Samstag, 6. August 2011

Psychologie an der Börse Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie


Psychologie an der Börse Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie

Das Thema Geld ist schon fast so alt wie die Menschheit selbst. Waren es in der grauen Urzeit noch Mittel wie Nahrung und Tiere zum Tausch bzw. Kauf von Gegenständen, so existiert das Geld der heutigen Zeit meist nur noch in elektroni-scher Form. Ebenso alt wie das Geld ist das Bestreben der Menschen, dieses zu vermehren.
Laut einem Bericht der Deutschen Bun-desbank betrug das Geldvermögen priva-ter Haushalte in Deutschland in 2010 4.933 Milliarden Euro. Damit fiel die Geld¬vermögensbildung, mit einer Steigerung von knapp 154 Milliarden Euro, deutlich höher aus als in den vergangenen Jahren
Der Grund dafür lag unter anderem in der kräftigen Konjunkturerholung und der unerwartet stabilen Entwicklung am
Arbeitsmarkt im Jahr 2010. Die Zuwächse des Geldvermögens sind im Wesentlichen auf Bankeinlagen (plus 80 Milliarden Euro) zurückzuführen. Im Einzelnen er¬wies sich vor allem die Steigerung bei den Sichteinlagen als relativ hoch, denen netto rund 61 Milliarden Euro zugeflossen sind. Bei den Spareinlagen gab es dagegen nur vergleichsweise geringe Zuwächse von knapp 23 Milliarden Euro.
Bei den Wertpapieren zeigten sich die privaten Haushalte insgesamt zurückhal¬tend. Alle Wertpapierarten zusammen genommen zeigten im Berichtsjahr 2010 per saldo keine Zu- bzw. Abflüsse. Im Einzelnen kam es vor allem bei festver¬zinslichen Wertpapieren zu Nettoverkäu¬fen. Zuflüsse verzeichneten hingegen Aktien und Investmentfonds. Neben dem transaktionsbedingten Anstieg erhöhte sich das Geldvermögen zusätzlich auch durch kräftige Kursgewinne in 2010 bei den bereits gehaltenen Wertpapieren.
Der Bericht der Deutschen Bundesbank zeigt, dass der größte Teil des Geldver-mögens privater Haushalte in Form von Sicht-, Spar- und Termineinlagen vor sich hin schlummert. Aus Renditegesichts¬punkten — aufgrund des aktuell niedrigen Zinsniveaus — keine lukrative Entschei¬dung. Doch warum bevorzugen immer noch so viele Bürger Sparbuch und Co.

als Form der Geldanlage? Bietet doch das Universum an Anlagemöglichkeiten — so¬wohl für konservative als auch für risiko¬affine Investoren — vieles mehr! Ein Grund liegt in der Unsi¬cherheit vieler In¬vestoren. Denn den meisten Anlegern ist nicht bewusst, was sie bei ihrer Geldanlage alles beachten sollten. Im Folgenden wol¬len wir Ihnen die häufigsten Anlegerfehler vorstellen und Ihnen ein paar Regeln an die Hand geben, die Ihnen das Agieren an der Börse vereinfachen sollen. Dabei spielen sowohl psychologische als auch fachliche Aspekte eine wichtige Rolle.
Die sogenannte »Behavioral-Finance-Theorie« beschäftigt sich mit der Wissen-schaft der Finanzmärkte, bei der das menschliche Verhalten im Mittelpunkt steht. Diese Theorie zeigt in den meisten Fällen, dass sich Kapitalanleger alles an-dere als rational verhalten. Die Fehler von Anlegern sind häufig die gleichen und sind in einem bestimmten Maße auch
für Kursausschläge an der Börse verant-wortlich. So sind steigende oder fallende Kurse am Aktienmarkt auch von der psy¬chologischen Verfassung der einzelnen
Marktteilnehmer abhängig. Neben objek-tiven gesamtwirtschaftlichen Faktoren oder rationalen Überlegungen hinsichtlich eines bestimmten Unternehmens werden

beim Kauf oder Verkauf von Wertpapieren gerade auch irrationale Meinungen oder gar massenpsychologische Verhaltens¬weisen herangezogen. Aus diesem Grund
beinhaltet ein Akti-enkurs auch Hoff¬nungen oder Mei¬nungen von Käufern und Verkäufern. Insofern ist die Börse auch ein Marktplatz voller Erwartungen, auf
dem die Daten und Fakten von den eher emotionalen Verhaltensweisen nicht ein¬deutig getrennt sind.
Denken Sie nur einmal an die Zeit des »Neuen Markts« in den Jahren 1997 bis 2000 zurück und werfen Sie einen Blick auf die Grafik auf Seite 10. Diese extreme Entwicklung — die Verzwanzigfachung des Börsenwerts innerhalb weniger Jahre bis hin zu völlig unrealistischen Aktienkursen — ist einer der eindrucksvollsten Belege für nicht rationales Verhalten.
Zu den wesentlichen Antriebskräften für Kursbewegungen zählen vor allem Angst und Gier. Während Angst die Menschen zum Verkaufen bewegt, führt Gier die Menschen zum Kaufen. Mit am stärksten lassen sich die meisten Menschen von ihrem Gefühl lenken, wenn es ums Geld geht — ausgerechnet bei diesem wichtiger Thema, wo der Verstand anstelle des Bauchgefühls regieren sollte.
Zu den häufigsten Fehlern zählen:
1.         Selbstüberschätzung
2.         Falsche Anlageaufteilung
(Asset Allocation)
3.         Hektik
4.         Herdentrieb
5.         Angst vor Fehlern
1. Selbstüberschätzung
Vor allem Anleger, die bereits einmal an der Börse einen hohen Gewinn erzielt haben, fühlen sich bestätigt und neigen zur Selbstüberschätzung. Sie glauben, die Entwicklungen von Märkten und Bran-chen prognostizieren zu können, und investieren nach blindem Vertrauen auf ihr eigenes Urteilsvermögen. Doch über-triebene Zuversicht endet vor allem nach einer Glückssträhne oft mit hohen Verlus¬ten. Denn eine Fehlinvestition mit einer hohen Anlagesumme reicht häufig aus, um viele kleinere Gewinne komplett zu vernichten.
Daher sollten Anleger ihr Vermögen nie in eine einzelne Anlage stecken. Sparpläne oder die Stückelung größerer Beträge in mehrere Teilbeträge, die über einen län¬geren Zeitraum angelegt werden, können ein Schutz vor Selbstüberschätzung sein.
2. Falsche Anlageaufteilung (Asset Allocation)
Ein weiterer Fehler ist, dass viele Anleger ihre Depots ausschließlich nach Perfor¬mance zusammenstellen. Eine einseitige Performance-Orientierung führt zwangs¬läufig zu einem hohen Risiko, denn die Rendite einer Anlage ist immer das Spie¬gelbild des zugrunde liegenden Risikos.
So sollten sich Anleger über die genauen Ziele ihrer Geldanlage bewusst sein. Man unterscheidet grundsätzlich:
— Sicherheit, das heißt, die Anlage soll möglichst sicher sein. Die Wahrschein¬lichkeit eines Verlusts des eingesetzten Kapitals soll minimiert oder gar aus¬geschlossen werden.
Rendite, das heißt, die Anlage soll einen möglichst hohen Ertrag abwerfen.
— Liquidität, das heißt, die Anlage soll bei Bedarf möglichst schnell wieder verkauft werden können.
Erfahrungsgemäß können diese Ziele in Kombination nie komplett erfüllt werden. Anleger müssen also abwägen, welche Ziele ihnen wichtiger sind als andere. Bei der Zusammenstellung ihres Depots
sollten Investoren beachten, dass das Risiko im Depot auch der tatsächlichen Risikobereitschaft entspricht. Dabei ist auch das Verhalten der einzelnen Anlagen zueinander zu beachten. Bei der Aufstel¬lung eines Depots spielt die ausgewogene Vermögensaufteilung (Asset Allocation) in verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Renten, Fonds, ETFs und Zertifikate, aber auch die Streuung in Branchen, Regionen, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle eine maßgebliche Rolle.
3. Hektik
Es sind meistens die hektischen Zeiten, die Anleger dazu verleiten, Fehler zu machen. Wer zum Beispiel sein Depot bei jeder kleinsten Nachricht überstürzt umschichtet, zahlt in der Regel so viele Gebühren und Transaktionskosten, dass ein erreichter Gewinn schnell wieder zunichtegemacht werden kann. So gilt auch heute noch die alte Börsenweisheit »Hin und her macht Taschen leer«.
Anleger sollten sich daher sorgfältig infor-mieren, wie zum Beispiel Marktchancen aussehen, und sich nicht hektisch und unüberlegt von einer in die nächste Anlage stürzen.
4.         Herdentrieb
Einer der bekanntesten Fehler ist das sogenannte »prozyklische Verhalten« von Anlegern. Das bedeutet, dass Anleger dann an der Börse kaufen, wenn alle kau¬fen und umgekehrt (Herdentrieb). Grund dafür ist das Vertrauen, denn erst wenn die Börse eine gewisse Zeit gut gelaufen ist, haben Investoren genügend Vertrauen aufgebaut, um selbst zu investieren. Vom Amsterdamer Tulpenwahn im 17. Jahr¬hundert bis hin zur US-amerikanischen Immobilienkrise — die Ursache dieser Marktübertreibungen lag zum Großteil
im Herdentrieb.
Um dem entgegenzuwirken, sollten Anle¬ger versuchen »antizyklisch« zu investie¬ren. Dabei spielt Disziplin eine entschei¬dende Rolle, denn wenn Optimismus und Euphorie ausbrechen, müssen Anleger lernen, sich rechtzeitig auch wieder
von ihren Investments zu trennen. Die Wahrscheinlichkeit, an den tatsächlichen Hoch- und Tiefpunkten zu investieren, ist eher gering — selbst bei professionellen Anlegern.
5.         Angst vor Fehlern
Machen Anleger an der Börse einen Ver-lust, setzt häufig die Vernunft aus, denn ein Großteil neigt dazu, Verluste nicht so schnell zu realisieren wie Gewinne. Inves-toren wollen sich meist nicht eingestehen, einen Fehler gemacht zu haben, und so-lange ein Verlust nicht realisiert ist, müs-sen sie sich auch nicht eingestehen, eine falsche Entscheidung getroffen zu haben. Der Fokus vieler Anleger liegt zudem zu stark auf dem Einstandspreis. Die meisten verkaufen erst dann ihr Investment, wenn der Einstandspreis erreicht wird. Daher ist es wichtig, sich auch bei Verlusten recht-zeitig von einer Anlage zu trennen. Denn der notwendige Gewinn zum Ausgleich des Verlusts nimmt mit sinkendem Preis überproportional zu. Anleger, die ein
Minus von 50 Prozent erlitten haben, brauchen 100 Prozent Gewinn, um den Verlust wieder auszugleichen.
Wer sich vor der eigenen Unvernunft im Umgang mit Verlusten schützen will, kann zum Beispiel mit Verlustmarken wie Stop¬Loss-Preisen arbeiten. Das bedeutet, dass die Anlage dann automatisch verkauft wird, wenn der Wert des Investments
auf ein im Vorfeld festgelegtes Niveau gefallen ist.
Der erste Schritt, um an der Börse erfolg-reich zu sein, besteht darin, die fünf be-schriebenen Fehler zu beachten und zu erkennen, wo gegebenenfalls Schwächen im eigenen Verhalten liegen. Denn nur Anleger, die sich und ihr Verhalten ein-schätzen können, sind in der Lage, be-wusst mit den Gefahren an der Börse umzugehen. Doch neben den psychologi-schen Herausforderungen, sich bei der Geldanlage an bestimmte Spielregeln zu halten, dürfen auch die fachlichen Aspek-te nicht außer Acht gelassen werden. Denn gerade bei strukturierten Finanzpro¬dukten (Derivaten) wie Optionsscheinen, Zertifikaten und Aktienanleihen sollten Anleger verstehen, wie ihr Investment funktioniert und was sich für Chancen und Risiken aus der jeweiligen Anlage ergeben.
Die Besonderheit bei Derivaten besteht darin, dass ihre Wertentwicklung sich aus der Wertentwicklung eines zugrunde
liegenden Basiswerts (zum Beispiel eine Aktie oder ein Index) ableitet (aus dem lateinischen »derivare« ableiten).
Die Produktvielfalt und die Masse an strukturierten Produkten in Deutschland sind für Privatanleger Fluch und Segen zugleich: Zum einen bieten sich für jede Markterwartung Produkte mit den unter-schiedlichsten Konditionen und Laufzei-ten, die es Anlegern ermöglichen, gezielt ihre Erwartungen umzusetzen und ihr Wertpapierportfolio zu optimieren. Auf der anderen Seite entsteht aufgrund der Produktvielfalt eine fast unüberschaubare Menge an Finanzprodukten, über die man sich zunächst einen Überblick verschaffen muss.
Hat man den Überblick einmal gewonnen, so können Derivate eine sinnvolle Ergän¬zung eines Wertpapierdepots sein. Um Anlegern die Auswahl und Entscheidung zum Kauf eines Derivats zu erleichtern, hat der Deutsche Derivate Verband (DDV) gemeinsam mit der Deutschen Schutzver¬einigung für Wertpapierbesitz (DSW) eine Checkliste für Derivate-Anleger erarbeitet. Sie umfasst insgesamt 18 Fragen. Anhand dieser Fragen können Anleger die wich¬tigsten Punkte vor dem Kauf eines Opti¬onsscheins, Zertifikats oder einer Aktien¬anleihe klären. Die Checkliste gibt dabei einen guten Überblick über die Informa¬tionen, die Investoren einholen sollten, bevor sie sich für den Kauf eines Produkts entscheiden.

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