Dienstag, 21. Dezember 2010

Bollinger Bands Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Bollinger Bands Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
Video http://www.youtube.com/watch?v=Qr0UdELlSoo
Vom Amerikaner John Bollinger in den 80er
Jahren erfunden, versuchen die Bollinger-
Bänder Kursbewegungen anhand der Analyse
von Aufenthaltswahrscheinlichkeit mittels
historischer Werte vorherzusagen. Kompliziert?
Hier ein einfaches Beispiel: Nehmen
wir einmal an, ein Aktienindex wie der DAX
hat gestern bei 7.000 Punkten geschlossen.
Wie wahrscheinlich ist es, dass er heute einen
Wert von 4.000 oder 1.000 Punkten erreichen
wird? Ist das wahrscheinlich? Eher nicht, werden
sich die meisten denken, weil sie wissen,
dass der DAX typischerweise keine derart großen
Ausschläge zeigt. Aber nehmen wir an,
es handelt sich nicht um den DAX. Könnten
wir dann ausschließen, dass der Wert nicht
auch 10.000 Punkte erreichen kann? Eigentlich
nicht. Denn was fehlt, ist das Wissen über
die typische Schwankungsbreite des Index.
Typische Bewegungen
Erst wenn wir wissen, welche Bewegungen
für den Index typischerweise zu erwarten sind,
können wir auch einschätzen, wie wahrscheinlich
eine solche Bewegung heute sein wird.
Sind die Bewegungen pro Tag zum Beispiel im
Bereich von 100 Punkten, dann würden wir es
wohl für unmöglich halten, dass der Wert im
Laufe eines Tages von 7.000 auf 10.000 Punkte
springt. Genau das versuchte auch John Bollinger
darzustellen. In unserem Chartbeispiel
haben wir einen Teil des DAX dargestellt. Ohne
Hilfslinien scheint sein Kurs zufällig hin- und
herzuspringen.
Zunächst muss feststellt werden, wo sich
der Kurs typischerweise befindet. Jede Sekunde
kann er seinen Wert ändern, doch wir
wissen aus Erfahrung, dass diese Änderungen
nur gering sind. Also können wir frühere Werte
verwenden, um einen Durchschnitt zu bilden.
Sehen wir uns zum Beispiel die letzten 20
Werte an, dann bekommen wir ein Gefühl dafür,
wo wir den Kurs häufig erwarten können.
Im zweiten Chart ist dafür der einfache Durch-
schnitt mit Periode 20 dargestellt (SMA20). Nun
wissen wir, wo sich der Kurs typischerweise
aufhalten sollte.
Doch ein Blick auf den Chart zeigt ein Problem:
Der Kurs befindet sich in Wirklichkeit fast
nie auf dem Wert des Durchschnitts. Stattdessen
umkreist er diesen in Abständen, die immer
wieder ähnlich weit scheinen. Man könnte
sich vorstellen, dass der Kurs mit einem unsichtbaren
Gummiband mit dem Durchschnitt
verbunden ist und immer wieder zurückgezogen
wird. Klappt das nicht, kommt ihm der
Durchschnitt schließlich etwas entgegen. Wenn
wir also nicht sagen können, wo sich der Kurs
als nächstes befinden wird, so können wir
doch zumindest sagen, wo er wahrscheinlicher
sein wird – nämlich näher am Durchschnitt –
und wo nicht: weit vom Durchschnitt entfernt.
Standardabweichung
Damit kommt ein Trick ins Spiel, den sich
John Bollinger bei den Statistikern ausgeborgt
hat. Die Idee basiert auf dem, was wir gerade
festgestellt haben. Tatsächlich spricht man
von der Standardabweichung. Ihre Berechnung
ergibt, dass ca. 68% aller vorkommenden
Kurswerte innerhalb eines Abstands der
einfachen Standardabweichung um den Mittelwert
liegen, also um den SMA20. 68% ist
nicht besonders hoch. Es können immer noch
32% der Werte weiter entfernt sein. Vergrößert
man die Breite jedoch zur doppelten Standardabweichung,
so lässt sich beweisen, dass nun
95% aller Werte innerhalb dieser Zone liegen.
Da für die Berechnung der Standardabweichung
jedoch die Varianz des Kurses benutzt
wird, ändert sich die Breite der Zone mit der
Sprunghaftigkeit des Kurses, also der Volatilität.
Größere Ausschläge führen zu einer breiten
Zone, in der sich der Kurs aufhalten kann.
Bewegt sich fast nichts, so schrumpft auch die
Zone der Aufenthaltswahrscheinlichkeit von
mindestens 95%.
Der Durchschnittswert (in unserem Beispiel
20) und die Standardabweichung (normalerweise
zwei) bilden die Parameter, die sich für
die Einstellung der Bollinger-Bänder in Chartprogrammen
wählen lassen. In unserem dritten
Chart fügt sich nun alles zusammen. Die
blaue Linie ist nach wie vor der Durchschnitt
SMA20. Darüber befindet sich eine rote Linie,
die die 95%-Grenze der Werte über dem
Durchschnitt darstellt. Darunter ist eine grüne
Linie. Sie liegt unterhalb von 95% der Kurse.
Nutzen in der Praxis
Im Klartext heißt das also, dass wir nun
wissen, wo sich 95% der Kurswerte aufhalten
werden: zwischen der roten und der grünen
Linie. Doch damit lässt sich nicht traden. Nur
weil sich der Kurs irgendwo in dieser Zone
aufhalten wird, kennen wir noch nicht seine
zukünftige Bewegungsrichtung oder seinen
Wert. Aber so werden Bollinger-Bänder auch
nicht verwendet. Ihre Funktion wird klar, wenn
man den umgekehrten Fall untersucht. Denn
wir wissen von den verbleibenden 5% der
Kursdaten, dass sie außerhalb der Zone zwischen
den Bollinger-Bändern liegen. Gleichzeitig
haben wir festgestellt, dass sich der Kurs
wie von einem Gummiband angezogen um
den Durchschnitt bewegt. Finden wir also einen
Kurswert außerhalb der Bollinger-Bänder,
können wir davon ausgehen, dass er sich relativ
zügig wieder Richtung Mittelwert zurückbewegen
wird. Und mit dieser Information lässt
sich durchaus etwas anfangen.
Praktische Trading-Strategien mit Bollinger
Bändern beleuchten unterschiedliche Fälle.
Besonders prägnant sind Werte außerhalb
der Bänder. Da die Neigung besteht, wieder in
den Bereich der Bänder zurückzukehren, sind
bei solchen Extremwerten häufig lange Dochte
(am roten Band) oder Schatten (am grünen
Band) zu beobachten. Eine solche Kombination
von Kerzentechnik und Bollinger-Bändern
kann die Wahrscheinlichkeit noch erhöhen,
einen Treffer zu landen. Darin liegt auch der
Grund in der Farbe der Bänder. Am roten Band
sollte eher verkauft, am grünen Band gekauft
werden. Dann liegt man statistisch wahrscheinlich
richtig.
Fans von Bollinger-Strategien gehen des
Weiteren davon aus, dass der Kurs von einem
zum anderen Band läuft oder zumindest zum
Durchschnitt. Damit sind auch gleich Ziele für
einen Trade vorgegeben. Hier gibt es allerdings
einen Schönheitsfehler, der von Anfängern
gern übersehen wird: Wenn sich der Kurs außerhalb
der Bollinger-Bänder befindet, kann
das auch dazu führen, dass sich die Bänder
voneinander entfernen. Damit muss der Kurs
nicht die Richtung wechseln, um wieder innerhalb
der Bänder zu liegen. Das kann dazu führen,
dass man sich zu sehr auf die statistische
Wahrscheinlichkeit verlässt und uneinsichtig
zusehen muss, wie der Verlust eines missglückten
Trades immer größer wird, weil der
Kurs nicht dreht-
Bollinger-Bänder sind ein Hilfsmittel,
das durch statistische Methoden
eine Zone hoher Aufenthaltswahrscheinlichkeit
für einen Kurswert
darstellt. Die Grenzen dieser Zone
werden als Linien dargestellt. In deren
Mitte befindet sich der Durchschnitt,
auf dem dann die Standardabweichung
basiert. Liegen Kurswerte
außerhalb der Bollinger-Bänder, so
ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass
folgende Werte wieder innerhalb der
Bänder liegen. Trading-Systeme auf
Bollinger-Basis machen sich diesen
Umstand zunutze.

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