
Während sein Ex-Partner Softwareentwickler anheuert, um die Berechnungen zu verbessern, arbeitet Benter allein am Code. 1989 macht er erstmals 600.000 Dollar Gewinn mit seiner Software. Woods sitzt da dank professioneller Hilfe schon in einem Penthouse in der asiatischen Metropole.
Mehr als zehn Millionen Dollar Gewinn pro Jahr
Die 1990er Jahre sind für beide lukrativ. 1991 macht Benter erstmals drei Millionen Dollar Gewinn. Er bekommt einen Anruf vom Club, der die Pferderennbahn betreibt. Schließlich sind seine Wetten nicht anonym. Benter hat Angst, doch der Anrufer will lediglich wissen, wie er Benter helfen kann, noch mehr Wetten zu platzieren. Mehr Umsatz bedeutet für den Club mehr Provision. Das Geld, was Benter gewinnt, nimmt er schließlich anderen Zockern ab, nicht dem Betreiber wie in einem Kasino.
Der Amerikaner bekommt eine Standleitung zur Pferderennbahn, damit er nicht immer anrufen muss, um Wetten zu platzieren. Ab der Saison 1994/95 machen sowohl Benter als auch Woods mit ihren Systemen mehr als zehn Millionen Dollar Gewinn pro Jahr. Woods kauft sich einen Rolls-Royce, den er nie fährt, Benter Anteile an einem französischen Weingut.
Ihr Erfolg bleibt nicht unbemerkt. Immer wieder bieten sich andere Wetter als Helfer an. Benter stellt einen Mann namens Bob Moore ein, der schon damals dem Kokain zugeneigt ist. Er ist aber auch ein exzellenter Video-Analyst, der nach Rennen analysiert, ob ein Pferd etwa nur deswegen nicht gewonnen hat, weil es unglücklich eingeklemmt wurde. Es macht Benters Algorithmen noch effektiver.
Moore arbeitet wechselweise für Benter und Woods. Mit letzterem kann er seine Party- und Drogenlaune in Hongkongs Strip-Clubs ausleben. Wenige Jahre später stirbt er an einer Überdosis Schlaftabletten in seinem Hotelzimmer.
Rennbahnbetreiber sabotiert Benter
Benter hat derweil ganz andere Probleme: Als sich seine jährlichen Gewinne der 50-Millionen-Dollar-Marke nähern, wird es dem Rennbahn-Betreiber zu bunt. Er fürchtet, dass weniger Leute Wetten platzieren, wenn sie wissen, dass ein Mathematiker sie am Ende eh schlägt und ihr Geld kassiert. Benter und Woods verlieren ihre Standleitungen, auch ihre Telefonleitungen werden dubioserweise stumm geschaltet.
Benters Lösung ist, sich eine Wohnung im Erdgeschoss anzumieten und sich in einem Geschäft gegenüber mit hunderten an Blanko-Wettscheinen einzudecken. Er schreibt ein Programm, dass die Scheine mit seinen gewünschten Wetten bedruckt. Dann müssen er und seine Helfer zum Geschäft gegenüber rennen und hunderte Wettscheine in einen Automaten geben. Woods macht es ähnlich, nur schickt er seine zahlreichen philippinischen Freundinnen direkt auf die Rennbahn.
Das Imperium des Australiers bricht über die Jahrtausendwende zusammen, als Chinas Steuerbehörden sich für die Wetten interessieren. Die wären gewerbsmäßig steuerpflichtig. Bevor es zu einer Entscheidung kommt, flieht Woods auf die Philippinen. Später kommt heraus, dass er 800 Millionen Dollar mit seinen Wetten verdient hat. Er stirbt als Einsiedler in Manila mit nur 62 Jahren 2008 an Krebs.
Benter will den Jackpot – und gibt ihn her
Benter geht einen anderen Weg: Er versucht 2001 erstmals, das Triple Trio zu gewinnen. Den Jackpot hat er bisher immer gemieden, weil der Gewinner fotografiert und in der Zeitung porträtiert wird. Da will er sich ungerne sehen und noch weniger über seine Algorithmen reden.
Doch jetzt will er es auch sich selbst beweisen, dass er gut genug ist, den größten Jackpot der Pferdewelt mit seinen Algorithmen zu gewinnen. Er schafft es, aber er meldet sich nicht. Als die Medien monatelang darüber rätseln, wer der geheimnisvolle Gewinner ist, schreibt er dem Rennbahnbetreiber einen anonymen Brief und bittet, den Gewinn zu spenden. Wenig später geht seine Direktleitung wieder, noch ein paar Monate später erlaubt der Happy Valley Racecourse erstmals Online-Wetten.
Rückkehr nach Pittsburgh
Benter zieht nach Pittsburgh und sich selbst mehr und mehr aus dem Wettgeschäft zurück. Er hat genug Geld verdient. Mindestens eine Milliarde Dollar sei es gewesen, sagt er gegenüber dem Magazin Bloomberg Businessweek. Weil er davon aber auch jede Menge Helfer bezahlen musste, sei er nie Milliardär gewesen. Über sein heutiges Vermögen schweigt er.
Er redet aber gerne über sein System. Benter gibt Mathematik-Seminare an Unis, er berät Firmen, schreibt eine akademische Arbeit über seine Algorithmen und schließlich ein Buch. Viele Zocker, die heute mit Algorithmen in vielen Sportarten nach vorne kommen wollen, sind Nachahmer von Benter und Woods. Selbst einige, mit denen Benter Anfang der 80er Jahre Blackjack in Las Vegas spielte, sind heute seinem Beispiel gefolgt.
Benter hat den Pferdesport verändert
Benter wettet heute immer noch gerne auf Pferderennen. Er hat es mit einer eigenen Firma im Medizingeschäft probiert, ebenso mit Wetten auf Baseball, aber es war ihm zu mühsam. „Ich bin ein Inselbegabter“, sagt Benter lächelnd.
Wenn er heute wettet, sieht er auf dem großen Bildschirm mit den Wettquoten, wie diese sich meist zwei Minuten vor Rennstart gewaltig ändern. Das ist der Moment, in dem alle Algorithmen automatisch ihre Wetten platzieren. Ohne ihn würde das nicht passieren.
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