Dienstag, 16. Februar 2016

Mit BycycleFahrrad durch Manila Philipines


Mit  BycycleFahrrad durch Manila Philipines

Film and Author D.Selzer-McKenzie

Video: https://youtu.be/E3b6XNt3oYk

Mit dem Auto ist fast kein Durchkommen. Da bietet es sich an, auf ein anderes Verkehrsmittel umzusteigen und mit dem Rad zwischen den Staus durchzufahren. Dank Rücksicht geht es gut voran.

4         Wenn Jessie Mendoza redet, dann bewegen sich seine kräftigen, leicht gedrungenen Hände so gut wie ständig. Fast scheint es, als wolle er ein Orchester dirigieren. Seine Bewegungen unter¬streichen die Bedeutung seiner Sätze. Etwa wenn es um den philippinischen Freiheitshelden Lapu Lapu geht oder um den Nationalhelden Rizal, dessen gewaltfreies Vorgehen, so betont Jessie Mendoza, ein Vorbild für Mahatma Gandhi ge¬wesen sein soll.

Doch Jessies Hände sind nicht nur beim Reden wichtig. Noch bedeutsamer sind seine Gesten und Handzeichen, wenn er auf einem kleinen orangefarbenen Klapprad vor Touristen herfährt, die sich auf ein ganz besonderes Abenteuer ein-gelassen haben: eine Fahrradtour durch die chro¬nisch staugefährdete 20-Millionen-Metropole

 

Manila, eine Stadt, die Dan Brown in seinem Buch Inferno als „Tor zur Hölle" bezeichnet hat. Bevor die Tour startet, gibt Jessie Mendoza wich¬tige Überlebens-Tipps: Ganz entscheidend im Verkehr sind Handsignale. „Jemanden mit der geöffneten Hand zum Anhalten auffordern, gilt in Manila keineswegs als unhöflich. Hinterher sollte man sich dann aber auch mit einem nach oben gehaltenen Daumen für die Rücksicht be¬danken", erklärt Jessie, und demonstriert die wichtigsten Gesten, die notwendig sind, um den wirren Verkehrsdschungel in eine freundliche Umgebung zu verwandeln.

Das Verrückteste an diesen Tipps ist: Sie funk¬tionieren. Das merken wir bereits auf dem ersten Abschnitt unserer Tour, der Fahrt vom Stadtteil Pasay zum Rizal Park: Jeder schaut, keiner fährt

 

stur vor sich hin. Verkehr in Manila, das bedeu¬tet umfassende und ständige Kommunikation. Trotzdem gilt es natürlich, wachsam zu sein: Wenn hinter einem Jeepney plötzlich ein Fu߬gänger hervortritt, dann weicht man besser nicht ruckartig aus, denn es könnte sein, dass sich just im selben Moment von hinten ein Motorrad nähert, das nicht mehr rechtzeitig bremsen kann. Und so teilen wir uns die Straße mit Bus¬sen und Trikes, mit Jeepneys und Autos, ja zu¬weilen sogar mit Pferdekutschen. Anderen Rad¬fahrern begegnen wir eher selten.

Achtung Schlagloch!

Jessie lotst uns vor allem auf schmale Neben¬straßen, das macht die Fahrt relativ entspannt. Zuweilen haben wir die rußigen Abgase eines Jeepneys in der Nase, zuweilen sind Gummi¬streifen über die Straße gezogen, um Raserei zu vermeiden. Und immer gilt es, darauf zu achten, wohin man genau fährt. Denn Schlaglöcher, Spalten im Untergrund und sogar offene Kanal¬deckel, das sind Verkehrshindernisse, denenman nicht mit Handzeichen beikommt, sondern nur mit Aufmerksamkeit.

Jessie ist Filipino. Radfahren hat er bereits als Kind gelernt, allerdings bei seinen Verwandten in der Provinz, nicht in Manila. Dass er dort nun Fahr¬radtouren führt, hat er einer Holländerin zu ver-danken, die das Angebot gemeinsam mit einer örtlichen Organisation entwickelt hat. Ihr Ziel ist es, die andere Seite Manilas zu zeigen - sei es bei Slum- oder Hahnenkampftouren oder bei Spazier-gängen über einen Markt. Oder eben bei Innen¬stadt-Touren mit dem orangefarbenen Klapprad. Als unsere Gruppe mit den Rädern im Rizal Park ankommt, sind wir schnell selbst eine At-traktion. Nicht wegen der Fahrräder, sondern wegen einer hochgewachsenen, blonden hollän¬dischen Mitradlerin, die die Einheimischen an die Sängerin Taylor Swift erinnert. Immer wie¬der kommen Teenagergruppen auf sie zu und bitten charmant und freundlich um ein Foto. „Wir hier in den Philippinen haben vielleicht nicht die schönsten Gebäude und die schönsten Gesichter der Welt, aber in Sachen Wärme und Herzlichkeit sind wir auf jeden Fall die Nummer eins", sagt Jessie selbstbewusst.

Gleichzeitig spanisch und mexikanisch

 

historischen Erkenntnisse. Wir hatten einen mexikanischen Gouverneur, auch unsere Kir¬chen und unsere Feste sind eher von den Mexi¬kanern beeinflusst als von den Spaniern", erläu¬tert Jessie Mendoza.

Bei einem Spaziergang auf der Wallanlage erklärt Jessie uns, vor wem sich die Spanier durch die Mauern schützen wollten: etwa vor chinesi¬schen Piraten, vor den Briten und auch vor den Holländern, die den Spaniern die Kolonie ab-nehmen wollten. „Ja klar, wir waren damals eben überall", kommentiert die holländische Taylor-Swift-Doppelgängerin stolz grinsend.

Tattoo to go und

dazu noch eine neue Frisur

Nach diesem Schnellkurs in Geschichte wird es Zeit, sich wieder um die Räder zu kümmern. In Intramuros ist der Verkehr überschaubar, nur das Kopfsteinpflaster macht zuweilen etwas Mühe. Jessie Mendoza regt an, den Luftdruck unserer Räder überprüfen zu lassen - und hält an einem bizarren Gemischtwaren-Service an. „Hier kann man sein Auto waschen und sein Fahrrad reparieren lassen, aber man kann sich auch die Haare schneiden oder ein Tattoo ver-

 

passen lassen", erklärt Jessie. Die Filipinos, das wird schnell klar, sind findig und einfallsreich - und sie greifen verschiedenste Einflüsse kreativ auf. „Von den Indern haben wir beispielsweise gelernt, wie wir Reis-Cakes machen können", ver¬rät Jessie.

Wie sehr sich die Kulturen hier as¬similiert haben, zeigt auch unser Besuch bei der San-Augustin-Kir-che. Die älteste Kirche der Philippi¬nen steht seit 1993 als Weltkulturer¬be unter dem Schutz der Unesco. Als wir ankommen, finden Hochzeiten im 20-Minuten-Takt statt. Eifrig achten Aufseher darauf, dass keine Touristen während der Zeremonien die Kirche betreten. Vor dem Gotteshaus thronen zwei steinerne chi¬nesische Löwen, einer davon, der männliche, hält einen Ball zwischen den Pfoten. Ein katho¬lisches Gotteshaus mit chinesischen Tempel-wächtern, auch das gibt es auf den Philippinen.

Buntes Licht: Schmutz färbt den Sonnenuntergang

Rechtzeitig zum Sonnenuntergang über dem Meer, für den die Stadt so berühmt ist, kommen wir an der Manila Bay an. „Das bunte Licht ist eine Folge der starken Verschmutzung. Diese hat hier also sogar eine positive Seite", erläutert Jessie. Während wir Richtung Pazifik blicken, ist für ein junges philippinisches Pärchen, das eigentlich den Sonnenuntergang betrachten wollte, die landschaftliche Kulisse plötzlich nur noch Nebensache. Verlegen lächelnd kommen die beiden auf uns zu.

 











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