Samstag, 1. Juni 2013

Geldmarkt Chinesischer Renminbi Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie


Geldmarkt Chinesischer Renminbi Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie


 
 
 
 
 
 


Author D.Selzer-McKenzie

Manchmal gibt es Einschätzungen an den Finanzmärkten, die so weit verbreitet sind, dass sie kaum noch hinterfragt werden. Eine dieser »Weisheiten« am Devisenmarkt ist sicherlich die Aussage: Der chine¬sische Renminbi ist unterbewertet. Ob Analyst, Investor oder Politiker, niemand muss bei dieser Feststellung Sorge haben, dass er auf größeren Widerspruch treffen könnte. Allerdings ist der Wahrheitsgehalt einer Aussage nicht immer mit deren Häufigkeit korreliert.

 

Wer sich in seiner bisherigen heilen Welt nicht stören lassen will, sollte die Lektüre an dieser Stelle einstel-len. Wer weiterliest, wird erkennen, wie wenig die Argumente für eine Unterbewertung des Renminbi taugen. Gern wird bei Analysen eines sogenannten fairen Werts einer Währung auf die Kaufkraftparitä-tentheorie zurückgegriffen. Nun hat diese Theorie schon an sich einige Schwächen (so bezieht sie sich nur auf handelbare Güter) und auch die empirischen Ergeb¬nisse sind eher dürftig (Wechsel¬kurse weichen über einen langen Zeitraum erheblich von den Kaufkraftparitätenkursen ab). Vor allem aber macht eine Anwendung im Falle Chinas schon deswegen kaum Sinn, da China noch weit davon entfernt ist, eine Marktwirtschaft zu sein. Nach wie vor werden Preise administriert und sind nicht immer Ausdruck von echten Marktkräften.

 

Deswegen wird zur Argumentation einer Unterbe-wertung vor allem immer wieder auf den enormen Handelsüberschuss Chinas verwiesen. Dieser findet seinen Ausdruck letztlich in den über die Jahre kräf¬tig gewachsenen Währungsreserven. Schon seit Januar 2006 ist China der größte Halter von Wäh-rungsreserven weltweit, und das mittlerweile mit einem immen¬sen Abstand. Mit einer stärkeren Währung, so die Argumentati¬onslinie, wären die chinesischen Exporte preislich weniger wett-bewerbsfähig und der Über¬schuss letztlich geringer. So nachvollziehbar sich das auch anhört: Ein Blick auf die Daten nimmt diesem Argument schnell den Wind aus den Segeln. Dazu vergleichen wir den handelsgewichteten Wechselkurs des chinesischen Yuan mit der Entwicklung der chinesischen Handelsbilanz.

zwischen 1999 und 2005 zunächst eine Aufwertung, dann eine Abwertung, ohne dass sich der Handelsüberschuss überhaupt veränderte. Ein Zusammenhang zwischen Wechselkurs und Außen-handel bestand also nicht. Noch kurioser aber wird die Lage ab 2005. Seitdem geht eine Aufwertung des chinesi¬schen Yuan regelmäßig mit steigenden, eine Abwertung mit sinkenden Handelsüberschüs¬sen einher. Der tatsächliche Zusammenhang ist also genau umgekehrt, als gemeinhin unterstellt wird. Eigentlich würde das also bedeuten, dass ein stärkerer chinesi¬scher Yuan die Überschüsse weiter ansteigen lassen würde. Zumindest aber kann man festhalten, dass zwischen Wechselkurs und Außenhandel nicht der erwartete Zusammenhang besteht. Wenn dieser Zu¬sammenhang fehlt, können aber auch die Überschüs¬se nicht als Argument für eine Unterbewertung tau¬gen. Wer also ehrlich ist, kommt zu dem Ergebnis, dass sich eine Über- oder Unterbewertung des chine¬sischen Yuan kaum nachweisen lässt. Das heißt frei¬lich nicht, dass bei einer Freigabe des Renminbi nicht zunächst mit einer Aufwertung zu rechnen wäre. Ob eine solche aber nachhaltig wäre, können die Daten kaum klären.

Gleichwohl ist mit einer wirklichen Freigabe auf ab-sehbare Zeit noch nicht zu rechnen. Dennoch haben die Verantwortlichen in Peking in den letzten Mona¬ten anscheinend einen Strategiewechsel vollzogen. In den letzten Jahren wertete der Renminbi gegen¬über dem US-Dollar immer nur dann auf, wenn der Dollar allgemein schwach war. Tendierte der US-Dollar hingegen zur Stärke, ließ sich Peking

 

trotz teilweise erheblicher Proteste aus den USA nicht davon abhalten, den Kurs stabil zu halten. Spätestens jetzt wird das Dilemma deutlich, in dem sich die Chinesen befinden. Auf der einen Seite machen sie sich angreifbar, da der US-Dollar/Chine-sischer Yuan-Kurs nicht mehr als 1 Prozent nach oben oder nach unten von dem täglich durch die Notenbank fixierten Kurs abweichen darf. Zum an-deren hat auch die Aufwertung der letzten Jahre nicht dazu geführt. dass sich der bilaterale Handelsüberschuss mit den USA abgebaut hätte. Wer bisher einen stär¬keren US-Dollar erwartete, war bei seiner Prognose für den US-Dollar/Chinesischer Yuan-Wechselkurs immer gut beraten, unter der meist vom Konsens erwarteten Aufwertung zu bleiben. Diese Hilfestel¬lung entfällt mit der neuen Strategie. Das könnte auch daran liegen, dass Peking erkannt hat, dass der Einfluss des effektiven Wechselkurses auf die Handelsbilanz keineswegs so stark ist wie oft unter¬stellt. Aus dieser Sicht hat der US-Dollar/Chinesi-scher Yuan-Wechselkurs damit noch Luft nach unten. Immer wieder wird auch eine Ausweitung des Ban¬des. in dem der US-Dollar/Chinesischer Yuan-Wech-selkurs um den Fixkurs schwanken darf, diskutiert. Viel gewinnen kann Peking damit allerdings nicht. Zum einen wird der tatsächliche Kurs schnell erneut an der Untergrenze handeln. Zum anderen könnte ein solcher Schritt die Aufwertungserwartungen der Investoren nur noch weiter beflügeln und damit erneut Hot-Money-Zuflüsse nach China und damit letztlich auch den Aufwertungsdruck verstärken.

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