Die Erdmännchen –
Author D. Selzer-McKenzie
Youtube: https://youtu.be/zJoGxEeMgFk
Das Erdmännchen (Suricata suricatta), auch Surikate oder
veraltet Scharrtier genannt, ist eine Säugetierart aus der Familie der
Mangusten (Herpestidae). Mit durchschnittlich 700 bis 750 g ist es eine der
kleinsten Mangustenarten, es hat ein hellgraues Fell mit unauffälligen
Querstreifen. Erdmännchen leben in trockenen Regionen im südlichen Afrika. Sie
leben in Gruppen von vier bis neun Tieren mit ausgeprägtem Sozialverhalten und
ernähren sich vorwiegend von Insekten. Sie zählen nicht zu den bedrohten Arten.
westlichen Kalahari nahe Keetmanshoop
Erdmännchen in der Kalahari-Sandwüste
Lebensraum in der Karoo-Halbwüste, drei Erdmännchen halten
Wache
Erdmännchen inmitten von Öffnungen von Gängen zu den von
ihnen gegrabenen Erdbauen (hier im San Diego Zoo in Kalifornien, USA)
Erdmännchen sind nach den Zwergmangusten die kleinsten
Mangusten. Sie erreichen eine Kopfrumpflänge von 24,5 bis 29 cm, der Schwanz
misst 19 bis 24 cm. Sie wiegen zwischen 620 und 970 g,[1] mit durchschnittlich
731 g sind Männchen geringfügig schwerer als Weibchen, die durchschnittlich 720
g erreichen.[2] Ihr Körperbau ist schlank und langgestreckt, die Beine sind
kurz. Die kräftigen Vorderbeine enden in vier Zehen, die mit scharfen und rund
15 mm langen Krallen versehen sind. Die Hinterpfoten tragen ebenfalls vier
Zehen, die Krallen sind mit 8 mm aber deutlich kürzer.
Das Fell ist weich und eng am Körper anliegend, seine
Färbung variiert von hellbraun bis graubraun, die nur spärlich behaarte
Unterseite ist heller. Die Tiere im Süden des Verbreitungsgebietes sind
generell dunkler als die Tiere im Norden. Am Rücken verlaufen dunkle, manchmal
verwaschene Querstreifen. Die Augen sind von dunklen Flecken umgeben, auch die
Ohren sind schwarz. Die Länge der Deckhaare an der Schulter beträgt rund 15 mm,
am Rumpf werden sie etwa 30 bis 40 mm lang. Der schlanke Schwanz ist zugespitzt
und nicht buschig, er ist gelblichbraun und endet in einer schwarzen Spitze.
Der Schädel ist hoch und rundlich, charakteristisch sind die
großen Augenhöhlen, die mehr als 20 % der Schädellänge ausmachen. Die Schnauze
ist relativ groß und zugespitzt. Die Ohren sind klein und halbmondförmig, sie
können geschlossen werden, damit beim Graben kein Sand eindringen kann. Die
Zahnformel lautet I 3/3 - C 1/1- P 3/3- M 2/2, insgesamt haben sie also 36
Zähne. Die äußeren oberen Schneidezähne sind größer als die übrigen
Schneidezähne, die oberen Eckzähne sind gerade, die unteren gebogen. Die Backenzähne
zeigen Anpassungen an die Insektennahrung: Die Molaren sind breit und haben
spitze Höcker, die bei allen Landraubtieren vorhandene Brechschere ist nur
schwach ausgeprägt.
Lebensraum
Erdmännchen leben im südlichen Afrika. Vorkommen sind aus
der Republik Südafrika, dem westlichen und südlichen Namibia, dem südwestlichen
Botswana und einem kleinen Teil des südwestlichen Angola bekannt. Besiedelt
werden eventuell auch die tieferen Lagen von Lesotho. Sie leben in trockenen,
offenen Landschaften mit kurzem Grasland und spärlichem Gehölzwuchs.[3] Ihr
bevorzugter Lebensraum ist die Savanne, aber sie leben auch in Halbwüsten.
Lebensweise
Als sehr gesellige Tiere leben Erdmännchen in Kolonien mit
bis zu dreißig Individuen. Üblicherweise reproduziert nur das dominante
Weibchen mit zwei bis drei Würfen pro Jahr, während die subdominanten Weibchen
in die sterile Helferinnen-Rolle gedrängt werden. Allerdings klappt die
reproduktive Unterdrückung nicht immer perfekt, so dass auch diese Weibchen hin
und wieder werfen. Zwischen dominanten und subdominanten Weibchen entsteht dann
starke reproduktive Konkurrenz und man versucht, in den ersten 24 Stunden nach
der Geburt gegenseitig die neugeborenen Jungtiere umzubringen. Das dominante
Weibchen ist in diesem Wettbewerb allerdings einen Schritt voraus, denn
aufgrund seiner sozialen Vormachtstellung ist es in der Lage, potenzielle
Kindstöterinnen für die riskante Zeit um die Geburt herum aus der Gruppe zu
vertreiben. Haben die Jungtiere die ersten Tage überlebt, so sind die
ausgegrenzten Weibchen als Helferinnen in der Gruppe wieder willkommen.[4]
Gemeinsam unterhält eine Kolonie einen Bau. Obwohl sie selbst graben können,
ersparen sie sich lieber diese Arbeit und nehmen die Bauten von Erdhörnchen in
Besitz, die sie dann nur noch zu erweitern brauchen. Im Zuge der Arbeitsteilung
hocken mehrere Mitglieder der Gruppe vor den Eingängen, nur auf den
Hinterbeinen sitzend, und halten Ausschau nach Feinden. Als Alarmzeichen wird
ein charakteristisches Bellen von sich gegeben, das für alle Tiere der Kolonie
das Zeichen ist, schnellstmöglich Zuflucht im Bau zu suchen. Die Aufgabe des
Wachehaltens wechselt unter den Tieren während des Tages mehrmals. Während
einige Gruppenmitglieder Wache halten, suchen andere nach Nahrung. Diese besteht
zu fast 90 % aus Insekten und zu kleineren Anteilen aus Vögeln, Eidechsen,
Skorpionen und Eiern. Erdmännchen sind tagaktiv; bei Nacht, aber auch an
regnerischen Tagen und bei besonders extremer Mittagshitze verbergen sie sich
in ihrem Bau.
Ein Wurf umfasst etwa zwei bis vier Junge. Die Tragezeit
beträgt im Schnitt 77 Tage. Bei der Geburt sind Augen und Ohren der Jungen
geschlossen. Sie öffnen sich erst nach zwei Wochen. Die ersten zwei Monate
werden die Jungtiere gesäugt. Erdmännchen sind nach etwa einem Jahr
geschlechtsreif. Pro Jahr können Erdmännchen bis zu dreimal Junge großziehen.
Dies ist möglich, da sich alle Mitglieder der Kolonie gegenseitig bei der
Aufzucht unterstützen. Erdmännchen werden etwa sechs Jahre alt.
Das Beutemachen, also das Fangen und Töten, wird den Jungen
schrittweise beigebracht. So legen sie etwa den Jungen bei den Jagdausflügen
erst einen toten Skorpion vor. Dann legen sie einen lebenden Skorpion vor, dem
sie aber den Giftstachel ausgerissen haben. Erst wenn die Jungen älter werden
und die Erwachsenen längere Zeit beobachten konnten, wird zunehmend noch
lebende und kampffähige Beute vorgelegt. Orientierung dafür bietet der
Bettelruf der Jungen, der sich mit dem Alter verändert.[5][6]
Erdmännchen und Menschen
Den Namen hat das Erdmännchen, da es nach Menschenart oft
auf zwei Beinen steht, um die Umgebung zu beobachten. Im Englischen heißen sie
nach ihrem Afrikaans-Namen „Meerkat“, was jedoch nichts mit der Primatengattung
Meerkatze zu tun hat. In der Republik Südafrika sind Erdmännchen nicht immer
gern gesehen. Mit ihrer Bautätigkeit zerstören sie manchmal Farmland. Außerdem
können sie die Tollwut übertragen, und in mehreren Fällen wurden Menschen von
tollwütigen Erdmännchen gebissen und infiziert.
In der BBC-TV-Dokumentation Die letzten Drachen wird
berichtet, wie abgerichtete Erdmännchen zum Aufspüren von Schlangen in
städtischen Wohnungen eingesetzt werden.[7] Um eine Familie von Erdmännchen
dreht sich der Kinofilm Wächter der Wüste von James Honeyborne aus dem Jahre
2008. Dieser Film vermischt Dokumentarisches mit einer erzählten Handlung und
wird so zum „Abenteuerfilm für Kinder.“[8]
Im Disney-Film Der König der Löwen ist eine der Hauptfiguren
ein Erdmännchen namens Timon (siehe auch: Abenteuer mit Timon und Pumbaa). In
den von Moritz Matthies (Pseudonym) im S. Fischer Verlag erschienenen Romanen
Ausgefressen[9], Voll Speed, Dumm Gelaufen, Dickes Fell und Letzte Runde
betätigen sich Erdmännchen eines Berliner Zoos als Detektive in Mordfällen.
Manchmal werden Erdmännchen mit den in Nordamerika lebenden
Präriehunden verwechselt. Diese sind allerdings Nagetiere und mit den
Erdmännchen nicht näher verwandt.
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