Eine Reise nach Mozambique
Author D.Selzer-McKenzie
Die Filmbilder hat der Author Selzer-McKenzie selbst in Mozambique gedreht.
Video:
http://www.youtube.com/watch?v=5lrPZPnw3rs
Wir träumen. Vom Rauschen der Brandung. Von einem Rest Sand zwischen den Zehen, weiß wie Puderzucker. Von einem dieser Sonnenuntergänge, kitschig, feuerrot und purpur. Von Fischern, die im Abendlicht ihren glitzernden Fang nach Hause tra-gen, und dem Duft von Langusten auf dem Grill. Wir träumen, wie man genau dann träumt, wenn man nach viel zu viel Arbeit einfach einmal nur ab¬schalten und entspannen möchte. Wir träumen von Reiseklischees und wissen ganz genau, dass es wel¬che sind. Aber es macht uns dieses Mal überhaupt nichts aus. Denn wir wachen gerade auf, mit wei¬ßem Sand zwischen den Zehen und dem Duft von gegrillten Langusten in der Nase. Und treffen, die paar Meter von der Casita ans Wasser spaziert, am Strand auch auf alles andere, von dem wir gerade geträumt haben. In Mosambik sind Traumstrände auf Trauminseln zu finden.
2700 Kilometer Küste am Indischen Ozean hat Mosambik zu bieten, mit allem, was dazu gehört: Stränden, Lagunen, Inseln, Korallenriffen. Sonne und Sand gibt es im Norden und im Süden in Hülle und Fülle, doch die Robinson-Crusoe-Inselchen des
Bazaruto-Archipels sind noch einmal eine Welt für sich. Dünen, mit hundert Metern gigantisch hoch wie in der Sahara, treffen hier auf türkisgrünes Wasser. Vor rund 25.000 Jahren löste sich das Archipel vom Festland und zerbrach in fünf kleine Inseln, dazwischen liegen Dutzende von Ebbe und Flut umspülte Sandbänke. An Land hat sich eine einzigartige Vogelwelt mit 140 verschiedenen Arten erhalten, und selbst Antilopen gibt es noch, weil sie Trinkwasser in Süßwasserseen finden. Viele Attrak¬tionen finden sich jedoch im Meer: Schildkröten und Rochen tummeln sich hier, Delfine und Haie, und auch Buckelwale während ihrer Wanderschaft von Juli bis September. Die Inselgruppe des Bazaru¬to-Archipels gilt Insidern als das beste Tauchrevier des Landes, was auch an den Dugongs liegt: Die vom Aussterben bedrohten Seekühe werden inzwischen durch einen Marine-Nationalpark geschützt. Das sensible Ökosystem könnte durch Massen¬tourismus schnell aus dem Gleichgewicht gebracht werden. Umweltorganisationen, Regierung und Inselbewohner haben sich deshalb auf eine auch langfristig
nachhaltige Strategie verständigt — für das boomen¬de Entwicklungsland Mosambik alles andere als selbstverständlich. So wirbt man im Bazaruto¬Archipel um Besucher, die lange bleiben und bei ih¬rem Aufenthalt die Natur eher schonen als zerstö¬ren. Beim Sportfischen geht der Fang zurück ins Meer, und die Dünen erkundet man nicht mit dem Quad-Bike, sondern bei einer Wanderung. „Wir ha¬ben das Privileg, Touristen ein paradiesisches Stück Afrika zu zeigen", sagt Amanda Vermeulen von der Benguerra Lodge. „Da hat man auch eine große Verantwortung, das zu schützen, was Besucher aus der ganzen Welt nach Mosambik zieht."
arbeit mit der Umweltschutzorganisation WWF wol-len wir garantieren, dass der Marine-Nationalpark sauber bleibt und wir die außerordentliche Arten-vielfalt bewahren", so Amanda Vermeulen. Das ex-klusive Camp achtet deshalb auf seine Abwässer,
Residenzen sowie Kirchen und Moscheen an diese Zeit. Heute ist als koloniales Erbe im Land vor allem die portugiesische Sprache präsent — und ein span-nender Mix von afrikanischen und europäischen Einflüssen in der Küche. Gastronomisch ist Mo-
Lebensraum ziehen können wie früher, als der Mensch sie noch nicht einengte. Nach dem Bürger-krieg leben auf der mosambikanischen Seite noch deutlich weniger Tiere als in Südafrika — über die Jahre könnte sich der Wildbestand ausgleichen.
trennt den Müll und benutzt Erdgas zum Kochen. Auch beim Kohlendioxid-Ausstoß will Benguerra Vorreiter sein — die Unterkünfte sind so luftig ge¬baut, dass trotz der tropischen Temperaturen keine Klimaanlage nötig ist. Das ungeschriebene Motto der Insel lautet dann auch „Barfuß-Luxus" — in feste Schuhe muss sich hier niemand zwängen.
Barfuß unterwegs
Reisende aus fernen Ländern hat Mosambik schon vor 500 Jahren erlebt, doch damals kamen die Besucher nicht immer mit so unverdächtigen Absichten wie heute die Touristen, die das Land im Südwesten Afrikas auf einer Rundreise erkunden oder an seinen Stränden den Luxus genießen, den ganzen Tag lang barfuß unterwegs sein zu können. Der portugiesische Seefahrer Vasco da Gama legte 1498 auf dem langen Weg von Europa nach Indien einen Zwischenstopp auf der Ilha de Moambique ein und entdeckte für sein Königshaus quasi neben¬bei ein ganzes Land. Bald siedelten sich europäische Händler an der Küste an, die Elfenbein und Gold an-kauften und in die ferne Heimat verschifften. Ihr Hauptgeschäft aber waren Gefangene aus dem Her-zen des schwarzen Kontinents: Eine Million Sklaven traten von den Häfen Mosambiks aus ihre Reise in die Ausbeutung an. Die Christen aus Europa trafen dabei auf ein bestelltes Feld, denn auch die Araber mischten kräftig mit im lukrativen Menschen¬handel. Sie hatten schon früher von der nahen Insel Sansibar aus ihre Raubzüge gestartet. Noch heute erinnern im Norden die Ruinen einst feudaler
sambik kein Entwicklungsland: Fisch und Mee-resfrüchte kommen im Süden Afrikas nirgendwo frischer auf den Tisch.
Höhen und Tiefen erlebte das Land auch nach dem Zweiten Weltkrieg. In den 50er-Jahren kamen Pro-minente aus aller Welt zuerst zur Safari und dann zum Feiern nach Mosambik, vor allem die Bars von Lourere Marques (wie die Hauptstadt Maputo da-mals hieß) waren legendär. Nach der Unabhän¬gigkeit 1975 war die Party dann aber schnell wieder vorbei: Ein Bürgerkrieg zerstörte Städte und Dörfer, und der sozialistische Irrweg der Politik ruinierte die Wirtschaft. Seit 1992 herrscht indes wieder Frieden im Land, und Mosambik erlebt einen enormen Boom. Investoren loben die Initiativen der neuen Regierung, und auch die Touristen kommen zu¬rück. Vor allem solche, die ein Afrika lieben, in dem die Pfade noch nicht ausgetreten sind.
Freie Bahn für Elefant und Co.
Die Strände haben inzwischen ihre Liebhaber ge-funden, doch im Landesinneren schlummern noch weitere Schätze. Gemeinsam mit Südafrika und Simbabwe plant Mosambik den Great Limpopo Transfrontier Park, der am Ende ein Areal von 100.000 Quadratkilometern umfassen soll — damit wäre das Reservat das größte Wildschutzgebiet der Welt. Bereits jetzt sind der Krüger-Nationalpark in Südafrika und der Limpopo-Nationalpark mitein-ander vereint: Zäune zwischen den beiden Reser-vaten werden abgebaut, damit Elefanten und an-dere Tiere endlich wieder so von Lebensraum zu
Wilderei eindämmen
Auch weiter im Norden, im Gorongosa-National-park, kommen langsam die Tiere zurück — vor al-lem dank der Hilfe eines amerikanischen Millio¬närs, der mit diversen Programmen zur Armuts-bekämpfung die Wilderei eindämmen will. Früher lebten hier etwa 4000 Elefanten, 300 Löwen und 4500 Nilpferde, bis nach den Menschen auch die Tiere im Bürgerkrieg zur Zielscheibe wurden. Fast 90 Prozent der Tiere verloren ihr Leben: Elfenbein wurde gegen Waffen getauscht, das Fleisch von den Kämpfern gegessen. In den nächsten 20 Jahren soll der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt wer¬den. Dann dürfte eine Safari in Gorongosa wieder so spannend sein wie früher, als der amerikanische Astronaut Charles Duke nebst Hollywoodgrößen wie John Wayne hier Station machte: Er sagte, sein Besuch in Gorongosa sei aufregend wie eine Mondlandung gewesen.
Bis es soweit ist, wird noch Zeit vergehen. Doch wer Mosambik bereist, landet am Ende fast zwangsläu-fig wieder am Meer und wird dort sein persönliches Glück aus Sand finden. Langweilig muss einem da-bei nicht werden, schließlich kann man tauchen und schnorcheln, wandern oder mit einer Dhau auf Kreuzfahrt gehen. Oder man versucht sich als Komponist: Im idyllischen Bazaruto-Archipel kre¬ierte Bob Dylan seinen Song „Mozambique", hinge¬rissen von der Schönheit der Natur (und, zugege¬ben, auch von de
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Samstag, 16. Januar 2010
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