Sonntag, 17. April 2016

Mit dem Zug quer durch Canada


Mit dem Zug quer durch Canada

Author D. Selzer-McKenzie

Video: https://youtu.be/NiTVZ-WLGmc

Ein ganz normaler

Zug und doch eine

unvergessliche Reise:

„The Canadian"

bringt seine Gäste

vom Atlantik zum

Pazifik und lässt sie

durch die Weiten

Kanadas gleiten

Jede ernstzunehmende Eisenbahn¬reise, also eine, die sich über meh¬rere Tage und Nächte erstreckt, beginnt lange vor der ei-gentlichen Abfahrt, im Kopf: weil sie automatisch die Geschichten von Zuglegenden mit der imaginären Kraft ihrer Namen gedanklich in Bewe--gende Monument als größtes Hotel nicht nur Kanadas, sondern des gesam¬ten British Empire. In der „Library Bar", die jüngst zum wiederholten Mal für den besten Martini der Stadt ausge¬zeichnet wurde, verrinnt der Rest der Wartezeit bei einem Classic Birdbath mit Hendricks Gin und Cucumber, zu dem Nüsse und Chips gereicht werden, und dem Überfliegen der Abendausga¬be des „Toronto Star". Da der Zug um 22 Uhr abfährt, gibt es kein Dinner an Bord, so dass man am besten in der Bar auch gleich zu Abend isst. Zurück am Bahnhof, tragen sich die Reisenden in der Panorama Lounge zu einem Schluck Canada Dry Ginger Ale für den Lunch Service am nächsten Mittag ein. Der erste Blick in die Runde der Mitreisenden lässt erkennen, dass im. Wmter eher betagtes Publikum unter-wegs ist. Um halb zehn ertönt der Boar-ding Call, und die Karawane macht sich auf zum Bahnsteig.

Und da steht er dann, der „Cana-dian", in geripptem poliertem Stahl auf dem nächtlichen Gleis, wie ein erhabe¬nes Reisemonument aus einer anderen Zeit, und Porter helfen beim Einsteigen über ausgeklappte Treppen. Das leise Singen der Elektronik mischt sich mit gedämpften Schritten und dem Verstau-ungsidopfen des Gepäcks. Graham, der für den Manor Dawson zuständig ist, wie mein Wagen nach dem berühmten kanadischen Geologen und Landver¬messer George Mercer Dawson be¬nannt ist, trägt zur schwarzen Uniform passende Doc Martens mit Stahlkappen und gibt, etwas außer Atem, ein kurzes Briefing: Im Park „Albert" Car am Schluss des Zuges, zwei Wagen weiter hinten, gibt es später welcome drinks, und die Dusche auf dem Gang ist von Abteil F zum Glück nur einen Schritt entfernt. Das Bett ist bereits gemacht, und auf meinem Kopfkissen liegen zwei Schokoladentäfelchen der Marke Gale¬rie au Chocolat, wie alles im Zug aus Kanada. Als Waschutensilien gibt es Cu-cumber-Grapefruit-Seife und Enkalyp-tus,Rosmarin-Shampoo, beides von Or-ganiQ, und ein Set Handtücher steht in einem weißen Via-Rail-Beutel bereit. In

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Simcoe und an der Georgian Bay ent-langschlängelt, vorbei an so poetisch be¬nannten Stationen wie Washago oder Parry Sound, wächst der kanadische Himmel im Traum vor allem nach Nor¬den hin, in die unendlichen Weiten der

 

nur wegen der wilden Tiere am Weg( rand von Vorteil, sondern auch, unl prüfen, ob der beleuchtete Riegel der Tür zum Shower Room cnlllil wieder ( rün zeigt. Zweite

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: dem ersten Poster, das Roger Couillard für den gerade neu eingeführten „The Canadian" 1955 entwarf, hat sich bis heute kaum etwas verändert: Der Park Car am Er h wie vor „the place to be", er hat nur noch eine neue Bar und Prestige-Class-Abteile dazubekommen. Die Aussicht aus dem 36o-Grad-Rundblick-Dome auf die kies ist immer noch so phantastisch, wie es diese Illustration aus dem Bildband „Canadian Pacific; Creating a Brand, Building a Nation" zeigt. canadian Pacific Archives, Mar

 

sanftem Ruck in Bewegung, und Räder rollen mit schweren Schwel-schlägen an. Bald nimmt der Zug or-ttlich Fahrt auf, und hinten im Park wird zur Aufbruchsstimmung kana-her Bubbly gereicht, der „Secco" a Pelee Island, dem südlichsten ingebiet Kanadas im Lake Erie, aus Prozent Pinot Blanc und 15 Prozent terrois, löst die Zungen, und erste spräche beginnen an der Bar.

\leben mir steht lachend und scher-d Wes, Mitte siebzig, charismati- Gesicht mit Adlernase, graue Ro¬t-Redford-Haare, im grünen Polo-ad (St. Patricks Day, sure, zu Ehren ter frischen Vorfahren). Sein Arzt ihm verboten zu fliegen, wegen rombosegefahr, und so macht er die Reise mindestens einmal pro Jahr, um seine Verwandten an der Westküste zu besuchen. Wes war vor dem Ruhestand Sport- und Mathematiklehrer, über¬haupt sind erstaunlich viele Lehrer un¬terwegs, was dem Niveau der Gesprä¬che gut bekommt. „Die können sich die Reise leisten wegen der hohen Pensio¬nen", erklärt Colin, glatzköpfiger Mitt¬vierziger und Wall Street Broker in New York, der mit Onkel Arnie und Tante Helen nach Vancouver unterwegs ist, die seit 52 Jahren verheiratet sind und die Reise immer wieder machen, „weil es jedes Mal aufregend neu und anders ist, von Jahreszeit zu Jahreszeit". Dann verebbt die Party, und man zieht sich in die Kabinen zurück. Und wäh¬rend der Zug sich am nächtlichen Lake

 

Simcoe und an der Georgian Bay ent-langschlängelt, vorbei an so poetisch be¬nannten Stationen wie Washago oder Parry Sound, wächst der kanadische Himmel im Traum vor allem nach Nor¬den hin, in die unendlichen Weiten der arktischen Landesteile. Die endlosen Eisfelder, die man immer sehnsüchtig aus 39 000 Fuß Höhe vom Flugzeug¬fenster aus betrachtet, wo jenseits der Zi-vilisation eine kalte Schönheit existiert, in die man sich hinunterwünscht, ob¬wohl sie dem Überleben so zuträglich ist, wie es die Frostbeulen Leonardo Di-Caprios in „The Revenant" sind.

Das frühe Erwachen kurz nach Sud-bury gibt die Gelegenheit dazu, sich in die essentiellen Reiserituale einzuüben. Erste Lektion: Ein- Fernglas ist nicht

 

nur wegen der wilden T rand von Vorteil, sonder prüfen, ob der beleuch der Tür zum Shower wieder Grün zeigt. Zwei jama und Morgenmann nützlich zum manierlit ren des Flurs zur Dusch on: Das heiße Wasser hält nach Durchdrücke knopfs genau für eine at wäsche. Vierte Lektior, First Serve im Dining stück lässt schon kurz r ginn eine kleine Schla also am besten Punkt 6.: gang sein. Reise mindestens einmal pro Jahr, um seine Verwandten an der Westküste zu besuchen. Wes war vor dem Ruhestand Sport- und Mathematiklehrer, über¬haupt sind erstaunlich viele Lehrer un¬terwegs, was dem Niveau der Gesprä-che gut bekommt. „Die können sich die Reise leisten wegen der hohen Pensio-nen", erklärt Colin, glatzköpfiger Mitt-vierziger und Wall Street Broker in New York, der mit Onkel Arnie und Tante Helen nach Vancouver unterwegs ist, die seit 52 Jahren verheiratet sind und die Reise immer wieder machen, „weil es jedes Mal aufregend neu und anders ist, von Jahreszeit zu Jahreszeit". Dann verebbt die Party, und man zieht sich in die Kabinen zurück. Und wäh-rend der Zug sich am nächtlichen Lake

 

Simcoe und an der Georgian Bay ent-langschlängelt, vorbei an so poetisch be¬nannten Stationen wie Washago oder Parry Sound, wächst der kanadische Himmel im Traum vor allem nach Nor-den hin, in die unendlichen Weiten der arktischen Landesteile. Die endlosen Eisfelder, die man immer sehnsüchtig aus 39 000 Fuß Höhe vom Flugzeug-fenster aus betrachtet, wo jenseits der Zi-vilisation eine kalte Schönheit existiert, in die man sich hinunterwünscht, ob¬wohl sie dem Überleben so zuträglich ist, wie es die Frostbeulen Leonardo Di-Caprios in ,;The Revenant" sind.

Das frühe Erwachen kurz nach Sud-bury gibt die Gelegenheit dazu, sich in die essentiellen Reiserituale einzuüben. Erste Lektion: Ein Fernglas ist nicht

 

nur wegen der wilden Tiere am Weges-rand von Vorteil, sondern auch, um zu prüfen, ob der beleuchtete Riegel an der Tür zum Shower Room endlich wieder Grün zeigt. Zweite Lektion: Py¬jama und Morgenmantel sind überaus nützlich zum manierlichen Überque-ren des Flurs zur Dusche. Dritte Lekti¬on: Das heiße Wasser aus dem Hahn hält nach Durchdrücken des Brause-knopfs genau für eine ausgiebige Kopf-wäsche. Vierte Lektion: First Come, First Serve im Dining Car zum Früh¬stück lässt schon kurz nach Servicebe-ginn eine kleine Schlange entstehen, also am besten Punkt 6.3o Uhr am Ein-gang sein.

Sieh mal, ein Falke!" „Oh." Biber huschen am Streckenrand entlang. Ein fülliger Mann mit Ziegenbart in Jeanslatz¬hose blättert zerstreut im „Economist" und bemerkt zu seiner Frau über die ver¬gangene Nacht im Hochbett: „Man muss schon eine bestimmte Figur haben, um das hier zu bewältigen." Die erhabene Welt des Permafrosts zieht vorbei, Birken¬wälder über Eisplatten. „Ein großartiges Bild mehr von einem gefrorenen See." "Zu schade, das mit dem Licht heute." Eine Ansage aus dem Lautsprecher mahnt: Last call for breakfast in the diner. Es ist gerade mal halb neun. Im Dome Car richtet man sich ein wie der Jäger auf seinem Hochsitz. „Da kommt ein zweites Gleis!" „Ach." „Nächstes Mal beschwere ich mich gleich." „Und worüber?" "Nichts, wirklich." Wer lange genug auf das Eis sieht, bemerkt, wie es die verschie¬densten Farbschattierungen annimmt: von Grün über Braun bis zu Grau und Türkis. Die größte Sensation sind die ent¬gegenkommenden Güterzüge, schier end¬los reiht sich Container an Container. Weil der „Canadian" auf dem Ausweich¬gleis steht, um ihn vorbeizulassen, über¬bieten sich die Reisenden gegenseitig: „Ich habe über zoo Waggons gezählt!" "Nein!" Als der Zug hält, merkt man erst, wie kalt es draußen eigentlich ist Jeder Atemhauch scheint augenblicklich zu ge¬frieren. Laut Porter Graham, der inzwi¬schen das Bett gemacht hat und zwei Le¬dersessel wie Deckchairs schräg zum Fenster hin ausgerichtet hat, ist Horne-payne (sic!) ein outpost in the middle of nowhere. Arnie raucht genüsslich Pfeife, Colin saugt am Stumpen einer Zigarre, und Wes meint aufmunternd: „A good stretch!" Beim Lunch ist die Qualität der Küche zu entdecken. Es gibt „Bison Bur-ger", davor Minestrone und zum Dessert hervorragenden Sauerkirschkuchen. Die Karte empfiehlt zum Hauptgang Caber-net Sauvignon aus dem Okanagan Valley in British Columbia. Ich sitze diesmal mit drei großen Sympathen: Jim, Ron und

 

Sherwood, pensionierte Schaffner aus Kansas und Texas, die sich vor Jahren auf einer Eisenbahnermesse im kaliforni¬schen Stockton kennenlernten und nun gemeinsam kanonische Zugreisen unter¬nehmen. Jim war bei der Army in Deutschland, sein Lieblingswort ist „Krö-ver-Nacktarsch".

Nach dem Lunch das gleiche Spiel, zu¬rück in den Dome, entlang an zwei Pres¬tige-Wagen, die an den Wänden kom¬plett mit Leder verkleidet sind. Diesmal sitze ich direkt in der ersten Reihe und kann nun endlich erkennen, was die hyp¬notische Faszination des Blicks von da vorn ausmacht: Schlangenartig wackeln die Zugdächer in voller Fahrt wie ein be¬weglicher Stahlpanzer, die silbern geripp¬te Wirbelsäule der Scifi-Version eines prähistorischen Echsentiers, die sich auf und ab, hin und her bewegt. Ein Bild wie aus den Erzählungen von Jim Knopf und Lukas, dem Lokomotivführer, so schön und bizarr wie die zufällige Begegnung von Nähmaschine und Regenschirm auf einem Seziertisch. Und dazu das „Ding-Ding-Ding-Ding-Ding" der Schranken, wenn wieder eine Straße kreuzt. Dann die Entdeckung: „Ein Bär!" „Wo?" „Hier, links!" „Wie viel Gläser Wein hat¬test du?" "Nein, wirklich!" In der Tat, da sitzt er, eher klein wie ein Neufundlän¬der, und gräbt friedlich nach Wurzeln. Später gibt es für die bereits mit dem Dinner fertigen Gäste pünktlich zum Sonnenuntergang ein Vmetasting im Park Car. Mit dem Wein kommen auch privatere Geschichten zum Vorschein, und es wird persönlich. Wes verrät mir das Geheimnis der schönen Unbekann¬ten aus der Prestige-Class, die immer nur sporadisch auftaucht: Sie wollte die Reise eigentlich mit ihrem Mann unter-nehmen, der aber kurz zuvor bei einem tragischen Unfall ums Leben kam. Und dann berichtet Wes auch noch von sei¬nem Großvater, dem Eisenbahner, -den Präsident Roosevelt auf Besuch in Kana¬da vom Fleck weg als privaten Ingenieur

 

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irremotis, der tain Wolf, trabt lich kurz zu z gibt, gemächlic deren Sandfarbe det. Ob es anund Lokomotivführer für all seine Bahn¬reisen abwerben wollte, was dieser je¬doch in aller Ehre nach dessen Visite per Telegramm abschlug, weil er bei seiner Familie bleiben wollte. Was hat sich im „Canadian", den er seit über 25 Jahren kennt, alles verändert? „Die Gleise sind besser, der Service freundlicher denn je." Wenn dann der Zug wie in der folgen¬den Nacht enorm an Tempo zulegt, um früher als geplant in Winnipeg anzukom¬men und den Aufenthalt dort auszudeh¬nen, nennt er das „Turbulence!".

In Winnipeg hat es in der Nacht ei-nen Schneesturm gegeben, aber nun scheint die Sonne. Wir sehen den „Gol-den Boy", eine Statue auf dem Parlament von Manitoba, der als eine Art Götterbo¬te nach Norden zeigt, um den ankom¬menden Siedlern ihren Weg in die neue kanadische Heimat zu weisen. Im Zoo grast, wie wir vom Bus aus sehen, der ein¬zige weiße Bison, den man „Blizzard" nannte, nicht wegen des Fells allein, son-dem weil er in einer Nacht wie der vor¬ausgegangenen in der Stadt auftauchte, um zu bleiben. Aber auch Winnie the Pooh hat seine Wurzeln in der Stadt, weil der Bär, über den A. A. Milne sein Buch schrieb, von dessen Besitzer Harry Colebourn eine Koseform des Namens seiner Heimat Winnipeg bekam.

Nach Saskatchewan wird es immer hü¬geliger und grüner, bevor der Zug zum dritten Mal in die Nacht eintaucht, um am nächsten Morgen bereits unter wol¬kenlosem Nordhimmel in Edmonton, Al-berta zu stehen. Am letzten Tag verschie¬ben sich die starren Essensregeln ein we¬nig, weil um 13 Uhr die Ankunft in Jas-per ansteht. Zum frühen Brunch werden uls Landmark Eggs Benedict mit kanadi-chem Bacon serviert, und weil der Zug - tr dem Erklimmen der Rockies einen logen nach Norden fährt, tauchen vor em Fenster des Speisewagens irgend-rann die ersten Gebirgszüge wie eine immernde Eiswüste am Horizont auf.

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Ob es am Wolf liegt, dem guten Wetter, der milden Bergluft oder einfach nur am Glück, einmal aussteigen zu dür¬fen, um in der Sonne zu sitzen und vor der Other Paw Bakery einen Cappucci¬no zu trinken: Die knapp zwei Stunden in der 5000-Seelen-Gemeinde am Atha-basca River werden zum geheimen Zen¬trum der Reise, zum erfüllten Augen¬blick, den man unendlich dehnen will, der eine Ort außerhalb des Zuges, der so schön ist, dass man ihn nicht mehr verlas¬sen mag. Aber natürlich belohnt der Nachmittag im Dome Car mit der zwei¬ten Runde Bubbly, verwunschenen Berg¬panoramen und einer wie von der Sonne ausgelösten Euphorie, die Helen mit ge¬röteten Wangen zu hübsch beschwipsten Ausrufen inspiriert: „Oh dear, oh dear!" Als dann auch noch der sonst in Wolken

 

gehüllte Mount Robson ganz zu sehen ist, gibt es kein Halten mehr. Die Kame¬ras klicken wie Blitzlichtgewitter, Wes zi¬tiert Robert Kennedy, und der Aufruf zum letzten Dinner verhallt fast unge¬hört, weil der Zug gerade den Pyramid-Creek-Wasserfall passiert.

Was bleibt übrig nach der Ankunft im pazifischen Vancouver am nächsten Mor¬gen? Der Wunsch, gleich wieder einzu¬steigen und zurückzufahren. Oder, mit den Worten Kafkas aus „Der Aufbruch": „Weg von hier - das ist mein Ziel."

 

 


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