Käthe Kruse Puppenmacherin
Author D.Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/FuSSZqKXHwo
Käthe Kruse geboren am 17. September 1883 in Breslau als Katharina
Simon; verstorben am 19. Juli 1968 in
Murnau am Staffelsee) war eine der weltweit bekanntesten Puppenmacherinnen.
Ihre Puppen sind heute beliebte Sammlerstücke, die zu sehr hohen Preisen
gehandelt werden.[1]
Die Tochter des Stadthauptkassenbuchhalters Robert Rogaske
und der Näherin Christiane Simon wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Nach dem
Mittelschulabschluss nahm sie ab 1899 Schauspielunterricht und erhielt 1900 am
Berliner Lessingtheater ein Zweijahresengagement. Daneben spielte sie recht
erfolgreich auch in anderen deutschen Städten und gab Gastspiele in Warschau
und Moskau.[2] 1902 lernte sie den Berliner Bildhauer und Bühnenbildner Max
Kruse kennen und bekam von ihm 1902 eine Tochter.
Während Max Kruse weiterhin in Berlin arbeitete, zog sie
während ihrer zweiten Schwangerschaft in die Toskana und von dort später ins
Tessin, um dort zu malen. Zu Kruse bestand zu dieser Zeit reger Briefkontakt
und er reiste häufig zu Besuchen an. 1904 wünschte sich ihre ältere Tochter
eine Puppe und Katharina Simon beauftragte Max, eine aus Berlin mitzubringen.
Kruse weigerte sich allerdings, eine der damals handelsüblichen Puppen zu
kaufen, da diese ihm missfielen und er sie für „kalt und steril“ hielt.
So begann sie, für ihre eigenen Töchter Puppen zu basteln.
Nach einem Zwischenstopp in München zog Simon wieder nach Berlin zu Kruse und
1909 heiratete das Paar, das inzwischen drei Töchter hatte. 1910 wurden Käthe
Kruses Puppen im Berliner Warenhaus von Hermann Tietz erstmals öffentlich
ausgestellt. Da diese Anklang fanden, sollte sie die Puppen auch für andere
Interessenten herstellen. Zu Anfang waren sie noch schlicht und einfach, später
kunstfertig und lebensecht. Als Kruse ihre Herstellung perfektioniert hatte,
entwarf und fertigte sie Puppen, die ihren eigenen Kindern nachempfunden waren.
Die Natürlichkeit der kleinen Geschöpfe machte Käthe Kruse schon bald bekannt
und berühmt. In der Berliner Presse wurden Kruses Puppen auch als „Ei des
Kolumbus“ bezeichnet. Puppen waren zwar längst nichts Neues, aber Kruses
Machart, weich, biegsam und lebensecht, unterschied sich von den bisher
dagewesenen.
Die Teilnahme an internationalen Puppenausstellungen brachte
Käthe Kruse einige Preise ein, etwa in Florenz die „Große goldene Medaille“,
sowie den jeweils ersten Platz in Frankfurt und Breslau. Zwei Aufträge aus den
Vereinigten Staaten von Amerika, einer über 150 Stück von FAO Schwarz aus New
York, der andere kurze Zeit später über 500 Puppen, erforderten eine eigene
Werkstatt mit Angestellten. Die Familie zog 1912 von Berlin nach Bad Kösen, wo
in Zukunft die bald weltberühmten Puppen in Handarbeit gefertigt wurden. Diese
Handarbeit war für sie nach wie vor von großer Bedeutung:
„Die Hand geht dem
Herzen nach. Nur die Hand kann erzeugen, was durch die Hand wieder zum Herzen
geht.“
Ab 1916 begann Käthe Kruse mit der Herstellung von
Puppenstubenpuppen, zu denen auch zahlreiche Bekleidungsstücke und Accessoires
erschienen. Hervor stechen dabei auch kleine Soldatenpuppen, 11 cm hoch und mit
bewegbaren Gliedmaßen. Immer mehr Mitbewerber begannen, industriell Puppen
herzustellen, die sich an Käthe Kruses Puppen orientierten. 1925 gewann sie
einen Prozess um das Urheberrecht an ihren Puppen gegen den Bing-Konzern, der
auch mit „Imitation der Käthe Kruse-Puppen“ warb. Dies stellte den ersten Fall
dar, dass einem Spielzeug ein künstlerischer Urheberschutz zugesprochen wurde.
Einen weiteren Meilenstein für den Betrieb stellt die ab 1928 produzierte
„Puppe VIII“, auch „Das deutsche Kind“ genannt, dar, da diese erstmals Echthaar
aufwies. Nachempfunden ist das Modell ihrem 1918 geborenen Sohn Friedebald.
Ab 1928 stellte das expandierende Unternehmen auch
Schaufensterpuppen und Puppen für den Unterricht von Säuglingspflege her, wobei
an der Produktion auch maßgeblich Kruses Tochter Sofie beteiligt war. Ein
weiterer Höhepunkt ihres Schaffens war die Teilnahme an der Pariser
Weltausstellung 1937. Käthe Kruse war an Politik desinteressiert, passte sich
an, soweit sie es für (geschäftlich) geboten hielt. So stellte sie unter anderem
auch Soldatenpuppen her und begrüßte den Besuch Hjalmar Schachts an ihrem Stand
im deutschen Pavillon bei der Weltausstellung. Sie hielt dennoch brieflichen
Kontakt zu emigrierten jüdischen Freunden und weigerte sich, halbjüdische
Angestellte zu entlassen. Während des Krieges wurde es schwierig, das Material
für die Herstellung der Puppen in Deutschland zu bekommen. So kam das
Auslandsgeschäft zum Erliegen. Im Zweiten Weltkrieg fielen zwei ihrer Söhne,
1942 starb ihr Mann.
Nach dem Krieg war die Puppenproduktion in der Sowjetischen
Besatzungszone kaum noch möglich. 1952 wurde ihr Unternehmen in einen
Volkseigenen Betrieb umgewandelt. So gründeten zwei von Käthes Söhnen, darunter
der Kinderbuchautor Max Kruse, Werkstätten in Bad Pyrmont und Donauwörth. Sie selbst
ging 1954 in die Bundesrepublik Deutschland. Die von Käthe Kruse entworfenen
Modelle waren erhalten geblieben und wurden immer noch handgearbeitet. Kruse
war aus Altersgründen nicht mehr an der Produktion beteiligt. Zusammen mit
ihrer ältesten Tochter Maria verbrachte sie ihre letzten Jahre in München. Sie
starb am 19. Juli 1968 in Murnau und wurde in Ebenhausen im Isartal begraben.
Wie vor 100 Jahren fertigt die Käthe-Kruse-Manufaktur in
Donauwörth noch klassische Käthe-Kruse-Puppen von Hand. Diese Puppen – zumeist
begehrte Sammlerobjekte bei Puppen- und Spielzeugsammlern – werden in
verschiedenen Größen und Fertigungsweisen produziert. Die Puppenkörper sind
entweder aus Nesselstoff und mit Reh- und Rentierhaar handgestopft, oder um ein
inneres Drahtskelett geschäumt und mit Trikotstoff überzogen. Die Puppenköpfe
sind je nach Modell aus Polystyrol, aus Stoff oder aus Papiermachémasse
gefertigt und werden von Hand bemalt. Klassische Käthe-Kruse-Puppen haben
entweder gemaltes Haar oder zu Perücken geknüpftes Echthaar, in manchen Fällen
Mohair. Neben den klassischen Käthe-Kruse-Puppen wurde die Produktpalette in
den letzten 20 Jahren stetig erweitert. Bereits Käthe Kruses Tochter und Nachfolgerin
Hanne Adler-Kruse begann zusätzlich zu den klassischen Puppen weiche Puppen und
Spielzeuge aus Frottee und Nickistoffen für Babys und Kleinkinder zu entwerfen
und zu produzieren. 1990 übergaben Hanne Adler-Kruse und Ehemann Heinz Adler
das Unternehmen an Andrea K. und Stephen Christenson. Sie haben die
traditionelle Machart der klassischen Käthe-Kruse-Puppen weitergeführt und an
Hanne Adler-Kruses Idee der Baby- und Kinderspielzeugfertigung angeknüpft. Im
Jahr 2013 wurde die Firma von der Hape Holding AG übernommen.
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