Ahmad Schah Durrani
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/QGTw1F7CFfM
Ahmad Schah Durrani, auch bekannt als Ahmad Schah Abdālī,
Paschto: احمد خان ابدالی (* 1722 in Herat[1][2] oder in Multan[3]
[heute: Pakistan]; † Juni 1772 in Kandahar, Afghanistan), war der Begründer der
Durrani-Dynastie, die die Unabhängigkeit der zuvor miteinander verfeindeten
paschtunischen Stämme gegen die sie umgebenden Regionalmächte festigte. Somit
gilt sein Reich, das zeitweise vom Osten des modernen Irans bis Nordindien
reichte, als Keimzelle des heutigen Afghanistan.
Die Paschtunen nennen ihn oft ehrenvoll Ahmad Schah Baba.
Andere Titel sind Padschah (des Durrani Imperiums oder auch Padschah-i-Ghazi)
und Dur-i-Durran („Perle der Perlen“).
Das seit etwa 1500 bestehende persische Reich der Safawiden
umfasste um 1700 neben dem Gebiet des heutigen Iran auch große Teile der
heutigen Staaten Afghanistan und Pakistan. Das Reich befand sich zu dieser Zeit
jedoch in einer Schwächephase. Dazu trug bei, dass die Sunniten im Reich
zwangsweise zur Staatsreligion, dem schiitischen Islam, bekehrt werden sollten.
Überwiegend sunnitisch waren im Osten des Reiches die Paschtunen mit ihren
(verfeindeten) größten Stämmen, den Ghilzai und den Abdali. 1719 erhoben sich
die Ghilzai. Es gelang ihnen, 1722 die Hauptstadt des Reiches, Isfahan, zu
erobern. Die Dynastie der Safawiden war damit im Wesentlichen (s. gleich)
beendet.
Die Ghilzai gründeten eine neue, jedoch nur kurzlebige,
Dynastie, die Hotaki-Dynastie. 1709 im Osten, in Kandahar, entstanden, hatte
sie nach dem Aufstand von 1719 die Herrschaft 1722 auch im zentralen Teil
Persiens erlangt. Diese verlor sie bereits 1729 wieder durch eine Niederlage
gegen Nadir Schah, dem sie 1736/1737 auch in Kandahar und 1738 endgültig
unterlag.
Nadir Schah war ein Heerführer der Afscharen, eines
vorwiegend schiitischen Volkes im Nordosten des heutigen Iran. Er kämpfte
formal zunächst für die Safawiden und setzte deren Dynastie noch einmal ein
(1729–1732, 1732–1736), 1736 krönte er sich jedoch selbst und begründete die
Dynastie der Afschariden. Auch diese war kurzlebig und herrschte nach seinem
Tode 1747 meist nur noch über einen Teil des persischen Reiches, ab 1760 nur
noch über die Provinz Chorasan. 1796 endete die Dynastie auch dort.
Jugend
Der spätere Ahmad Schah Durrani wurde 1722 als Ahmad Khan in
Multan geboren. Er gehörte zu den Sadozai, einem Zweig der bereits genannten
Abdali. Er war der zweite Sohn von Mohammed Zaman Khan, Clanchef der Abdali,
seine Mutter war Zarghoona Alakozai. Die Alakozai bildeten ebenfalls einen
Zweig der Abdali.
Ahmad Khan war, wie sein älterer Bruder Zulfikar Khan, in
seiner Jugend Gefangener von Hussein Khan, dem in Kandahar residierenden
Gouverneur der Hotaki-Dynastie. Beide kamen erst frei, als Nadir Schah 1736/1737
Kandahar eroberte.
Aufstieg zur Macht
Das Reich des Ahmad Schah Durrani
Der Clan der Abdali gehörte bald zu den Gefolgsleuten Nadir
Schahs; Ahmad Khan befehligte nun eine Kavallerieeinheit von etwa 4.000
Mann.[4] Als Nadir Schah 1747 starb, brach sein Reich auseinander. Den Osten
konnte Ahmad Khan, der durch eine Loya Jirga zum Volksführer ernannt wurde und
nun Ahmad Schah hieß, in kurzer Zeit unter seine Kontrolle bringen. Schon bald
eroberte er Ghazni von den Ghilzai und stürzte den lokalen Herrscher von Kabul,
beherrschte nun den größten Teil des heutigen Afghanistan. Er wurde Emir des so
entstandenen neuen Reiches.
Zwischen 1747 und 1753 fiel Ahmad Schah dreimal im Punjab
ein. 1748 überquerte er den Indus und bedrohte das Mogulreich. Aus Furcht vor
einem Angriff auf ihre Hauptstadt Delhi überließen die Mogulen ihm 1749 die Regionen
Sindh und Punjab. 1750 kamen Herat und 1751 Nishapur und Meshed unter seine
Herrschaft. Ahmad Schahs Herrschaft über den Punjab wurde jedoch von den Sihks
in Frage gestellt, die Lahore eroberten; 1751 drängte er sie wieder zurück. Im
Jahr darauf führte Ahmad Schah einen Feldzug nach Kaschmir und wollte das
Gebiet nördlich des Hindukusch erobern. Auf einem weiteren Feldzug 1756/1757
nach Indien plünderte Ahmad Schah Delhi. Die Dynastie der Mogulen stürzte er
nicht, sondern setzte eine Marionette ein, Alamgir II. Dieser wurde später der
Schwiegervater von Ahmad Schahs Sohn Timur Schah.
Auf seinem Rückweg nach Afghanistan 1757 griff Ahmad Schah
das höchste Heiligtum der Sihks an, den Goldenen Tempel in Amritsar, und
richtete ein Blutbad an.
Mit dem Niedergang der Mogulen wurden andere indische
Fürstentümer stärker, auch die britische Kolonisierung Indiens begann in dieser
Zeit. So erstarkten auch die Marathen und fielen 1758 im Punjab ein. Sie
vertrieben Timur Schah und dessen Verwaltung. Ahmad Schah erklärte daraufhin
einen Dschihad gegen die Marathen, was ihm einige muslimische Unterstützung
einbrachte. 1759 erreichte er Lahore und im Januar 1761 kam es bei Panipat zur
Dritten Schlacht von Panipat. Ahmad Schah siegte – dies war der Höhepunkt
seiner Macht. Er beherrschte jetzt das nach dem Osmanischen größte muslimische
Reich.
Die Macht über den Punjab war jedoch unsicher. Ende 1761 und
erneut 1764 musste Ahmad Schah Rebellionen der Sikhs niederschlagen. Und sie
blieb unsicher: Bei einem späteren Feldzug verloren die Afghanen unter General
Jahan Khan mit hohen Verlusten (5.000 Toten) gegen die Sikhs.
Ahmad Schah war zu dieser Zeit schon erkrankt. 1764 begann
sein Krebsleiden, ein Tumor im Gesicht, zu Tage zu treten. Er verbrachte seine
letzte Zeit in Afghanistan und verstarb im Juni 1772.
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