Symi Greece Reise Travel SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Ein Reisebericht von D.Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/QZmqE8aIUkE
Die türkische Küste und die griechische Insel Rhodos sind
dem Inselchen Symi ganz nah.
Wer gelassen genug ist, beobachtet hier einfach, wie die
anderen Touristen kommen und
gehen, und genießt die Zeit nichts zu tun.
4 Endlich sah ich
den Schwarm kleiner Fische. Knapp über der Wasseroberfläche. Nur einen kurzen
Moment waren sie zu sehen, bevor sie mit einem leisen, vielfachen Plopp wieder
im Mittel¬meer abtauchten. Einem Plopp wie das Geräusch von Wasser, das auf
eine heiße Herdplatte fällt. Schon den ganzen Nachmittag habe ich es gehört und
versuchte es einzuordnen. Es ist nicht laut, wenn acht Zentimeter lange,
schlanke Fische ploppen. Aus der Stille der Emporiobucht jedoch trat das
beständige Geräusch hervor. Wie auch das gelegentliche Scheppern von Geschirr
im Innenraum:41er Taverne, vor der wir sitzen. Es trat hervor wie das
sporadische Bimmeln der
Symi/griechische Insel
n vor der
türkischen Küste
• Anreise mit
der Fähre von Rhodos oder Piräus
n nur 58
Quadratkilometer groß
Glöckchen am Hals der grasenden Ziegen, die irgendwo die
kahlen Hänge durchstreifen, die in zahmen Schwüngen die Bucht einrahmen. Der
warme Wind trägt das Bimmeln herüber. Mit ei¬nem Stöhnen trifft ein Windstoß
auf das struppi¬ge Grün der Tamariskenbüsche. Am späten Nachmittag sind die
Liegestühle in ihrem Schat¬ten leer. Fischerboote haben die Badegäste längst
aufgesammelt und nach Gialos zurückgebracht.
Ziemlich verwandelt — nach 25 Jahren zurück auf Symi
Auf der Kreidetafel neben dem Eingang zur Küche unserer
Strandkneipe stehen Moussaka, Souvlaki und gegrillte Kalamari aufgelistet. Die
Wirtin nimmt meinen Blick wahr, kommt an den Tisch und deutet auf die leere
Aluminiumkanne. Ich nicke, und kurz darauf sind wir mit neuem kühlen Weißwein
versorgt. Ganz ohne Worte.
Fünf verliert sie dann doch, als sie ein Tellerchen bringt.
„Florini! From me to you!" Auf dem Teller liegt ein gegrillter roter
Spitzpaprika der mit Feta gefüllt ist. Jetzt bekomme ich Lust, mich durch die
Speisekarte zu probieren.
Vor 25 Jahren war ich schon einmal auf Symi, dem Trabanten
von Rhodos und Teil der Insel¬gruppe der Dodekanes. Damals gab es die Straße in
die Emporiobucht nicht, wahrscheinlich nicht mal ein Haus. Gialos, Haupt- und
Hafenort, in dem die großen Fähren ebenso einlaufen wie Segelboote, liegt eine
Bucht weiter. Tagsüber ist es dort so geschäftig wie damals. Die Ankunft der
Ausflugsboote aus Rhodos prägt den Rhythmus. Dutzende Tagesgäste laufen um das
Hafenrund, getrieben von Abenteuerlust, geplagt von der Mittagshitze und gejagt
von der Uhr, denn gegen vier am Nachmittag geht es wieder zurück.
Manche folgen der Ein adung eines Boutique-besitzers, dessen
Samm ng an Schwämmen an-
zusehen. Symi hatte t
die Lizenz, tief am
Meeresgrund danach zu tauchen. Gebleicht und in Form
geschnitten waren sie in europäischen Badezimmern sehr beliebt. Auch im
Schiffbau war man hier sehr erfolgreich, was vielleicht auch erklärt, dass die
Insel so karg ist. Zu Zeiten des osmanischen Reichs, dessen Teil Symi einmal
war, wurden hier Schiffe gebaut die schneller wa¬ren als anderswo. Deswegen
gaben die Herrscher Konstantinopels der Insel das Privileg, einen
See-expressdienst zu betreiben. Nach und nach bra¬chen die Einnahmequellen der
Insulaner weg. Schwämme wurden von Maschinen billiger her¬gestellt.
Innovationen im Schiffbau fanden an¬derswo statt.
Unter den Top Ten der
griechischen Sehnsuchtsziele
Etwa 30.000 Einwohner hatte Symi damals. Heute sind es etwa
2500 und der Tourismus ist die Haupteinnahmequelle. Die Werbung dafür
funktioniert allerdings im Schneeballsystem. Um die Schönheit des schmalen
Hafens von Gialos auf dem Kamerachip zu parken, eilen die Passa-giere der
einlaufenden Boote an Deck. Dieser Moment ist ein Gänsehauterlebnis. Zuhause
zei¬gen sie die Bilder - und schon ist der Symi-Virus übergesprungen. Die
steilen Hänge sind mit Häusern vollgestapelt. Manchmal reckt sich eine Zypresse
in den Himmel, an anderer Stelle ein filigraner Kirchturm. Hoch oben auf einem
Grat stehen die Rümpfe von Windmühlen, und noch weiter die Grundmauern einer
Burg. Alles aus einem Guss, die Fassaden pastellfarben angemalt und wunderschön
anzusehen. Symi mag mit seinen 58 Quadratkilometern zwar klein sein, zählt aber
zu den Top Ten der Sehnsuchtsziele Griechenlands.
Das sehen auch viele reiche Yachtbesitzer so. Und kommen in
Scharen. Armani macht ebenso gerne an der Hafenmole fest wie Michael Dou-glas.
Der König von Belgien, Abramovic oder Tom Hanks müssen draußen ankern, weil
ihre Schiffchen Schiffe sind und den engen Hafen für alle anderen blockieren
würden. Tagsüber ist Gialos schön anzusehen, abends aber betört der Ort mit
mondän angestrichener griechischer Provinzlässigkeit.
In den Gassen stelle ich fest, dass der erste Ein¬druck sehr
oberflächlich war. Auch hier ging das Leben weiter. Damals hatte vielen Häusern
das Dach gefehlt, andere hatten ein Dach, aber keine Bewohner und manchem
bewohnten Haus fehlte der Anstrich. Heute geht man durch Gassen, die bemalte
Fassaden einrahmen. In den Fenstern wachsen Geranien und auf den gekalkten
Trep¬pen sitzen Katzen, die erst dann das Weite su¬chen, wenn die Kamera
schussbereit ist. Symi hat nichts gemein mit der Tragödie, die in den
Nach¬richten von Griechenland gezeichnet wird. Athen war immer weit entfernt.
Heimkehrer und Liebhaber bescheren Symi einen Boom
Die Insel boomt schon eine ganze Weile, auch Auswanderer und
deren Kinder kommen zurück zu ihren Wurzeln. Und sei es nur um die einst
zu-rückgelassene Immobilie zu verkaufen. Nach¬frage besteht. Die exorbitanten
Preise für Häuser mit Hafenblick schlucken Käufer gerne. Offenbar haben sich
auch einige Köche in die Insel ver¬liebt. Die beiden jungen argentinischen
Brüder Fernando und Lisandro Damonte haben vor ei¬nigen Jahren das kleine
Restaurant „Muses" er¬öffnet, dessen weinumrankte Terrasse beim
ersten Blick anmacht, sich zu setzen. Die beiden haben einen
respektablen Lebenslauf: Selbst der Erfinder der Molekularküche Ferran Adria
war nur ein Zwischenstopp für sie, seine Ideen berei-chern ihre mediterrane
Küche. Nur wenige Schritte weiter ist man im Restaurant „Mylo-petra" stolz
darauf, nur frische und fair erzeugte Produkte zu verarbeiten und diese zu
einem neu¬en Geschmackserlebnis zu verwandeln.
Eine Formel für die schönsten Plätze auf der Insel
Die schönsten Plätze Symis lassen sich nach der Formel Blick
mal Ruhe errechnen. Nach 400 Stufen zum oberen Ende der „Kala Strata" (der
guten Straße) wurde ich fündig. Am Morgen saß ich bei einem Mokka vor einem
Cafe, habe den Blick über die kahlen, tief eingeschnittenen Inselfransen und
das türkische Festland, das Symi zu umarmen scheint, genossen. Ich konnte
zu¬sehen, wie Yachtbesitzer während des Aus-parkens ihrer Boote immer nervöser
wurden. Sicher haben Logbücher gewarnt, dass es in Symis Hafen eng zugeht und
sich öfter mal die Anker¬ketten verheddern. Beim zweiten Mokka wurden die
Schreie lauter und beim Frappe rückten schließlich Taucher an, um die
Hafeneinfahrt wieder frei zu machen.
An einem der Tage habe ich einen Motorroller gemietet und
bin die Inselstraßen abgefahren. Alle, die da sind. Vier Kilometer zur
Pedibucht mit ihrem beliebten Strand, dann weiter zum Panormitis Kloster auf
der anderen Inselseite. Ein lohnender Besuch, besonders, wenn der Drang wächst,
sich zu bewegen.
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