Platin und Palladium Trading von Selzer-McKenzie SelMcKenzie
Video: http://youtu.be/TOZg6h5U6m8
Author D.Selzer-McKenzie
Im letzten Jahr sind sowohl der globale Platin- als auch der
globale Palladiummarkt in ein Angebotsdefizit gerutscht. Verantwortlich hierfür
war ein geringeres Angebot aus Südafrika und Russland. Palladium profitierte
darüber hinaus von einer starken Nach¬frage aus der Automobilindustrie, bei
Platin stach die Schmucknachfrage positiv hervor. Für 2013 sehe ich keine
grundlegenden Änderungen, sodass die Preise mittelfristig betrachtet steigen
dürften.
Johnson Matthey, der weltweit größte Verarbeiter von Platin
und Palladium, hatte Mitte Mai seinen aktuellen Halbjah¬resbericht zur Lage an
den globalen Pla¬tin- und Palladiummärkten veröffentlicht. Wir fassen im Fol-
genden die wesentli-
chen Aussagen von Johnson Matthey zusammen.
Der globale Platin¬markt wies im letzten
Jahr ein Angebotsde-
fizit von 375.000 Unzen auf, nachdem das Angebot die
Nachfrage im Vorjahr noch um 450.000 Unzen überstieg. Das Defizit kam in erster
Linie durch einen beispiello¬sen Rückgang der südafrikanischen Pla¬tinproduktion
zustande. Durch lang an¬dauernde Streiks, sicherheitsbedingte
Produktionsausfälle und Minenschließun¬gen haben die südafrikanischen
Platinher¬steller 2012 mindestens 750.000 Unzen an Produktion »verloren«. Im
Vergleich zum Vorjahr ging die lokale Produktion um 15,7 Prozent auf 4,10
Millionen Unzen zurück. Dadurch fiel die globale Platin¬produktion auf ein
12-Jahres-Tief von 5,64 Millionen Unzen (Grafik 1). Trotz der hohen Verluste
blieb der Marktanteil Süd¬afrikas bei über 70 Prozent, was die Ab¬hängigkeit
der Verbraucher von Südafrika unterstreicht. Das Angebot an wiederge-wonnenem
Platin lag mit 2,03 Millionen Unzen fast exakt auf dem Niveau des Vorjahres.
Ein Minus bei Autokatalysato-ren wurde durch die vermehrte Verfüg-barkeit von
Altschmuck ausgeglichen.
Die Platinnachfrage zeigte sich auf Brutto¬basis (ohne
Recycling) mit 8,05 Millionen Unzen im Vorjahresvergleich weitgehend
unverändert. In den einzelnen Nachfrage¬komponenten waren allerdings große
Unterschiede zu
beobachten (Gra-
fik 2). Bei den Auto¬katalysatoren wurde ein deutlicher
Rück¬gang der Nachfrage in Europa durch eine höhere Fahrzeugpro-
duktion in Japan und anderen asiatischen Ländern sowie durch
eine vermehrte Lkw-Herstellung in Nord¬amerika wettgemacht. Insgesamt stieg die
Platinnachfrage aus der Automobilindus¬trie moderat um 1,7 Prozent auf 3,24
Millionen Unzen. Mit einem Anteil von 40 Prozent stellte sie nach wie vor die
wich¬tigste Determinante dar. Einen mit 12,3 Prozent besonders starken Zuwachs
ver¬zeichnete die Schmucknachfrage. Haupt¬sächlich getrieben durch China
erreichte diese mit 2,78 Millionen Unzen den zweit¬höchsten Wert überhaupt. Im
Reich der Mitte wurden im vergangenen Jahr viele neue Schmuckläden eröffnet und
die Schmuckhersteller haben die niedrigen Preise zum Lageraufbau genutzt. Der
teilweise hohe Preisabschlag von Platin zu Gold, der fast das gesamte Jahr über
zu beobachten war, trug ebenfalls zur höhe-ren Schmucknachfrage bei. Dagegen
gab die industrielle Nachfrage außerhalb des Automobilsektors deutlich um 20,5
Pro-zent auf 1,57 Millionen Unzen nach. Dies war hauptsächlich der Schwäche in
der
Glas- und Elektronikindustrie geschuldet. Die
Investmentnachfrage blieb mit 455.000 Unzen nahezu konstant.
Für das laufende Jahr geht Johnson Matthey nicht davon aus,
dass die südafri¬kanischen Platinproduzenten ihre Produk¬tionsverluste aus dem
Vorjahr aufholen können. Durch den gravierenden Kosten¬druck — vor allem stark
steigende Lohn-und Energiekosten — könnte es in diesem Jahr zu umfangreichen
Kapazitätsstillle¬gungen kommen. Aufgrund einer modera¬ten Ausweitung des
Angebots in anderen Regionen dürfte das globale Platinange¬bot 2013 dennoch
etwas über dem Niveau von 2012 liegen. Nachfrageseitig erwartet Johnson Matthey
unter dem Strich keine Erholung seitens der Automobilindustrie und die
Schmucknachfrage könnte nach dem starken letzten Jahr nun etwas schwächer
ausfallen. Dagegen soll sich die industrielle Nachfrage außerhalb des
Automobilsektors merklich erholen, so-dass sich insgesamt betrachtet aus funda-mentaler
Sicht das Angebot und die soge-nannte Fabrikationsnachfrage in etwa die Waage
halten dürften. Johnson Matthey erwartet dennoch ein moderates Ange-botsdefizit
am globalen Platinmarkt, falls die Investmentnachfrage auch in diesem Jahr
zulegen sollte. Stark beeinflusst durch die Einführung des ersten physisch
hinterlegten Platin-ETF in Südafrika Ende April haben die von Bloomberg
erfassten Platin-ETFs zusammengenommen seit Jahresbeginn Zuflüsse von rund
515.000 Unzen verzeichnet (Grafik 3). Sollte es hier im weiteren Jahresverlauf
nicht zu
merklichen Abflüssen kommen, dürfte das Angebotsdefizit
unseres Erachtens sogar höher als im letzten Jahr ausfallen.
Angebots- und nachfrageseitig bedingt rutschte der globale
Palladiummarkt 2012 in ein Angebotsdefizit von 1,07 Millionen Unzen, nachdem
ein Jahr zuvor noch ein Überschuss von 1,19 Millionen Unzen registriert wurde
(Grafik 4). Das glo¬bale Palladiumange-bot fiel im Vergleich zum Vorjahr um
11,1 Prozent auf 6,55 Millionen Un¬zen, den tiefsten Wert seit dem Jahr
2003. Hauptverantwortlich hierfür waren deutlich geringere
Verkäufe russischer Staatsreserven, die auf nur noch 250.000 Unzen beziffert
wurden. Dies waren 525.000 Unzen weniger als im Vorjahr. Johnson Matthey geht
davon aus, dass die russischen Staatsreserven, welche in den letzten Jahren
mehr als 10 Prozent des globalen Palladiumangebots stellten, nahezu erschöpft
sind. Auch die Minen-produktion in Russland, dem mit einem Marktanteil von 44
Prozent größten Palla-diumanbieter, ging im letzten Jahr zurück. In Südafrika,
dem weltweit zweitgrößten Palladiumproduzenten, wurde aufgrund der Streiks in
der lokalen Minenindustrie 9,0 Prozent weniger Palladium produziert. Zusammen
standen Russland und Südafri¬ka 2012 für fast 80 Prozent des globalen Palladiumangebots.
Mit 2,28 Millionen Unzen lag das Angebot an wiedergewon-
Grafik 4: Palladiummarkt 2012 mit hohem Angebotsdefizit
nenem Palladium leicht unter dem Niveau des Vorjahres.
Angetrieben durch die Automobilindustrie ist die gesamte
Palladiumnachfrage auf Bruttobasis (ohne Recycling) im Vorjah¬resvergleich um
15,6 Prozent auf ein Re¬kordhoch von 9,90 Millionen Unzen ge¬stiegen. Zur
Produktion von Autokatalysa-
toren wurde im letzten
Jahr eine Rekordmenge
von 6,62 Millionen Unzen Palladium nach¬gefragt, was einem
Anstieg um 7,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dieser wur-
de gleich durch mehre¬re Aspekte getragen: 1. eine
Ausweitung der Produktion in China, 2. eine Erholung der Produktion in Japan
nach dem Tsuna-mi im Jahr 2011, 3. das Ersetzen der al¬ternden Fahrzeugflotte
in den USA, 4. die verstärkte Nutzung von
Palladium in Dieselkata
lysatoren in Europa. Mit einem Anteil von knapp 67 Prozent
blieb der Automobilsektor damit die bestimmende Nach¬fragedeterminante (Grafik
5). Die industri-
elle Nachfrage außerhalb der Automobil-industrie ging um 4,1
Prozent auf 2,37 Millionen Unzen zurück, was in erster Linie der
Elektronikindustrie geschuldet war. Die Schmucknachfrage war ebenfalls weiter
rückläufig und lag mit 445.000 Unzen nicht einmal mehr halb so hoch
Grafik 5: Palladium — Automobilindustrie bleibt bestimmende
Nachfragekomponente
Anteil an Gesamtnachfrage
2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012
wie noch vor vier Jahren. Dagegen kehrte die
Investmentnachfrage dank hoher ETF-Zuflüsse mit 470.000 Unzen wieder klar in
den positiven Bereich zurück. 2011 wurden durch die Anleger per saldo noch
565.000 Unzen dem Markt zugeführt. Der Großteil des Angebotsdefizits lässt sich
somit durch den Swing bei der Invest-mentnachfrage erklären.
Für das laufende Jahr erwartet Johnson Matthey insbesondere
aufgrund weiter abebbender Reserveverkäufe Russlands einen abermaligen Rückgang
des glo¬balen Palladiumangebots. 2013 sollen weniger als die Hälfte der
letztjährigen Volumina aus russischen Staatsbeständen veräußert werden. Dieser
Rückgang kön¬ne auch nicht durch die Minenproduktion zum Beispiel in Russland,
Südafrika oder Simbabwe aufgefangen werden, die stabil bleiben soll. Angeführt
von der nach wie vor robusten Nachfrage aus der Automo-
bilindustrie soll die
Gesamtnachfrage
auch in diesem Jahr weiter zulegen, aller-dings nicht mehr
in dem Maße wie 2012. Denn die industrielle Nachfrage außerhalb
des Automobilsek-tors dürfte moderat und die
Schmuck-nachfrage sogar weiter deutlich zurück-gehen. Aus fundamentaler Sicht
erwartet Johnson Matthey für 2013 ein weiteres Jahr mit Angebotsdefizit. Dieses
dürfte umso größer ausfallen, je höher die In-vestmentnachfrage ist. Die von
Bloomberg erfassten Palladium-ETFs verzeichneten seit Jahresbeginn bislang
Zuflüsse von rund 356.000 Unzen.
Wir sehen bei Platin und vor allem bei Palladium teilweise
deutliches Aufwärts-potenzial für die Preise. Während bei Platin vieles von der
Investmentnachfrage abhängt, scheint das Angebotsdefizit bei Palladium struktureller
Natur zu sein. Die bislang in diesem Jahr zu beobachtende robuste
Investmentnachfrage dürfte die ohnehin schon angespannte Marktlage noch
verschärfen. Ende des Jahres erwar-ten wir einen Platinpreis von 1.700
US-Dollar je Feinunze. Palladium sollte dann bei 800 US-Dollar je Feinunze
notieren.
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