Freitag, 5. Februar 2016

Chinesische Börse


Chinesische Börse

Author D.Selzer-McKenzie

Video: https://youtu.be/TQvajqvsPzY

Das Riesenland biete noch immer gute Wachstumschancen in vielen Branchen; die noch sehr jungen Kapitalmärkte seien auf dem Weg, erwachsen zu werden, und auch die chinesischen Aufseher machten Fortschritte. Gefragt sei aber Geduld, um in China erfolgreich zu sein. „Es braucht Zeit", sagt sie.

Durchhaltevermögen scheint in China in der Tat bitter notwendig, denn zuletzt stürzten die Börsenkurse ab — wieder ein¬mal. In der ersten vollen Januarwoche dieses Jahres setzten die chinesischen Behörden ein sehr scharfes Instrument, die Unterbrechung des Börsenhandels in Shenzhen und Schanghai, gleich an zwei Tagen ein, nachdem die Kurse zu¬vor jeweils tief gefallen waren. Weil eben dieser „Circuit Breaker" als ein Grund für den Kursrutsch galt — Anleger versuchten offenbar, einer möglichen Handelsunter-brechung zuvorkommen —, wurde der Mechanismus zum Ende der ersten Wo-che wieder abgeschafft. Auch lief eine Verkaufssperre aus, die für besonders große Investoren galt. Auch das könnte Spekulationen angeheizt haben.

 

Dollar überraschend abwerteten. Nach-dem es an den Börsen bis zur Jahresmitte steil bergauf gegangen war, rauschten die Kurse wieder bergab. Für China droht damit ein Imageproblem: In den zurück¬liegenden Jahren hatte sich das Bild ei¬nes effizient geführten Staates mehr und mehr gefestigt — obwohl politische Will¬kür und mögliche Unruhen in dem auto¬ritär regierten Land auch für Investoren nach wie vor erhebliche Risiken bergen. In der Fondsbranche war die Euphorie für China-Produkte groß. 839 Fonds mit Schwerpunkt China legte die Branche weltweit im zurückliegenden Jahr auf, mehr als doppelt so viele als im Jahr zu¬vor. Viele der Produkte haben ihr Domizil in China selbst. Die junge Fondsbranche in dem Land boomt.

Märkte reagieren sensibel

An der Börse gelang es dem Staat jedoch nicht, durch vorausschauende Kom¬munikation und transparenten Regeln Vertrauen zu stiften. Die chinesischen Märkte reagieren mitunter sehr sensibel, auch weil hier vor allem private Sparer den Ton angeben. Mehr als professionel¬le Investoren neigen sie manchmal dazu, bei Unsicherheit das Weite zu suche. Und weil China als zweitgrößte Volks¬wirtschaft der Welt Gewicht hat, ziehen Kursverluste in Hongkong, Schanghai und Shenzhen die globalen Aktienmärk¬te sehr leicht in den Keller.

Schon im Sommer zeigten sich die Wirt-schaftslenker ungeschickt, als sie die Landeswährung Yuan gegenüber dem

auf Änderungen zu reagieren", sagt sie, und fügt mit Blick auf wechselnde Bör-senregeln hinzu: „Es ist schwer, in einer so veränderten Situation die Marktreak-tion abzuschätzen." Kurzfristig gebe es nicht viel, was die Regierung im Falle einer Marktpanik tun könne. Auf längere Sicht aber könne sie Marktteilnehmer er¬ziehen und Spekulation vorbeugen. Die Regierung sei auf dem richtigen Weg, wenn sie die Märkte mehr und mehr öff¬ne und neben den vielen privaten Spa¬rern in China auch vermehrt professio¬nelle Investoren Zugang erhielten. Das sei aber ein „langfristiger Prozess".

Kluges Management gefragt

Solange aber die Märkte zu so hohen Übertreibungen neigen, sei ein kluges Fondsmanagement wichtig. Viel stärker als in bereits gewachsenen Märkten kön-ne ein Fonds in China unterbewertete Ak¬tiengesellschaften aufspüren. Zwar sor¬gen neben den unruhigen Börsen in China auch nachlassende Wachstumsraten für Verunsicherung. Die chinesische Indust¬rie habe zum Teil Überkapazitäten aufge¬baut, etwa Stahlkocher, Papierwerke und Schiffswerften. Doch auch einer mögli-chen Schrumpfung von Industriekonzer-nen kann Chung eine positive Deutung abgewinnen. „Auf Dauer wird die Konso¬lidierung den Unternehmen guttun."

Dem chinesischen Markt hält Chung be-reits sehr lange die Treue. Die zweifache Mutter, die in Hongkong geboren wur¬de und in Kanada studierte, kam 1998 vom Investmentmanagement der Royal Bank of Canada zum Allianz-Konzern. Als Hauptverantwortliche für chinesi-sche Aktien steuert sie auch den „Alli¬anz China Equity", der im Oktober 2008 aufgelegt wurde. Mit einem verwalteten Vermögen von zuletzt mehr als 350 Mill. Euro hat der Fonds für ein Schwellen-landprodukt ein beachtliches Volumen. Die Pauschalvergütung ist mit 2,25 % in einer gängigen Anteilsklasse aber etwas höher als bei Fonds für bereits etablierte Märkte wie den Euroraum oder die USA. Ähnlich wie auch die chinesischen Bör-sen legte der Fonds in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres deutlich zu, ehe er später wieder stark an Wert verlor.

 

Der Zugang zum breiten chinesischen Markt läuft aber auch für den Fonds langsam. Die teils begehrten A-Aktien, die jenseits der Sonderverwaltungszone Hongkong in China gehandelt werden, sind für ausländische Investoren nur eingeschränkt zugänglich und im Fonds kaum vorhanden. Stattdessen entfällt ein großer Teil der Werte auf in Hong-kong gelistete Papiere. Nicht alle chine-sischen Aktiengesellschaften haben aber sogenannte H-Aktien ausgegeben. Gera-de die Finanzbranche hat an der Börse in Hongkong ein besonders hohes Gewicht. Auch der „Allianz China Equity" ist sehr stark in Finanztitel investiert, und zwar zu rund 40 %.

Die Überlegung, dass der Fonds damit zu stark von dem Wohlergehen einer Bran-che abhängt, mag Chung jedoch nicht teilen. In Kreditinstitute wie die China Construction Bank und die Bank of Chi-na sei der Fonds insgesamt nicht so stark investiert. Stattdessen setze sie auch auf Versicherer und Immobilienunterneh-men, die ebenfalls zum Finanzsektor gezählt werden. Im Portfolio finden sich jüngsten Angaben zufolge etwa die Versi¬cherer Ping An und China Life Insurance. „Wir haben das Vermögen im Finanz¬sektor sehr breit gestreut", sagt Chung. Zweitgrößte Branche in dem Fonds sind IT-Unternehmen; stärkstes Gewicht per Jahresende hat der Internetkonzern Ten-cent.

Langsame Öffnung

Aber auch in A-Aktien will die Fondsma-nagerin künftig verstärkt investieren. China öffnet diesen Teil des Marktes nur langsam, etwa über Quoten für aus-ländische Fondsgesellschaften oder über einen speziellen Zugang über die Börse in Hongkong. Derzeit seien lediglich un-gefähr 5 % des Fondsvermögens bereits in diese Papiere investiert, sagt Chung. Im laufenden Jahr dürfte sich die Quote aber erhöhen. Eine feste Zielgröße gebe es zwar nicht, doch sei ein Anteil von 10% zu Jahresende denkbar. Während sich also die Märkte in China westlichen Gepflogenheiten annähern, wird der China-Fonds der Allianz immer chinesi-

scher.




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