Nikola Tesla 1856-1943
Author D.Selzer-McKenzie
https://youtu.be/PtWLBHRb3Vo
Nikola Tesla (serbisch-kyrillisch Никола Тесла, * 10. Juli
1856 in Smiljan, Kroatische Militärgrenze, Kaisertum Österreich; † 7. Januar
1943 in New York, USA) war ein Erfinder, Physiker und Elektroingenieur. Sein
Lebenswerk ist geprägt durch zahlreiche Neuerungen auf dem Gebiet der
Elektrotechnik, insbesondere der elektrischen Energietechnik, wie die
Entwicklung des heute als Zweiphasenwechselstrom bezeichneten Systems zur
elektrischen Energieübertragung.
Nikola Tesla wurde als viertes von fünf Kindern
serbischstämmiger Eltern, des serbisch-orthodoxen Priesters Milutin Tesla
(1819–1879) und dessen Frau Georgina (Rufname Đuka, geborene Mandić,
1822–1892), im Pfarrhaus der St.-Peter-und-Paul-Kirche von Smiljan in der Lika
unweit von Gospić geboren.[1] Nikola Tesla besuchte die Grundschule in Gospić
und ab 1870 das Gymnasium in Karlovac. Während seiner Gymnasialzeit lebte er
bei seiner Tante Stanka und deren Mann Dane Branković, einem pensionierten
Oberst.
Im Jahr 1875 nahm er sein „Studium Generale“ an der
Kaiserlich-königlichen Technischen Hochschule in Graz auf und belegte im ersten
Jahr überdurchschnittlich viele Vorlesungen. Am 21. Juli 1876 erhielt er die
Zugangsberechtigung zum Hauptstudium in Maschinenbau. Beim Physikprofessor
Jakob Pöschl lernte er die Gramme-Maschine kennen, einen damals neuartigen
Gleichstromgenerator von Zénobe Gramme. Im zweiten Studienjahr nahm seine
Studienaktivität deutlich ab. Im dritten Studienjahr schloss er keine Prüfung
ab und wurde schließlich von der Hochschule 1877/78 exmatrikuliert, nachdem er
das Unterrichtsgeld nicht bezahlt hatte.[2] Tesla zog nach Marburg an der Drau,
wo er eine Anstellung als Maschinenbauer fand. Seine Freizeit verbrachte er als
Karten- und Billardspieler in einschlägigen Lokalen. Am 24. März 1879 wurde
Tesla per polizeilicher Anordnung aus Marburg/Maribor verwiesen und in seine
Heimatgemeinde Gospić zurückgeschickt. Einen Monat später, im April 1879, starb
sein Vater. Nach dessen Tod blieb Tesla zunächst in Gospić und nahm eine
Anstellung als Aushilfslehrer an.
Im Jahr 1880 ging Tesla mit finanzieller Unterstützung durch
seinen Onkel Dane Branković nach Prag, um an der dortigen, damals
deutschsprachigen Karls-Universität sein Studium abzuschließen. Allerdings ist
weder der Besuch noch der Abschluss der von ihm besuchten Vorlesungen belegt
und die notwendigen Studiengebühren wurden nie bezahlt. Von 1881 bis 1882 lebte
Tesla in Budapest, wo er 1882 eine Anstellung als Telegrafenamtstechniker bei
Tivadar Puskás fand, der zu jener Zeit Repräsentant der Firmen von Thomas Alva
Edison in Europa war. Mit einer Empfehlung von Puskás zog Tesla Ende 1882 nach
Paris zu Charles Batchelor, der eine der führenden Edison-Firmen in Frankreich
betrieb. Neben weiteren Tätigkeiten betreute Tesla von November 1883 bis
Februar 1884 die neu installierte elektrische Beleuchtung am Gare de l’Est in
Paris.[3]
Jahre von 1884 bis 1890
Abbildungen aus Teslas Patent zum Mehrphasenwechselstrom
Am 6. Juni 1884 zog Tesla praktisch ohne Finanzmittel nach
New York. Bereits zwei Tage später, am 8. Juni 1884 begann er in der Firma bei
Thomas Alva Edison zu arbeiten. Dieses Dienstverhältnis bestand nur bis zum 7.
Dezember 1884, als es wegen Differenzen bei den Gehaltsvorstellungen von Tesla
gelöst wurde.[4] Im März des Folgejahres gründete Tesla gemeinsam mit zwei
Geschäftsleuten die Firma Tesla Electric Light and Manufacturing Company mit
Sitz in Rahway. Im Jahr 1885 wurden die ersten Patente, wie Teslas Bogenlampe
und ein neuartiger Kommutator, beantragt und in die Firma eingebracht.[5][6]
Die beiden Geschäftspartner hintergingen Tesla. Ihnen war eine Beteiligung nur
wichtig, um Lizenzzahlungen an andere Lampenkonstrukteure umgehen zu können.
Ende 1886 meldete die Firma dann auch Konkurs an.[7]
Im Frühjahr 1887 war Tesla zeitweise arbeitslos, arbeitete
als Tagelöhner im Straßenbau und lernte über zufällige Bekanntschaften den
Superintendenten der Western Union Alfred S. Brown und den Anwalt Charles F.
Peck kennen. Teslas Ideen zu einem rotierenden magnetischen Feld, ein
sogenanntes Drehfeld, gebildet aus zwei Wechselströmen, die gegeneinander um
90° phasenversetzt sind und heute unter dem Begriff Zweiphasenwechselstrom
bekannt sind, überzeugte Brown und Peck. So konnte Tesla im April 1887 als Teilhaber
seine zweite Firma Tesla Electric Company gründen und sich mit den ersten
Arbeiten zu Zweiphasenwechselstrom beschäftigen.[8] Es entstanden bis zum Mai
1888 sieben Patente (Peck ist neben Tesla als Mitinhaber eingetragen), die sich
mit mehrphasigem Wechselstrom und dessen Übertragung beschäftigten, den
sogenannten Polyphase-Patenten.[9] Eines der wichtigsten Patente daraus,
US-Patent Nr 381.968, beschreibt die erste Zweiphasen-Synchronmaschine, die zu
den Drehstrommaschinen zählt. Im April 1888 folgten Publikationen in
renommierten Fachzeitschriften wie dem Electrical Review und der Electrical
World, woraus eine gewisse Bekanntheit in Fachkreisen resultierte.
Am 16. Mai 1888 wurde Tesla eingeladen, einen Vortrag zum
Mehrphasenwechselstrom vor dem American Institute of Electrical Engineers
(AIEE, heute IEEE) zu halten.[10] Dieser Vortrag, er wurde unter dem Titel New
York Lecture bekannt, erregte großes Aufsehen und führte dazu, dass der
Großindustrielle George Westinghouse auf Tesla aufmerksam wurde. Westinghouse,
der sich in einer später Stromkrieg genannten Auseinandersetzung mit Edison
befand, sicherte sich Mitte 1888 die Rechte auf Teslas Polyphase-Patente,
musste in den folgenden zehn Jahren aber erhebliche finanzielle Mittel in die
Verteidigung jener Patente gegen Galileo Ferraris aufwenden, der praktisch
gleichzeitig und unabhängig von Tesla das Drehstromsystem erfand.[11]
Unabhängig von Tesla erfand Michail Ossipowitsch Doliwo-Dobrowolski im Jahr
1888 das heute in der elektrischen Energietechnik und in Stromnetzen übliche
Dreiphasensystem.[12]
Von Juli 1888 bis Juli 1889 arbeitete Tesla gemeinsam mit
Technikern von Westinghouse in Pittsburgh an praktischen Realisierungen von
Wechselspannungssystemen - aus der Zeit stammen mehrere Patente, unter anderem
zur Konvertierung von Gleichstrom in Wechselstrom. Die Zusammenarbeit war nicht
konfliktfrei: Tesla war es gewohnt als „Einzelkämpfer“ zu arbeiten und konnte
sich nur schwer integrieren. Technisch waren die bestehenden
Westinghouse-Maschinen einphasige Generatoren, ausgelegt auf eine Netzfrequenz
von 133 Hz. Teslas Maschinen waren auf Mehrphasenwechselstrom für 60 Hz
ausgelegt.[13] 1890 setzten sich die noch heute in Nordamerika übliche
Netzfrequenz von 60 Hz und das Mehrphasensystem bei Westinghouse endgültig
durch. Zur gleichen Zeit war im sogenannten Stromkrieg ein Streit entbrannt
zwischen Edison, der ein Gleichstromsystem, und Westinghouse, der ein
Wechselstromsystem favorisierte.
Jahre von 1890 bis 1900
Tesla bei der Columbia Lecture in New York, Mai 1891
Im August 1889 zog Tesla nach kurzem europäischen Aufenthalt
in Paris und seiner Heimatgemeinde Gospić nach New York, wo er sich in der
Grand Street ein Labor einrichtete und sich mit hochfrequenten Wechselströmen
zu befassen begann. Er wohnte zu dieser Zeit, losgelöst von finanziellen
Sorgen, in First-Class-Hotels wie dem Astor-House am Broadway.[14] Im Jahr 1890
entstanden mehrere Patente, unter anderem zu Unterbrecherkontakten und
Wechselspannungs-Generatoren mit vielen Polen und Resonanz-Transformatoren, den
sogenannten Tesla-Transformatoren, um mit Funkenstrecken die Lichtbogenlampe zu
verbessern.[15]
Die Idee, die Tesla damals verfolgte und die ihn zeitlebens
nicht mehr loslassen sollte, war, mittels hochfrequenter Wechselströme eine
drahtlose Energieübertragung zu ermöglichen. Er experimentierte dazu mit
Geißlerröhren, einer frühen Form der Gasentladungsröhre, und veranstaltete
regelmäßig Vorführungen, bei denen er die Geißlerröhren ohne Kabelanschluss
zwischen im Raum angebrachten Elektroden leuchten ließ. Dieses beeindruckende
Schauspiel führte meist zu großem Staunen im Publikum. Infolge dieser
Vorführungen lud William Arnold Anthony, damals Präsident der AIEE, ihn ein, am
20. Mai 1891 einen Vortrag am Columbia College in New York zu halten. Diese als
Columbia Lecture bekannt gewordene Vorlesung, eine Mischung aus Fachvortrag und
Bühnenshow, fand große Beachtung, erntete aber aufgrund ihres okkulten Stils
auch Missfallen, zum Beispiel bei Mihajlo Pupin, damals Physikprofessor an der
Columbia University.[16]
Infolge der Columbia Lecture und seiner öffentlichen
Auftritte wurde Tesla in der New Yorker High Society bekannt. Dies öffnete ihm
verschiedene gesellschaftliche Türen. Unter anderem erhielt er am 31. Juli 1891
die amerikanische Staatsbürgerschaft. Von Februar 1892 bis Ende August 1892
weilte Tesla in Europa, unter anderem in London, wo er am 3. Februar 1892 vor
der Institution of Electrical Engineers (IEE) und danach bei der Royal
Institution of Great Britain eine überarbeitete Version seiner Columbia Lecture
vortrug. Es folgten Präsentationen in Paris, danach reiste er in seine
Heimatgemeinde Gospić, wo seine Mutter am 16. April 1892 starb.[17]
Wechselstromsystem von Tesla (Tesla's Egg of Columbus) von
1893
Trotz der Wirtschaftskrise in den USA im Jahr 1893 wurde auf
der World’s Columbian Exposition in Chicago (diese Weltausstellung stand im
Zeichen der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus) von Westinghouse
Tesla's Egg of Columbus ausgestellt. Dieser Demonstrationsaufbau sollte die
Wirkung des magnetischen Drehfeldes anhand eines metallischen Eies und dessen
Rotation veranschaulichen und im Rahmen des Stromkrieges Stimmung für das von
Westinghouse vertretene Wechselstromsystem machen. Gleichzeitig zog Tesla 1893
in das New Yorker Hotel Gerlach, das bereits elektrisches Licht und einen
Fahrstuhl hatte. Auch richtete er in diesem Jahr ein größeres Labor am West
Broadway ein und beschäftigte fünf Mechaniker.[18] In seinem neuen Labor ließ
er an der Decke umlaufende Kabel montieren und von einem Tesla-Oszillator
speisen.[19] Damit war es möglich, mit Geißlerröhren im Raum umherzugehen,
während die Röhren durch die hohen elektrischen Feldstärken drahtlos
leuchteten. Im gleichen Jahr folgten Vorträge zu diesen Experimenten am Franklin
Institute in Philadelphia und medial beachtete Vorführungen auf der World’s
Columbian Exposition in Chicago. Er stellte sich dabei quasi selbst aus und
ließ durch hochfrequente Wechselströme, die durch den Skin-Effekt bis zu einer
gewissen Stärke gefahrlos sind, Koronaentladungen und deren optische
Lichterscheinungen an der Oberfläche seiner Kleidung und seines Haars
entstehen.[20]
Tesla war in den 1890er Jahren auch in der New Yorker High
Society sehr aktiv und pflegte einen teuren Lebensstil. Er hatte beispielsweise
die Angewohnheit, Lederhandschuhe und Krawatten nach einer Woche wegzuwerfen
und durch neue zu ersetzen. In dieser Zeit knüpfte er auch Kontakte zu der
Theaterdiva Sarah Bernhardt und zu dem Bankier J. P. Morgan.[21] Er hatte in
dieser Zeit auch Rückschläge zu verkraften: Am 13. März 1895 vernichtete ein
Brand sein Labor mit allen Geräten, Unterlagen und Aufzeichnungen. Der Brand
wurde durch eine Heizungsfirma, die im selben Gebäude im Erdgeschoss
untergebracht war, ausgelöst. Dies führte zu einer depressiven Phase. Zwar
konnte er im selben Jahr ein neues Labor einrichten, seine finanzielle Lage
verschlechterte sich aber dadurch gegen Ende 1895.[22]
Im Jahr 1896 beschäftigte sich Tesla mit der damals neu
entdeckten Röntgenstrahlung;[23] 1897 widmete er sich wieder intensiv den Ideen
zur drahtlosen Energie- und Nachrichtenübertragung,[24] die bis zu einem
gewissen Grad in Konkurrenz zu den Arbeiten des Funkpioniers Guglielmo Marconi
standen. Tesla beschäftigte sich zu der Zeit auch mit anderen Themen, wie einem
1,1 Meter langen unbemannten U-Boot, das drahtlos ferngesteuert werden konnte
und mit Sprengstoff beladen im Spanisch-Amerikanischen Krieg eingesetzt werden
sollte, aber nie zum Einsatz kam.[25][26][27]
Ende 1898 zog Tesla in das New Yorker Luxushotel
Waldorf-Astoria und konnte dessen wohlhabenden Besitzer, John Jacob Astor IV,
als Investor gewinnen. Teslas Finanzen wurden 1898 für ihn verstärkt zum
Problem, da seine Ausgaben die unregelmäßigen Einkünfte aus Lizenzen und
gelegentlichen Vorträgen überstiegen. Westinghouse unterstützte Tesla mit einem
Kredit, dafür musste dieser allerdings auf einen Teil der Lizenzeinnahmen aus
seinen Patenten verzichten. Außerdem war sein New Yorker Labor für die immer
größeren Aufbauten zur Erprobung seiner drahtlosen Energieübertragung zu klein
geworden.[28]
Tesla in seinem Labor in Colorado Springs, Dezember 1899.
Die Aufnahme stellt eine Mehrfachbelichtung dar: Während der Blitzentladungen
befand sich Tesla nicht im Raum.
Über seinen Patentanwalt inspiriert, der Anteile an dem
Elektrizitätswerk El Paso Electric Company in Colorado Springs besaß, baute
Tesla ab Mai 1899 in dem damals nur dünn besiedelten Gebiet um Colorado Springs
ein größeres Labor auf. Tesla wollte mit den geplanten Anlagen bis zur Weltausstellung
Paris 1900 drahtlos „Nachrichten und Energie“ von der Ostküste der USA zu einer
geplanten Empfangsstation nach Frankreich übertragen. Das aus Holz aufgebaute
Labor beinhaltete verschiedene Spulen und Aufbauten und in der Mitte einen bis
auf 50 m Höhe ausziehbaren Eisenmast, der dazu dienen sollte, Blitzentladungen
einzufangen. Tesla bezeichnete in seinem damals geführten Tagebuch dieses
Gebilde als magnifying transmitter, war aber gleichzeitig bemüht, möglichst
wenig Information darüber nach außen dringen zu lassen. Sein Labor in Colorado
Springs durfte von Außenstehenden nicht betreten werden.[29]
Bei seinen Experimenten mit Blitzentladungen beschrieb er
auch die im niederfrequenten Bereich in der Atmosphäre auftretenden stehenden
Wellen, die heute als Schumann-Resonanz bezeichnet werden. Er konnte diese
Beobachtungen aber nicht systematisch einordnen, auch waren um 1900 der Aufbau
der Atmosphäre und die Ionosphäre noch unbekannt. Erst 50 Jahre später konnte
Winfried Otto Schumann diese Beobachtungen erklären.
Bei seinen Versuchen in Colorado Springs wurden durch
künstliche und natürliche Blitzentladung wiederholt Teile des Labors in Brand
gesetzt. Im Oktober 1899 steigerte Tesla die Leistung so weit, dass der
Generator der El Paso Electric Company durchbrannte und die Stadt Colorado
Springs tagelang keinen Strom hatte. Zu der Zeit war Tesla der Überzeugung, ein
funktionierendes „Welt-Energie-System“ gefunden zu haben. Im Dezember 1899
entstanden im Labor und in der Umgebung davon einige Aufnahmen für Werbezwecke,
die vom Chef-Fotografen des damals renommierten Century Magazine, Dickenson V.
Alley, gemacht wurden. Tesla zog am 7. Januar 1900 nach New York und ließ das
Labor, wie es war. Er bezahlte weder die offenen Stromrechnungen noch die Löhne
seiner Arbeiter – fünf Jahre später wurde Tesla wegen dieser Schulden angeklagt
und die Einrichtungen und Materialien des Labors wurden als Baumaterial
verkauft.
Jahre von 1900 bis 1910
Nikola Tesla liest vor einer riesigen Spiralspule
Am 20. März 1900 erhielt Tesla sein erstes Patent über die
drahtlose Energieübertragung,[30] das heute als erstes Patent der Funktechnik
gilt, obwohl er damit Energie zur Beleuchtung übertragen wollte. Einen Monat
später, am 26. April 1900, meldete Guglielmo Marconi sein Patent zur drahtlosen
Telegraphie an – Marconi sollte es gelingen, die erste drahtlose
transatlantische Funkverbindung zwischen Nordamerika und Europa zu realisieren.
Nach 1900 wurden die Arbeiten von Tesla zunehmend skurriler,
mit einem Hang zum Transzendentalismus und Bereichen der Metaphysik. Mitte 1900
veröffentlichte er im Century Magazines einen ausschweifenden Artikel unter dem
Titel The Problem of Increasing Human Energy, in dem er eine apokalyptische
Prophezeiung über die Gegenwart und Zukunft der Menschheit zeichnet. Darin
kommt auch seine Phantasie zu einer kabellosen Energieübertragung für die
gesamte Menschheit vor. Unter anderem behauptet er darin, dass „die Energie
eines Menschen durch die Hälfte seiner Masse, multipliziert mit dem Quadrat
einer noch unbekannten Geschwindigkeit“ bestimmt sei.[31] Die Steigerung jener
menschlichen Energie sei durch „Essen, Frieden und Arbeit“ möglich. Der
Artikel, der auch ein Patent von Tesla zu einem „Welt-Energie-System“[32]
referenziert, rief heftige Kritik in Fachkreisen und den Medien hervor, unter
anderem in großen US-Zeitungen, in denen er als Träumer und unpraktischer
Erfinder bezeichnet wurde.[33]
Tesla ließ sich davon aber nicht beeindrucken und behauptete
in der Januar-Ausgabe 1901 des auflagenstarken US-Magazins Collier's Weekly,
bereits 1899 Erstkontakt mit Außerirdischen gehabt zu haben. Im März 1901
meldete er sein Patent für einen Apparat zum Gebrauch von Strahlungsenergie mit
US-Pat Nr. 685.957 an, der „Raumenergie“ auffangen und in elektrische Energie
umwandeln soll.[34] Diese Arbeiten werden bis heute in Teilen jener
Parawissenschaft, in denen eine stets verfügbare und praktisch kostenlose
sogenannte „Freie Energie“ oder „Raum-Energie“ propagiert wird, als Quelle
angegeben.[35]
Ende 1900 verschlechterte sich die finanzielle Situation
Teslas wieder. Sein bisheriger Investor, der Hotelier Astor, hatte wegen Teslas
Eskapaden kein Interesse mehr. In der Folge brachte sich Tesla verstärkt in der
gehobenen New Yorker Gesellschaft ein und verbrachte Zeit auf verschiedenen
gesellschaftlichen Veranstaltungen. Im Februar 1901 gelang es ihm, den Bankier
J. P. Morgan als neuen Investor zu gewinnen.[36]
→ Hauptartikel: Wardenclyffe Tower
Mit Hilfe der Investition von J. P. Morgan konnte Tesla 1901
beginnen, den nicht vollendeten und nie in Betrieb gegangenen Wardenclyffe
Tower am Nordufer von Long Island zu bauen. Im Verlauf des Projektes kam es zu
Differenzen mit seinem Geldgeber, unter anderem weil Tesla gegenüber J. P.
Morgan das Projekt als Hochleistungs-Funksender zur Nachrichtenübertragung
darstellte, er in Wirklichkeit aber mit dem Turm seinen Traum von der
weltweiten drahtlosen Energieübertragung realisieren wollte. Morgan hatte
Interesse an einem Konkurrenzfunksystem zu Marconi, um damit beispielsweise
Börsennachrichten aus Europa schneller verfügbar zu haben. Als Tesla J. P.
Morgan über die eigentliche Aufgabe des Wardenclyffe Tower im September 1902
informierte, stieg dieser aus dem Projekt aus. Die geschäftliche Beziehung zu
J. P. Morgan zerbrach 1904 endgültig.[37]
Im Jahr 1905 kam das Projekt Wardenclyffe Tower zum
Stillstand und die Finanzprobleme Teslas wurden immer prekärer. Er konnte die
Mitarbeiter nicht mehr bezahlen, und es kam zu Gerichtsverfahren aus seiner
Zeit in Colorado Springs. Ende 1905 und die folgenden Jahre bis 1908 zog sich
Tesla immer mehr zurück, schrieb zwar noch gelegentlich Artikel,
experimentierte an sich selbst mit Elektroschock-Therapieverfahren und verfiel
zeitweise dem Alkohol.[38]
Seine Lage verbesserte sich 1908 durch die Erfindung der
Tesla-Turbine, eine Form der Scheibenläuferpumpe, die das Interesse des im
Goldbergbau reich gewordenen John Hays Hammond weckte. Mit dem neuen Investor
konnte er die Firma Tesla Propulsion Company in New York gründen.[39] Ab 1909
begann er, einen Teil seiner Schulden zurückzuzahlen. Allerdings konnte die
Tesla-Turbine mit der damaligen Werkstofftechnik nicht serienreif gestellt
werden und wird auch heute wegen praktischer Fertigungsprobleme kaum benutzt.
In den Jahren nach 1910 verschärften sich seine finanziellen Probleme wieder.
Jahre bis zu seinem Tod 1943
Blue Portrait von 1913
Im Jahr 1913 ließ sich Tesla in mehreren Sitzungen von
Elisabeth Vilma Lwoff-Parlaghy in Ölfarben porträtieren. Bei den ersten
Präsentationen des Porträts installierte er extra Glühlampen mit blauem
Lichtfilter. Das Bild wurde deshalb unter der Bezeichnung Blue Portrait bekannt
und 1913 und 1916 in New York auf Verkaufsausstellungen präsentiert.[40] Es
fanden sich aber keine Käufer, und das Gemälde verblieb im Eigentum der Künstlerin.
Nach der Versteigerung des Nachlasses der Malerin galt es als verschollen, bis
es Anfang der 2000er Jahre im Fundus des Husumer NordseeMuseum-Nissenhaus
wiederentdeckt wurde.[41]
Ende 1913 versuchte Tesla, Prototypen seiner Tesla-Turbine
an die in Deutschland ansässigen Bergmann Elektrizitätswerke zu verkaufen,
scheiterte jedoch an den Transportkosten. Im Spannungsfeld vor dem Ersten
Weltkrieg versuchte er im gleichen Jahr, Geldgeber im Deutschen Kaiserreich zu
finden, veröffentlichte Zeitschriftenartikel über verschiedene Waffengattungen
wie „automatische Lufttorpedos“ und ließ dabei Bewunderung für verschiedene
deutsche Waffengattungen erkennen.[42] 1914, nach der Kriegserklärung
Deutschlands an Russland, wurden alle deutschen Überseekabel durch die
britische Marine gekappt – die verbleibende Nachrichtenverbindung war eine von
der amerikanischen Tochterfirma der Telefunken betriebene Funkstation in
Sayville. Diese Funkstation hatte allerdings eine zu geringe Sendeleistung, um
ohne Relaisschiff im Atlantik Nachrichten nach Europa übertragen zu können.
Tesla nahm 1914, auch wegen seiner finanziellen Probleme, den Auftrag zur
Verbesserung dieser kriegswichtigen Station an. Dies führte dazu, dass der
amerikanische Geheimdienst auf ihn aufmerksam wurde.[43]
1916 ließ er sein Teslaventil patentieren, das darauf
basiert, dass der Strömungswiderstand in eine Flussrichtung geringer als in die
entgegengesetzte ist, wodurch sich eine Gleichrichterwirkung erzielen lässt.
Tesla verfasste zu der Zeit auch verschiedene
Veröffentlichungen zu dem Thema Kriegstechnik. So im August 1917 in der
Zeitschrift Electrical Experimenter einen Artikel, der sich mit phantastischen
Waffensystemen gegen U-Boote beschäftigte. Er wollte dazu „konzentrierte
Strahlen hoher Frequenz“ aussenden.
Um 1930, infolge der Weltwirtschaftskrise, konnte er kaum
noch für seinen Lebensunterhalt aufkommen und lebte auf Kredit in New Yorker
Hotels. 1933 erklärte sich die Westinghouse Company bereit, Tesla einen
monatlichen Betrag für seine beratenden Tätigkeiten zu zahlen. Am 1. Januar
1934 zog er in das Hotel New Yorker. Am Ende seines Erfinderlebens zog er sich
mehr und mehr zurück und beschäftigte sich unter anderem um 1935 mit
„Strahlenkanonen“.[44]
Tesla wurde am Morgen des 8. Januar 1943 im Alter von 86 Jahren
im Hotel New Yorker vom Personal tot aufgefunden; der Arzt trug als
Todeszeitpunkt den 7. Januar 1943 im Totenschein ein.[45] Seine Unterlagen und
sein Eigentum im Hotelzimmer wurden von US-Beamten des Alien Property Custodian
beschlagnahmt, obwohl Tesla US-amerikanischer Staatsbürger war – man fürchtete,
dass seine Unterlagen ins Ausland gebracht werden könnten. Die Urne mit seiner
Asche befindet sich seit 1952 im Nikola-Tesla-Museum in Belgrad.[46]
Auszeichnungen und Ehrendoktorwürden
Für seine Leistungen wurde Tesla 1916 die AIEE Edison Medal
verliehen. In den 1930er-Jahren wurde er mit insgesamt zwölf Ehrendoktorwürden
bedacht,[47] unter anderem von der Universität Prag, im Jahr 1937 von der
Technischen Hochschule Graz[48] und den Universitäten in Brünn, Bukarest und
Paris. Allein in den USA konnte er in etwa 50 Berufsjahren 112 Patente
anmelden.
Namensgebungen
Nikola-Tesla-Museum in Belgrad
100 serbische Dinar (2007) mit Darstellung Nikola Teslas
Büste Teslas im Massachusetts Institute of Technology
Statue in Smiljan (Kroatien)
Nach Nikola Tesla ist seit 1960 die physikalische Einheit
der magnetischen Flussdichte, das Tesla, abgekürzt mit dem Großbuchstaben T,
benannt:
\mathrm{1\,T =
1\,\frac{N}{A\,m} =1\,\frac{V\,s}{m^2}}.
TESLA war der Name
eines großen elektrotechnischen Staatsbetriebs in der ČSSR, der bis zu seiner
Umbenennung zu Ehren Nikola Teslas am 7. März 1946 Electra hieß. Durch dessen
Exporte wurde Tesla in RGW-Staaten ein bekannter Markenname.
Ein Mondkrater und
ein Asteroid sind nach ihm benannt.
Eine amerikanische
Rockband hat sich nach ihm benannt.
Ein großes, jedoch
nicht verwirklichtes Teilchenbeschleuniger-Projekt bei Hamburg erhielt das
Akronym TESLA – unter anderem, weil es Neuland in Supraleitung und Magnettechnik
beschreiten sollte. Die Pläne für TESLA sind in die Planungen für den
International Linear Collider (ILC) aufgegangen.
Nikola Tesla ist
Namenspatron von Tesla Motors, einem kalifornischen Hersteller von Elektroautos
mit Wechselstrommotor, z. B. Tesla Roadster.
2008
veröffentlichte Autodesk eine Version von Autodesk Inventor, bei der Teslas
Name Pate für die firmeninterne Bezeichnung stand.
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