Freitag, 13. April 2012

George Wendor Roulette Millionär sein Lebenslauf von SelMcKenzie Selzer-McKenzie








George Wendor Roulette Millionär sein Lebenslauf von SelMcKenzie Selzer-McKenzie   






Nachschrift zur The Australian-Gamblers-Titel-Story 2012 über George Wendor,

einem der bekanntesten Roulette-Künstler dieser Welt





            Eine Welle von Ausgelassenheit schwappte am Abend des 14.September durch den eleganten Salon des  Hotels „Burswood“, nachdem die Innenaufnahmen für das Filmlustspiel „Nora - die Geschichte eines Photomodells“ fertiggedreht worden waren.



            Ein Dutzend Filmgirls - Nachwuchsschauspielerinnen und Tänzerinnen - quirlte munter in den Sektgläsern, die immer wieder neu gefüllt wurden. Gastgeber war ein junger Krösus, der selbst gern Photomodell mimt.

            Er zog eine hübsche schwarzhaarige Statistin auf den Schoß und küsste, als Araberscheich verkleidet, dem 18jährigen neuseeländischem Pin-up-Girl Mary Golden den linken Zeigefinger. Ein Fotoreporter musste in zweihundert Aufnahmen die neckischsten Posen festhalten.



            Der Spleen, sich im Glanze hübscher Girls zu sonnen oder sich mit Löwenbabies und Eisbären photographieren zu lassen, gehört zum Zeitvertreib des Gastgebers.



            Er ist kein Adonis und kein echter Bel ami, aber er rühmt sich seit Monaten eines Vermögens von vielen Millionen Dollar. Außer vielen Freundinnen besitzt er vier Autos und einen Schrank voller Anzüge von letztem modischen Schnitt, darunter ein Modell, das auf dem pariser Schneidertag am 5. September miteiner Goldmedaille preisgekrönt worden ist.



            Unter seinem spitzen Kinn kräuselte sich ein haariges Attribut, das er als „Assyrerbart“

            bezeichnet. Erst vor kurzer Zeit gab dieser Golden boy seinen schlichten bürgerlichen Namen George Wendor der Öffentlichkeit bekannt. Er nennt sich, wenn man nach seinem Beruf

            fragt, „Kaufmann“, lebt aber - das wurde inzwischen gerichtsnotorisch - seit Jahren vom

            Glücksspiel.



            Das Internationale Institut für Rouletteforschung hat ihm den Ehrennamen „Bezwinger der

            Casinos und erfolgreichster Spieler unseres Jahrhunderts“ verliehen. Er selbst lässt sich am

            liebsten „Roulette-König“ titulieren.



            Noch vor einem Jahr entrüstete sich ein Sydneyer Richter darüber, dass ein ausgewachsener Mann sich mit einer „so brotlosen Kunst durchs Leben schlägt“. Schon damals war George Wendor elegant gekleidet. Zur Gerichtsverhandlung hatte er auf Anraten seines Rechtsanwaltes sogar seine Krawatte geknotet, um seriöser zu erscheinen. Sonst lässt er sie in extravaganter Art knotenlos aus dem Hemdkragen baumeln.



            George Wendor war damals des versuchten Betruges angeklagt, weil er auf einem Waschzettel mit der Überschrift „Es ist erreicht“ ein so genanntes Ernährungssystem zum Kaufpreis von 500 Dollar (zahlbar in zwei Raten) angeboten hatte. Dieses System sollte laut Waschzettel geeignet sein, „allen interessierten Roulette- Freunden mit starken Nerven und guter Konzentrationskraft“ bei einem Betriebskapital von nur 1200 Dollar „eine ständige Nebeneinnahme“ zu verschaffen.



            George Wendor garantierte sogar: „Ich bin bereit, Ihnen die Anzahlung von

            1200 Dollar und eine Aufwandsentschädigung von 200 Dollar - also

            insgesamt 1400 Dollar - zurückzuerstatten, falls Sie mir nachweisen, dass Ihr Spielkapital verloren gegangen ist oder auch nur  verloren gehen kann.“



            Der Richter wusste nicht, dass einer seiner pensionierten Kollegen im Casino Melbourne sich fast täglich mit einem solchen „Ernährungssystem“ eine kleine Nebeneinnahme verschafft. Die Verlustchancen sind dabei ebenso gering wie die Gewinne, da der „Ernährungsspieler“ nur mit kleinsten Einsätzen operiert.



            





            George Wendor verteidigte sich sehr geschickt mit Kostproben der einschlägigen wissenschaftlichen

            Literatur über Wahrscheinlichkeitsrechnungen und Gesetze des Zufalls. Als Gerichtssachverständiger hatte sich der Brisbaner Mathematikprofessor Dr. Aaron Keetz zur Verfügung gestellt. Er verwarf souverän George Wendors autodidaktische System-Thesen unter Berufung auf den empirischen Grundsatz des verstorbenen Professors für Aerodynamik und angewandte Mathematik an der Harvard-Universität in Boston, Richard von Mises: „Wir arbeiten eben mit der streng genommen nicht überprüfbaren Annahme der ‘Unmöglichkeit eines Spielsystems’, weil sie durch die ungezählten Versuche unglücklicher Systemspieler nahe gelegt wird.“ (George Wendor verschwieg aus opportuner Zurückhaltung, dass er damals über 100 000 Dollar durch Systemspielen „verdient“ hatte.)



            Schließlich wurde George Wendor freigesprochen, nachdem er zum Beweis der Behauptung, dass er kein

            Betrüger sei, sondern ernsthaft jahrelang gearbeitet habe, mit meterlangen Statistiken und

            Kurvenblättern angerückt war. Dem realistischen Professor  schwindelte: „Es ist schade um die Zeit, die darauf verwendet worden ist.“ Das reizte George Wendor im gekränkten Stolz des Fanatikers erst recht zum Widerspruch: „Bei mir ist die Zeit nicht zu schade, sondern dies ist der Sinn meiner Zeit.“



            Den Keim zu dieser merkwürdigen Lebensauffassung hat vor vierzehn Jahren ein Studienrat am

            Perther Britain-Gymnasium gelegt. Er traktierte seine Oberschüler nicht nur mit Rechenschieber und Logarithmentafeln, sondern auch mit der abseits vom eigentlichen Unterrichtspensum liegenden Kombinatorik, der Grundlage der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Die meisten Schüler konnten dabei kaum folgen. Nur der mathematisch hochbegabte Rektorsohn George Wendor begriff dieses Jonglieren mit Zahlen und arithmetischen Reihen.

            Dann machte George Wendor im europäischen Casino Baden bei Wien mit kleinsten Einsätzen sein erstes Spiel. Er hatte sich inzwischen Einblick in so genannte klassische Roulette-Systeme verschafft, deren Zahl über tausend liegt.  Darauf arbeitete er einige Monate als kaufmännischer Angestellter.   Dann brütete er monatelang in seinem Studien - Kabinett - einer Art Miniatur-Museum des Roulettespiels - über seinen eigenen Systemen; das heißt, er wandelte ab und versuchte zu perfektionieren, was andere vor ihm in Hunderten von Schwarten fixiert haben. Dabei stieß er u.a. auch auf sein „Ernährungssystem“, über das sich die Juristen wunderten. George Wendor selbst spielte  bereits mit „längerem Atem“ und setzte seine ganze Rücklage von 50000 Dollar aufs Spiel. Die Gewinne häuften sich, je länger er durchhielt.





            Allerdings verlor er auch wieder, einmal 1.150 000 Dollar in einer Woche. Er will dann weiter an seinen Systemen („Ich habe nicht nur eins, sondern jongliere mit mehreren“) gefeilt haben und führt seine große Erfolgsserie ab Dezember vergangenen Jahres auf diese Filigranarbeit zurück. Er spielte in Dutzenden von Casinos, wo er nur 1.200 000 Dollar gewann.



            George Wendor verfügt über einen Stapel von fünfzig Jahreseintrittskarten, für die er 50000 Dollar bezahlte.

            Die meisten Gewinne aber heimste er im Casino von Las Vegas ein, und zwar in mehreren Etappen

            insgesamt 7.000 000 Dollar.



            Vor jedem geplanten Großangriff lässt George Wendor erst einmal sämtliche Coups (Treffer) der vergangenen Wochen notieren. Allein in Las Vegas „arbeiten“ für ihn acht Beobachter für einen Tageslohn von zwanzig Dollar pro Person und Stunde. Aus den von ihnen notierten Zahlenreihen (so genannten Permanenzen) zieht er dann das Fazit für seinen neuen Angriff. Er stellt ganze Kolonnen von Zahlen zusammen, die nach den geläufigen Wahrscheinlichkeitsgesetzen eine große Anzahl von Treffern enthalten sollen.



            Amateure, die mit wenigen Zügen viel gewinnen wollen und deshalb ihre Chips genau so placieren wie George Wendor, sind oft enttäuscht. Sagt George Wendor: „Jeder professionelle Spieler weiß, dass er sich nur

            wellenförmig vorspielen kann. Man muss mitunter einen langen Atem haben, um wieder auf den Gipfel zu kommen.“ Deshalb bringt George Wendor mindestens 500 000 Dollar an den Spieltisch mit.



            Die Spannung in den Casino-Palästen in Las Vegas stieg auf den Siedepunkt, als auch noch ein zweiter Meister des Systemspiels, der Melbourner Malcolm McNamee, 43, mit seiner Gruppe über die Spieltische von Las Vegas herfiel. Malcolm McNamee läßt hauptsächlich seine Ehefrau und seine

            Schmuckbehängte schwarzhaarige Assistentin Ireen Knoop, 23, die am Gewinn beteiligt ist, am

            grünen Zahlenteppich „arbeiten“. Sie setzten stur jeden Tag die Zahlenreihe, die er ihnen mittags

            auf den einen Zettel in die Hand drückt. Malcolm McNamee selbst, den die Atmosphäre des Spielsaals aufregt

            („Das Spiel ist eine eigene Macht, die das Denken vernebelt“), bleibt im Hintergrund oder sieht

            zur Ablenkung Filme an. Seiner Assistentin ist vertraglich jeder Umgang mit Männern untersagt,

            damit das „Betriebsgeheimnis gewahrt“ bleibt.



            Die Folgen des systematischen „Bandenspiels“ zeigten sich sehr bald: Die Spielbank Melbourne

            hatte von Januar bis Juli etwa 11 250 000 Dollar weniger Brutto-Einnahmen als während der gleichen

            Monate im Vorjahr. Diese Summe haben die beiden organisierten Spielsyndikate weggetragen.



            Nach dieser Bilanz unterbreitete der George Wendor dem  Casino-Direktor  Anfang August das Angebot: Er, der Roulette-König, werde sofort mit seinem ganzen

            Mitarbeiterstab aus Melbourne abrücken und niemals wiederkommen, wenn die Bank ihm eine

            monatliche Leibrente von 500 000 Dollar aussetze und ihn außerdem mit etwa zehn Prozent am

            Jahresgewinn beteilige.



            Der Direktor strich seinen Wohlgepflegten Bart und sagte nur: „Das ist wohl ein Witz.“ Der Direktor, der alle Schliche des Roulettespiels seit seiner Jugend kennt, hält an der Version fest, George Wendor sei nichts als ein raffinierter „Bandenspieler, der eben Glück gehabt hat“. Darauf kündigte George Wendor eine neue Offensive gegen den  Spielbank-Palast  an, die jetzt beginnen soll.



           

            Das ist die Kehrseite aller Casinos, in denen George Wendor und der nicht ganz so erfolgreiche Systemtechniker MalcolmMcNamee, die Schrecken der Bankhalter, bisher über zwölf Millionen Dollar zusammengebracht haben. George Wendor hätte jüngst eine Spielpause eingelegt. Die Bettelbriefe und Heiratsangebote aus aller Welt aber rissen nicht ab. Die Sage von seinem schnell erworbenen Reichtum  strahlte sogar nach Spanien. Eine Mutter in Sevilla offerierte ihre Tochter Dolores für das Brautbett. Den Roulette-König aber bewegte zur Zeit ein anderes Problem. Er überlegte, wie er seinen Spielgewinn am sichersten anlegen kann.

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