Freitag, 19. Februar 2016

Die Volkswirtschaft 2016 in den USA


Die Volkswirtschaft 2016 in den USA

Author D.Selzer-McKenzie

https://youtu.be/asT12WqAN8U

Die größte Volkswirtschaft der Welt hat ihre Dynamik zurückgewonnen. Das Wachstum ist höher als im Euroraum oder in anderen etablierten Regionen. Der Dollar hat seine Stärkewiedererlangt. Und im Dezember begann die Federal Reserve mit einer ersten Leitzinserhöhung. Welche Chancen bietet der US-Aktienmarkt im Wahljahr 2016, und wie können Anleger mit Hebelprodukten von der Entwicklung wichtiger Indizes, Aktien und auch des Dollars profitieren?

Es muss noch ein Dreivierteljahr vergehen, bis es so weit ist. Doch schon seit einigen Wochen bestimmen die Präsidentschafts-wahlen in den USA Teile der Medien-landschaft. Im November stimmen die US-Amerikaner über den Nachfolger von Ba-rack Obama ab. Zuvor müssen die De-mokraten und Republikaner noch ihre Kandidaten wählen. Erstmals wird es im Februar spannend, wenn die Vorwahlen in Iowa und in New Hampshire stattfin¬den. Ein weiterer bedeutender Gradmesser folgt dann mit dem „Super Tuesday" am 1. März. Dann entscheiden die Republi¬kaner in 14 und die Demokraten in zwölf Bundesstaaten über ihre Kandidaten. Das Rennen um das bedeutende Amt wird fast das gesamte Jahr über andauern.

Bei den Demokraten gilt die ehemalige First Lady Hillary Clinton als Favoritin. We-sentlich knapper scheint die Kandidaten-findung bei den Republikanern. Schlie߬lich führen aktuell drei ungesetzte Kandi¬daten in den Umfragen: Donald Trump, Ted Cruz, der Senator von Texas, und der ehemalige Chirurg Ben Carson.

AKTIEN UND DOLLAR IM WAHLJAHR

In der Vergangenheit waren US-Wahljahre meist gute Jahre für den Dow Jones Indus-trial Average und den US-Dollar — was allerdings nicht heißt, dass es immer so war. Der Greenback zeigt bereits seit dem Frühjahr 2014 seine wiedergewonnene Stärke. Seither fiel beispielsweise der EUR/USD-Kurs von rund 1,40 Dollar auf unter 1,10 Dollar. Der Euro wurde also schwächer, der Dollar stärker. Seit dem Tief von Ende November, als der Euro bei knapp 1,06 Dollar notierte, setzte aller-

 

dings eine Gegenbewegung ein, die der Gemeinschaftswährung wieder in Rich¬tung 1,10 Dollar verhalf.

Gegenwind bekamen in den vergangenen Wochen auch die Aktienmärkte zu spüren. Dow Jones, EURO STOXX 50® und DAX° starteten denkbar schlecht ins neue Jahr. Der Dow Jones Industrial Average war zuvor seit dem Tief im März 2009 bei 6.547 Punkten fast pausenlos gestiegen. Im Mai vergangenen Jahres markierte der Index sein Hoch bei 18.312 Punkten. Nach dem Kursrückgang im Sommer folgte eine Erholung im Herbst, die den „Dow" im November auf knapp 18.000

 

Punkte steigen ließ. Bis Mitte Januar bra¬chen die Kurse in Richtung 16.000 Zähler ein. Es wird sich in den nächsten Monaten zeigen, ob 2016 doch noch ein gutes Jahr für die Aktienmärkte wird.

IMPULSE VOM BINNENMARKT

Goldman Sachs Global Investment Re¬search (GIR) geht für 2016 von einem BIP-Wachstum von 2,25 Prozent in den USA aus. Der Internationale Währungs¬fonds (IWF) ist mit seiner Prognose sogar noch optimistischer. Nach IWF-Schätzun¬gen werden die USA das höchste Wachs¬tum der G7-Staaten verzeichnen. Dabei dürfte die US-Wirtschaft von der Inlands- nachfrage profitieren, insbesondere von den Konsumausgaben. Es spricht vieles für ein solides Wachstum bei Konsum und Woh-nungsbauinvestitionen. Auch die Staatsaus-gaben sollten bescheidene Wachstumsim-pulse liefern — zum ersten Mal nach Jahren. Trotz der eher bescheidenen Wachstums-prognose sollte es möglich sein, freie Kapa-zitäten zu reduzieren. Die Wirtschaft steuert dann langsam auf Vollbeschäftigung zu.

Sowohl die Lohn- als auch die Verbrau-cherpreisinflation sollten schrittweise stei¬gen, während die Löhne nur langsam wachsen. Immerhin deuten Frühindikato¬ren schon seit geraumer Zeit auf eine Ver-

 

besserung der Lohndaten hin. Nach der ersten Zinserhöhung durch die Federal Reserve gehen die Analysten von Global Investment Research für 2016 von einem Anstieg der Funds Rate um 100 Basis¬punkte aus — das entspräche einer Anhe¬bung pro Quartal. Das Tempo der Zins¬erhöhungen wird letztlich von den Fort¬schritten abhängen, die das FOMC bei den Beschäftigungs- und Inflationszielen feststellt.

HEBELPRODUKTE AUF DIE USA

Goldman Sachs bietet vielfältige Möglich-keiten, um mit Hebelprodukten an der Kursentwicklung des Dollars oder von US-

 

Aktien bzw. US-Indizes zu partizipieren. Am größten ist das Angebot beim Wäh¬rungspaar Euro/US-Dollar. Dort finden Anleger vier Typen von Hebelprodukten: Optionsscheine, Mini-Futures, Open-End-Turbos und Faktor-Turbos.

Auf den Dow Jones bietet Goldman Sachs neben Optionsscheinen auch Mini-Futures und Open-End-Turbos an, auf den techno-logielastigen Nasdaq-100 Mini-Futures. Darüber hinaus stoßen Investoren, die He-belprodukte auf einzelne US-Aktien handeln möchten, auf ein breites Angebot an Op-tionsscheinen auf beliebte Titel wie Ama-zon.com, Apple, Alphabet (das ehemalige Google), Facebook oder Netflix sowie auf Verteter der Old Economy wie Boeing, Citigroup, Coca-Cola oder Pfizer.

Die klassischen Call- und Put-Options-scheine zählen zu den ältesten Hebelpro-dukten hierzulande. Mit einem Call set¬zen Anleger auf steigende Kurse des Ba¬siswerts, also bei einem Apple-Call auf steigende Apple-Kurse bzw. bei einem EUR/USD-Call auf einen steigenden Euro/ Dollar-Kurs. Sie erwarten demnach, dass der Euro gegenüber dem Dollar an Wert gewinnt. Mit einem EUR/USD-Put setzen Anleger auf einen fallenden Euro/Dollar-Kurs. Sie gehen also davon aus, dass der Dollar gegenüber dem Euro zulegt.

„VOLA-EINFLUSS" BEI KLASSISCHEN CALLS UND PUTS

Was Optionsscheine von anderen Hebel-produkten unterscheidet: Neben dem Kurs des Basiswerts beeinflussen weitere Fak¬toren den Optionsscheinpreis, vor allem die erwartete Schwankungsbreite des Basis-

 

werts, die implizite Volatilität. Wegen des Hebels reagieren Optionsscheine und an¬dere Hebelprodukte überproportional auf die Bewegung des Basiswerts. Das kann zu hohen Gewinnen, aber auch recht schnell zu hohen Verlusten bis hin zum Totalverlust führen.

Der Optionsscheinpreis setzt sich immer aus dem Zeitwert und dem inneren Wert zusammen. Dabei ist der Zeitwert vor Laufzeitende im Regelfall positiv und nähert sich bis zum Laufzeitende null an. Wäh¬rend der Laufzeit hängt der Zeitwert von weiteren Parametern wie beispielsweise der impliziten Volatilität ab.

Die implizite Volatilität ist eine Kennzahl für die erwartete Schwankungsintensität des Basiswerts. Und auch der Kurs des Basiswerts selbst beeinflusst die Höhe des Zeitwerts. Die Zeitwertkomponente und der Einfluss der impliziten Volatilität unter-scheiden Optionen von den meisten anderen Hebelprodukten. Anleger sollten diese Ei-genschaft kennen und können sie sogar ausnutzen. Denn steigt die implizite Vola-tilität, so hat das auf Calls und Puts glei-chermaßen einen wertsteigernden Effekt.

Bei Optionsscheinen wird der Zeitwert auch vom Kreditrisiko des Emittenten be¬einflusst, was bei Produkten mit kurzen Laufzeiten kaum eine Rolle spielt, bei Lang¬läufern aber durchaus zu beachten ist.

VORSICHT KNOCK-OUT

Das Kursverhalten von Optionsscheinen ist für viele Anleger vor allem aufgrund des Einflussfaktors implizite Volatilität schwer nachvollziehbar. Mini-Futures un¬terliegen indes keinen Volatilitätseinflüs-sen. Sie bilden die Kursentwicklung des je-

 

weiligen Basiswerts linear ab und sind ver-gleichsweise einfach zu verstehen.

Darüber hinaus verfügen sie über eine Knock-out-Barriere. Wenn der Basiswert diese Grenze berührt oder durchschreitet, endet die Laufzeit des Mini-Futures sofort, und der Anleger erhält gegebenenfalls ei¬nen Restwert ausbezahlt. Mini-Futures Long eignen sich bei Erwartung eines stei¬genden Basiswertkurses, Mini-Futures Short eignen sich, wenn Anleger mit einem fallenden Basiswertkurs rechnen.

Genau wie bei Optionsscheinen können Anleger mit Mini-Futures überproportio¬nal an der Entwicklung eines Basiswerts partizipieren. Mit einem Mini-Future, der zum Investitionszeitpunkt mit einem Hebel von 5x ausgestattet ist, kann ein Investor bei einer Kursbewegung des Basiswerts von 1 Prozent eine Wertsteigerung von 5 Prozent erzielen.

Weil der Hebel in beide Richtungen wirkt, kommt es bei einer entgegengesetzten Bewegung auch zu einem entsprechenden Wertverlust des Mini-Futures. Da Mini-Futures die Kursentwicklung des Basis¬werts direkt nachvollziehen, kann ein Anleger den Wert seines „Minis" jederzeit ausrechnen: Er muss lediglich den aktuel¬len Kurs des Basiswerts, den Basispreis und das Bezugsverhältnis kennen.

Ein Mini-Future Long auf die Aktie von Amazon.com mit einem Basispreis von 500 Dollar und einem Bezugsverhältnis von 0,1 hätte bei einem Kurs der Amazon-Aktie von 580 Dollar einen Wert von (580 USD — 500 USD) x 0,1 = 8 USD, was bei einem Euro/Dollar-Kurs von 1,09 US-Dol¬lar einem Betrag von 7,34 Euro entspricht.

 

ANPASSUNG VON BASISPREIS

UND BARRIERE

Der Basispreis wird börsentäglich ange¬passt, die Knock-out-Barriere gewöhnlich einmal pro Monat. Mini-Futures haben prinzipiell eine unbegrenzte Laufzeit. So¬lange die Emittentin die Mini-Futures nicht kündigt und es nicht zu einer Be¬rührung oder zu einem Durchbrechen der Knock-out-Barriere kommt, entscheidet der Anleger über den Einstiegs- und Aus-stiegszeitpunkt. Er trägt lediglich die Finan¬zierungskosten für den Zeitraum, über den er den Mini-Future hält.

Innerhalb eines Handelstages fallen keine Finanzierungskosten an. Die Finanzie-rungskosten werden dem Anleger durch eine Anpassung des Basispreises über Nacht auferlegt. Sie setzen sich aus dem Kurzfristzins und dem Finanzierungs-spread zusammen. Den Finanzierungs-spread finden Anleger auf der Produkt-übersichtsseite. Im Januar 2016 betrugen die Finanzierungsspreads bei Mini-Futures 2,0 Prozent, bei Open-End-Turbos 3,0 Prozent. Die Kurzfristzinsen waren zu die¬ser Zeit negativ.

Neben Optionsscheinen und Mini-Futures finden Investoren mit Open-End-Turbos

eine dritte Alternative. Sie weist viele Parallelen zu den Minis auf. So ist die Laufzeit prinzipiell unbegrenzt, solange es nicht zu einem Knock-out-Ereignis oder zur Kündigung durch die Emittentin kommt.

HÖHERE HEBEL BEI OPEN-END-TURBOS

In einem wesentlichen Punkt unterscheiden sich die Turbos allerdings von den Mini-Futures: Die Knock-out-Barriere ist mit dem Basispreis identisch. Je geringer der Abstand zwischen Basiswertkurs und Ba¬sispreis ist, umso höhere Hebel werden möglich. Wenn die Knock-out-Barriere mit dem Basispreis identisch ist, kann sich der Basiswert besonders stark annähern. Bei Open-End-Turbos sind auch dreistel¬lige Hebel möglich.

Alle vorgestellten Hebelprodukte bieten den Vorteil, dass Anleger bei geringem Ka-pitaleinsatz überproportional partizipie¬ren können. Während die Preisbildung von Optionsscheinen schwieriger nachzu-vollziehen ist, lassen sich die inneren Wer¬te von Mini-Futures und Open-End-Tur-bos einfach berechnen. Faktor-Turbos, die wir in diesem Beitrag nicht näher be¬trachten, bieten den Vorteil eines täglich konstanten Hebels.

 

Die Laufzeit von Optionsscheinen ist von vornherein begrenzt. Dagegen weisen Mini-Futures, Open-End-Turbos und Fak¬tor-Turbos eine prinzipiell unbegrenzte Laufzeit auf. Sämtliche Hebelprodukte bieten sehr hohe Gewinnchancen, denen allerdings auch sehr hohe Risiken gegen¬überstehen. Ungünstigstenfalls kann es zum Totalverlust kommen.

Bei den Barriereprodukten kann ein mög-liches Knock-out-Ereignis die Laufzeit ab¬rupt beenden. Wird die Knock-out-Bar¬riere berührt oder durchschritten, so wird bei Mini-Futures der Restwert der Pro¬dukte von der Emittentin festgestellt und an den Anleger ausgezahlt. Bei Open-End-Turbos kommt es in diesem Fall zur Rück¬zahlung von 0,001 Euro.

 

 

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