Eine Reise zu den Komodo und Rinca Inseln
Author D.Selzer-McKenzie
Video:
http://www.youtube.com/watch?v=6NGL9wl9KFM
Auf Komodo und Rinca leben die größten Echsen der Welt. Wer einen Blick zurück auf das Lel vor Millionen Jahren werfen will, dem steht ein kleines Abenteuer bevor.
An einem Freitag in Bima: Die Stadt wirkt wie ausgestorben. In einem „Warung-Kopi" gibt eine für hiesige Verhältnisse nur dürftig verschleierte Schönheit zuckersüßen Lokalkaffee in Biergläsern aus. Stehend, sitzend oder kauernd schlürfen junge Männer das Gebräu. Es wird gelacht, aber noch mehr geraucht — die indonesischen Kretek¬Zigaretten, deren Nelkenduft schwer in der Luft hängt. Die Ausländer gesellen sich zwangsläufig da¬zu, denn die einheimischen Fahrer wollen nicht mehr weiter. Erst wenn das Freitagsgebet beendet sei, könnten sie die Straßen vor den Moscheen passie¬ren. Ein paar Erdnussverkäufer warten in der Nähe auf ankommende Langstreckenbusse. Denn an Bima, ganz im Osten der langgezogenen Insel Sumbawa, führt kein Weg nach Komodo vorbei: Hier müssen die Passagiere vom Flugzeug auf Taxis oder farbenfrohe Lokalkleinbusse, die Bemos, um¬steigen für das Stück Weg zum Hafen von Sape.
Palmen statt Menschen
Spätestens jetzt ist jedem klar, dass er sich auf ein kleines Abenteuer eingelassen hat. Die lange Anreise auf dem Land- und Seeweg vermittelt einen intensi¬ven Eindruck von der Abgeschiedenheit des Komo¬do-Inselgrüppchens. Die „Blue Dragoon" lichtet
den Anker. Noch schaukelt das Schiff nur sanft hin und her. Der tuckernde Dieselmotor treibt es an der Küste Sumbawas entlang. Links Palmen statt Menschen und einsame Strände statt Pools, rechts die letzten flackernden Sonnenstrahlen auf der glat¬ten Wasseroberfläche. Voraus: das ungewisse Vor-haben, mit diesem Schiff bis zum frühen Morgen die ostindonesische See zu durchpflügen. Wie ge¬fährlich die Gewässer hier sind, war seit jeher den Sultanen von Bima bekannt. Sie wussten nur zu gut, dass jene, die sie nach Komodo zur Verbannung schickten, keine reelle Chance auf ein Zurück¬kommen hatten, denn selbst bei gutem Wetter ent¬stehen durch die Strömungen hohe Wellen und ge¬fährliche Wirbel.
Der Kapitän, der irgendwie an Captain Ahab in „Moby Dick" erinnert, sitzt wie versteinert auf einem verschlissenen Kissen seiner Kommandobrücke. Es ist fast schon gespenstisch, wie er das mahagonirote Steuerrad langsam bewegt — oder ist es umgekehrt und das Rad bewegt seine Hände? Bald werden die Wellen größer und länger, der Motorsegler schaukelt wie eine Nussschale — die Passagiere reden plötzlich weniger, bald gar nichts mehr. Die starke Strömung
Strait prügelt manche gegen die Reling, weil unter ihnen die Wassermassen der Flores-See denen der Sumba-Straße mischen. Die ganze N hindurch kämpft sich das Schiff die Wellen hin um auf deren Rückseite mit dem Bug ins Wasse krachen.
Hier regiert nur die Natur
Irgendwann in den Morgenstunden wird die Sec Windschatten der Inseln ruhiger. Als dann die So hinter den Bergen durchblinzelt, öffnet sich ein Grad-Panoramablick auf eine Inselwelt, fried und ruhig, fast wie ein Gemälde. Seit Jahrmillio regiert hier die Natur über karge, savannenar Hügelzüge mit den einzelnen hochaufragen Lontarpalmen, über Täler mit undurchdringlict Dschungel, ausgetrocknete Flussläufe und in Himmel ragende Lavastöcke erloschener Vulkan Nur 1000 Kilometer trennen Komodo vom austi schen Kontinent. Die sandbraunen Felsen bil den Kontrast zum Regenwald auf Bali oder Loml „Es liegt unter anderem an diesem eigenwilli Grenzklima, dass auf Komodo und der Nachbari Rinca Warane leben", erklärt Fabiano, der auf „Blue Dragoon" die gute Seele ist. Er hat den kranken Passagieren den Nacken massiert. Nur er der Reiseführer, der am Abend südseeähnli Musik abspielen und dazu tanzen wird.
zweier unerschrockener Perlenfischer beruht haben sollen. Es war daher kein Wunder, dass die „Drachen" auf dem langen Weg nach Holland in den Erzählungen auf sechs bis sieben Meter Länge wuchsen.
Der Ranger auf Komodo heißt Mali. Er setzt auf ei¬nen vorn gegabelten Stecken. „Sie sehen nicht be-sonders gut und sind praktisch taub", erklärt er, „aber mit ihrer Zunge riechen sie Blut über acht Kilometer." Bis zu 30 Kilometer pro Stunde schnell können die plumpen Komodo-Drachen laufen, und das über einige 100 Meter weit. Beim Verschlingen großer Beutestücke können sie genau wie Schlan¬gen Ober- und Unterkiefer aushängen. „Der Beute
reichte aus, um mit den i ras, wie sie die nennen, leben zu lernen.
Die in Wirklichkeit bis zu drei Meter langen und 130 Kilogramm schweren Riesenechsen sind die Haupt-attraktion der Inseln, die als „Dragon-Islands" auch von den Schreckensgerüchten über Angriffe auf Menschen leben. Dabei liegen die Tiere anscheinend nur faul im Schatten. Jahrelang waren die Warane mit lebenden Zicklein angefüttert worden — für den blutrünstigen Schnappschuss. Heute gehört das Gratisfutter der Vergangenheit an.
sichtlich ziehen sich einzelne Schleichwege kreuz und quer über die Insel. Die Ranger achten darauf, dass sich nicht selbst ernannte Robinsons in der „Dangerous Area" des Nationalparks absetzen. Aus dem ausgetrockneten Buschwerk schiebt sich ein gut zwei Meter langer Waran mit vorn gespalte¬ner, zischelnder Zunge auf den Wildhüter zu. Doch der bleibt gelassen. Im Notfall wird er sein Holz ge¬gen den dicken Hornpanzer schlagen und zwar ge¬nau dort, wo der Waran seine empfindlichste Stelle hat: zwischen Nase und Maul. Doch das ist nicht nö¬tig. Bald schon fotografieren die Touristen nicht mehr jeden Waran — es sind unzählig viele, die ihre
booten geht es zum rosafarbenen Strandareal. Fabiano und seine Marinen wissen, warum sich die Gäste auf das Himmelfahrtskommando einge¬lassen haben. „Ankern an unberührten Stränden. Schnorcheln in tropischen Korallenriffen!", heißt es in einem Werbeprospekt der „Blue Dragoon". Und es gibt sie wirklich: diese offensichtlich letzten unbe¬rührten Paradiese. Eines schöner als das andere. Idyllisch wirkt wenig später auch Loh Buaya, eine
Idyllisch und ruhig liegt die Insel Rinca da. Etwa 1200 Warane bevölkern das Eiland.
Wege kreuzen oder einfach nur müde im halb aus¬getrockneten Flussbett vermeintlich ruhen.
Am nächsten Morgen hat die „Blue Dragoon" Labuan Bajo auf Flores erreicht — nach einer ruhigen Überfahrt. Fabiano hat noch eine Zu¬gabe parat: Vor Frühstück und Ausschiffen stoppen die Maschinen vor einem Mini-Eiland zu einem Schnorchel-Ausflug. Der Abschied wird dadurch nicht leichter.
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Dienstag, 19. Januar 2010
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