Trading Tradingsystem Seitwärts-Phasen SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
Monatelang bewegte sich der DAX in einer Seitwärts-Pha-se. Lässt man den Japan-Crash im März 2011 als Sonder-ereignis außen vor, bewegte er sich seit Anfang des Jahres in einer Spanne von etwa 700 Punkten. Erst die Kursein¬brüche seit Anfang August leiteten einen neuen Trend ein, den viele Trader nutzten.
Doch die nächste Seitwärts-Phase kommt bestimmt. Auch bei Märkten, die keinen ei ndeutigenTrend aufweisen, gibt es einige Möglichkeiten. So können Trader zwischen verschiedenen Basiswerten und Zeitebenen wählen oder auf Indikatoren zurückgreifen. Damit eröffnen sich neue Trends, bei denen ihre Strategien greifen. Dabei sollten Trader aber auch mögliche Fallstricke beachten. Die erste Herausforderung besteht nicht selten darin, eine Seitwärts-Phase überhaupt als solche zu erkennen.
Was ist ein Trend
Eine Seitwärts-Phase ist grundsätz-lich das Gegenteil von einer Trend-bewegung. Sie herrscht demnach immer dann vor, wenn per Definiti¬on kein Trend gegeben ist. Folglich muss zunächst der Begriff ‚Trend" definiert werden, um eine vorherr¬schende Marktphase objektiv ein¬schätzen zu können.
Die einfachste und am häufigsten verwendete Möglichkeit, einen Trend zu definieren, ist die nach ihrem Be¬gründer Charles H. Dow benannte, klassische Dow-Theorie. Demnach liegt ein Aufwärtstrend vor, wenn im Chart eine Serie höherer Hochs und höherer Tiefs vorliegt. Analog besteht ein Abwärtstrend, wenn eine Serie tieferer Hochs und tieferer Tiefs ge¬geben ist (siehe erste Grafik). Wird die Serie unterbrochen, kann dies als trendlose oder Seitwärts-Phase inter¬pretiert werden. Diese hält solange an, bis sich wieder eine klare Serie he¬rausgebildet hat.
Bild 1 zeigt eine Auswertung des DAX in Bezug auf seineTrendphasen. Entscheidend für die Beurteilung von Hoch- und Tiefpunkten sind stets die Schlusskurse. Bei einem Tages-Chart wie in Bild 1 stellen die leicht tieferen lntraday-Tiefs im Juni und Juli keinen nachhaltigen tieferen Tiefpunkt ge¬genüber dem April-Tief dar.
fraktalen Natur der Märkte kann jeder Zeithorizont ein ei-genes Trendverhalten ausbilden.
Dieser Aspekt ist besonders für diejenigen Marktteil-nehmer wichtig, die grundsätzlich nicht in Seitwärts-Pha-sen traden möchten, sondern nur Strategien einsetzen, die denn Trend folgen. Sie können in Seitwärts-Phasen auf eine höhere oder niedrigere Zeitebene wechseln und auf dieser handeln. In der Regel ist die kleinere Zeitebene interessant, da hier die Anzahl der Signale zu- und nicht abnimmt. So hat der Trader die Möglichkeit, zwischen vielen Gelegen¬heiten zu wählen und die besten zu handeln.
Trends finden mit Indikatoren
Auch Indikatoren können dabei helfen, einen Trend zu ent
decken. Als Beispiel dient hier ein Oszillator, der Relative
Punkte Stärke Index (RSI) über '14 Perioden.
8 T Bild 3 zeigt einenTages-Chart des DAX
mit RSI über rund vier Jahre. Der Re
7T lative Strength Index kann zwischen
6T zwei Maximalwerten schwanken.The
oretisch liegen die möglichen Gren¬5 T zen bei 0 und +100. Interessant sind
die Extremzonen des Indikators unter
4T 30 (überverkauft) und über 70 (über
3T kauft). Erreicht der RSI wiederholt und
RSI in vergleichsweise kurzen Zeitabstän
den Werte unter 30, liegt ein Abwärt
50 strend vor — so geschehen im August
2011. Analog dazu besteht bei Werten
2011 Apr Jul über 70 ein Aufwärtstrend.
Im Zeitraum vom DAX-Hoch Ende 2007 bis Frühjahr 2009 fiel der RSI insgesamt fünf Mal deutlich unter die 30er-Marke, stieg jedoch nur ein Mal über die 70er-Marke. In der an-schließenden Aufwärtsphase bis Februar 2011 zeigte sich das andere Extrem: Der Indikator stieg insgesamt sieben Mal deutlich über die 70er-Marke und wies damit auf einen überkauften Markt hin, fiel jedoch kein einziges Mal signi¬fikant unter die 30er-Marke. Erst der Japan-Crash im März 2011 führte zu RSI-Werten deutlich unter 30 und deutete da¬mit auf eine überverkaufte Situation hin. Danach wurde die 70er-Marke bisher nicht mehr übertroffen. Daraus wie auch aus der Dow-Theorie geht hervor, dass sich der DAX seit¬dem bis zu den Kursstürzen Anfang August in einer Seit-wärts-Phase befand. Erst als der RSI Anfang August wieder die 30er-Marke verletzte, endete die Seitwärts-Phase und ein neuer Abwärtstrend begann.
In Trendphasen liegt der RSI immer wieder in Extrembereichen, wie Bild 3 veranschaulicht. Daher sind Handels¬strategien, die auf Oszillatoren wie dem RSI beruhen, in solchen Zeiten mit Vorsicht zu genießen. Ein Bei¬spiel: Ein Trader setzt bei überkauf¬ten RSI-Werten über 70 auf fallende Kurse und bei überverkauften RSI¬Werten unter 30 auf steigende Kurse.
Bleibt der RSI aber für längere Zeit in seinem Extrembereich, kann die¬se Strategie in Trendphasen deutliche Verluste bringen. Hier ist daher Vor¬sicht geboten.
Ganz anders in Seitwärts-Phasen: Hier sind Werte nahe der 30er- und 70er-Level in der Regel gute Einstiege, da der Markt in einer Handelsspan¬ne verläuft. Insgesamt sind Oszilla¬toren in Seitwärts-Phasen die besse¬ren Instrumente zur Signalgebung. In Trendphasen helfen dagegen eher klassische Indikatoren ohne festen Wertebereich weiter.
Leader und Lagger
Trader, die sich auf Aktien speziali¬siert haben, nehmen eine Seitwärts¬bewegung oft weniger stark wahr als Index-Trader. Der Grund dafür ist, dass die Auswahl an Aktien sehr groß ist und sich daher selbst in der hartnä-ckigsten Seitwärts-Phase Titel finden, die ein ausgeprägtes Trendverhalten zeigen. Aktien-Trader, die regelmäßig nach besonders dynamischen Werten suchen, können so auch während einer längeren Seitwärtsphase des Gesamtmarkts aufTrend-Setups bei den ausgewählten Titeln setzen.
Interessant ist in diesem Bereich der Ansatz, besonders starke Titel (Leader) in Long- und besonders schwache Ti¬tel (Lagger) in Short-Richtung zu handeln. Die Philosophie hinter dieser Strategie ist, dass sich der Markt früher oder später wieder für eine Trendrichtung entscheidet. Ist der neue Trend eine Aufwärtsbewegung, können die Leader der vorangegangenen Seitwärtsbewegung oft überdurch¬schnittlich stark zulegen.
Ist der neueTrend eine Abwärtsbewegung, fallen die Lag¬ger der vorangegangenen Seitwärtsbewegung meist deut¬licher als der Gesamtmarkt. Basierend auf dieser Grundidee können zudem Anleger, die sich eher langfristig positionie¬ren möchten, während einer Seitwärts-Phase attraktiveTitel aussuchen und in Korrekturen Positionen aufbauen.
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