Edward Lawrence von Arabien 1888-1935
Author D.Selzer-McKenzie
https://youtu.be/EhO2pXs0_7s
Thomas Edward Lawrence, CB, DSO (* 16. August 1888 in
Tremadog, Wales; † 19. Mai 1935 in Clouds Hill, England), bekannt als Lawrence
von Arabien, war britischer Offizier, Archäologe, Geheimagent und
Schriftsteller. Bekannt wurde Lawrence vor allem durch seine Beteiligung an dem
von den Briten forcierten Aufstand der Araber gegen das Osmanische Reich
während des Ersten Weltkrieges.
T. E. Lawrence wurde im Gorphwysfa house in Tremadoc,
Caernarfonshire (heute Gwynedd), Nord Wales geboren. Sein anglo-irischer Vater
war Sir Thomas Robert Tighe Chapman (1846–1919).[1] Sarah Junner (1861–1959),
Lawrence’ Mutter, stammte aus Sunderland, County Durham, und gilt als die
illegitime Tochter von John Lawrence, weshalb sie sich Miss Lawrence nannte.
Sarah Junner kam Ende der 1870er Jahre als Kinderfrau von Chapmans Ehefrau
Edith in den Haushalt der Chapmans. Thomas Edwards Eltern blieben unverheiratet
und hatten fünf gemeinsame Söhne; er war der zweitälteste, sein jüngster Bruder
war der spätere Archäologe Arnold Walter Lawrence.[2][3]
Bereits im Alter von 21 Jahren (also 1909) reiste Lawrence
als Student der Geschichte der Universität Oxford wochenlang zu Fuß und allein
durch Syrien und Palästina, um die Architektur von Kreuzfahrerburgen zu
erforschen. Von 1911 bis 1914 war er an Ausgrabungen in Karkemisch am oberen
Euphrat beteiligt und erlernte dabei die arabische Sprache. Im Norden Syriens
entstand seine schwärmerische Liebe zu den Beduinen, einer, wie er empfand,
großen Nation. Im Januar 1914 schloss er sich einer vom Palestine Exploration
Fund geführten kartographischen und archäologischen Expedition durch die
Negev-Wüste an, die auch der strategischen Auskundschaftung durch den
britischen Geheimdienst diente.
Erster Weltkrieg und arabische Revolte
Nach dem Beginn des Ersten Weltkrieges und dem
Kriegseintritt des Osmanischen Reiches gehörte Lawrence seit Dezember 1914 dem
britischen Nachrichtendienst in Kairo an. Im Juni des Jahres 1916 zettelte
Scherif Hussein, der Emir von Mekka, mit seinen Söhnen einen Aufstand auf der
Arabischen Halbinsel gegen den osmanischen Sultan an. Scherif Hussein wurde von
den Briten mit Geld und Militärberatern unterstützt.
Lawrence auf einem Kamel in Akaba, 1917
Aufgrund seiner Orts- und Sprachkenntnisse wurde Leutnant
Lawrence als Verbindungsmann ausgewählt und an den Ort des Geschehens gesandt.
Rasch avancierte er zu einer der Schlüsselfiguren des arabischen
Unabhängigkeitskampfes, nicht zuletzt durch einen engen, von gegenseitigem
Respekt getragenen Kontakt zu Faisal I., einem der Söhne des Emirs. Lawrence,
der über keine besondere Militärerfahrung verfügte, übernahm Taktiken des
Guerillakrieges, da die schlecht organisierten Beduinen für offene
Feldschlachten zu schwach waren. Bereits vor Lawrence’ Eintreffen wurden solche
Taktiken diskutiert, sodass er keineswegs als alleiniger Urheber gelten kann.
Der Guerillakrieg beschränkte sich im Wesentlichen auf
Überraschungsangriffe auf kleinere osmanische Militärposten und
Sprengstoffanschläge auf die Hedschasbahn, eine Eisenbahnlinie von Damaskus bis
Medina, sowie auf Anschläge auf die Wasserversorgung am Jamur. Diese
Nadelstichaktionen schwächten und demoralisierten die osmanische Armee
nachhaltig und führten im Juli 1917 zur Einnahme der Hafenstadt Akaba. Der
vorherigen Eroberung von Al Wajh im Januar 1917, der Hafenstadt auf halbem Wege
nach Akaba, kam dabei eine entscheidende Bedeutung zu – sie wurde zum
Wendepunkt im Feldzug gegen die Osmanen unter Cemal Pascha. Lawrence ließ nach
seinem Eintreffen Al Wajh zum Hauptstützpunkt für Faisal I. ausbauen. Am 1.
Oktober 1918 fiel Damaskus an die arabischen Rebellen, am gleichen Tag
marschierten auch die britischen Streitkräfte in die Stadt ein.
Nach dem Waffenstillstand zog sich Lawrence, seelisch und
körperlich erschöpft, aus seiner Sonderrolle bei den Arabern zurück. Ihn
plagten schwere Schuldgefühle, hatte er doch die ganze Zeit über gewusst, dass
der nördliche arabische Raum nach dem Krieg gemäß dem geheimen
Sykes-Picot-Abkommen von 1916 in britische und französische Einflusszonen
aufgeteilt werden sollte.
Nachkriegsjahre
Lawrence lehnte in der Folge Auszeichnungen und hohe Posten
kategorisch ab. Er setzte sich bei der Friedenskonferenz von Paris im Jahr 1919
sowie noch einmal im Jahr 1921 in Kairo als Berater von Churchill für die
Unabhängigkeitsbestrebungen seiner arabischen Freunde ein, freilich nur mit
mäßigem Erfolg. Seine Ansichten macht folgendes Zitat deutlich:
„Die Geschichte
auf diesen Seiten ist nicht die Geschichte der arabischen Bewegung, sondern die
meiner Beteiligung daran. Es ist die Erzählung des täglichen Lebens,
unbedeutender Geschehnisse kleiner Menschen. Hier gibt es keine Lektionen für
die Welt, keine Enthüllungen, um die Menschen zu schockieren. Sie ist voll von
trivialen Dingen, zum Teil deshalb, daß niemand die Überreste, aus denen ein
Mann eines Tages Geschichte machen könnte, fälschlich für Geschichte hält, und
zum Teil wegen des Vergnügens, das ich bei der Erinnerung an meine Beteiligung
an dieser Revolte hatte. Wir alle waren überwältigt, wegen der Weite des
Landes, des Geschmacks des Windes, des Sonnenlichts und der Hoffnungen, für die
wir arbeiteten. Die Morgenluft einer zukünftigen Welt berauschte uns. Wir waren
aufgewühlt von Ideen, die nicht auszudrücken und die nebulös waren, aber für
die gekämpft werden sollte. Wir durchlebten viele Leben während dieser
verwirrenden Feldzüge und haben uns selbst dabei nie geschont; doch als wir
siegten und die neue Welt dämmerte, da kamen wieder die alten Männer und nahmen
unseren Sieg, um ihn der früheren Welt anzupassen, die sie kannten. Die Jugend
konnte siegen, aber sie hatte nicht gelernt, den Sieg zu bewahren; und sie war
erbärmlich schwach gegenüber dem Alter. Wir dachten, wir hätten für einen neuen
Himmel und für eine neue Welt gearbeitet, und sie dankten uns freundlich und
machten ihren Frieden.“
– T. E. Lawrence: Die sieben Säulen der Weisheit, Seite 850
Danach versteckte er sich 1923 – vermittelt durch einen
Freund im Kriegsministerium, Sir Philip Chetwode – unter dem falschen Namen T.
E. Shaw in der britischen Luftwaffe, wo er bis zu seiner Verabschiedung im Jahr
1935 als einfacher Soldat diente. Bis zuletzt wurde er von der Öffentlichkeit
verfolgt, die seinen Wunsch nach Anonymität nicht respektierte.
Lawrence kam am 13. Mai 1935 mit seinem Motorrad von der
Straße ab, erlitt schwerste Kopfverletzungen, lag sechs Tage im Koma und starb
am 19. Mai 1935 im Alter von 46 Jahren. Er wurde auf dem neuen Friedhof der
Kirche von Moreton begraben. Der Grabstein wurde von seiner Mutter und seinem
älteren Bruder Bob ausgewählt. Der Stein trägt das Motto der Universität
Oxford: Dominus illuminatio mea (Der Herr ist mein Licht). In der St. Martin’s
Church, Wareham, Dorset, wurde nach seinem Tod von seinem Freund Eric
Kennington ein Grabmal mit einem Bildnis von Lawrence in arabischer Kleidung
aufgestellt.
Lawrence’ Grab in Moreton
Heroisierung
Der amerikanische Journalist Lowell Thomas besuchte seit
1917 verschiedene Kriegsschauplätze. Lawrence erwirkte für ihn und den
Kameramann Chase die Erlaubnis, bei Faisals Truppen zu recherchieren. Ab 1919
trat Thomas mit einem abendfüllenden Filmvortrag über Allenbys Feldzug und den
arabischen Aufstand auf. Die Vorführung wurde von Militärkapellen und
Schleiertänzen begleitet. Thomas präsentierte Lawrence als „Sherif“, „Fürsten
von Mekka“ und „ungekrönten König Arabiens“ und hielt den Vortrag insgesamt
2000-mal in den USA, Großbritannien und Australien. 1924 veröffentlichte Thomas
sein Material unter dem Titel With Lawrence in Arabia. 1927 erschien die
Biographie Lawrence and the Arabs von Robert Graves, 1934 ein Lawrence-Buch von
Liddell Hart. Auf diese Art wurde Lawrence schon zu Lebzeiten zum Mythos.
Schon kurz nach dem Krieg hatte Lawrence einen umfangreichen
Bericht über den arabischen Aufstand fertiggestellt. Er verlor jedoch das
Manuskript und musste das Werk aus dem Gedächtnis neu schreiben. Es wurde
schließlich nach weiteren Überarbeitungen 1926 unter dem Titel The Seven
Pillars of Wisdom (dt. Die sieben Säulen der Weisheit) veröffentlicht und wurde
zu einem Klassiker der Weltliteratur. Zwanzig Jahre nach seinem Tod erschien
sein anklagendes Buch The Mint (Unter dem Prägestock), in dem er sein Leben als
Soldat verarbeitete und ein leidenschaftliches Bekenntnis für den Frieden
ablegte.
Zu einem Klassiker wurde das bildmächtige Wüstenepos
Lawrence von Arabien von David Lean aus dem Jahr 1962 mit Peter O’Toole in der
Hauptrolle, Alec Guinness als Faisal sowie Anthony Quinn und Omar Sharif. Der
Film erhielt sieben Oscars und war für drei weitere nominiert. Der Film bindet
die Legende „Lawrence von Arabien“ in das historische Umfeld ein, stellt aber
gleichzeitig eine freie Bearbeitung sowohl von Lawrence’ Bericht als auch der
historischen Ereignisse dar
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