Mittwoch, 17. Juni 2009

Konrad Adenauer - von SelMcKenzie Selzer-McKenzie



Bundeskanzler Adenauer langsamer Abstieg Author D.Selzer-McKenzie Ich veröffentliche heute nach 50 Jahrenm hier noch einmal einen Bericht, den ich selbst vor 50 Jahren in der Schülerzeitung School and Lerning geschrieben hatte: Im Frühjahr 1959 setzte Bundeskanzler Adenauer,der sich im Bundestag auf die absolute Mehrheit der Mandate stützen konnte, in der ,,Präsidentenkrise".seine' Autorität aufs Spiel. CDU und CSU stan­den damals vor der Schwierigkeit,einen geeigneten eigenen Kandidaten ftir die Nachfolge des friiheren FDP-Politikers Theodor Heusszu finden, zumaldie $PD-Opposition immerhin Carlo Schmid be­nannte.Der warfür seine Parteiim Parla­mentarischenRat 1948/49durchSachver­stand hervorgeffeten und brillierte seit­her im Auswärtigen Ausschussund als Bundestagsvizepräsident. Unionsintern, waren Heinrich Kione, Vorsitzender der CDUICSU-Fraktion, und Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard im Gespräch. Fü'r den katholi­schenAdenauerstelltedie Konfessionein wichtiges Kriterium dar: er bevorzugte - ein evangelischesStaatsoberhaupt yas auf Erhard zugetroffenhätte.Der katholi­scheKrone wollte auch gar nicht antre­ten. Als Adenauerdarauftrinim Fraktions­vorstand filr Erhard warb, gab esWider­spruch. Außerdem lehnte der erfolgrei­che Wirtschaftsminister selbstdie gebote­ne Perspektiveab. Mitte März wurden der Bundesminis­ter für gesamtdeutscheFragenErnst Lem­mer (evangelisch) und der Bundesminis­ter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Heinrich Lübke (katholisch) ge­nannt, nebenEugenGerstenmaier,Ober­konsistorialrat und Bundestagspräsident. Dann folgte AdenauersCoup.Krone war am 4. April im Bundeshaus,als Kanzler­amtschefHans Globke anrief: ,,Ermüsse mich dringendsprechen.Als Bundespräsi­dent käme äuch ,er' in Betracht. Ich frag­te: Wer? Er, wiederholte Globke, er.Das nun hatte ich nicht erwartet; alles andere, nur däs nicht", vertrauteKrone seinemTa­gebuchan. Krone war am 6. APril im Palais Schaumburg,als Globke dem 83 Jahre al­ten Regierungschefein ,,Expos6über die Befugnissedes Bundespräsidenten"vor­trug. Am nächstenTag stellte sich Ade­nauer dem Komitee der CDU/CSU zur Vorbereitung der Bundespräsidenten­wahl: Im Grundgesetz sei ,,die Position des Bundespräsidenten nur in einzelnen Teilen scharf herausgearbeitet,in ande­renTeilenhat es sie in der Schwebegehal­ten, so dasses auf die Aktivität desjeweili­genBundespräsidenten. . . ankommt, ob er mehr oder weniger.Rechteausübt".In seinen,,Erinnerungen"berichteteer spä­ ter, dass das Komitee ohne ihn beraten und Gerstenmaierihm die einstimmig be­schlosseneKandidatur angetragenhabe. Im Vertrauen darauf,dassBundesfinanz­minister FranzEtzel Kanzler.werde, habe er zugestimmt: ,,Ich muss hier hinzufti­gen, dassich bei meiner Annahmeerklä­rung naturgemäßnicht ausdrücklich ge­sagthabe, dassdie Wahl von Exzel zum BundeskanzlerVoraussetzungfür meine Erklärung sei." Am 8, April fuhrAdenauerfür vierWo­chen an dön Comer See,naihdem er zu­vor im Fernsehenden ,,liebenLandsleur ten" seineKandidatur kurz erläutert hat­te: ,,DieStellung,dieAufgabeund dieAr­beit des Bundespräsidentenwerden in der deutschen Öifentlichkeitund damit haft daraufausgehe,mich zu veranlass mich ials Kandidat für das Amt des Bt despräsidentenaufstellengu lassen".I 6. und 7. April hätten ihn Krone u CSU-LandesgruppenchefHermann I cherl geradezu bedrängt zu kandidier Vom Ende des ,,Dornröschenschla habe er,,niemals" gesprochen.Daraufe gegnete Heuss schriftlich: ,,Es geht mich in dieser Auseinandersetzung meinehistorischeReputation. . . Ich hl eine ziernlich deutliclaeVorstellung I meinen Fähigkeiten und von ihren Gr zen. Aber ich wehre mich; um des Staa willen, ftir den ich mitverantwortlich I dassmein Mtihen bagatellisiert wird." In der Union beganndas Gerangel ü die Nachfolgeim Palais Schaumburg., Auch in der internationalen Offentlich­keit zugeringeingeschätzt.Sieist viel grö-Ber, als man schlechthin glaubt." Daran nahmHeussin einem SchreibenanAden­auer Anstoß: ,,Das heißt auf Deutsch: ,Kinder,aus der Sachelässt sich noch was machen!' Irgendwo wurde das so begrif­fen, dassSie das Amt, das übrigens trotz schwacherBesetzung eine der fleißigs­ten, raschestenund farbigstenBehörden ist, ,ausdem Dornröschenschlaf vfecken werden." Der Bundespräsident hielt sich zusute,seit 1949 durch seinenRat .,viel Dümmheitenin personalpolitischenEnt­scheidungenverhindert" zu haben. Addn­auer schilderte im Gegenbrief den ,Ver­lauf der ganzen Angelegenheit": Globke habe ihm am 2. April mitgeteilt, dassin der Unions-Fraktion ,,eineGruppe ernst­14. April meldete Erhard seinen spruch an. Dem widersetztesich nauer in Gesprächen mit Krone: ,,Er dürfe,so der Kanzler,auf keinenFall Nachfolgerim Arirt werden; ehe es käme, würde er auf den BundesPräsi ten verzichten; dann bleibe er Kanl Der Fraktionsvorsitzendewies mehl daraufhin, dass dieUnion dieAuffas Adenauersüber Erhard nicht teile. 26.bis zum 30. Mai war Adenaüerir Vereinigten Staaten(Staatsbegräbnir John FosterDulles). Nach der Rück standfest: ,,DerKanzler wird nicht despräsident."Und: ,,Erwill Kanzler ben." Schonam 4. Juni sickertedurch, der Machtmensch AdenauerRegierl chef bleiben wollte: ,,Ein Protestvo Krone und Höcherl, däss er wegen der Genfer Konferenz -dort signafsierten die Außenminister der Westmächte gera­de ihre Bereitschaft, Probleme des geteil­tenBerlin mit derSowjetunion zu verhan­deln, und zwar losgelöst von Frngen der - Wiedervereinigung'und der Abrüstung seinen ,,jetzigenPosten" nicht verlassen könne. In einem Zusatzschreiben nur an Krone bemerkte Adenauer: ,,NachIhrer Auffaisung ist der größteTeil der Frakti­on für Herrn Erhard." Diesen halte er ,,fürwenig geeignet",Kanzler zu werden. Adenauer bekam am folgenden Tag ,,harteWorte" zu hören: ,,Nurzwei, die in der Fraktion für seinen Entschluss spre­chen", also für seinenVerbleib als Bundes­kanzler.,,DieFraktion kochte", so Krone. Am 11. Juni meinte Dolf Sternberger in dieser Zeitung; Adenauer habe Erhard ,,gröblich gekränlt, indem er nun den Platz besetzt hält. den die Mehrheit sei­ner Partei und voraussichtliche Parla­mentsmehrheitjenem zugedacht hatte". ' Weder Recht noch Verfassung sei verletzt durchAdenariers Entschluss. ,,Essind nur Unwägbarkeiten verletzt -diejenigen Un­wägbarkeiten allerdings, deren Wahrneh­mung allein einer Verfassung zum Leben verhilf!. Es ist nicht das Recht,es sind die Sitten, gegen die dieser Streich gefrihrt wurde. Man kann ihn gewiss keinen Staatsstreich nennen, wotrl aber einen Streich wider den Geist des Staates. Mehr Staaten sind wie Montesquieu sagt -an -der Verletzung der Sitten zugrunde gegan­genals an der Verletzung der Gesetze." Am 13. Juni begleitete Krone den Kanz­le{ zum CSU-Parteitag nach München, wo Adenauer ,,großenBeifrill" fand. Jetzt ,,bestander nicht mehr auf einem evange­lischen Bundespräsidenten". Am 15. Juni benannte die Union den neuen Kandida­ten: Heinrich Lübke. Um die aufgebrach­te Fraktion zu beruhigen, musste Aden­auer in einem Brief an Erhard den Streit beilegen,ja klein beigeben. Er erkenne die ,,großenVerdienste"Frhards ,,beson­ders auf den speziellen Gebieten" der Wirtschaftspolitik und der Verflechtung Europas an und sichere ihm die 1957..bei der degierungsbildung übertragenen Zu­- ständigkeiten" Stellvertretungdes Kanz­lers-zu. Er freue sich auf die ,,Wjederauf­nahme" der ,,freundschaJtlichenund ver­trauensvollenZusammenarbeit". Die Bundesversammlung wählte dann am 1. Juli 1959 in Berlin (West)im zwei­ten Wahlgang Lübke mlt 526 von 1033 Stimmen; Schmid bekam 386 Stimmen, der FDP-Politiker Max Becker 99 Stim­men.Der in Teilen der Presse als ,,Lücken­büßer'i,,,Lübkenbüßer"und ,,armerHein­rich" bemitleidete zweite Bundespräsi­dent trat am 15. September seinAmt an. Erst im Herbst 1963 musste Adenauer nicht leichten Herzens demissionieren und nach 14 Jahren das Bonner Palais SchaUMBURG FÜR eHRHARD RÄUMEN: D. Selzer-McKenzie

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