Börsen-Prognose für 2018
von D. Selzer-McKenzie
YoutubeVideo: https://youtu.be/XRii3W3enwU
Das Ende der trügerischen Ruhe? Im Umfeld einer dynamisch
wachsenden Weltkonjunktur bin ich trotz des eingeleiteten geldpolitischen
Wandels für 2018 grundsätzlich positiv gestimmt. Die zuletzt ungewöhnlich
geringe Schwankungsintensität an den Kapitalmärkten dürfte jedoch steigen.
Konjunktur: Volle Kraft voraus!
Die Weltkonjunktur befindet sich in einem robusten und
global synchron verlaufenden Aufschwung, der sich 2018 fortsetzen sollte.
Gestützt wird dieser durch steigende Investitionstätigkeiten weltweit und einen
damit einher-gehenden Anstieg des Welthandels. Politische Risiken und eine
stärker als erwartete Inflationsentwicklung könnten den Trend zwar abbremsen.
Insgesamt erwartet die Deutsche Bank jedoch ein Wachstumsplus von knapp 4
Prozent gegenüber 2017 —das wäre das stärkste Wachstum seit 2011. Trotz politischer
Unsicherheiten sollte auch die Wirtschaft der Eurozone weiterhin stabil
wachsen, während sich die US-Wirtschaft noch dynamischer entwickeln dürfte als
2017. Eine Umsetzung der angekündigten Steuerreform könnte zusätzliche Impulse
geben. Die relative Ruhe in China wird als gutes Zeichen gesehen: Der Umbau der
zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt mit dem Ziel eines konsum-und
binnenmarktorientierten Wachstums scheint erfolgreich zu verlaufen.
2 Zentralbanken: Auf unerforschtem Weg
Die Deutsche Bank geht für 2018 von einer weiteren
Normalisierung der Geldpolitik in den USA und der Eurozone aus. Dabei bewegen
sich die Notenbanken auf unbekannten Pfaden, denn für den Ausstieg aus einer
Nullzinspolitik gibt es keinen Präzedenzfall. Die Hauptbedenken gelten einer zu
schnell steigenden Inflation, durch die sich die Währungs¬hüter zu einem
aggressiveren Ausstieg gedrängt fühlen könnten. Insgesamt ist die Deutsche Bank
jedoch optimistisch, dass eine behutsame Straffung der Geldpolitik die
Weltwirtschaft 2018 nicht nachhaltig negativ beeinflussen wird.
3 Währungen: Kurswechsel beim Wechselkurs
Die besser als zu Jahresbeginn erwarteten Wirtschaftsdaten
in der Eurozone haben den Euro 2017 gestützt. Dieser Trend dürfte sich im 1.
Halbjahr 2018 umkehren, da seitens der US-Notenbank Fed mehr Zinsschritte
möglich erschei¬nen als aktuell vom Markt eingepreist. Im 2. Halbjahr 2018
könnte der Euro wieder Boden gutmachen, da die EZB zunehmend Vertrauen in den
wirtschaftlichen Aufschwung der Eurozone fassen dürfte und die Marktteilnehmer
von einer restriktiveren Geldpolitik ausgehen sollten. Das könnte den Euro
gegenüber anderen Währungen stärken. Nach einem zwischenzeitlichen
US-Dollar-Hoch von möglicherweise unter 1,15 je Euro erwartet die Deutsche Bank
Ende 2018 einen wiedererstarkten Euro im Bereich von 1,20 US-Dollar.
4 Anleihen: Abschied fällt schwer
Nachdem Rentenanleger über die vergangenen Jahre auf eine
positive Wertentwicklung zurückblicken konnten, könnten 2018 Kursverluste
drohen: Sowohl am kurzen als auch am langen Ende der Zinskurve ist mit weiter
stei-genden Zinsen in den USA und der Eurozone zu rechnen. In den USA sollte
sich neben den erwarteten Leitzinsan-hebungen auch die Verkleinerung der
Fed-Bilanz — verbunden mit einer geringeren Nachfrage nach US-Staatsan¬leihen —
kursdämpfend auswirken. In der Eurozone könnte eine weniger expansive Rhetorik
der EZB im Jahresverlauf zu steigenden Zinsen führen. Im Bereich der
Schwellenländeranleihen dürften vor allem Papiere in Lokalwährungen bei
„Steigende Unter-
steigenden US-Zinsen unter Druck geraten. Dynamisches
Portfoliomanagement wird im Rentensegment wichtiger.
nehmensgewinne 5
Aktien: Die letzte Meile ist die schönste
könnten die Die
Aufwärtstrends an den globalen Aktienmärkten könnten sich fortsetzen und die Unternehmensgewinne
zum
Haupttreiber der Kursentwicklungen werden. Für 2018 erwartet
die Deutsche Bank weltweit im Schnitt ein Gewinn-
Aktienmärkte im plus
von rund 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Interessant erscheinen
insbesondere zyklische Sektoren. Aller-
kommenden dings
sollten Anleger mit größeren Kursschwankungen rechnen als 2017. Dem deutschen
Aktienmarkt dürfte weiter-
Jahr maßgeblich hin
seine zyklische Ausrichtung zugutekommen. In den USA entwickelten sich zuletzt
Aktien von Firmen mit höheren
Investitionsausgaben besser als der Gesamtmarkt. Die
Deutsche Bank erwartet weiter anziehende Investitionen
treiben." sowie
steigende Unternehmensgewinne und entsprechend steigende Kurse.
6 Aktien regional: Asien im Wandel
In Asien liegt der Aktienfokus der Deutschen Bank auf Japan
und China. Multinationale japanische Unternehmen könnten weiter vom anziehenden
Welthandel profitieren. Gleichzeitig stützt der schwächere Yen den Export.
Hinzu kommen die hohen Bargeldreserven japanischer Unternehmen, die auf lange
Sicht über Dividenden und Aktienrück¬käufe an Anleger fließen oder für
Investitionen genutzt werden könnten. In China sollte die Liberalisierung der
Kapital-
märkte dazu führen, dass Chinesen mittelfristig auch
außerhalb des Festlands diversifizierter in Aktien investieren ¬etwa in
Hongkong oder im Ausland. Zudem dürfte durch die Marktöffnung die
Aufmerksamkeit internationaler Investoren für chinesische Festlandaktien
sukzessive zunehmen.
7 Rohstoffe: Renaissance des (Super-)Zyklus
Am Rohstoffmarkt dürften sich die Notierungen weiter
stabilisieren. Das gilt auch für Öl: Mögliche Förderkürzungen der Organisation
erdölexportierender Länder (OPEC) könnten durch die US-Schieferölproduzenten
kurzfristig kom¬pensiert werden, was Preissteigerungen dämpfen würde. Bei Stahl
und Aluminium sollte der fortschreitende Abbau von Überkapazitäten in der
chinesischen Produktion die Notierungen weiter stützen, während die Preise der
Aus¬gangsmaterialien wie Eisenerz und Bauxit unter Druck bleiben dürften.
Grundsätzlich scheint die Nachfrageseite jedoch intakt: Insgesamt erwartet die
Deutsche Bank für die kommenden Jahre deutliche Nachfragesteigerungen
beispielsweise für Öl, Aluminium und Kupfer. Mit wenig Potenzial ist beim
Goldpreis zu rechnen: Durch anziehende US-Zinsen sollten Anleger im Vergleich
zu US-Staatsanleihen in Zukunft voraussichtlich höhere entgangene Zinser¬träge
befürchten. Diese steigenden Opportunitätskosten wirken sich in der Regel
negativ auf die Goldnachfrage und den Preis aus. Für Ende 2018 erwartet die
Deutsche Bank einen Goldpreis von 1.230 US-Dollar je Feinunze.
8 Immobilien: Kein Ende in Sicht
Angesichts des weltweiten Trends zur Urbanisierung dürften
die Märkte für Wohnimmobilien in Ballungszentren inte¬ressant bleiben-auch in
Deutschland. Gleichzeitig rechnet die Deutsche Bank damit, dass Büroflächen in
den globa¬len Metropolregionen durch den zunehmenden Stellenwert des
Dienstleistungssektors immer begehrter werden. Langfristig besonders
vielversprechend erscheinen moderne Logistikimmobilien, mit denen sich die
steigenden Kun¬denerwartungen an Lieferzeit und Flexibilität beim Onlinehandel
überhaupt erst erfüllen lassen - während klassische Einzelhandelsobjekte und
Shoppingcenter 2018 weiter unter Druck geraten dürften.
9 Trends: Märkte von morgen
Auch wenn Nachrichten zu Kryptowährungen aktuell große
Aufmerksamkeit genießen: Solange der rechtliche Rah¬men in Deutschland fehlt
und die Kursschwankungen so hoch liegen wie zuletzt, sind zum Beispiel Bitcoins
für die Deutsche Bank kein Anlagethema. Anders verhält es sich mit breiten
Investments in Zukunftsbranchen wie dem In¬ternet der Dinge, Big Data,
Cloud-Computing und E-Payment, deren Potenzial für Anleger sich bereits gezeigt
hat und weiter zeigen sollte. Anbieter von Cyber-Security-Lösungen dürften im
Umfeld steigender Risiken durch die zuneh¬mende digitale Datenflut sowie die
globale Vernetzung ebenfalls weiter interessant sein. Auch das Thema
E-Mobilität könnte spannend bleiben. Doch während die Digitalisierung bereits
Einzug in unser Leben und Arbeiten gefunden hat, wird sich noch zeigen müssen,
welche Antriebstechnologie sich schließlich durchsetzen wird.
10 Risiken & Portfolio: Die nächste Krise kommt bestimmt
An den Kapitalmärkten ist 2018 mit stärkeren Kursbewegungen
zu rechnen als im sehr schwankungsarmen Jahr 2017: Unruhepotenzial bergen unter
anderem ein mögliches Überschießen der Inflation, geopolitische Faktoren wie
eine mögliche Verschärfung des Konflikts mit Nordkorea sowie politische
Risiken, zum Beispiel in Europa. Die grund¬sätzlichen Aussichten erscheinen
jedoch weiterhin positiv. Neben Basisinvestments in Immobilien und
Multi-Asset-Lösungen könnten daher für entsprechend risikobereite Anleger auch
Investments in Aktien und Anleihen interessant sein. Vor allem bei Letzteren
könnte es sich empfehlen, aufgrund der steigenden Rentenmarktrisiken eine
aktive Laufzeitgestaltung und ein flexibles Management in Betracht zu ziehen.
Direkte Rohstoffinvestments werden von der Deutschen Bank für Privatanleger
aktuell nicht empfohlen - und auch nicht angeboten
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