Mittwoch, 10. Februar 2016

Cotopaxi Vulkan Ecuador


Cotopaxi Vulkan Ecuador

Author D.Selzer-McKenzie

Video: https://youtu.be/EPPa7C4YL_Q

 

Viva Quito! Rund um die höchstgelegene Hauptstadt der Welt ist Ecuador am schönsten. Wer von hier aus die Anden erkundet, erlebt einen wolkenverhangenen Nebelwald und den mächtigen Vulkan Cotopaxi.

4         Wird sie sich zeigen, die schneeweiße Spitze? Früher sind die Indios zu den Gletschern des Vulkans hinaufmarschiert, um Eis vom Götter¬berg zu brechen und es mit Lasttieren zum Markt im Tal zu bringen. Dort, in einem schmalen An¬denbecken, gründete 1534 der Konquistador Se-bastiän de Belalcäzar die Stadt San Francisco de Quito. Im Herzen Neuspaniens galt es der Legen¬de nach als gutes Omen, wenn man nicht nur von seiner Exzellenz, dem Gouverneur, sondern auch vom Cotopaxi begrüßt wurde.

Ihr Hausberg, das sagen viele Quiteibs zu seinen Füßen noch heute im Brustton der Überzeugung, sei ein Vulkan, der sich seiner monumentalen Größe von 5.897 Metern, vor allem aber seiner wilden Schönheit gar nicht bewusst sei. Aus die-sem Grund verstecke sich der aktive Feuerberg meist schüchtern hinter einem Wolkenvorhang.

Weiß strahlt das

Franziskanerkonvent

auf der Plaza San

Francisco in Quito, der

Hauptstadt von

Ecuador.

 

Doch zeige er sich Besuchern unverhüllt, dann seien einem die Götter gewogen.

Das Panorama des ersten Morgens in Ecuador, das man mit einem Rest Schlaf in den Augen von einer Dachterrasse eines schicken Stadtpalais ge¬nießt, als gerade die Sonne aufgeht: Grell gewei¬ßelt strahlt das Franziskanerkonvent auf der Pla-za San Francisco, dem zu dieser frühen Stunde noch fast menschenleeren Herz der Altstadt. Bunt bemalte Häuschen kleben wie Schwalbennester an den steilen Hängen hinter dem monumenta¬len Mönchspalast. Unterhalb dieses steinernen Glaubensbekenntnisses liegt im streng quadra¬tisch organisierten Alt-Quito ein einzigartiges Kolonialensemble aus stolzen Herrenhäusern. Übertroffen wird es nur von den Glockentürmen der barocken Klöster und Kirchen. Diesen Schatz hat die Unesco schon vor bald 40 Jahren zum Weltkulturerbe ernannt.

Aus altem Blech wird neues Spielzeug

Entlang der Boulevards der Altstadt erschlägt einen fast die Opulenz der Architektur. Quirliger sind die Gassen des einstigen Boli-me-Viertels La Ronda: Hier kann man Hutmachern bei der Arbeit zusehen und fin¬det immer noch als Hand¬werker getarnte Künstler, die aus altem Blech neues Spielzeug herstellen oder an der Drehbank die allerschönsten Kreisel formen. Am Aussichts¬punkt El Ventanal liegt einem schließlich fast ganz Quito, die auf 2.850 Meter Höhe in einem Andenbecken liegende Hauptstadt Ecuadors, zu Füßen. Auf einem Hügel über der Metropole wacht die 45 Meter hohe Madonnenstatue „Vir-gen del Panecillo". Doch der viel ältere Glücks¬bringer leuchtet in 50 Kilometer Entfernung am Horizont - und seine vereiste Spitze wird von keinem Wölkchen verdeckt.

Früher gefährlich, heute schick

Der Cotopaxi zeigt sich also zur Begrüßung: ein gutes Omen. Auch Quito hat sich hübsch ge¬macht. „Noch vor ein paar Jahrzehnten war die Altstadt kein guter Platz zum Leben", sagt der Deutsch-Ecuadorianer Gab Maldonado Fuchs. Wer es sich leisten konnte, zog lieber in ein ande¬res Quartier um - das Zentrum verarmte und wurde zum Treffpunkt von Drogenhändlern und Prostituierten. „Inzwischen ist das Herz von Quito aber wieder sicherer geworden. Plötzlich ist es schick, in den historischen Gebäuden zu wohnen und zu arbeiten."

Fliegende Händler verstopfen nicht mehr alle Gehwege, sondern sind zum Teil in Geschäfte umgezogen. Die Polizei zeigt mehr Präsenz. So können Einheimische und Besucher, und das ist für südamerikanische Großstädte leider alles an¬dere als selbstverständlich, entspannt in den Gas¬sen flanieren. Auch die Umgebung hat viel zu bieten: Im Vergleich zu seinen Nachbarn Peru und Kolumbien ist Ecuador ein kleiner Fleck auf der Landkarte und nur etwas größer als die alte Bundesrepublik. Amazonas, Anden und Pazifik¬küste sind innerhalb weniger Stunden per Auto oder Bus zu erreichen.

In der direkten Umgebung von Quito liegt das zweifelhaft-kitschige Monument für den „Mit-telpunkt der Welt". Denn Ecuadors Hauptstadt liegt nur wenige Kilometer vom Äquator ent¬fernt. Ganz nah ist auch das Städtchen Otavalo. Jeden Samstag füllen sich hier beim traditionel¬len Indiomarkt die Straßen mit Hüten, Stoffen, Taschen, Ponchos und Wandbehängen. Im Tal von Cayambe steht die Hacienda La Compania, einst von Jesuiten als Mission gegründet und heute eine charmante Rosenfarm. Und gen Os¬ten, jenseits einer spektakulären Passstraße über die Andenkordillere, sprudeln die heißen Quel¬len von Papallacta - ins Amazonasbecken ist es von hier aus nur ein Katzensprung.

Immer Regen im Unterholz

Mächtige Bäume gibt es aber auch im kaum be-kannten Chocö-Nebelwald an der Westkordillere. „Die Wolken bleiben im Gebirge hängen und reg¬nen sich ab. Pro Jahr messen wir 6.000 Millimeter Niederschlag - das ist eine ganze Menge. Wenn ich ehrlich sein soll: Es regnet eigentlich immer", sagt Carlos Morochz, ein junger Biologe im Na-turreservat von Mashpi. Wer mit ihm durchs grü¬ne Unterholz zu Wasserfällen stapft, um Kolibris zu beobachten, macht das in Gummistiefeln - und muss aufpassen, nicht aus Versehen die Spuren von Jaguar, Ozelot und Puma zu zertreten. „Die

 

Tiere leben wie Phantome - sie sind hier, aber wir sehen sie nicht", sagt der Biologe, der den scheuen Säugetieren mit Kamerafallen auf die Spur kom-men will. Die Welt der Insekten, Reptilien und Vögel ist für ihn allerdings fast interessanter: „Vermutlich leben hier deutlich mehr Arten als im Amazonas, weil das Terrain so viele unterschied¬liche Lebensräume bietet. Doch der Nebelwald ist noch immer kaum erforscht." Inzwischen führt der 26-Jährige seine Gäste auch durch einen Teil des Waldes, den man eigentlich nie zu Gesicht be-kommt: Plattformen, eine Gondel und an Stahl-kabeln hängende Luftfahrräder bringen Naturin-teressierte in die Baumkronen.

Auf Humboldts Spuren an mächtigen Bergen vorbei

Eine Himmelfahrt kann man auch auf der Stra¬ße erleben: Die legendäre Panamericana, die quer durch Nord- und Südamerika führt, trägt auf einem Abschnitt den Namen „Avenida de los Volcanos". Der Entdecker Alexander von Hum¬boldt erforschte die Region, und die heute je nach Route zwischen 150 und 250 Kilometer lange Strecke zwischen Cuenca im Süden und Otavalo im Norden war für ihn die schönste

 

Straße der Welt. Wie im Film ziehen die mächti¬gen Berge vorbei - Tungurahua, Chimborazo, Iliniza, Antisana, Pichincha, Cayambe. Und mittendrin: der Cotopaxi.

Hoch zum „Thron des Mondes"

Teerstraßen führen nicht ins Hochland der An¬den, schon gar nicht hinauf zum 5.897 Meter hohen Cotopaxi, nur von Schlaglöchern ge¬sprenkelte Schotterpisten. Wer Quitos Wahrzei¬chen besuchen will, bucht also eine Tour im Ge¬ländewagen. Bis auf 4.500 Meter geht es dann hinauf, in haarigen Serpentinen und vorbei an Lagunen mit wilden Pferden. Der Cotopaxi hat sich derweil wieder schüchtern verhüllt. Doch für ein paar Minuten zeigt sich in Schneeweiß seine vereiste Spitze, für die Inka einst der „Thron des Mondes".

 

 

 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.