Samstag, 26. Juni 2010

Das Theta beim Trading Börse SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Das Theta beim Trading Börse SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
Video:
http://www.youtube.com/watch?v=nLI6Z1lUbbQ
Wie so oft im Leben spielt auch in der Optionspreistheorie die Zeit eine wichtige Rolle. Um welchen Betrag der Wert des Optionsscheins sinkt, wenn die Restlauf-zeit sich um eine Zeiteinheit verkürzt, gibt die Kennzahl »Theta« an. Das Theta gibt Auskunft über den Zeitwertverlust des Optionsscheins und weist in der Regel einen negativen Wert auf. Somit trifft
bei klassischen Optionsscheinen die Rede¬wendung »Zeit ist Geld« voll und ganz zu.
Das Theta ist die erste partielle Ableitung der Black-Scholes-Optionspreisformel nach der Restlaufzeit. Die Restlaufzeit wird in der Formel stets in Jahren ange¬geben. Daher sagt Theta theoretisch aus, um wie viel Euro der Wert eines Options-scheins fällt, wenn sich die Restlaufzeit um ein Jahr reduziert. In der Praxis be-trachtet man den Zeitwertverlust in klei-neren Zeiteinheiten, zumeist wird sie
in Tagen (Tagestheta) angegeben. Das negative Vorzeichen des Thetaparameters bei Plain Vanilla Optionsscheinen lässt sich intuitiv herleiten: Mit zurückgehen¬der Restlaufzeit sinkt die Wahrscheinlich¬keit einer (weiter) günstigen Basiswert-entwicklung.
Ein Beispiel zeigt, wie diese Kennzahl interpretiert werden kann. Auch diesmal wird davon ausgegangen, dass alle ande-ren Parameter unverändert bleiben. Der am Geld liegende Allianz-Call mit einem Basispreis von EUR 95 und einer Laufzeit bis zum 15. Juni 2011 notiert am 15. April 2010 (Kurs der Allianz-Aktie: EUR 94,44) bei EUR 7,20. Das nach Black und Scholes ermittelte Theta beträgt zu diesem Zeit¬punkt —0,005. Somit verliert derzeit der Call einen halben Eurocent täglich an Wert, falls alle anderen Parameter kons¬tant bleiben. Wie die Grafik verdeutlicht, ist der Thetaeinfluss — absolut betrachtet — am stärksten bei Optionsscheinen aus-geprägt, die am Geld notieren. Dagegen haben aus dem Geld stehende Options-scheine kaum Zeitwertverlust und ihr Theta ist nahe null.

Das Theta ändert sich mit kürzer werden¬der Restlaufzeit. Insbesondere bei kurz laufenden und am Geld stehenden Opti¬onsscheinen sollte der Anleger den Zeitwertverlust genau beobachten. In
dieser Konstellation verliert ein Options-schein besonders schnell an Wert. Bei-spielsweise beträgt bei einem Basispreis in Höhe von EUR 95 das Tagestheta eines bis zum 16. Juni 2010 laufenden Allianz¬Calls EUR -0,007 (Callpreis EUR 1,70), während ein bis zum 19 Mai 2010 laufen¬der Call ein Tagestheta von EUR -0,01 hat. Der im Mai fällige Call kostet derzeit EUR 1,20 und verliert somit in einer Woche über 6 Prozent an Wert, falls der Aktienkurs unverändert bleibt.
Vorsicht: Das Theta kann auch positiv sein. Stark im Geld notierende europäi-sche Puts haben kurz vor Ende der Lauf¬zeit kaum Zeitwert und notieren bei ihrem abdiskontierten inneren Wert. Falls der Aktienkurs konstant bleibt, verdienen diese Puts bis zum Laufzeitende den

Marktzins und somit steigt ihr Wert. Bei den exotischen Inline-Optionsscheinen läuft die Zeit ebenfalls für den Anleger. Diese Optionsscheine gewinnen kon-tinuierlich an Wert, je näher das Lauf-zeitende rückt. Wie kommt dieser Effekt zustande? Der Inline-Optionsschein zahlt am Laufzeitende einen Festbetrag aus, wenn sich der Basiswertkurs nie außer¬halb einer festgelegten Bandbreite be¬wegt. Mit einer sich vermindernden Restlaufzeit steigt die Wahrscheinlichkeit,

dass die Barrieren nicht berührt werden, und somit steigt auch der Preis eines Inline-Optionsscheins.
Auch wenn die Zeit - im Vergleich zum zukünftigen Basiswertkurs oder der Vola¬tilität - in der Optionspreisformel kein Unsicherheitsfaktor ist, ist sie doch wich¬tiger Indikator für die künftige Preisent¬wicklung des Optionsscheins. Daher sollte der Anleger sich stets vergegenwärtigen, dass Zeit Geld ist.

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