Robert Boyle
1626-1691
Author D.Selzer-McKenzie
Video https://youtu.be/ry4g-qpaF1s
Robert Boyle (* 25. Januar 1626jul./ 4. Februar 1627greg. in
Lismore, Königreich Irland; † 31. Dezember 1691jul./ 10. Januar 1692greg. in
London) war ein in England wirkender Naturforscher. Anfänglich noch Anhänger
der Alchemie, wurde er zum Mitbegründer der auf detaillierten und detailliert
veröffentlichten Experimenten beruhenden modernen Naturwissenschaften,
insbesondere der Physik und Chemie. Er bereitete den modernen Elementbegriff
vor und entdeckte das nach ihm benannte Gesetz zum Zusammenhang zwischen Druck
und Volumen eines Gases.
Robert Boyle wurde als 14. Kind des Richard Boyle, 1. Earl
of Cork (Great Earl of Cork) (1566–1643) auf Schloss Lismore im County
Waterford im Süden Irlands geboren. Seine Mutter Catherine, die zweite Frau von
Richard Boyle, war die Tochter des Staatssekretärs für Irland Geoffrey Fenton
und seine Familie zählte zu den reichsten in England. Robert Boyle war ein
Bruder des irischen Staatsmannes Roger Boyle (1621–1679).
Mit acht Jahren wurde er in das Eton College geschickt. Als
Zwölfjähriger ging er nach Genf, später nach Florenz. Zunächst lernte er Recht,
Philosophie, Mathematik, alte Sprachen, Medizin und Theologie. Sein Interesse
galt den Naturwissenschaften. Während der Revolution in England verlor er
kurzzeitig alle Geldmittel. In Italien studierte er Werke Galileo Galileis, der
1642 bei Florenz gestorben war. Nach dem Tod seines Vaters lebte er nach 1644
in seinem Landsitz in Stalbridge. Dort schrieb er sein Buch Ethik. Bereits 1648
muss Boyle auch auf chemischen Gebieten geforscht haben. Hierfür trat er in
Kontakt mit Samuel Hartlib, Fredrick Clodius, George Starkey und Kenelm Digby.
Er studierte Johan Baptista van Helmont, Francis Bacon und René Descartes. 1655
ließ er sich in Oxford nieder, 1668 in London. Da Boyle vermögend war, musste
er keinem Broterwerb nachgehen, sondern konnte sich ganz den
naturwissenschaftlichen Studien widmen. Er war unverheiratet und lebte im Haus
seiner Schwester Catherine (Lady Ranelagh) in London, wo er ein chemisches
Labor hatte und viele Wissenschaftler empfing.
Robert Boyle starb in der Nacht zum 31. Dezember 1691 in
London, eine Woche nach dem Tod seiner Schwester. Auf seinem Grabstein soll er
als „Vater der Chemie und Onkel des Earl of Cork“ bezeichnet worden sein.
Begraben wurde er auf dem Gelände der Kirche St Martin-in-the-Fields, die
später zugunsten eines Neubaus abgetragen wurde, sodass heute keine Spur mehr
von seiner Grabstätte existiert. Bei der Bestattung im Januar 1692 war Isaac
Newton anwesend.
Persönliches
Boyle war groß und schlank. Er hatte keine robuste
körperliche Verfassung, sondern litt an seiner schwachen Gesundheit. Ab dem
Alter von 62 Jahren musste er sich zunehmend aus dem öffentlichen Leben
zurückziehen.
Boyle war ein tief religiöser Anglikaner; er vertrat die
Auffassung, dass Wissenschaft und Glaube sich nicht gegenseitig ausschließen.
Er unterstützte protestantische Missionsgesellschaften und finanzierte die
Übersetzung und den Druck von Bibeln in die Sprachen indigener Völker in Asien
und Afrika.
Boyle stiftete die Boyle Lectures, die die Vereinbarkeit von
Glauben und Naturwissenschaften zeigen sollten. Die erste Boyle Lecture hielt
1692 Richard Bentley (A confutation of atheism). Anfangs waren sie in St. Paul
in London, später in St Mary-le-Bow. Sie fanden mehr oder wenige regelmäßig
jährlich bis Anfang des 20. Jahrhunderts statt und wurden 2004 von der
anglikanischen Kirche neu belebt.
Die Boyle Mountains in der Antarktis sind nach ihm benannt.
Forschergemeinschaften
Boyle war Mitglied in der Gruppe „Invisible College“ in
Oxford, aus der die Royal Society in London hervorging. Er war 1660
Gründungsmitglied der Royal Society, lehnte es aber 1680 ab Präsident der
Gesellschaft zu werden.
Sein umfangreicher schriftlicher Nachlass ist größtenteils
im Besitz der Royal Society.
Im März 2015 wurde eine Erstausgabe von The Sceptical
Chymist auf einer Auktion in London zu einem Rekordpreis von 492.000 Euro
versteigert.[1]
Bedeutende Leistungen
Boyles „Pneumatic engine“
Gesetz von Boyle und Mariotte und andere Gaseigenschaften
Galileo Galilei hatte bereits versucht, das Gewicht der Luft
zu messen. Otto von Guericke hatte bereits Luft aus geschlossenen Räumen
herausgepumpt. Riccioli vermutete, dass die Luftsäule über der Erde etwa 75 km
in die Höhe reicht, und Blaise Pascal vermutete, dass der Luftdruck auf hohen
Türmen und Bergen geringer als auf der Erde sein müsste.
Robert Boyle verbesserte zusammen mit Robert Hooke die
Luftpumpe, und nach ihrer Vollendung 1659 begann er eine Reihe von Experimenten
über die Eigenschaften der Luft. Im Jahr 1660 machte Boyle seine wichtigen
Versuche zur Bestimmung des Luftdruckes, die er in New Experiments,
Physico-Mechanical, touching the Spring of the Air publizierte. Boyle füllte
ein einseitig verschlossenes Rohr mit Wasser und stellte das Rohr mit der
Öffnung nach unten in eine Sperrflüssigkeit (Wasser, Quecksilber). Einige
wenige Luftblasen waren im Rohr vorhanden. Nun brachte er die Anordnung unter
eine Glasglocke und saugte mit einer Luftpumpe die Luft heraus. Dabei sank die
Füllhöhe der Sperrflüssigkeit im Rohr, weil sich die eingeschlossenen
Luftblasen im Rohr ausdehnten. Boyle wandelte die Versuchsanordnung ab, in dem
er ein U-förmig gebogenes Glasrohr mit ungleich langen Schenkeln benutzte. Er
füllte zunächst Quecksilber in das Rohr, dann Wasser. Aufgrund des höheren
spezifischen Gewichtes von Quecksilber wurde die Wassersäule heruntergedrückt.
Mit dieser Anordnung konnte er das spezifische Gewicht von Quecksilber in Relation
zum Wasser bestimmen, der Faktor betrug etwa 13,54.
Boyle nutzte dann das U-förmige Rohr zur Luftdruckmessung,
indem er den kurzen Schenkel mit Wachs verschloss und Quecksilber in das Rohr
einfüllte. Mit einem aufgeklebten kalibrierten Papierstreifen konnte er so den
Luftdruck bestimmen. Mit der Luftpumpe verminderte er nun den Luftdruck und
konnte zeigen, dass Luftdruck und Volumen immer umgekehrt proportional sind.
Dieses Ergebnis veröffentlichte Boyle 1662. 1676 entdeckte Edme Mariotte
unabhängig von Boyle den Zusammenhang noch einmal. Der nach beiden als Gesetz
von Boyle-Mariotte benannte Zusammenhang für ideale Gase lautet:
V = const \cdot
\frac{1}{p} oder \textstyle p \cdot V = const \textstyle (p = Druck, V =
Volumen).
Es ist ein Spezialfall des allgemeinen Gasgesetzes. Bei
seinen Versuchen zeigte Boyle auch, dass Schall sich im Vakuum nicht ausbreiten
kann.
Boyles Experimente mit der Luftpumpe führten zu einer
Kontroverse mit Thomas Hobbes, die möglicherweise religiös-politisch untermauert
war. Boyle war an der Beschreibung der Wirkungen interessiert, nicht an den den
Fakten zugrundeliegenden Ursachen. Hobbes forderte, dass das neue Wissen kausal
und notwendig hergeleitet sein müsse. Die bloß experimentelle Herbeiführung
künstlicher Effekte führe - so Hobbes - nicht zu wahrem Wissen, da induktive
Schlüsse von der Wirkung auf die Ursachen stets hypothetisch blieben. Auch das
Argument Boyles, dass seine Experimente jederzeit wiederholbar seien, konnte
Hobbes Skeptizismus gegenüber wissenschaftlichen Instrumenten und der durch sie
bedingten Verfälschung der Natur nicht beseitigen.[2]
Fallgesetz
Indem er mithilfe seiner Pumpe ein Vakuum herstellte, konnte
Robert Boyle 1659 das von Galileo Galilei aufgestellte Gesetz bestätigen, dass
alle Körper mit derselben Geschwindigkeit zu Boden fallen, wenn man den
Luftwiderstand vernachlässigen kann (siehe freier Fall).
Elementbegriff und Analytische Chemie, Naturphilosophie
Titelseite des The Sceptical Chymist (1661).
Im Jahr 1661 veröffentlichte Boyle sein zweites Werk The
Sceptical Chymist (Der skeptische Chemiker). Boyle erwähnt in seinem Buch, dass
er der deutschen Sprache nicht mächtig sei, so dass in seinem Werk keine
deutschen Literaturstellen zur Theorie von Elementen angegeben (z. B. Joachim
Jungius) wurden. In The Sceptical Chymist unterstrich Boyle die Forderung von
Francis Bacon, in naturwissenschaftlichen Bereichen gründliche experimentelle
Methoden anzuwenden (Empirie). Die Beobachtungen müssten geprüft und erst dann
dürften Theorien gemacht werden.
Boyle machte die Erforschung der Eigenschaften der Stoffe zu
einer wissenschaftlichen Aufgabe. Er erblickte somit in der Chemie erstmals
eine selbstständige Wissenschaft. Er gilt auch als Begründer der analytischen
Chemie, das Wort Analyse (Auflösung) hat er geprägt. Er hat Indikatoren
(Lackmus, Veilchen) verwendet. Er verwendete diese Indikatoren zum Nachweis von
Säuren und Basen in Salzen. Vermutlich entdeckte er bei seinen Destillationen
Aceton (durch Erhitzen von Bleiessig) und Methanol (durch Erhitzen von Holz),
da noch keine Elementaranalyse entwickelt worden war, gelten spätere Forscher
als deren Entdecker. Boyle nutzte auch erstmals eine Vakuumdestillation.
In Abschnitt 3 und 6 seines Buches werden wichtige Fragen
zum Elementbegriff gestellt. Wer hat Gold in seine Elemente zerlegt? Wer hat
Glas in seine Elemente zerlegt? Waren diese nicht zerlegbaren Stoffe
möglicherweise Elemente?
Destillierte Boyle Holz, so erhielt er den Holzessig, eine
damals nachweisbare Säure. Wurde Holz aber über Korallen destilliert, so erhält
er ein anderes nichtsaures Destillat (etwas Methanol (Holzgeist)). Welche
Gründe gab es für die Entstehung unterschiedlicher Stoffe?
Boyle erkannte durch Wägung, dass bei der Metallverkalkung
(starke Erhitzung eines Metalls mit Feuer und Luft, dabei entstehen
Metalloxide) das Gewicht des salzartigen Stoffes gegenüber dem reinen Metall
zunahm. Diese Erkenntnis sprach gegen die später aufgekommene
Phlogistontheorie.[3]
Für Boyle war Chemie die Wissenschaft der Zusammensetzung
der Substanzen, und er trug zum heutigen Verständnis der chemischen Elemente
als die (chemisch) unzerlegbaren Bausteine der Materie bei. Sein Elementbegriff
wirkt zwar modern, dahinter stehen aber noch alchemistische Vorstellungen (zum
Beispiel glaubte er an eine Materia Prima), und seine Vereinnahmung für moderne
Vorstellungen des Aufbaus der Materie ist mit Vorsicht zu betrachten.[4] Da er
den Unterschied zwischen Gemisch und Verbindung erkannte, konnte er
beträchtliche Fortschritte in der Bestimmung der Bestandteile machen, ein
Prozess, den er Analyse nannte (zum heutigen Begriff vgl. unter
Kationentrennungsgang, Nachweisreaktion). Er kann daher als Mitbegründer der
Analytischen Chemie gelten. Diese nasschemische Analysentechnik wendete er auch
auf Erzproben an.
1660 konnte er zeigen, dass eine Maus in einer geschlossenen
Kammer, in der eine Kerze brennt, in demselben Augenblick stirbt, wie die Kerze
erlischt. Dem dafür verantwortlichen Sauerstoff(mangel) kam man erst um 1770
auf die Spur.
Boyle und die Alchemie
Der experimentell arbeitende Boyle lehnte die auf Empedokles
zurückgehende Lehre der vier Elemente – Erde, Luft, Feuer und Wasser – ab,
ebenso die Lehre des Paracelsus über die drei Prinzipien (Salz, Schwefel,
Quecksilber). So wurde der auch als Naturphilosoph bezeichnete Boyle mit zum
Wegbereiter der modernen Chemie, auch wenn er selbst noch alchimistische
Bestrebungen der Elementumwandlung verfolgte. So glaubte er auch noch an
Metalltransmutationen mit dem Stein der Weisen und war an Nachrichten über
alchemistische „Adepten“, die vorgaben dies durchführen zu können, sehr
interessiert und Zeuge mehrerer solcher Versuche. Ein Auszug aus seinem
Dialogue on Transmutation erschien 1678 anonym (A degradation of gold by an
anti-elixir). Insbesondere arbeitete er mit dem Alchemisten George Starkey
zusammen, von dem er eine Substanz erhielt, die er für das von Alchemisten
gesuchte philosophisches Quecksilber hielt, mit ihr jahrzehntelang experimentierte
und darüber in verklausulierter Form 1675 in den Philosophical Transaction der
Royal Society berichtete. Boyle korrespondierte mit Alchemisten in ganz Europa
− dadurch war er auch einer der Ersten, die im Ausland die Entdeckung des
Phosphors durch Hennig Brand aufgriffen. Er erreichte 1689 die Aufhebung eines
alten Gesetzes, das Transmutationsexperimente zur Gewinnung von Edelmetallen
verbot (erlassen aus Angst vor Geldfälschung). Sein Verhältnis zur Alchemie ist
früher wenig beachtet worden, was durch einen Hang zur Geheimhaltung von Seiten
Boyles in diesen Fragen ähnlich wie bei Isaac Newton gefördert wurde, und ist
erst später durch Studien insbesondere von Lawrence M. Principe und William R.
Newman in ein neues Licht gerückt worden.
Nach dem Tode Boyles entstand eine Korrespondenz zwischen
Isaac Newton und John Locke um eine mysteriöse Hinterlassenschaft Boyles, die
sie als „red earth“ (rote Erde) bezeichneten. Boyle schrieb ihr die Fähigkeit
zu, Metalle zu „transmutieren“. Am 21. Januar 1692 schrieb Newton an Locke und
bat um die Rücksendung seiner „Two Notable Corruptions“. Worum es sich hierbei
handelte, lässt sich aus der Antwort Lockes schließen, die einen Teil von
Boyles „red earth“ und deren Herstellungsrezept enthalten haben soll. Nach dem
Empfang schrieb Newton: „This receipt I take to be that thing for the sake of
which Mr. B. produced the repeal of the Act of Parliament against Multipliers“
(Newton bezog sich hier auf ein Gesetz von König Heinrich IV, das die
Transmutation von Metallen in Gold oder Silber verbot). Am 2. August 1692
schrieb Newton einen Brief an Locke, wobei er den Begriff „red earth“ benutzte.
Aus der veröffentlichten Korrespondenz wird klar, dass Newton niemals versucht
hat, mit der „red earth“ Gold herzustellen, dass er jedoch ein Jahr später, im
August 1693, einen Selbstversuch gewagt und etwas von der „red earth“
eingenommen hat, was ihm dann in den nächsten Wochen einen emotionalen
Zusammenbruch herbeiführte[5].
Der Begriff des Korpuskels
Bolye entwickelte eine Vorstellung, nach der es eine
Vielzahl von kleinsten Teilchen gäbe, die in verschiedener Weise kombinierbar
seien und eine Form bildeten, die er Korpuskel, corpuscles nannte. Die
umfassende Theorie hierzu nannte er corpuscularian theory[6], von deren
Einfachheit bei gleichzeitiger Universalität er ausging, so dass man keinerlei
Befürchtungen hegen müsse, dass sie je durch eine andere physikalische
Hypothese abgelöst werden würde.
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