Trading Plan Trading planen SelMckenzie Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
Wenn Sie morgens auf¬wachen, sich schnell einen Kaffee machen und warten, dass der Markt eröffnet, um sich darüber klar zu werden, wie Sie vorgehen wollen, dann werden Sie nicht allzu weit kommen. Ein guter Trader wird seine Hausauf¬gaben bereits erledigt haben und auf den Markt vorberei¬tet sein, noch bevor dieser eröffnet. Er wird bereit sein, weil er bereits einen Plan erstellt hat. Einen Trading¬plan.
as ist ein Tradingplan? Ein Tra
dingplan ist eine praktisch
umsetzbare Richtschnur, die es Tradern erleichtert, dauerhaft gute Ent¬scheidungen zu fällen. Er setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Zunächst ist er ein Tradingsystem oder eine Tradingmetho¬dik, die Kauf- und Verkaufsignale produ¬ziert. Daneben enthält er Money-Manage¬ment-Parameter. Zu diesen Kategorien zählen
n der Einstieg in einen Trade,
n der Ausstieg aus einem Trade,
n das Setzen von Stops,
n die Festlegung von Positionen und
n allgemeine Risikoebenen.
Er enthält zudem die Märkte, die getradet werden und berücksichtigt die emotionale Verfassung und den persönlichen Trading¬stil. Außerdem sollte er einen oft verges senen Teil des Tradings enthalten: wie ein Trader seine Marktauftritte im Auge be¬hält. Man kann sich nur verbessern, wenn man aus seinen Fehlern lernt, das heißt: Jeder sollte sich und sein Handeln stets hinterfragen! In diesem Kontext ist auch das nebenberufliche Engagement zu se¬hen. Manche Positionen eignen sich auf Grund ihres Risikoprofils nicht, auch in Zei¬ten offen zu bleiben, in denen der Anleger die Märkte nicht beobachten kann. Und was nutzt es, wenn man als aktiver Trader zwar die Märkte verfolgen kann, z.B. über Börsenradio oder Internet während einer Autofahrt, aber keinen Zugriff auf sein Handelskonto besitzt. Die Steuerungs¬möglichkeit, die Kontrolle über das einge¬gangene Risiko würden entfallen.
Ein Verlustgeschäft stellt
einen Kostenpunkt dar,
der zum Geschäftemachen
dazugehört.
Einzeln betrachtet sind dies alles wichtige Aspekte des Tradings, doch wer es schafft, sie miteinander zu kombinieren, ist drauf und dran, sich zu einem Siegertyp zu ent¬wickeln. Ein Tradingplan bedarf stets einer Spezialanfertigung, da jeder Trader einen unterschiedlichen Tradingstil pflegt und anders mit Risiko umgeht. Wenn ein Tra¬dingplan nicht zu Ihrem persönlichen Tra¬dingstil und Denken passt, wird es schwie¬rig sein, ihm zu folgen. Ein guter Plan er¬möglicht es dem Trader, sich auf seine Stärken zu konzentrieren und gleichzeitig ungünstige Marktsituationen zu umgehen. Ein Tradingplan wird sich nicht jeden Tag
groß ändern, da er sich aus dem System und dem Money-Management-Plan eines Traders zusammensetzt. Was sich jedoch ändert, ist die Strategie eines Traders, die er tagtäglich erstellen sollte. Dazu zählen z. B. Moving Stops, die passende Reakti¬on auf die Veröffentlichung einer Arbeits¬losenzahl oder das geduldige Warten dar¬auf, dass ein Markt eine Trendlinie erreicht, damit man einsteigen kann.
Einen Tradingplan erstellen
Ein schriftlich ausgearbeiteter Plan hilft nicht nur bei der Erstellung und Einhaltung konkreter Regeln, sondern auch bei der Vermeidung emotionaler Entscheidungen, die auftreten, wenn der Markt überhitzt ist oder man Verluste einfährt. Ein Trading¬plan muss nicht zwingend auf Papier ge¬schrieben werden. Dennoch ist es hilf¬reich, einen solchen schriftlich zu erstellen und hin und wieder darauf zu schauen. Wenn Sie noch keinen schriftlichen Tra-dingplan erstellt haben, dann sollten Sie es sofort tun. Selbst ein einfacher Plan ist besser als gar keiner. Die zwei Hauptgrün¬de, warum man einen Tradingplan und eine feste Strategie haben sollte, liegen auf der Hand: Trader stellen sicher, dass
Mit einem Plan, der
Tradingideen entwickelt,
hat man einen echten Grund,
um in einem Trade dabei
zu sein.
sie ständig Trades mit hoher Gewinnwahr¬scheinlichkeit durchführen und können zudem ausschließlich solche Trades ein¬gehen, die ihren eigenen Risikodefinitio¬nen entsprechen — und zwar bevor sie ein Engagement eröffnen.
Der Tradingplan beinhaltet Tradingstrategi¬en, die vorher getestet worden sein soll¬ten. Das ist notwendig, um sicherzustel¬len, dass es sich um Trades mit hoher Gewinnwahrscheinlichkeit und einer posi¬tiven Erwartungshaltung handelt. Ohne einen Plan kann es durchaus sein, dass man an einem Tag Call-Positionen und am nächsten Tag Put-Positionen handelt, ob¬wohl der Markt an dem einen wie an dem anderen Tag genau dasselbe macht. Mit einem Plan, der Tradingideen entwickelt, hat man einen echten Grund, um in einem Trade dabei zu sein und verringert die Ge¬fahr von emotionalen und spontanen Ent¬schlüssen. Emotional getroffene Entschei¬dungen tun einem Trader selten gut. Wenn man seine Tradingentscheidungen außer¬halb der Börsenzeiten trifft und nicht wäh¬rend des Auf und Ab eines Handelstages, erhöht man seine Erfolgsaussichten. Ein Plan verhindert auch, dass man zu viel tradet. Durch einen Tradingplan hält man den ganzen Tag hindurch die Konzentration hoch, da man nie nach neuen Ideen su¬chen muss. Schließlich weiß man mit ei¬nem Plan auch, wie viel man riskieren kann und wann man einen Verlust mitneh¬men sollte. Man kennt zuguterletzt seinen maximalen Verlust im Voraus, sodass ein Eintreten des schlechtmöglichsten Falles keinen Einfluss auf das Trading haben soll¬te.
Die drei wichtigsten Argumente: Disziplin. Disziplin. Disziplin.
Obwohl sie nicht zum Tradingplan gehört, hält die nötige Disziplin alles erst richtig zusammen; ein Trader benötigt Disziplin, um sich an seinen Plan zu halten. Sobald man von seinem Plan abweicht, läuft man
Der richtige Umgang mit
Risiko ist für den Erfolg eines
Traders wesentlich wichtiger
als der Einstieg in einen
Trade und dessen Exit.
Gefahr, zu verlieren und emotionale Tra¬dingentscheidungen zu treffen. Man ver¬liert leicht die nötige Disziplin, wenn man eine Glücksphase oder eine Durststrecke durchläuft. Man sollte nie zulassen, dass Verluste den Tradingplan verändern. Ein Verlustgeschäft beispielsweise stellt ei-nen Kostenpunkt dar, der zum Geschäfte- machen dazugehört; achten Sie nicht groß darauf, und konzentrieren Sie sich lieber auf die nächste Gelegenheit. Außerdem
Ein simples Beispiel für einen Tradingplan
„Kaufe 100 Stücke eines Indexzertifika¬tes, sobald der Kurs des Index eine Lücke aufweist und niedriger eröffnet sowie sich nach 30 Minuten in der oberen Hälfte seiner Schwankungsbreite befindet. Stei¬ge aus, falls der Kurs des Index den Ta¬gestiefstwert durchbricht, ansonsten beim Schlusskurs."
Dies ist ein sehr einfacher Plan, aber doch ein Tradingplan: Er enthält eine Trading-strategie, einen Money-Management-Pa-rameter und eine Positionsgröße. Ein Tra-der kann sich täglich daran halten und braucht nicht krampfhaft zu überlegen, was er tun soll. Wenn Sie jedoch einen ausgeklügelten, professionell wirkenden Tradingplan erstellen wollen, sollten Sie einmal daran denken, wie Sie jemanden davon überzeugen würden, Ihnen sein Geld zur Verfügung zu stellen. Überlegen Sie sich, dass Sie z. B. Ihrem Partner er-klären wollen, wie Sie traden. Wer Ihnen Geld zum Traden geben soll, könnte bei-spielsweise auf folgende Fragen genaue Antworten bekommen wollen:
n Wie traden Sie?
n Welche Art von System
verwenden Sie?
n Welche Märkte traden Sie?
n Wie viel riskieren Sie?
n Wie viel können Sie maximal
verlieren?
n Welche realistischen Gewinne
erwarten Sie?
n Wie hoch sind die (laufenden) Tradingkosten?
n Wie schützen Sie sich davor, all ihr Geld zu verlieren?
n Wie viele Märkte traden Sie?
kann es eine Regel in Ihrem Tradingplan geben, die besagt, dass Sie in einer Ver¬lustserie eine (längere) Pause machen. Sie könnten Ihre Tradingstrategie genau unter die Lupe nehmen, da sie der Grund für Ihre Verluste sein könnte. Sie könnte
aber an diesem Tag einfach aufhören zu handeln und etwas tun, was Ihnen Freude bereitet oder Sie auf andere Gedanken bringt. Verlieren Sie auch dann nicht die nötige Disziplin, und lassen Sie Ihren Tra¬dingplan nicht aus den Augen, wenn Sie eine erfolgreiche Phase durchlaufen. Viele Trader werden nach einer guten Phase leicht übermütig und gehen in dem Ge¬fühl, unschlagbar zu sein, leichtsinnige Trades mit übermäßiger Größe ein. Wenn Sie bisher gut getradet haben, dann kann dafür leicht Ihr Plan verantwortlich sein. Lassen Sie ihn nie aus den Augen.
Der Money-Management-Plan
Wenn es darum geht, den Hauptunter-schied zwischen einem erfolgreichen und einem weniger erfolgreichen Trader zu er¬mitteln, dann läuft es immer wieder auf eines hinaus: auf den richtigen Umgang mit Geld. Es ist völlig egal, welcher Typ Trader Sie sind, ob Sie ein Trendfolge- oder Umschwungsystem verwenden, ein Scal¬per oder Langzeittrader sind, rein mecha¬nische Systeme verwenden oder solche, die einen gewissen Ermessensspielraum lassen: Wer einem Money-Management¬Plan folgt, wird am Ende wesentlich bes¬sere Chancen haben, als Sieger aus dem Spiel hervorzugehen. Selbst die einfachs¬ten Systeme können großartige Ergebnis¬se hervorbringen, wenn man sie mit den geeigneten Risikotechniken verwendet. Die Bedeutung eines Money-Manage¬ment-Plans lässt sich mit den Bremsen bei einem Auto vergleichen. Jeder 18-Jäh¬rige mit einem schnellen Auto spricht dar¬über, was er unter der Haube hat. Er mag das schnellste Auto auf der Straße haben, aber nur mit guten Bremsen kann er es auch fahren, ohne irgendwann einen Un¬fall zu bauen. Der Einstieg in einen Trade ist nur ein einziges Teil des Puzzles, und
der richtige Zeitpunkt zum Ausstieg ist ein weiteres Teil. Doch der richtige Umgang mit dem Risiko ist für den Erfolg eines Tra¬ders wesentlich wichtiger als der Einstieg in einen Trade und dessen Exit.
Das Ziel eines Money-Management-Plans ist einfach: Er soll einem Trader ermögli¬chen, auch einen schlechten Trade, einen schlechten Tag oder eine Serie von Verlus¬ten zu überstehen. Wenn man lernt, das Risiko zu kontrollieren, kann man wertvol¬les Kapital schützen und dadurch als Tra-der überleben, selbst wenn man einmal eine ganz gewöhnliche Durststrecke durchläuft. Ein Trader, der vernünftig mit Geld umzugehen weiß, kann durchaus 15 Trades mit Verlusten haben und danach mit zwei guten Trades alles wieder wett-machen. Ohne einen Money-Manage¬ment-Plan kann es vorkommen, dass ein Trader 15 Trades hintereinander mit Ge¬winnen abschließt und danach alles in zwei schlechten Trades wieder verliert, da er keine Ahnung hat, wie viel er riskieren kann.
n Definieren Sie, wie viel Sie zu jeder Zeit
des Tradings bereit sind zu verlieren.
n Legen Sie einen Höchstbetrag fest, den Sie pro Trade riskieren möchten, unabhängig vom Markt.
n Ermitteln Sie, welchen Teil Ihres Kapi¬tals Sie riskieren möchten.
n Bestimmen Sie, wie viel Sie insgesamt bei Ihren Positionen riskieren möch¬ten.
n Legen Sie fest, dass Sie bei einem Ver¬lust einer bestimmten Summe X inner¬halb eines Tages, einer Woche oder ei¬nes beliebigen anderen Zeitraums aus all Ihren Positionen aussteigen — oder zumindest aus den Positionen, die nicht funktionieren.
n Behalten Sie ständig Ihr Risiko im Auge
und passen Sie es bei Bedarf an. Das Risiko ändert sich — ebenso wie der Markt — andauernd. Man sollte sich da¬rüber im Klaren sein und sein Trading entsprechend modifizieren.
Erstellen eines beispielhaften Tradingplans
Hier nun eine beispielhafte und völlig fikti¬ve Richtschnur eines Tradingplans, nach der Sie bei der Erstellung eines Money¬Management-Plans vorgehen können. Dies kann Ihnen aus den Startlöchern hel¬fen; allerdings ist es zwangsläufig, dass der Plan für jeden Trader individuell unter¬schiedlich ist. Der folgende und beispiel¬haft skizzierte Plan kann noch wesentlich genauer ausgearbeitet werden und sollte Ihre persönlichen Tradingregeln beinhal¬ten.
Ein Tradingplan kann
sehr einfach sein.
1. Stellen Sie fest, wie viel Kapital auf dem Spiel steht.
Ich habe 30.000,00 Euro zum Traden und
möchte davon nur 15.000,00 Euro als Risi
kokapital verwenden; die anderen
Sie fest, wie viel Sie bei allen offenen Positionen riskieren wollen. Ich werde zu jeder Zeit höchstens sieben Positionen am Laufen haben und/oder ris¬kiere in der Summe maximal 7 % meines Risikokapitals bei offenen Positionen. Wenn ich Positionen in Märkten halte, die miteinander verbunden sind — z. B. ver¬schiedene Aktienpositionen —, dann wer¬de ich in diesen Märkten insgesamt nicht mehr als 3 % riskieren.
4. Ermitteln Sie Ihre Position auf der Grundlage Ihres Risikos.
Nachdem ich ermittelt habe, wie viel ich pro Trade riskieren kann, bestimme ich mit Hilfe der Technischen Analyse die Lage meiner Stopps. Wenn ich mein akzeptab¬les Risiko durch die Stop-Loss-Order teile, kann ich besser feststellen, wie viele Wertpapiere ich traden kann. Wenn die Stop-Loss-Order unter meinem akzeptab¬len Risiko liegt, steige ich in einen Trade ein. Wenn nicht, dann steige ich nicht ein.
5. Ermitteln Sie das akzeptable Chance-Risiko-Verhältnis (CRV).
Ich steige nur in Trades ein, deren Chance¬Risiko-Verhältnis drei zu eins bzw. 3 R oder höher lautet. Egal wie toll ein Trade abge¬stimmt sein mag: Falls ich, wenn ich falsch liege, mehr verlieren als gewinnen kann, lasse ich die Finger davon.
6. Bestimmen Sie die Trennlinie für einen Tag.
Wenn ich zu einem bestimmten Zeitpunkt mehr als 1.500,00 Euro (10 % meines Ka¬pitals) verloren habe, höre ich für einen gewissen Zeitraum auf zu traden. Bei 1.000,00 Euro fange ich an, aus meinen schlechtesten Positionen auszusteigen, und gönne mir eine kurze Pause, bevor ich neue Trades hinzufüge. Zudem arbeite ich die Punkte auf, die zu meinen Verlusten geführt haben.
Die Gefahren eines fehlenden
oder falsch angewendeten Money-Management-Plans
n Man verliert all sein Geld.
n Man weiß nicht, wie viel man riskieren kann.
n Es fehlt eine Anleitung.
n Man weiß nicht, wann man aussteigen soll.
n Man tradet ein System mit negativem Erwartungswert.
n Man riskiert mehr, als man sich leisten kann.
n Man passt sein Risiko nicht an, wenn es nötig wäre.
n Man verfügt nicht über die nötige Disziplin, sich an einen Plan zu halten.
n Man ignoriert bei großen Gewin¬nen oder Verlusten die Lage der Risikoparameter.
n Man glaubt nicht, dass man große
Drawdowns erleiden könnte.
7. Bestimmen Sie, wann Sie Ihre Risikoparameter anpassen müssen.
Ich halte so lange an denselben Risikopa¬rametern fest, bis ich das Gefühl habe, dass ich mein Risiko pro Trade problemlos auf 1 % reduzieren kann.
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