Samstag, 29. Juni 2013

Geldanlage alte Traktoren Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie


Geldanlage alte Traktoren Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie




Author D.Selzer-McKenzie
Im Vergleich zu ihren wuchtigen Nachfolgern wirken Oldtimertraktoren fast wie Spielzeugmodelle. Für die formschönen früheren Arbeitsgeräte legen Sammler heute viel Geld auf den Tisch.

Leicht vergisst man den Großstadtstress, wenn man sich etwas Zeit für einen ausgiebigen Spaziergang über den weitläufigen Waldbesitz von Werner Randt nimmt, inmitten der blühenden Lüneburger Heide. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Manchmal, an schönen Tagen, springt der Pensionär auf seinen grü¬nen Oldtimertraktor der Marke Deutz und tuckert damit über seinen Besitz. Man glaubt kaum, dass sein filigran und irgendwie zerbrechlich wirkendes Gefährt

mit elf PS aus dem Jahr 1955 seinerzeit als effektives Arbeitsgerät diente, mit dem der Vorbesitzer tagein, tagaus einen Großteil seiner landwirtschaftlichen Tätigkeit ausführte. Der Traktor aus einer anderen, vergangenen Zeit steht sonst wie ein Ausstellungs¬stück auf einem überdachten, gut geschützten Park¬platz vor Randts Terrasse. Dort fügt er sich wie ein Farbklecks perfekt in die bunte Landschaft ein, und sein stolzer Besitzer hat ihn außerdem stets im Blick. Randt bekam ihn Ende der 1980er-Jahre von einer Tante geschenkt, die das Grundstück, auf dem er, auch damals schon vor Unwetter gut geschützt, stand, verkaufen wollte. „Hätte sie gewusst, dass der 11er-Deutz heute mehrere Tausend Euro wert ist, hät¬te sie ihn mir bestimmt nicht überlassen. Damals woll¬te sie ihn einfach nur loswerden", erinnert er sich. Es war vor allem Randts Begeisterung für mechanische Details, etwas Nostalgie und der Hauch der guten, alten Zeit, die ihn sich aber auch damals schon über das Geschenk freuen ließen. Randt: „Die anschauliche und verstehbare Mechanik alter Traktoren hat mich schon immer fasziniert, aber auch die schöne und ein-zigartige Optik der lang gezogenen Hauben. Und die Erinnerung an die Landwirtschaft von früher, die so anders war als die heutige, die mittlerweile oft von computergesteuerten Hightechmaschinen mit 400 PS bestimmt wird."
Seit einigen Jahren ist die Freude bei Randt noch größer geworden, so wie auch bei vielen anderen Besitzern und Fans alter Traktoren. Denn mit dem in den vergangenen zehn Jahren beständig im zweistel-ligen Bereich wachsenden Markt alter Autos ging plötzlich auch ein ganz neuer Stern auf, der früher ein Dasein im Schatten fristen musste: das Geschäft mit alten Traktoren. Reiner Völker aus Hamburg, der seit über 30 Jahren Oldtimertreffen besucht, bringt es auf den Punkt: „Es gab früher keine Szene für Oldtimer-traktoren-Liebhaber, und es gab auch kein Interesse, Vergleichspreise einzuholen, weil jeder wusste, dass sie praktisch nichts wert waren." Das hat sich grund-legend geändert. Und so ist heute mit den kleinen und niedlich anzuschauenden Arbeitsgeräten richtig Kasse zu machen. Es sind gut erhaltene Exemplare der Mar¬ken Porsche, Güldner, Hanomag, Lanz, Deutz, Fendt und Schlüter, die heute wieder gefragt sind.
Wie gut sich das Geschäft entwickelt hat, sieht man am Zustand der Porsche-Diesel-Fangemeinde, die sich vor zehn Jahren noch überwiegend im priva-ten Rahmen oder in kleinen Gruppen treffen musste. Heute dominieren hier dagegen medial begleitete Events, Touren oder nationale wie internationale Club¬treffen, bei denen auch der Verkauf von seltenen Modellen auf den Weg gebracht wird. Die Meetings haben aber noch einen pragmatischen Grund. Weil es oft schwierig ist, Ersatzteile zu organisieren, ist man auf den Rat oder die Vermittlungshilfe anderer Tre-cker-Freunde angewiesen. Oft finden sich auf den großen Veranstaltung Experten, die wissen, wo man einen Ersatz für ein verloren gegangenes oder kaput-tes Detail auftreiben oder wo man dieses nachbauen lassen kann. Als Urvater der motorisierten Traktoren gilt der amerikanische Unternehmer Henry Ford, der 1917 den Fordson entwickelte und damit den ersten Vorläufer ganzer Generationen von Traktoren schuf. So folgte bereits im Jahr 1921 in Deutschland der erfolgreiche Lanz Bulldog HL. Weil aber von Oldtimer-traktoren aus der Zeit zwischen den beiden Weltkrie¬gen nur noch wenige die turbulenten Zeiten über¬standen haben, stammen die meisten der
heutigen Sammlerstücke aus der Nachkriegs-
zeit. Trotzdem ist die Nachfrage auch bei
den Nachkriegsmodellen enorm und steigt
beständig. Ein Wertzuwachs ist daher grundsätzlich zu erwarten, wenn der Zustand des Traktors nicht zu viele und kostenintensive Reparaturen erfordert und der Kaufpreis realistisch ist. Eine gute Übersicht über die Preisentwicklung der einzelnen Modelle lässt sich im Internet in den vielen Sammlerbörsen verschaffen. Die Preise beginnen im unteren Segment bereits bei 2.000 Euro. Die Lieblinge der Szene sind dafür aber nicht zu bekommen. So werden zum Beispiel für den bereits erwähnten Lanz Bulldog im Top-Zustand sechsstellige Beträge bezahlt. Hoch angesehen sind auch Modelle von Fendt und Porsche sowie zum Bei¬spiel die Baureihe 514 der Deutz AG mit einem bis vier Zylindern. Die Power und Verlässlichkeit dieser Tre¬cker begründeten einst ihren Ruf, der bis heute fort¬wirkt. Exemplare aus der Serie 05 und 06 werden noch in diesen Tagen gern von Hobby- oder Ökoland¬wirten verwendet. Die unverwüstlichen Traktoren aus der Kölner Traditionsfirma haben dazu den Vorteil, dass die Firma bis heute über ein gut organisiertes Ersatzteillager verfügt. Wem es mehr um Hubraum und Drehmoment geht, entscheidet sich dagegen oft für einen Lanz. Nachdem der Glühkopf mit einer Löt¬lampe vorgeheizt wird, nimmt man bei den Lanz Bull-dogern zuerst das Lenkrad von der Säule und setzt dieses auf das Schwungrad der Kurbelwelle. Der Motor springt an, wenn man den Kol¬ben mit einer Drehbewegung über den Totpunkt gehievt hat. Rumpelt der einprägsame und unverkennbare Klang des Bulldogs los, hat man alles richtig gemacht. Der Lanz Bull¬dog war besonders bei Zirkus¬gruppen, Markthändlern und anderem reisenden Händlervolk beliebt und wurde mit ihnen auch einer breiten Stadtbevölkerung bekannt. Sicherlich einer der Gründe, warum er bis heute im kollektiven Gedächtnis noch immer so präsent ist. Großes Interesse, beson¬ders bei Tüftelliebhabern wecken Modelle der Firma Schlüter. Ab dem Ende der 1930er-Jahre entwickelte

das Unternehmen vor allem kleinere Traktoren. Seit dem Jahr 1942 wurden von Schlüter Holzgasschlep-per und Holzgaselektro-Aggregate produziert, die wegen des Benzinmangels im Krieg nur mit 25 und 50 PS liefen. Später, in den 1970er-Jahren formte die oberbayerische Firma dann mit der Entwicklung eines kräfti¬gen, äußerst beliebten Sechs¬zylindermotors ihren Ruf als Mercedes unter den Traktoren. Auch deshalb nehmen die Tre¬cker dieses Hauses bis heute bei den Sammlern eine heraus-ragende Kultstellung ein. Glei¬ches gilt für die Marke Porsche. Die Idee eines Volkstraktors, die im Dritten Reich von Ferdinand Porsche entwickelt wurde, griff man Mitte der 1950er-Jahre wieder auf und integrierte einige geniale vereinfachende Grundideen Porsches in das neue Baukastensystem: die Geburtsstunde der legen-dären Porsche-Diesel-Trecker

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