Donnerstag, 31. März 2016

Zaha Hadid 1950-2016


Zaha Hadid 1950-2016

Author D.Selzer-McKenzie

https://youtu.be/UOhkQQc4cJY

Zaha Mohammad Hadid, DBE,[1] (arabisch زها حديد, DMG Zahā Ḥadīd) (* 31. Oktober 1950 in Bagdad; † 31. März 2016 in Miami, Florida[2]) war eine aus dem Irak stammende Architektin, Architekturprofessorin und Designerin britischer Staatsangehörigkeit. Als erste Frau erhielt sie 2004 die bedeutendste Ehrung in der Architektur, den Pritzker-Architektur-Preis. Im Jahre 2009 wurde ihr das japanische Praemium Imperiale verliehen.

 

Ihr Baustil und Design wird von Architekturkritikern und von ihr selbst als fließend[3] oder als kinetisch (auf der Bewegung basierend) bezeichnet.[4] Hadids Geschäftspartner Patrik Schumacher definiert ihren Stil als parametrisch und meint damit eine „Eleganz geordneter Komplexität und den Eindruck nahtloser Fluidität“ (Fließfähigkeit), was auch den „natürlichen Systemen“ entspricht.[5]

 

 

Zaha Hadids Eltern Wajiha Sabunji (gest. 1983) und Muhammad Hadid (1907–1999) entstammten Familien aus Mosul, die mit Handel, industriellen Investitionen und Immobilien großen Reichtum erlangt hatten. Ihr Vater Muhammad Hadid studierte von 1928 bis 1931 an der London School of Economics, wo er sich auch eine lebenslang anhaltende Bewunderung sowohl für die Ökonomen Sidney Webb, Hugh Dalton, John Maynard Keynes als auch für die sozialdemokratischen Ideen der Fabian Society erwarb.[6] Neben seinem geschäftlichen Engagement wurde er mehrmals Finanzminister und war 1946 Mitbegründer der Iraqi Democratic Party und 1960 der Mitbegründer und Leiter der Progressive Democratic Party.[7] Ihre Eltern pflegten einen westlichen Lebensstil; so wuchs Zaha Hadid mit ihren beiden Brüdern in einem Haus auf, das vom Bauhaus-Stil beeinflusst war.[8] Schon als Kind entwarf sie ihr eigenes Kinderzimmer neu, dieser Plan wurde dann von einem Tischler als Vorlage für viele weitere Kinderzimmer in Bagdad ausgeführt.[9] In den späten 1950er Jahren konnte sie auch den Bau des irakischen Planungsministeriums beobachten, das Gio Ponti als eine Replik des Pirelli-Hochhauses in Bagdad erbauen ließ. Ihre Schulzeit verbrachte sie in einer von katholischen Nonnen geleiteten Klosterschule in Bagdad, später in einem Schweizer [10] und einem englischen Internat.[11] Mit elf Jahren wusste sie, dass sie Architektin werden wollte.[12]

Ausbildung

 

Bis 1971 studierte sie Mathematik an der American University of Beirut. Von 1972 bis 1977 studierte sie Architektur an der Architectural Association School (AA) in London. Unter Leitung von Alvin Boyarsky wurde die AA in den 1970er Jahren ein Zentrum für die Gegenbewegung einer zweiten architektonischen Moderne.[13] Dozenten wie Rem Koolhaas und Bernard Tschumi standen für eine Suche nach neuen Formen jenseits der klassischen Moderne und des Neo-Historismus. Schon damals galt sie als außerordentlich begabt. Ihre Abschlussarbeit war ein Hotel an der Londoner Hungerford Bridge, das sie Malevich’s Tectonics nannte, als Reverenz an den russischen Suprematisten Kasimir Malewitsch.[13] 1977 nahm sie das Angebot an, Mitarbeiterin an Koolhaas’ Office for Metropolitan Architecture (OMA) zu werden und lehrte nun selbst auch an der AA mit ihren OMA-Partnern Rem Koolhaas und Elia Zenghelis. Die britische Hauptstadt wurde zu ihrer Wahlheimat. Dort eröffnete sie 1980 auch ihr eigenes Architekturbüro,[14] der deutsche Architekt und heutige Architekturprofessor Patrik Schumacher (* 1961) arbeitete 1983 für ihr Büro,[12] war seit 1988 ihr Mitarbeiter und ab 2002 Teilhaber (Partner).[15]

Projekte und Objekte

 

1983 erregte sie mit dem – ungebauten – Freizeit- und Erholungspark The Peak Leisure Club an einem Berghang in Hongkong erstmals internationales Aufsehen und erhielt für den Bau eine Auszeichnung. Mit diesem Entwurf war sie 1988 auch an der einflussreichen Deconstructivist Architecture-Ausstellung des New Yorker Museum of Modern Art vertreten und galt daher anfänglich als eine theoretische Vordenkerin des Dekonstruktivismus. Gleichwohl war sie nicht diesem verpflichtet, sondern auf der Suche nach einer erst noch zu findenden Formensprache der Moderne. Lange Zeit waren ihre Projekte den Bauherren zu kühn. Viele nicht ausgeführte Entwürfe stehen für eine lange Durststrecke. Darunter befinden sich ungebaute Projekte wie ein Bürohaus am Kurfürstendamm 70 in Berlin-Charlottenburg, 1. Preis 1986 (mit nur 2,5 m Sockelbreite, den Zuschlag erhielt Helmut Jahn) und der Neue Zollhof in Düsseldorf, 1990 (den Zuschlag erhielt später Frank Gehry).

phæno – die Experimentierlandschaft, 2005, ein Wissenschaftsmuseum in Wolfsburg

 

Erst 1993 schaffte sie den Durchbruch und konnte ihren ersten Entwurf realisieren: das Feuerwehrhaus des Vitra-Werks in Weil am Rhein. Sie verdankte dies der Innovationsfreude von Rolf Fehlbaum, dem geschäftsführenden Inhaber von Vitra, der bereits eine Reihe angesehener Architekten wie Tadao Andō und Frank Gehry für den Bau neuer Produktionsstätten, anderer Firmengebäude und des Vitra Design Museums engagiert hatte. Zwar hatte sie schon 1987 mit dem Bau eines vergleichsweise unauffälligen Hauses mit Wohnhof zur IBA in Berlin-Kreuzberg begonnen, doch wurde dieses erst 1994 fertiggestellt.[16] Ihr größtes Projekt in Deutschland ist das phæno in Wolfsburg (Bauzeit 2001–2005), ein interaktives Erlebnismuseum der Naturwissenschaften, bei dem sie neue Möglichkeiten der dynamischen Gestaltung des Raumes erprobte. Hadid hielt diesen Entwurf für ihr ehrgeizigstes Bauwerk in Deutschland, da es trotz seiner komplexen Konstruktion „schwerelos wirke“.[17] Ihre jüngeren, fließend entworfenen Werke werden als „archaisch und futuristisch“ zugleich beschrieben.[18]

 

Ihre architektonischen Vorbilder waren vor allem die russischen Suprematisten und Konstruktivisten wie Kasimir Malewitsch oder El Lissitzky. Demgegenüber hielt sie die Postmoderne Architektur für eine intellektuelle Katastrophe. Hadids Arbeiten schienen nach Ansicht von Beobachtern dem Credo von Malewitsch zu folgen: „Wir können nur dann Raum wahrnehmen, wenn wir uns von der Erde loslösen, wenn der Auflagepunkt verschwindet.“ (1928) [13] Hadids Abneigung gegen das Primat des rechten Winkels brachte sie auf mathematische Weise zum Ausdruck:

Imre Kertesz 1929-2016


Imre Kertesz 1929-2016

Author D.Selzer-McKenzie

https://youtu.be/NcrPU0DZdys

Imre Kertész [ˈimrɛ ˈkɛrte:s] (* 9. November 1929 in Budapest; † 31. März 2016 ebenda[1]) war ein ungarischer Schriftsteller jüdischer Abstammung. Er erhielt 2002 den Nobelpreis für Literatur.

 

 

Imre Kertész wurde am 9. November 1929[2] in Budapest geboren.[3] Wegen seiner jüdischen Abstammung wurde er mit vierzehn Jahren im Juli 1944[4] (im Verlauf eines gegen Miklós Horthy gerichteten Gendamerieputsches in Budapest, der aber letztlich scheiterte)[5] über Auschwitz in das Konzentrationslager Buchenwald und in dessen Außenlager Wille in Tröglitz/Rehmsdorf bei Zeitz verschleppt.[6] Am 11. April 1945 wurde er befreit[7] und kehrte nach Budapest zurück. Diese ihn bis heute prägende Zeit im Lager verarbeitete er zuerst in dem 1973 vollendeten Roman eines Schicksallosen.

 

Nach seinem Abitur 1948 fand Kertész von 1949 bis 1950 eine Anstellung als Journalist bei der Tageszeitung Világosság, die er jedoch wieder aufgeben musste, da diese zum Parteiorgan der Kommunisten erklärt wurde. Daraufhin arbeitete er zunächst in einer Fabrik und dann in der Presseabteilung des Ministeriums für Maschinenbau und Hüttenwesen. Ende 1951 wurde er zum Militärdienst einberufen.

 

Nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst 1953 begann Kertész in Budapest als freier Schriftsteller und Übersetzer zu arbeiten. Seine schriftstellerische Tätigkeit wurde in seiner Heimat besonders nach dem Aufstand von 1956 durch die kommunistische Diktatur eingeschränkt. Seinen Lebensunterhalt sicherte er sich zunächst mit dem Schreiben von Texten zu Musicals und kleinen Theaterstücken, die er aber nicht zu seinem schriftstellerischen Werk zählt. Als Übersetzer übertrug er unter anderen Werke von Friedrich Nietzsche, Hugo von Hofmannsthal, Arthur Schnitzler, Sigmund Freud, Joseph Roth, Ludwig Wittgenstein und Elias Canetti, welche allesamt sein eigenes Werk entscheidend prägten.

 

1953 lernte Kertész seine spätere Frau Albina Vas kennen, mit der er bis zu ihrem Tod 1995 zusammenlebte.

 

1960 begann er mit der 13-jährigen Arbeit an dem Buch Roman eines Schicksallosen, das zu einem der bedeutendsten Werke über den Holocaust zählt und das seinen Ruhm begründete. Die meisten seiner Texte sind autobiographisch inspiriert. Seine jüngste Buchveröffentlichung Letzte Einkehr. Ein Tagebuchroman, die Kertész selbst als Abschluss seines Werkes bezeichnete, datiert von 2014 (dt. 2015).

 

Eine breitere Rezeption seiner Arbeit setzte erst nach der Wende von 1989 ein. Endlich wurde er auch im Westen bekannt (wobei die Kritikerin Eva Haldimann schon seit 1977 in der Schweiz Rezensionen über seine ungarischen Veröffentlichungen schrieb),[8] seine Werke wurden übersetzt, und er hatte zum ersten Mal ein größeres Publikum.

 

1996 heiratete Kertész in zweiter Ehe die aus Ungarn stammende Amerikanerin Magda Ambrus-Sass. 2001 nahm Kertész zunächst eine Arbeitswohnung in Berlin und lebte schließlich mit seiner Frau dauerhaft in Berlin.

 

2002/2003 war er Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin, von dem er eine Förderung zur Fertigstellung seines Romans Liquidation erhielt. Im Oktober 2002 wurde Kertész mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

 

Im Zusammenhang mit seinem (nicht ins Deutsche übersetzten) Theaterstück Csacsifogat aus den 1950er Jahren hatte ein einstiger Freund, der Autor und Dissident Pál Bán, gegen ihn einen Plagiatsvorwurf erhoben. Dieser Anschuldigung, die in der Zeitung Soproni Ász am 14. November 2002 veröffentlicht wurde, widersprach Kertész.[9] In einer Tagebuchnotiz vom 17. November kommentiert er den unmittelbar nach dem Nobelpreis gegen ihn gerichteten Angriff: „Die Groteske, die mein Leben begleitet. […] es setzt mir mehr zu als nötig.“[10]

 

Am 3. Oktober 2003 hielt Kertész auf Einladung der Landesregierung von Sachsen-Anhalt die Festrede zur zentralen Feier der Deutschen Wiedervereinigung[11] in Magdeburg.[12]

 

Am 29. Januar 2007 war Kertész Gastredner im Deutschen Bundestag anlässlich des offiziellen Gedenktages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Im Rahmen der Gedenkstunde zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus las er aus seinem Roman Kaddisch für ein nicht geborenes Kind.[13]

 

Im November 2012 wurde in der Berliner Akademie der Künste das Imre-Kertész-Archiv der Öffentlichkeit präsentiert. Dem Archiv hatte Kertész schon seit Ende 2001 Manuskripte und Korrespondenz überlassen.[14]

 

Im November 2012 zog Kertész wegen seiner fortschreitenden Parkinson-Erkrankung[15] wieder nach Budapest: „Ich habe Parkinson, sonst wäre ich nie zurückgekommen.“[16] Tatsächlich stand er seinem Heimatland kritisch gegenüber. Schon 1990 verließ er den ungarischen Schriftstellerverband, über den er 2004 anlässlich antisemitischer Vorfälle, die eine größere Austrittswelle verursachten, auch einen polemischen Essay verfasste.[17] Kritisch über Ungarn äußerte er sich weiterhin in zwei Interviews von 2009.[18][19] Als er jedoch 2014 von Ministerpräsident Viktor Orban für den Sankt Stephans-Orden nominiert wurde,[20] nahm er diesen höchsten ungarischen Staatspreis trotz der Gefahr einer politischen Vereinnahmung seiner Person an, denn er sehe die Notwendigkeit, in seinem Land einen „Konsens“ herzustellen.[21] Wie sein Verlag mitteilte, starb Imre Kertész am 31. März 2016.

Werke

Prosawerke

Tetralogie der Schicksallosigkeit

 

Der Roman eines Schicksallosen bildet zusammen mit den Bänden Fiasko, Kaddisch für ein nicht geborenes Kind und Liquidation eine sogenannte „Tetralogie der Schicksallosigkeit“. Diese üblich gewordene Einordnung seiner großen Romane zu einem Zyklus relativiert allerdings Kertész selbst in seinem autobiographischen Dialogroman Dossier K. von 2006, in dem einer seiner beiden Alter Egos sagt: „Trilogie, Tetralogie: das besagt für mich nichts. Ich habe immer nur den Roman geschrieben, den ich gerade schrieb, […]. Mit einer Adorno-Paraphrase gesagt: Nach Auschwitz ist es nicht mehr möglich, Romanzyklen zu schreiben.“ Jedoch habe er auch „nichts dagegen einzuwenden“, wenn diese „organisch“ zustande gekommene Struktur so charakterisiert werde.[22]

„Roman eines Schicksallosen“

 

1975 konnte Kertész in Ungarn seinen ersten Roman Sorstalanság (Schicksallosigkeit) (dt. Mensch ohne Schicksal, 1990; Neuübersetzung Roman eines Schicksallosen, 1996) veröffentlichen, der auf seinen Erfahrungen von Auschwitz und Buchenwald aufbaut. An dem Buch hatte er von 1960 bis 1973 gearbeitet. Zunächst wurde es 1973 von einem der staatlichen Verlage Ungarns abgelehnt. Nach seiner Veröffentlichung 1975 wurde es lange Zeit totgeschwiegen.[23] Erst 1985 brachte ihm die Neuauflage in einem liberaleren politischen Klima die gebührende literarische Anerkennung.

 

Als Sorstalanság 1973 mit der Begründung abgelehnt worden war, Kertész komme mit „«diesem Thema»“ (Auschwitz) angeblich „zu spät“, antwortet er hierauf im Tagebuch: „Denke ich an einen neuen Roman, denke ich wieder nur an Auschwitz.“[24] Dies bedeutet dennoch nicht, dass Sorstalanság autobiographisch im einfachen Sinn des Wortes ist, also lediglich das Lagererlebnis seines Autors wiedergibt, wie eine oberflächliche Lektüre vermuten lassen könnte. Kertész selbst bemerkt dazu, dass er zwar eine autobiographische Form verwendet, aber keinen autobiographischen Text geschrieben habe: „Das Autobiographischste“ an dem Roman sei, dass es in ihm „nichts Autobiographisches gibt.“[25] Seine frühen Arbeitsnotizen legen vielmehr nahe, dass der erzählerisch dargestellte Arbeitsdienst eine Allegorie für seine exemplarische „Arbeit an sich selbst“ ist, die er nach seiner Befreiung aus dem Lager als werdender Autor in Budapest leistete. Mit dieser unterscheide er sich vom zeittypischen „funktionalen Menschen“, der sich ideologisch leiten lässt und so das „existentielle Erlebnis seines Lebens“ versäumt respektive „ohne eigenes Schicksal“ bleibt.[26] Als Schriftsteller sehe er sich dagegen als jemand, der seine persönlichen Erlebnisse in eigener Verantwortung zu deuten versucht, bei allem Zwang der Verhältnisse also zumindest „die Sprache und die fertigen Begriffe nicht akzeptiert.“[27] Zum Titel des Romans gibt Kertész in einer Notiz von 1965 Auskunft: „«Roman einer Schicksalslosigkeit» – als möglicher Titel […]. Was bezeichne ich aber als Schicksal? Auf jeden Fall die Möglichkeit der Tragödie. Die äußerste Determiniertheit aber, die Stigmatisierung, die unser Leben in eine durch den Totalitarismus gegebene Situation, in eine Widersinnigkeit presst, vereitelt diese Möglichkeit: Wenn wir also als Wirklichkeit die uns auferlegte Determiniertheit erleben statt einer aus unserer eigenen – relativen – Freiheit folgenden Notwendigkeit, so bezeichne ich das als Schicksalslosigkeit.“[28]

 

Das Buch wurde 2003–2004 von Lajos Koltai unter dem Titel Sorstalanság (dt. Fateless – Roman eines Schicksallosen) verfilmt. Die deutsche Fassung wurde 2005 auf der Berlinale vorgestellt. Der Film folgt streng dem Drehbuch Sorstalanság. Filmforgatókönyv, 2001 (dt. Schritt für Schritt, 2002) von Kertész.[29]

„Fiasko“ und „Kaddisch für ein nicht geborenes Kind“

 

Die Erfahrung der Ablehnung von Sorstalanság hat Kertész in A kudarc, 1988 (dt. Fiasko, 1999) geschildert. Hier zeichnete Kertész die schwierige Entstehungsgeschichte seines Romanerstlings und die Existenz eines Schriftstellers unter den Bedingungen einer Diktatur nach.

 

Dieser Roman wird als zweiter Teil der Tetralogie angesehen, deren dritter Teil Kaddis a meg nem született gyermekért, 1990 (dt. Kaddisch für ein nicht geborenes Kind, 1992) ist. In dem Roman geht es um die bleibenden Folgen der Schoa, um das Überleben nach Auschwitz. Kaddisch ist der Titel eines Gebets, das die Juden für ihre Toten sprechen. In Kaddis a meg nem született gyermekért taucht die Hauptgestalt György Köves aus Sorstalanság und A kudarc wieder auf. In Form seines Kaddisch gibt das Buch den Monolog eines Schriftstellers und Holocaust-Überlebenden wieder, der nach Auschwitz kein neues Leben mehr in eine Welt setzen will, die die Existenz von Auschwitz zugelassen hat.

„Liquidation“

 

Den vierten Teil der „Tetralogie der Schicksallosigkeit“ bildet das Werk Felszámolás, 2003 (dt. Liquidation, 2003). Darin wird ein ominöses Theaterstück, das der in Auschwitz geborene Autor B. (oder Bé) vor seinem Selbstmord geschrieben hat, für einen mit ihm befreundeten Budapester Intellektuellen, den Verlagslektor Ádám Keserű (nach ungar. keserű = bitter), „zum Gegenstand obsessiven Gedenkens und Erinnerns“[30] an den nun abwesenden Freund B. und an sein eigenes, gegenwärtiges Leben. Im Gegensatz zu dem hinterlassenen Theaterstück bleibt indes ein ebenfalls von B. geschriebener Roman, der die Grundlage des Theaterstücks gewesen sein soll, verschollen. Judit, die geschiedene Frau von B., hatte ihn verbrannt.

 

    „Es geht um Auschwitz und nicht um romantische Ironie. Es geht nicht um die heitere Unendlichkeit sich unablässig spiegelnder Fiktionen. Es geht um Tod, Mord, Selbstmord und Liquidation. Held B. ist im Jahr 1944 in Auschwitz geboren und im Stalinismus groß geworden. Er hat, wie Kertész, das eine Lager mit dem anderen vertauscht. Doch anders als Kertész erträgt er die im Jahr 1990 anbrechende Freiheit nicht. Denn eine Freiheit ohne Mauern ist, genau genommen, keine Freiheit, sondern ein Zustand. Ein Zustand, an den man sich gewöhnen kann. An den er sich nicht gewöhnen wollte. Er war, heißt es an einer Stelle, ein Schriftgelehrter. Es ist dieser Glaube an die Schrift als die einzige Wahrheit, der diesem Werk über alle Beschwernisse hinweg große Würde verleiht. Es ist ein Schriftglaube, wie man ihn aus den großen Kunstreligionen, aus den Schriften der Buchheiligen Stéphane Mallarmé, Gustave Flaubert oder Edmond Jabès – ihren Träumen von einem absoluten Buch über Nichts – zu kennen meint. Aber das täuscht. Mit der poetischen Kabbala der vorletzten Jahrhundertwende hat dieser Schriftglaube nichts zu tun. Sein Ursprung liegt nicht im Salon, sondern im KZ. Seine Voraussetzung ist nicht Manierismus, sondern Zerstörung.[31]“

 

– Iris Radisch, © Die Zeit, 2003

Erzählungen, Essays

 

Einer der frühesten von Kertész erhaltenen Texte ist die Ende der 1950er Jahre geschriebene Erzählung Világpolgár és zarándok (dt. Erdenbürger und Pilger, Erstveröffentlichung 2005).[32] Es handelt sich um eine Nacherzählung der biblischen Geschichte von Kain und Abel, mit der Kertész offenbar auf den jüngstvergangenen Judenmord anspielt. Ein weiterer Text aus dieser Zeit ist das Fragment Èn,a hóhér (dt. Ich, der Henker), das Kertész in den Roman Fiasko integrierte.[33] Damit parodiert er die „schwülstigen und voller Paradoxien steckenden Bekenntnisse der Nazikriegsverbrecher, wie sie damals in großer Zahl veröffentlicht wurden“[34]

 

1977 erschien von Kertész in Ungarn der Band A nyomkereső (Der Spurensucher) mit zwei kurzen Prosatexten. In der Titelgeschichte (dt. 1999)[35] tritt der aus seinem Erstlingsroman bekannte Protagonist dreißig Jahre nach seiner Deportation nach Auschwitz-Birkenau diese Reise noch einmal an. Die für Kertész wichtige Kritikerin Eva Haldimann (Neue Zürcher Zeitung) schreibt dazu 1977: „Der Sucher geht der grauenvollen Vergangenheit nach, die er jedoch vergebens heraufzubeschwören versucht. Nichts ist gleichgeblieben, das Erlebnis ist verkümmert; ja sogar der Besucher muss feststellen, dass die Vergangenheit auch in ihm zu Schweigen geworden ist.“[36] Der zweite Kurzroman dieses Bandes, Detektívtörténet (dt. Detektivgeschichte, 2004), ist in Südamerika angesiedelt und schildert den Mechanismus des Terrors aus dem Blickwinkel eines Mitglieds der politischen Polizei. Kertész gab an, formal ähnele die Detektivgeschichte einem „Groschenroman“, wie übrigens auch schon der Roman eines Schicksallosen, den er „in vielen Punkten“ nach denselben „Gesetzen“ geschrieben habe.[37] Ebenfalls von Ende der 1970er Jahre datiert die Erzählung A pad (dt. Die Bank, Erstveröffentlichung 2005).[38] Kertész schildert dort, wie ein junger Budapester Journalist während des Stalinismus die von ihm erwartete Linientreue verweigert. Nach einer quälenden Phase der oberflächlichen Anpassung entschließt er sich endlich dazu, sich in seiner Redaktion „– zum ersten Mal seit langem – wieder krank zu melden“, wodurch er eine „aberwitzige Erleichterung“ erfuhr.[39]

 

Kurz nach der Wende von 1989 berichtet Kertész in den beiden Erzählungen Budapest, Bécs, Budapest, 1990 (dt. Budapest, Wien, Budapest, 2001)[40] und Jegyzőkönyv, 1991 (dt. Protokoll, 1994)[41] von seinen ersten Erfahrungen mit der neuen Reisefreiheit und der z. T. immer noch repressiven ungarischen Bürokratie. Vor allem letzterer Text, der von einer schikanösen Zollkontrolle handelt und eher als Gelegenheitsarbeit gedacht war, wurde in Ungarn ein großer Erfolg. Hierüber schrieb Kertész rückblickend in Dossier K. in Form eines Dialogs seiner beiden Alter Egos: „Ich wollte mich einfach nur von dem beschämenden Erlebnis befreien.“ „Jedenfalls schlug die Novelle wie eine Bombe ein; noch im Erscheinungsjahr trug Mihály Kornis den Text als Monodrama auf der Literaturbühne des József-Katona-Theaters vor, Péter Esterházy schrieb eine Brudernovelle dazu,[42] beide Geschichten erschienen bald darauf, sowohl auf Ungarisch als auch auf Deutsch, zusammen in einem schmalen Band und kamen auch als sogenanntes Hörbuch auf Kassetten in Umlauf. […] Wenn ich die Erzählung aus der Sphäre der Tagesaktualität zurücknehme und sie in die Reihe meiner Werke eingliedere, dann muss ich diese Novelle heute als Ausgangspunkt meiner Neubesinnung bezeichnen, als Resultat eines ersten Sichumblickens in der neuen Situation. Der ersten Verblüffung….“[43] In der weiteren Erzählung Az angol lobogó, 1991 (dt. Die englische Flagge, 1999) wiederholt Kertész in komprimierter Form die bereits im zweiten Teil von Fiasko dargestellte Wandlung des Protagonisten vom ›Journalisten‹ zum ›Fabrikarbeiter‹ und schließlich zum künstlerischen ›Autor‹.[44]

 

Nach der Wende entstanden zum ersten Mal auch essayistische Texte und Reden, die für eine tagesaktuelle Rezeption bestimmt waren. Diese Texte von 1990 bis 2004 sind in Die exilierte Sprache enthalten. Zuvor erschien in Ungarn bereits der Sammelband A gondolatnyi csend, amíg kivégzőosztag újratölt, 1998 (dt. Eine Gedankenlänge Stille, während das Erschießungskommando neu lädt, 1999).

Autobiographische Werke

„Galeerentagebuch“

 

1992 veröffentlichte Kertész das Gályanapló (dt. Galeerentagebuch, 1993). In dieser „Galeerenarbeit der Selbstdokumentation“[45] geht Kertész Fragen der Determiniertheit und Freiheit des Individuums sowie der verlorenen Möglichkeit seiner Entfaltung in einer totalitären Welt nach. Das als Roman deklarierte Werk ist ein Tagebuch in literarisch aufbereiteter, redigierter Form. Es umfasst die Jahre 1961–1991. Neben persönlichen Erfahrungen dokumentiert Kertész dort seine Auseinandersetzung mit einer Vielzahl philosophischer und literarischer Autoren der Weltliteratur, die jeweils für seine eigene Arbeit relevant waren (Kant, Schopenhauer, Nietzsche, Freud, Camus, Sartre, Adorno, Kafka, Thomas Mann, Márai, Beckett u. a.).

„Ich – ein anderer“

 

„Meine einzige Identität ist die des Schreibens“, bekennt Kertész in Valaki más. A változás krónikája, 1997 (dt. Ich – ein anderer, 1998).[46] Dieser Roman ist eine Art Fortsetzung des Galeerentagebuchs für die Jahre 1991 bis 1995, in denen sich Kertész’ Leben grundlegend veränderte: Aus dem Gefängnisleben wird ein rastloses Nomadenleben mit Lesereisen durch viele Länder, an dem er Gefallen findet, das ihn in der ständigen Zerstreuung aber auch bedrückt. Durch die Umstände sieht er sich genötigt, seine Identität neu zu definieren. Dabei nimmt er die Position eines Individuum ineffabile ein, das sich generell einer Objektivierung entzieht. Schon 1977 hatte er im Galeerentagebuch bemerkt, mit dem „Schreiben“ versuche er, seine „Determiniertheiten“ zu überwinden und „nicht als das zu erscheinen, was ich bin“[47]. Um seine Würde zu wahren verweigert er nun ebenso jede kollektive Identität, wie etwa die als Jude, „über den man in der Mehrzahl reden kann, der ist, wie die Juden im allgemeinen sind, dessen Kennzeichen sich in einem Kompendium zusammenfassen lassen wie die einer nicht allzu komplizierten Tierrasse“[48], aber auch eine Identifizierung mit seiner früheren persönlichen Existenz: „Schon seit langem suche ich weder Heimat noch Identität. Ich bin anders als sie, anders als die anderen, anders als ich.“[49]

 

Ich – ein anderer ist eine Reise durch verschiedene Städte, Lebensphasen und durch die Geschichte des 20. Jahrhunderts. Budapest, Berlin, Wien, Leipzig, München, Tel Aviv – alles Orte, die der Erzähler in seinen Reisen aufsucht, auf Lesetour, für einen Vortrag, um einen Preis entgegenzunehmen. Kertész legte 1997 mit diesem Buch einen Roman vor, der mehr noch als seine bisherigen Werke wie Roman eines Schicksalslosen oder Galeerentagebuch mit Autobiographischem verwoben ist oder sogar autobiographisch ist.

 

Gleichzeitig ist Ich – ein anderer auch das Zeugnis einer existenziellen Krise zwischen „Leben und Tod“, die der Erzähler, der seine Identität als „sich selbst schreibende Identität“ definiert, durchlebt: „mein Körper strebt Richtung Tod, mein Kopf dreht sich zum Leben um, mein Fuß holt unschlüssig zu einem Schritt aus. Einem Schritt wohin? Egal, denn wer den Schritt tut, bin schon nicht mehr ich. Das ist ein anderer.“[50]

„Dossier K.“

 

Eine Art autobiographisches Kreuzverhör präsentierte Kertész 2006 mit dem Roman K. dosszié (dt. Dossier K.: eine Ermittlung, 2006). In der Folge eines Interviews, das sein Freund Zoltán Hafner über Monate hinweg mit ihm führte und auf Tonband aufzeichnete, gelangte Kertész zu der Idee einer Selbstbefragung, in der sich das autobiographische Ich mit seinem eigenen eloquenten Kritiker auseinandersetzt. In einem Interview sagte er der Stuttgarter Zeitung über sein Lebenstrauma und die Rolle des Schreibens:

 

    „Wenn ich im Konzentrationslager überleben will, muss ich seiner Logik folgen. Diese willentliche oder nicht willentliche Kollaboration ist die größte Schande des Überlebenden, er kann sie nicht eingestehen. Der Schriftsteller kann es. Denn die Literatur besitzt eine besondere Aufrichtigkeit.[51]“

 

– Imre Kertész, (Stuttgart, 2006)

 

Viel mehr als seine Person – angesichts der Erfahrung von Auschwitz eine unsichere Größe – rückte Kertész sein Werk in den Vordergrund: „Sein Selbstverhör zieht die ästhetische Konsequenz dieser Erfahrung“, kommentierte die tageszeitung und stellte weiter fest, Kertész habe nicht den Anspruch, „eine moralische Instanz zu sein. Eben deshalb ist er es.“[52]

„Letzte Einkehr“

 

Anlässlich Kertész’ 80. Geburtstag druckte die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) vom 7. November 2009 von ihm das Anfangskapitel eines damals noch in Arbeit befindlichen Prosastücks: Die letzte Einkehr – Doktor Sonderberg. Ähnlich dem Selbstgespräch in Dossier K. steht der Protagonist Sonderberg in Beziehung zu einer zweiten Figur, dem berichtenden Erzähler, der Sonderbergs Aussagen wiedergibt. Sonderberg reflektiert über die biblische Geschichte von Lot und dessen Flucht aus Sodom, wozu er eine Nacherzählung aus seiner eigenen, heutigen Perspektive verfassen will. Die hauptsächliche Sünde der Sodomiter sieht er dabei nicht in sexuellen Verfehlungen, sondern in deren Konformismus, der jede Rationalität und Verantwortlichkeit untergräbt. Offenbar besteht ein Bezug zu Kertész’ eigener Entscheidung von 2001, seinen Lebensmittelpunkt aus Budapest nach Berlin zu verlegen. Entsprechend äußerte er sich zur gleichen Zeit in den beiden Interviews von Tilman Krause, In Ungarn haben Antisemiten das Sagen und Ungarn diskutiert über das WELT-Interview von Imre Kertész (5./ 10. November 2009, Die Welt) kritisch über das kulturelle Klima in seinem Heimatland und betont, er selbst wolle sich von allen nationalen oder rassischen Gemeinschaften fernhalten.

 

2013 erschien von Kertész der Band Letzte Einkehr. Tagebücher 2001–2009 (bzw. 2011 daraus die Tagebücher 2001–2003 auf Ungarisch: Mentés másként). Der geplante Prosatext Die letzte Einkehr wurde nicht vollendet, ist aber als Fragment in den Tagebuchband aufgenommen (allerdings ohne das 2009 in der NZZ veröffentlichte Sonderberg-Kapitel). Im Tagebuch beschreibt Kertész sein neues Leben im Westen, wo er eine Reihe von Bekanntschaften mit prominenten Künstlern pflegt (u. a. Ligeti, Dorst, Barenboim). Weiterhin berichtet er von der Fertigstellung neuer Romane (Liquidation 2003, Dossier K. 2005) und der Entstehung des Films Fateless (2003–2005). Dabei scheint immer auf, dass der literarische Ruhm nach dem Nobelpreis 2002 (vielleicht noch mehr als einst die geistige Isolierung) für Kertész’ Kreativität problematisch war und er sich ihren Erhalt hart erkämpfen musste. Belastend war auch die bei ihm im Jahr 2000 diagnostizierte Parkinson-Erkrankung, die ihn dazu zwang, als Schreibgerät einen Laptop zu nutzen.[53] Durch das gesamte Buch zieht sich ferner sein Plan, mit Die letzte Einkehr einen letzten fiktionalen Text zu schreiben, der ihn in autobiographischer Manier gleichsam bis zu seinem Tod begleitet, im Gegensatz zum Tagebuch aber vom persönlichen Detail abstrahiert. Dass dieser letztlich nur als ein verstreut veröffentlichtes Fragment vorliegt, erinnert durchaus an eine romantische Geste, denn Kertész hinterlässt einen bis zur Grenze des Möglichen ausgeführten und dann demonstrativ unvollendet gelassenen Text. Für diese Sicht spricht auch sein Tagebucheintrag vom 31. Juli 2001: „Dann wäre also, könnte man sagen, jede große Kunst, jede bedeutende Stilrichtung für dich romantisch? Aber natürlich, würde ich antworten. Es gibt zwei Arten von Kunst: romantische und schlechte Kunst …“[54]

 

Auf der Grundlage der Tagebücher erschien 2014 (dt. 2015) schließlich Letzte Einkehr. Ein Tagebuchroman (orig.: A végső kocsma), welches Buch Kertész in der Widmung selbst als „Krönung“ seines (Gesamt-)„Werkes“ bezeichnet. Von den Tagebüchern unterscheidet es sich durch einige Kürzungen und den weitgehenden Verzicht auf Daten, vor allem aber durch die Einfügung des Sonderberg-Kapitels gegen Ende des Textes, wodurch dieser insgesamt einen fiktiven Charakter annimmt. Denn die Tagebuch-Passagen können nun als die von Sonderberg nacherzählte Geschichte von Lot gedeutet werden, wobei der Schriftsteller Imre Kertész, der die Tagebücher verfasst hat, zu einer fiktiven Figur in Sonderbergs Lot-Roman wird. Vorbildlich für diese Konstruktion, bei der eine autobiographische Erzählung mit einer biblischen Geschichte kombiniert wird, sind Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge von Rilke, wo entsprechend die Fabel vom Verlorenen Sohn den Text abschließt.[55] Dieser war (in Rilkes Fassung der Erzählung) von zu Hause geflohen, weil er die vereinnahmende Liebe seiner Familie nicht ertrug; dazu analog ist Kertész’ geistige (und zeitweise auch nationale) Emigration.

Künstlerisches Selbstverständnis

Gedenktafel Markt 19 (Weimar) Imre Kertész

Poetologie

 

Das von Kertész vertretene Selbstverständnis als Autor ist bestimmt durch den Anspruch, eine sogenannte „exilierte Sprache“ zu verwenden. Damit widerstreite er der „totalitäre[n] Sprache“ offizieller Instanzen, welche die Menschen dazu verleite, sich einer äußerlich aufgezwungenen „Rolle“ oder „Funktion“ blind zu unterwerfen und damit ihre eigene „Persönlichkeit“ zu verleugnen.[56] Der „Ideologie“, die häufig von „theoretischen Intellektuellen“ durch abstrakte „wissenschaftliche Betrachtungen“ legitimiert werde, setze er als „Schriftsteller“ die konkrete „menschliche Erfahrung“ entgegen: „weit höher als jeden theoretischen Ernst schätze ich die Erfahrung.“[57]

 

Ein weiteres Charakteristikum seiner schriftstellerischen Tätigkeit ist das schon früh artikulierte „Verlangen, Zeugnis abzulegen“ von der Möglichkeit einer individuellen „Existenz“.[58] Dies könne auf eine durchaus sachliche Weise und ohne künstlerischen Anspruch im herkömmlichen Sinne geschehen: „Zeigen (und Vorzeigen), wie der Kampf um die Herstellung eines klaren Bewusstseins abläuft: das genügt – und nur das ist es, was genügt.“ Das Ziel sei dabei keine „unwiderlegbare Wahrheit“, sondern lediglich ein „Zeugnis“ für die „vielversprechende Möglichkeit des Funktionierens des normalen Geistes“.[59]

Traditionslinien

 

In seinem Tagebuch Letzte Einkehr betont Kertész, obwohl er „ungarisch schreibe“, gehöre er im Grunde nicht zur ungarischen Literatur, sondern „zu jener in Osteuropa in Erscheinung getretenen jüdischen Literatur, die in der Monarchie und dann in den Nachfolgestaaten hauptsächlich auf Deutsch, aber nie in der Sprache der jeweiligen nationalen Umgebung geschrieben wurde und nie Teil der nationalen Literatur“ gewesen sei. Damit setze er die Linie fort, die von Franz Kafka und Paul Celan gezogen wurde. Letztlich sei die jeweils gewählte Sprache, mit der „von der Ausrottung der europäischen Juden erzählt“ werde, „zufällig“: „und welche Sprache es auch ist, sie kann nie Muttersprache sein.“ Auch die „deutsche Sprache“, in die seine Werke – zu seinem „Glück“ – übersetzt wurden, sei „nur zeitweilige Herberge, vorübergehender Unterschlupf für die Obdachlosen“.[60]

 

Als konkretes Vorbild für Kertész’ Anliegen, ein „Zeugnis“ für ein funktionierendes geistiges Vermögen zu geben, kann der ungarische Exilschrifteller Sándor Márai gelten, der 1934 (noch in Ungarn) am Schluss der Bekenntnisse eines Bürgers formulierte: „wer heute schreibt“ wolle „nur Zeugnis ablegen“ für den möglichen „Triumph des Verstandes“.[61]

 

Kertész machte deutlich, dass er sich generell an der „Weltliteratur“ (und nicht am heimischen Literaturbetrieb) orientiert habe, in deren Tradition er sich somit stellt. Zu Beginn seiner Arbeit habe er erkannt, dass er „Zeit, Zeit, und zwar unendlich viel Zeit brauchte“, da er zunächst „die ganze Weltliteratur lesen musste“.[62] Dafür sei er „nie in diesem Literaturbetrieb gewesen“, sondern habe stets „ganz ruhig zu Hause gearbeitet“: „Ich habe große Literatur gelesen, Dostojewski, Flaubert […].“[63]

 

Zur von Kertész gelesenen Weltliteratur zählen auch die großen Werke der Philosophie. Ausdrücklich berief er sich auf die Traditionslinie Kant/ Schopenhauer/ Nietzsche.[64] Letzteren bezeichnet er in dem Vortrag Die exilierte Sprache sogar als seinen „Lehrmeister“, der ihn „mit seinem radikalen Denken und seinem klaren, hinreißenden Stil“ entscheidend beeinflusst habe.[65] Schließlich bringt er das in Dossier K. enthaltene Selbstgespräch auch mit den Platonischen Dialogen in Verbindung. In der Vorbemerkung zu seinem späten autobiographischen Text schreibt er: „Folgt man […] dem Vorschlag Nietzsches, der den Roman von den Platonischen Dialogen herleitet, dann hat der Leser eigentlich einen Roman in der Hand.“[66]

Die Darstellbarkeit von Auschwitz

 

Laut Cornelius Hell war Imre Kertész einer der großen künstlerischen und denkerischen „Deuter der Gegenwart, die er beharrlich als Welt nach Auschwitz literarisch gestalte und denkerisch auslote“.[67] Seine poetologischen Reflexionen gelten der Darstellbarkeit von Auschwitz, der Bedeutung von Auschwitz für die europäische Kultur und Werteordnung und der Rolle seines Judentums nach der Shoah.

 

Für Kertész kann „einzig die ästhetische Einbildungskraft“ eine „relevante Vorstellung vom Holocaust“ vermitteln.[68] Weder realistische Bilder der KZ-Gräuel noch massenwirksame filmische Adaptionen des Stoffes, wie die in Steven Spielbergs Film Schindlers Liste, würden dieser Aufgabe gerecht.[69] László F. Földényi erläutert in seinem Imre-Kertész-Wörterbuch diese ästhetische Position Kertész’, die dieser unablässig in Tagebucheinträgen, Essays und Reden umkreist: Sie bedeute die Verwandlung der unbeschreiblichen, das heißt prä-ästhetischen Erlebnisse, in beschreibbare, das heißt ästhetische, ohne den realen Ereignissen durch die Ästhetik Gewalt anzutun. Das heiße auch, dass die ästhetische Form den Rohstoff spiegeln müsse, der jeder Gestaltung vorausgeht. Diese sei keine rein ästhetische Schöpfung, sondern als poetisches Zeugnis ein „neues ethisches Gebot“.[70] Nach Kertész ist die ästhetisch zu gewinnende Vorstellung „nicht mehr allein der Holocaust, sondern die sich im Weltbewusstsein widerspiegelnde ethische Konsequenz des Holocaust“.[71] Er argumentiert, „das Wesentliche“ bestehe letztlich weder in tragischen Einzelschicksalen (z. B. dass „an Frau Schwarz Unrecht verübt, eventuell auch ihre Familie ausgerottet worden ist“) noch in dem, „was mit den Juden geschehen ist“, sondern in dem, „was mit den europäischen Werten geschehen ist. Die Offenbarung des Holocaust besteht nämlich darin, dass wir von einer Wertkrise zu einer endgültigen Zurücknahme der Werte gekommen sind. Die Offenbarung am Berg Sinai hat mit dem, was in Auschwitz offenbar worden ist, ihre Geltung verloren.“[72]

„Atonales Schreiben“

Arnold Schoenberg (um 1948)

Theodor W. Adorno (1964)

 

Paul Celan, Tadeusz Borowski und Jean Améry sind für Kertész Zeugen des literarischen Sprechens, das er „Nach-Auschwitz-Sprache“ nennt. Mit einem Fachwort aus der Musik Arnold Schönbergs charakterisierte er sie als „atonale Sprache“. Diese stütze sich nicht mehr auf eine „allgemein anerkannte Moral“, die – entsprechend dem „humanistische[n] Weltbild des neunzehnten Jahrhunderts“ – traditionell „das Beziehungsgeflecht von Sätzen und Gedanken“ bestimmt habe.[73] Földényi fasst die poetologischen Grundsätze Kertész’ in der Sentenz zusammen: „Nach Auschwitz läßt sich nur noch in einer atonalen Sprache authentisch schreiben“.[74] Damit bezieht er sich kritisch auf das zum „Gemeinplatz“ verkommene[75] Verdikt Adornos: „Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch.“ Andererseits gewann Kertész die konzeptionelle Grundlage für sein Schreiben aus Adornos musikästhetischen Schriften: Durch die Lektüre Adornos sehe er, dass die Technik seines Romans eines Schicksallosen „der Zwölfton- bzw. Reihentechnik, also einer integralen Kompositionsmethode“ folge: „Sie verbietet freie Charaktere […] die totalitäre STRUKTUR diktiert die Erzählung“. Kertész verneint also die herkömmliche Vorstellung einer dem Determinismus enthobenen, voraussetzungslosen Freiheit – ungeachtet dessen lässt er die Möglichkeit einer individuellen Verantwortung bestehen: „die Erhellung besteht in der Prüfung unseres Anteils am Zustandekommen dieser STRUKTUR“.[76] Aber eben ein solches Eingeständnis der „eigenen Beteiligung“ an totalitären Strukturen, der ein „Akt der Freiheit“ sein könnte, werde gemeinhin als befremdend empfunden und stoße „immer auf das Verbot der Überlebenden“.[77]

 

Nach Dietmar Ebert entspricht die Multiperspektivität in diesem Roman der Atonalität in der Musik. Die Sprache in diesem Gegenentwurf zum klassischen Bildungsroman sei durchsetzt von Situationsbeschreibungen, fotografischen Ansichten, filmischen Sequenzen und surreal wirkenden Bildern. Die Sprache des erzählenden Jungen sei sowohl klar und folgerichtig als auch irritierend und befremdend. Wie in den Sinfonien Gustav Mahlers aus großen sinfonischen Stürmen unmittelbar elegisch-schöne Passagen ertönten, tauchten in der Prosa Kertész’ unvermittelt Sätze von sprachlicher Schönheit auf. So werde die Verbindung zwischen der Kompositionsmethode Gustav Mahlers und Imre Kertész’ deutlich: In einer von Tod und Katastrophen geprägten Welt suchten sie – mit den Worten Adornos gesprochen – nach „unerlaubtem Glück“.[78] Der nach Földényi skandalöse und nur schwer zu verstehende Schlusssatz des Romans eines Schicksallosen vom „Glück in Auschwitz“ in der Pause zwischen den Qualen[79] wird unter dem Aspekt des atonalen Schreibens „als Schlussakkord jener Provokation“ verstanden, mit der Kertész die „erwarteten Darstellungsmuster des Holocaust durchbrochen hat“.[80]

Werke (in deutscher Übersetzung)

 

    Mensch ohne Schicksal. (Orig.: Sorstalanság.) Übersetzt von Jörg Buschmann. Rütten und Loening, Berlin 1990, ISBN 3-352-00341-6.

    Kaddisch für ein nicht geborenes Kind. (Orig.: Kaddis a meg nem született gyermekért.) Übersetzt von György Buda und Kristin Schwamm. Rowohlt, Berlin 1992, ISBN 3-499-22574-3.

    Galeerentagebuch. (Orig.: Gályanapló.) Übersetzt von Kristin Schwamm. Rowohlt, Berlin 1993, ISBN 3-499-22158-6.

    mit Péter Esterházy: Eine Geschichte. Zwei Geschichten. Übersetzt von Kristin Schwamm und Hans Skirecki. Berlin Verlag, Berlin 1994. Neuausgabe: mit Péter Esterházy und Ingo Schulze: Eine, zwei, noch eine Geschichte/n. Berlin Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-442-76202-6.

    Eine Zurückweisung. Buch und CD zum Brandenburgischen Literaturpreis 1995. Brandenburgisches Literaturbüro, Vacat, Potsdam 1995, ISBN 3-930752-07-7.

    Roman eines Schicksallosen. (Orig.: Sorstalanság.) Neu übersetzt von Christina Viragh. Rowohlt, Berlin 1996, ISBN 3-499-22576-X.

    Ich – ein anderer. (Orig.: Valaki más.) Übersetzt von Ilma Rakusa. Rowohlt, Berlin 1998, ISBN 3-87134-334-X.

    Die englische Flagge. Erzählungen. Übersetzt von György Buda und Kristin Schwamm. Rowohlt, Reinbek b. Hamburg 1999, ISBN 3-498-03518-5.

    Eine Gedankenlänge Stille, während das Erschießungskommando neu lädt. Essays. Übersetzt von György Buda unter anderen. Rowohlt, Reinbek b. Hamburg 1999, ISBN 3-499-22571-9.

    Fiasko. (Orig.: A kudarc.) Übersetzt von György Buda u. Agnes Relle. Rowohlt, Reinbek b. Hamburg 1999, ISBN 3-499-22571-9.

    „Heureka!“. Rede zum Nobelpreis 2002. Übersetzt von Kristin Schwamm. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-518-06702-8.

    Der Spurensucher. Erzählung (Orig.: A nyomkereső). Übersetzt von György Buda. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-518-22357-7.

    Schritt für Schritt. Drehbuch zum „Roman eines Schicksallosen“. Übersetzt von Erich Berger. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-518-12292-4.

    Liquidation. (Orig.: Felszámolás.) Übersetzt von Laszló Kornitzer u. Ingrid Krüger. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-518-41493-3.

    Die exilierte Sprache. Essays und Reden. Vorwort von Péter Nádas, übersetzt von Kristin Schwamm, György Buda u. a., Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-518-45655-5.

    Detektivgeschichte. (Orig.: Detektívtörténet.) Übersetzt von Angelika und Péter Máté. Rowohlt, Reinbek b. Hamburg 2004, ISBN 3-498-03525-8.

    Protokoll. Erzählung. Mit Zeichnungen von Kurt Löb, übersetzt von Kristin Schwamm. Verlag Thomas Reche, Neumarkt 2004, ISBN 3-85165-654-7.

    Dossier K.: eine Ermittlung. (Orig.: K. dosszié.) Übersetzt von Kristin Schwamm. Rowohlt, Reinbek b. Hamburg 2006, ISBN 3-498-03530-4.

    Heureka! Gespräche und eine Rede. Mit Radierungen von Susanne Thuemer. Verlag Thomas Reche, Neumarkt 2006, ISBN 3-85165-654-7.

    Man musste durch die Hölle gehen. In: Martin Doerry (Hrsg.): Nirgendwo und überall zu Haus. Gespräche mit Überlebenden des Holocaust. DVA, München 2006, ISBN 3-421-04207-1, S. 152–159. (auch als CD)

    Opfer und Henker. Erzählungen. Übersetzt von Christian Polzin, Ilma Rakusa, Agnes Relle und anderen. Transit, Berlin 2007, ISBN 978-3-88747-220-7.

    Die letzte Einkehr – Doktor Sonderberg. Vorabdruck der Einleitung eines in Arbeit befindlichen Textes, übersetzt von Ilma Rakusa. Neue Zürcher Zeitung, 7. November 2009. (Online)

    Letzte Einkehr. Tagebücher 2001–2009. Prosafragment. Übersetzung Kristin Schwamm, Adan Kovacsics. Rowohlt Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-498-03562-4.

    Letzte Einkehr. Ein Tagebuchroman. Prosafragmente. Übersetzung Kristin Schwamm, Adan Kovacsics und Ilma Rakusa. Rowohlt Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-499-26910-3.

 

Briefe

 

    Briefe an Eva Haldimann. Übersetzt von Kristin Schwamm. Rowohlt, Reinbek b. Hamburg 2009, ISBN 978-3-498-03545-7.

 

Preise und Ehrungen

Imre Kertész in Szeged, Ungarn 2007

Internationale Preise

 

Kertész wurde 1995 mit dem Brandenburgischen Literaturpreis, 1997 mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung, dem Jeanette Schocken Preis der Stadt Bremerhaven, dem Friedrich-Gundolf-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, 2000 mit dem Herder-Preis, dem WELT-Literaturpreis und dem Pour le mérite für Wissenschaft und Künste ausgezeichnet. Im Jahre 2001 erhielt er die Ehrengabe zum Adelbert-von-Chamisso-Preis und den Ehrenpreis der Robert-Bosch-Stiftung. Im Jahre 2002 wurde er mit dem Hans-Sahl-Preis und 2004 mit der Goethe-Medaille aus Weimar sowie dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern ausgezeichnet. Für sein schriftstellerisches Gesamtwerk wurde Imre Kertész im Jahre 2002 als erster und bislang einziger ungarischsprachiger Autor mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.[81] Seit 2003 war Kertész Mitglied der Akademie der Künste, Berlin, Sektion Literatur. 2006 erhielt er die Ernst-Reuter-Plakette Berlins und den Wingate Literary Prize. Seit 2005 war er Ehrendoktor der Freien Universität Berlin. Am 8. November 2006 fand in der Berliner Nikolaikirche die Ehrung des ungarischen Literaturnobelpreisträgers mit dem Preis für Verdienste um die deutsche und europäische Verständigung 2006 der Deutschen Gesellschaft (1990) statt. Die Deutsche Gesellschaft würdigte damit einen Autor, dessen literarisches Lebenswerk exemplarisch für die Auseinandersetzung mit der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts steht. „Völkerverständigung durch Aufklärung, das ist es, was wir Imre Kertész verdanken.“ (Jutta Limbach, Präsidentin des Goethe-Instituts und Laudatorin des Preisträgers). 2007 erhielt Imre Kertész den Marion-Samuel-Preis der Augsburger Stiftung Erinnerung, 2008 den Preis für Verständigung und Toleranz des Jüdischen Museums Berlin und 2009 den Jean-Améry-Preis. Im Oktober 2010 hat die Friedrich-Schiller-Universität Jena das Imre Kertész Kolleg. Europas Osten im 20. Jahrhundert. Historische Erfahrungen im Vergleich eingerichtet.[82] 2013 erhielt Kertész für sein publizistisches Gesamtwerk den Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch des Jahres 2012.

115-Millionen Youtub-Clicks für merinen free Song


115.000.000  (115- Millionen)  Youtube-Clicks für Song

Aurhor D.Selzer-McKenzie

Video: https://youtu.be/RnA0mnL6NLg

Am 30.11.2015 habe ich hier im Forum http://Outbackbrumby.Blogspot.com einen freien Rock-Song eingestellt, den ich selber komponiert hatte und ich habe Ihnen anheim gestellt, diesen Rocksong zu verschönern, evtl. mit einem Singer zu versehen, vielleicht würde es ja was.

Nun ist dieser Song (versehen mit einer Sängerin) zur Nr. 1 geworden, und bei Youtube gibt’s bereits mehr als 115-Millionen Clicks. Ich habe danach ja noch mehrere Songs alks free Songs veröffentlicht, mal sehen, ob da auch noch was wird.,

Sie sehen also – ich will hier kein Eigenlob starten – meine Songs die ich zur freien Verfügung stelle sind offenbar nicht so schlecht. 115-Millionen Clicks bei Youtube, das kann sich sehen lassen.

Im obigen Video lasse ich den Song als Instrumental nochmal mit den Noten laufen.

Ebenfalls füge ich die Notenblätter nochmal im Forum ein.





Mittwoch, 30. März 2016

Toronto Canada


Toronto Canada

Author D.Selzer-McKenzie

https://youtu.be/CflNyq6DzdI

Am nordwestlichen Ufer des Ontariosees liegt Kanadas größte Stadt, Toronto.

Sie ist Finanzmetropole, Kulturstadt, Sporthochburg - und Schmelztiegel der Kulturen. Und sie gilt als beste „Street Art City" der Welt.

 

            „Ist das Kunst oder nicht?" Etwas ratlos steht eine kleine Gruppe um eine Toilette am Straßen¬rand. Vom hochgeklappten Deckel grinst sie ein ausgeschnittener Kopf mit Hörnern und Riesen-zähnen an. „Ja" sagen die einen, „niemals" die anderen. „Warum nicht?" ist die Meinung, die Kit Weyman am besten gefällt. Der 30-Jährige ist Schauspieler, Rapper und hat sich selbst schon mit dem einen oder anderen Werk an den roten Backsteinmauern Torontos verewigt. Heute führt er Gäste und lenkt deren Aufmerksamkeit auf die Graffitis, für die seine Heimatstadt weltweit bekannt ist. Auch wenn sie nicht jeder liebt.

Bunte Mischung am Baum

Treffpunkt ist der „Hug Me Tree". Rosa steht der bemalte Baumstumpf an der Ecke Queen Street West und Peter Street. Rundum das lebhafte Trei-ben einer vormittäglichen Stadt: Autos hupen, ein Arbeiter in Leuchtjacke und mit einem Schild in der Hand leitet den Verkehr an einer Baugrube vorbei. Auf dem breiten Trottoir passieren Men¬schen mit Aktentaschen und Einkaufstüten. Da¬zwischen ein junger Mann mit rotem Rennrad und voluminösem Wollschal um den Hals.

„Willkommen in Toronto!" Kit Weyman begrüßt nicht nur seine Begleiter für einen Vormittag. Auch der rosa Stumpf bekommt eine Umarmung. Und die Gäste eine Erklärung, was es mit dem um eine Liebkosung buhlenden, bemalten Baum-Rest auf sich hat. Seit 1999 steht er an prominen-

 

 

Kit Weyman erklärt seinen Gästen die Graffitis von Toronto und den „Hug Me Tree".

ter Stelle. Das hug, das umarmen heißt, geht ei¬gentlich auf die Initialen von Elicer Elliott und seine Sprayer-Freunde zurück. H.U.G. steht für „History unleashes genious". Irgendwann kam das „Me" dazu, und der mittlerweile berühmte Treffpunkt war geboren.

„Wie sieht er gerade aus?" fragt Kit, der länger nicht in der Stadt war, tritt einen Schritt zurück und erklärt auch das. Wie Graffitikunst im All¬gemeinen, ist auch der „Hug Me Tree" extrem

 

wandlungsfähig. Mal ist er dezent, mal trägt kräftig bunt. Kleine Häuschen wuchsen sch aus den Aststummeln, und als er 2008 aus uni klärter Ursache zu Sturz kam, sollte er ganz v der Queen Street West verschwinden. Doch c Intermezzo in einer Galerie währte nur kurz. V zu sehr hatte ihn Toronto ins Herz geschlosst So steht er nun sicher auf einem eisernen Soc und verheißt denen Glück, die ihn drücken. Nur eine Häuserecke weiter wird es ruhig: Wob gebiet statt Einkaufsstraßen. Ein verwilder Hinterhof. Eichhörnchen huschen zwischen ten und Balkonen rum. Kit lehnt sein Rad an ( Mauer und erzählt, wie in den späten 80er- u 90er-Jahren die Graffiti-Szene Toronto für si entdeckte. Stark war dabei der Einfluss von N York, und bis heute kommen Künstler aus al Welt, um hier auf Wände zu sprühen. Unter a derem der ominöse Bansky, der mit schablont artigen Figuren auf gesellschaftspolitische Pf bleme aufmerksam macht und dessen wal Identität niemand kennt. Am Rande des interr tionalen Toronto Filmfestivals hat sich der WE weit größte Graffiti-Künstler auf einigen Maut verewigt. Ob das legal war?

Zwischen Kunst und Kriminalitä

Kit erklärt die verschiedenen Formen von Graf und dass längst nicht jeder gut findet, was Far auf Backstein und tristen Beton bringt. Kunst es für die einen, Vandalismus für die ander(und der wird bekämpft, wo es nur geht. Schließlich soll in der 2,6-Millionen-Stadt keiner auch nur an-satzweise Assoziationen zwischen Graffiti und Kriminalität ziehen. Politische Kampagnen und Polizeiprogramme sollen helfen, Gut von Böse zu unterscheiden. Mit Flugzetteln und Telefon-Hot¬line werden Eltern aufgeklärt, wie sie erkennen, ob ihre Kinder in der Szene unterwegs sind.

Andererseits gibt es eine beachtliche Fangemein¬de weit über die Grenzen der Stadt hinaus. Der Kompromiss ist ein 1996 verabschiedetes „Graf¬fiti Transformation Program", in dessen Zug bis heute 430 Mauern zum Bemalen freigegeben wurden und auf Wunsch Kontakt zu Künst¬lern hergestellt wird, während unerwünscht Gespraytes verschwindet. Kit zeigt auch Wände, bei denen man am leichten Graustich erkennt, dass hier Farbe beseitigt wurde.

Tags, Throw-ups und Pieces

Aber zuerst gibt es das kleine Graffiti-Einmal¬eins: Da sind die „Tags", die Schriftzüge der „Wri-ter" (wie sich die Sprayer selbst nennen), eine Art Duftmarke, um seinen Namen irgendwo zu ver¬ewigen. Dann die „Throw-ups", zumeist impro¬visierte Stücke, die im Vorbeigehen entstehen.

 

Dafür muss man schnell sein, um nicht erwischt zu werden. Großflächige, bunte „Pieces" brau¬chen indes Vorbereitung und Zeit. Wie etwa beim alljährlichen Urban-Art-Festival im Mai, dem größten Graffiti- und Hip-Hop-Jam Kanadas.

Gar nicht stilles Örtchen

Mit einigermaßen geschultem Auge und geschärf-ten Sinnen geht es dann in die Graffiti Alley: Eine schmale Straße mit unspektakulären Häusern und kleinen Höfen, die ein einziges Wandbild ist. An ihrem Ende, dort, wo es wieder belebt wird, steht das gar nicht stille Örtchen. Bei näherer Be¬trachtung zeigt es einen kauernden Menschen. Indem es zur Diskussion animiert, hat es längst seinen Zweck als Kunstwerk erfüllt.

Nach konzentriertem Wandschmuck gibt es nun konzentriertes Stadtleben. Graffitis entdeckt man auch hier. An Häusern, auf Briefkästen und Stra¬ßenschildern, sogar auf dem Asphalt. Immer wieder begegnet einem der knallgelbe Vogel von Uber oder die kleine Stickman-Figur. Aber im lebhaften Treiben von Kensington Market gibt es noch viel mehr zu entdecken, zu hören und zu riechen. Musik klingt durch die Straßen. Es duf¬tet nach Gebäck. Menschen unterschiedlichster

 

Kulturen bummeln durch die Straßen, sitzen mit Milchkaffee in der Sonne oder stehen Schlange vor dem Käseladen, der auch Allgäuer Bergkäse auf seiner Angebotstafel stehen hat. „Von Früh¬ling bis Herbst ist hier jeden letzten Sonntag im Monat Straßenparty", erzählt Kit. Die kulturelle Vielfalt ist die große Stärke Kanadas. Es gibt Little Italy, Little Portugal, Greek- und Korea-town und allein sechs Chinatowns, aber selbst dort mischen sich die Kulturen. Miteinander statt ethnische Ghettos fördert das Gemeinschaftsge¬fühl in der Stadt, in der 130 Sprachen gespro¬chen werden und die dafür berühmt ist, dass man auch nachts ohne mulmiges Gefühl durch ihre Straßen flanieren kann.

Wer einigermaßen gut zu Fuß ist, folgt der Young Street bis ins Bankenviertel mit seinen glänzenden Wolkenkratzern und macht einen Schlenker zum 553,33 Meter hohen CN-Tower. Im Aufzug geht es hinauf zum Space Deck des lange Zeit höchsten frei stehenden Gebäudes der Welt. Graffitis sieht man von hier oben selbst mit dem Fernglas nicht. Dafür aber die Straßen, denen man auf der Suche nach der Kunst an den Wänden gefolgt is

 


Musikproduktion mit Native Instruments in Cubase II

Musikproduktion mit Native Instruments in Cubase II
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/PaPVEXZzYwo

Musikproduktion mit Native Instruments in Cubase I

Musikproduktion mit Native Instruments in Cubase I
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/PHByV5HpFx8

Dienstag, 29. März 2016

Jetzt geht die Flüchtlingsscheisse von Neuem los


Jetzt geht die Flüchtlingsscheisse von Neuem los

Author D.Selzer-McKenzie



https://youtu.be/jfIMLeZALpI

nunmehr geht diese ganze Flüchtlingsscheisse von neuem los, denn heute am 30. März 2016 findet ja in Genf eine UN Konferenz statt, und dort appelliert man an die europäischen Staaten, erneut und noch mehr Flüchtlinge aufzunehmen. Ich frage mich ernsthaft, was das soll, und die deutsche Bundesregierung hat schon im Vorhinein signalisiert, dass sie bereit ist, weiterhin zigtausende von Flüchtlingen aufzunehmen. Natürlich sind in Deutschland keine Landtagswahlen mehr, und jetzt kann man die Sau rauslassen.



Ich finde das ein Wahnsinn, dass überhaupt noch so genannte Flüchtlinge aufgenommen werden, wenn in Wahrheit sind das überhaupt keine Flüchtlinge mehr. In Syrien herrscht seit mehr als sechs Wochen Waffenstillstand, und der islamische Staat ist sogar von dem dortigen Militär erheblich zurückgedrängt worden, und es finden überhaupt keine kriegerischen Auseinandersetzungen in Syrien derzeit mehr statt. Trotzdem schwellt die Flüchtlingswelle weiterhin an, weil es in Wahrheit überhaupt keine Kriegsflüchtlinge sind, sondern alles Sozialschmarotzer, die überwiegend aus Pakistan und Bangladesch kommen und natürlich auch aus dem vorderen Orient, und nur ein besseres Leben in Europa suchen.



Es ist ein Wahnsinn, was Europa hier machen will, wenn man weiterhin Flüchtlinge nach Europa hinein lässt. Europa schaufelt in Wahrheit sein eigenes Grab, denn auf Dauer kann das überhaupt nicht gut gehen, wenn wir hier von Millionen von Flüchtlingen regelrecht überrannt werden, und das führt dazu das Europa untergehen wird und die deutsche Kultur genauso schnell verschwindet, wie schon einmal die Maya Kultur verschwunden ist.



Vor allem ist es nicht verständlich, wie man sich in Deutschland regelrecht den Arsch aufreißt, wegen dieser Scheiß Flüchtlinge. Milliarden von Euro kostet das den deutschen Staat, aber für andere Dinge, selbst für die Bedürftigen Deutschen in Deutschland, ist kein Geld mehr da. In Deutschland sind die Straßenbrücken marode, die Sport und Schwimmbäder sind marode, die Straßen sind marode und alles stürzt irgendwann ein, weil kein Geld mehr da ist für eine Sanierung. Diese Sozialschmarotzer fressen uns hier alles weg. Im Grunde genommen ist es auch so, dass die deutsche Bundesregierung inzwischen Verantwortung auch für die Bürger ganz Syriens übernommen hat und das Geld, was sie Deutschen erwirtschaftet haben, dorthin verprasst.



Das alles wird noch fatale Folgen haben, weil Europa diese Flüchtlinge überhaupt nicht bewältigen kann, momentan geht es noch, weil die Wirtschaft gut läuft, aber das wird sich ändern. Europa wird nicht nur zum Krisenherd, sondern auch zum Slum verkommen, denn es ist abzusehen, dass die wirtschaftlichen Voraussetzungen in Europa immer schlechter werden. Und das wird zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen auf Deutschlands Straßen führen, denn es gibt heute schon eine ganz erhebliche Anzahl von deutschen Bürgern, für die nicht aber auch gar nichts getan wird, weil alles diesen Scheißflüchtlingen in den Arsch gesteckt wird. Man braucht sich doch nur einmal dieses angebliche neue Wohnbauprogramm der Bundesregierung anzusehen, jetzt sollen auf einmal mindestens 400.000 neue Wohnungen gebaut werden, damit die Flüchtlinge untergebracht werden können. Dieses Wohnung Problem haben wir in Deutschland schon seit über 20 Jahren, aber niemand ist auf die Idee gekommen, auch mal etwas für die deutschen Bürger zu tun. Die gesamten Ressourcen und das Ganze erwirtschaftete Geld wird in Deutschland diesen Scheißflüchtlingen, die in Wahrheit nur Sozialschmarotzer sind, in den Arsch gesteckt.



Ich denke, das kann so alles nicht mehr weitergehen und es wird nur noch eine Frage der Zeit sein, und sobald die Wirtschaft in Deutschland etwas schlechter läuft, das deutsche Bürger auf die Straßen gehen. Und ich mache auch keinen Hehl daraus, dass ich der Meinung bin, dass es richtig ist, wenn deutsche Neonazis so genannte Leer stehende Flüchtlingsheime anzünden und abfackeln, weil es meines Erachtens dringend notwendig ist, Widerstand zu leisten. Die deutschen Schaufeln sich in Wahrheit ihr eigenes Grab. Und das anzünden von leer stehenden Flüchtlingsheimen ist meines Erachtens und meiner Meinung nach nur ein völlig berechtigte Widerstand. Deutschland ist in Wahrheit dem Untergang geweiht, und das ist kein Horrorszenario, sondern das wird Wirklichkeit werden.