Trading mit Oil – Author SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/M60G1Y7pC2Q
Author D.Selzer-McKenzie
Die aktuelle Rohstoffschwäche beschäftigt die Börsianer — ob
Industrie¬metalle, Edelmetalle oder der Energiesektor, seit Jahresbeginn hat
das Gros der Rohstoffpreise nachgegeben. So stehen beispielsweise die
Industriemetalle Kupfer und Aluminium gute 10 Prozent im Minus. Bei den
Edelmetallen büßte Gold im ersten Halbjahr 2013 rund 17 Prozent seines Werts
ein. Auch der Preis für Silber sank kontinuierlich und steht aktuell sogar mit
knapp 28 Prozent in der Kreide.
Im Energiesektor wiesen die Rohölpreise der beiden
wichtigsten Referenz-sorten Brent und WTI unterschiedliche Tendenzen auf.
Während der Brent-ölpreis, ähnlich wie der Großteil vieler anderer Rohstoffe,
gefallen ist, konnte sich der Preis für WTI gegen den allgemeinen Trend
fallender Preise durchsetzen und seit Jahresbeginn um 4 Prozent zulegen. Zum
Vergleich: Der Preis für Brent gab im gleichen Zeitraum rund 7 Prozent nach.
Die Folge: Die Preisdifferenz zwischen den beiden
Rohölsorten Brent und WTI ist im Mai 2013 auf das niedrigste Niveau seit 2011
gesunken. Anfang März betrug der Preisabstand noch mehr als 20 US-Dollar je
Barrel. Mittler¬weile ist die Differenz jedoch auf 8 US-Dollar
zusammengeschrumpft.
Doch wie geht es weiter? Wird die Preisdifferenz zwischen
Brent und WTI weiter abnehmen? Fundamentale Hintergründe zu den Entwicklungen
der vergangenen Monate sowie einen Überblick über die aktuellen Tendenzen am
internationalen Rohölmarkt geben Ihnen die Experten aus der Rohstoff¬analyse im
Folgenden. Des Weiteren geben Ihnen unsere Produktexperten interessante
Investitionsmöglichkeiten an die Hand, mit denen Sie an der Entwicklung des
schwarzen Goldes partizipieren können.
Eine der bemerkenswertesten und überraschendsten
Entwicklungen am Ölmarkt in diesem Jahr ist die schnelle Verringerung der
Preisdifferenz zwischen Brent und WTI in den vergangenen Monaten. Anfang März
betrug der Preisabstand zwischen den beiden wichtigsten Ölsorten noch mehr als
20 US-Dollar je Barrel. Mitte Mai schrumpfte die Differenz auf weni¬ger als 8
US-Dollar zusammen, was zuletzt im Januar 2011 der Fall war. Seither verharrt
sie auf diesem Niveau (Grafik 1). Der größere Teil der Abnahme der Preisdifferenz
war auf die Preisschwäche bei Brent zurückzuführen. Der Brentpreis hat zwischen
Anfang März und Mitte Mai 7 Prozent verloren. Neben einer allgemeinen Schwäche
bei den Industrierohstoffen — der LME-Industriemetallindex verlor im selben
Zeitraum ebenfalls 5 Prozent — gibt es dafür auch brentspezifische Gründe. So
hat sich das Nordsee-angebot in den vergangenen Monaten normalisiert. Nachdem
es bei Brent-Öl monatelang zu produkti-onsbedingten Lieferverzögerungen
gekommen war, gab es im Frühjahr zeitweilig sogar ein Überangebot
von Brent. Mit dazu beigetragen hat auch die Tatsa-che, dass
die Nachfrage nach Nordseeöl geringer geworden ist, nachdem Südkorea Anfang
April ein Steuerschlupfloch geschlossen hat. Dieses hatte den Kauf von
Nordseeöl seitens südkoreanischer Abneh-mer nach dem Abschluss eines
Freihandelsabkom-mens mit der EU ab Juli 2011 begünstigt. Hinzu kommt die
zunehmende Konkurrenz für Brent-Öl durch qualitativ vergleichbares Rohöl aus
Westafrika
um Abnehmer aus dem asiatisch-pazifischen Raum. Denn die USA
importieren aufgrund ihrer steigenden heimischen (Schiefer-)Ölproduktion deutlich
weniger Rohöl aus Westafrika.
Die Abnahme der Preisdifferenz ging aber auch vom WTI-Preis
aus. Dieser konnte gegen den allgemeinen Trend fallender Rohstoffpreise im
besagten Zeitraum um 5 Prozent zulegen. Dies ist insofern bemerkens-wert, als
die US-Rohöllagerbestände im Mai auf ein 32-Jahres-Hoch gestiegen sind und die
US-Ölproduk-tion ein 21-Jahres-Hoch erreichte (Grafik 2). Dank neu geschaffener
Transportkapazitäten ist es aller-dings möglich, das Überange-
bot im Mittleren Westen der
Zugang zum leichten Schieferöl aus dem Landesinne-ren
erhalten, sinkt ihr Bedarf an Einfuhren aus dem atlantischen Becken, das heißt
aus Westeuropa oder Westafrika. Dies wiederum drückt gleichzeitig auch den
Brentölpreis.
Ohne neue US-Pipelinekapazitäten ist eine weitere
Verringerung der Preisdifferenz zwischen Brent und WTI nur schwer zu
rechtfertigen. Die Transportkos¬ten von (Schiefer-)Öl im Mittleren Westen der
USA über die Schiene betragen mehr als 12 US-Dollar je Barrel an die
US-Golfküste und 15 US-Dollar je Barrel an die US-Ostküste. Wenn man die
derzeitige Preis-
differenz zwischen Light
Louisiana Sweet (LLS) als
gegangen. Hier kommt vor
allem der Ausbau der Schie-
nentransportkapazitäten zum Tragen. Laut
US-Eisen¬bahnverband wurden zwischen Jahresbeginn und Mitte Mai gut 50 Prozent
mehr Rohöl und Ölprodukte über die Schiene transportiert als im entsprechenden
Vorjahreszeitraum (Grafik 3). Der gesamte Güter¬transport über die Schiene ist
im selben Zeitraum nur um knapp 1 Prozent gestiegen. Über die Schiene ist es
möglich, das überschüssige Schieferöl vom Mittle¬ren Westen der USA nicht nur
zu den Raffinerien an der US-Golfküste, sondern auch an die US-Ostküste und in den
Osten Kanadas zu transportieren. Insbe¬sondere die Raffinerien an der
US-Ostküste und im Osten Kanadas bevorzugen bei der Verarbeitung leichtes Öl.
In dem Maße, wie diese Raffinerien
Dies gilt angesichts der
aktuellen Preisdifferenz zwischen LLS und WTI erst recht für
den Transport von Cushing an die US-Golfküste und in Anbetracht der
gegenwärtigen Preisdifferenz zwischen Brent-und Bakken-Öl auch für den
Transport von Schieferöl an die US-Ostküste. Die Arbitragemöglichkeiten wa¬ren
in den vergangenen Monaten ein treibender Fak¬tor für die Abnahme der
Preisdifferenz zwischen Brent und WTI. Der Rückgang des Transports über die
Schiene seit Anfang Mai kann bereits ein Indiz dafür sein, dass die Arbitrage
zurückgeht. Wir gehen daher nicht davon aus, dass sich die Preisdifferenz
zwischen Brent und WTI vor der Inbetriebnahme neuer Pipelinekapazitäten noch
weiter verringern wird.
Die US-Pipelinekapazitäten werden in den kommen-den Monaten
kontinuierlich steigen und damit mittel-fristig für hinreichend Entlastung
sorgen. Zu nennen ist die umgekehrte Longhorn-Pipeline, durch welche seit Mitte
April Rohöl vom Permian Basin in Texas an die Golfküste abfließen kann und
nicht mehr wie bislang nach Cushing. Die Kapazität dieser Pipeline soll in den
Sommermonaten um 150.000 Barrel pro Tag steigen, was ausreichen dürfte, um den
Anstieg der Ölproduktion im Mittleren Westen auszugleichen und einen Anstieg
der Cushing-Bestände zu verhin-dern. Mit der erwarteten Inbe-
triebnahme der südlichen Key
Krisenherde gibt: So ist die Sicherheitslage in Libyen nach
wie vor sehr angespannt. Auch in Nigeria, wo die Sicherheitskräfte im Norden
mit Islamisten und zunehmender Gewalt im Süden zu kämpfen haben, besteht
weiterhin das latente Risiko von Angebots-ausfällen. Nicht zu vergessen sind
auch der anhalten-de Bürgerkrieg in Syrien, welcher durch die Ankün-digung der
USA, Waffen an die Rebellen zu liefern, nochmals an Schärfe gewonnen hat, die
Proteste in der Türkei und der weiterhin schwelende Streit um das iranische
Atomprogramm. Jederzeit kann es in
diesen Konfliktregionen zu
einer erneuten Eskalation
im vierten Quartal wieder voll
ausgelastet werden kann. Eine wichtige Rolle hierbei spielt
die inzwischen erfolgte Umkehrung der Ho-Ho-Pipeline. Durch diese können
täglich bis zu 300.000 Barrel Rohöl von Houston nach Houma in Louisiana
transportiert werden. Ab Herbst ist somit ein spürba¬rer Rückgang der
Cushing-Vorräte zu erwarten. Die Preisdifferenz sollte daher bis zum Jahresende
auf 5 US-Dollar je Barrel schrumpfen. Die Transportkos¬ten via Pipeline
betragen 2 bis 4 US-Dollar je Barrel. Auf dieses Niveau dürfte die
Preisdifferenz zwischen Brent und WTI im kommenden Jahr fallen.
Die Einengung wird allerdings nicht durch einen fallenden
Brentölpreis erfolgen, sondern durch einen steigenden WTI-Preis. Wir sind der
Ansicht, dass die Lage am Ölmarkt von den meisten Marktbeobach-tern derzeit als
zu entspannt eingeschätzt wird. Die Angebotsrisiken sind mittlerweile
weitgehend aus-gepreist worden, obwohl es weiterhin zahlreiche
Abwärtstrend, weil die großen Felder ihr Fördermaximum
überschritten haben (Gra-fik 5). Nach dem massiven Rückgang um 9 Prozent bzw.
310.000 Barrel pro Tag im vergangenen Jahr rechnet die IEA auch im laufenden
Jahr mit einem Minus von knapp 7 Prozent. Die IEA erwartet in die-sem Sommer
überdurchschnittliche Produktionsaus-fälle aufgrund von Wartungsarbeiten in den
größeren Ölfeldern der Nordsee, welche das Brentangebot zumindest vorübergehend
zusätzlich spürbar verrin-gern werden. Hinzu kommt, dass Südkorea die Ein-fuhr
von Nordseeöl durch die teilweise Rückerstat-tung der Transportkosten wieder
attraktiver machen will, um die Abhängigkeit von Öl aus dem Nahen Osten zu
reduzieren. Die sowohl saison- als auch konjunkturell bedingte Belebung der
Ölnachfrage wird im zweiten Halbjahr zu einer Einengung der Marktbilanz führen.
Der Brentölpreis dürfte daher im Jahresverlauf steigen und im
Jahresschlussquartal bei 110 US-Dollar je Barrel notieren.
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