Zaha Hadid 1950-2016
Author D.Selzer-McKenzie
https://youtu.be/UOhkQQc4cJY
Zaha Mohammad Hadid, DBE,[1] (arabisch زها حديد, DMG Zahā Ḥadīd) (* 31. Oktober 1950 in
Bagdad; † 31. März 2016 in Miami, Florida[2]) war eine aus dem Irak stammende
Architektin, Architekturprofessorin und Designerin britischer
Staatsangehörigkeit. Als erste Frau erhielt sie 2004 die bedeutendste Ehrung in
der Architektur, den Pritzker-Architektur-Preis. Im Jahre 2009 wurde ihr das
japanische Praemium Imperiale verliehen.
Ihr Baustil und Design wird von Architekturkritikern und von
ihr selbst als fließend[3] oder als kinetisch (auf der Bewegung basierend)
bezeichnet.[4] Hadids Geschäftspartner Patrik Schumacher definiert ihren Stil
als parametrisch und meint damit eine „Eleganz geordneter Komplexität und den
Eindruck nahtloser Fluidität“ (Fließfähigkeit), was auch den „natürlichen
Systemen“ entspricht.[5]
Zaha Hadids Eltern Wajiha Sabunji (gest. 1983) und Muhammad
Hadid (1907–1999) entstammten Familien aus Mosul, die mit Handel, industriellen
Investitionen und Immobilien großen Reichtum erlangt hatten. Ihr Vater Muhammad
Hadid studierte von 1928 bis 1931 an der London School of Economics, wo er sich
auch eine lebenslang anhaltende Bewunderung sowohl für die Ökonomen Sidney
Webb, Hugh Dalton, John Maynard Keynes als auch für die sozialdemokratischen
Ideen der Fabian Society erwarb.[6] Neben seinem geschäftlichen Engagement
wurde er mehrmals Finanzminister und war 1946 Mitbegründer der Iraqi Democratic
Party und 1960 der Mitbegründer und Leiter der Progressive Democratic Party.[7]
Ihre Eltern pflegten einen westlichen Lebensstil; so wuchs Zaha Hadid mit ihren
beiden Brüdern in einem Haus auf, das vom Bauhaus-Stil beeinflusst war.[8]
Schon als Kind entwarf sie ihr eigenes Kinderzimmer neu, dieser Plan wurde dann
von einem Tischler als Vorlage für viele weitere Kinderzimmer in Bagdad
ausgeführt.[9] In den späten 1950er Jahren konnte sie auch den Bau des
irakischen Planungsministeriums beobachten, das Gio Ponti als eine Replik des
Pirelli-Hochhauses in Bagdad erbauen ließ. Ihre Schulzeit verbrachte sie in
einer von katholischen Nonnen geleiteten Klosterschule in Bagdad, später in
einem Schweizer [10] und einem englischen Internat.[11] Mit elf Jahren wusste
sie, dass sie Architektin werden wollte.[12]
Ausbildung
Bis 1971 studierte sie Mathematik an der American University
of Beirut. Von 1972 bis 1977 studierte sie Architektur an der Architectural
Association School (AA) in London. Unter Leitung von Alvin Boyarsky wurde die
AA in den 1970er Jahren ein Zentrum für die Gegenbewegung einer zweiten
architektonischen Moderne.[13] Dozenten wie Rem Koolhaas und Bernard Tschumi
standen für eine Suche nach neuen Formen jenseits der klassischen Moderne und
des Neo-Historismus. Schon damals galt sie als außerordentlich begabt. Ihre
Abschlussarbeit war ein Hotel an der Londoner Hungerford Bridge, das sie
Malevich’s Tectonics nannte, als Reverenz an den russischen Suprematisten
Kasimir Malewitsch.[13] 1977 nahm sie das Angebot an, Mitarbeiterin an
Koolhaas’ Office for Metropolitan Architecture (OMA) zu werden und lehrte nun
selbst auch an der AA mit ihren OMA-Partnern Rem Koolhaas und Elia Zenghelis.
Die britische Hauptstadt wurde zu ihrer Wahlheimat. Dort eröffnete sie 1980
auch ihr eigenes Architekturbüro,[14] der deutsche Architekt und heutige
Architekturprofessor Patrik Schumacher (* 1961) arbeitete 1983 für ihr
Büro,[12] war seit 1988 ihr Mitarbeiter und ab 2002 Teilhaber (Partner).[15]
Projekte und Objekte
1983 erregte sie mit dem – ungebauten – Freizeit- und
Erholungspark The Peak Leisure Club an einem Berghang in Hongkong erstmals
internationales Aufsehen und erhielt für den Bau eine Auszeichnung. Mit diesem
Entwurf war sie 1988 auch an der einflussreichen Deconstructivist
Architecture-Ausstellung des New Yorker Museum of Modern Art vertreten und galt
daher anfänglich als eine theoretische Vordenkerin des Dekonstruktivismus. Gleichwohl
war sie nicht diesem verpflichtet, sondern auf der Suche nach einer erst noch
zu findenden Formensprache der Moderne. Lange Zeit waren ihre Projekte den
Bauherren zu kühn. Viele nicht ausgeführte Entwürfe stehen für eine lange
Durststrecke. Darunter befinden sich ungebaute Projekte wie ein Bürohaus am
Kurfürstendamm 70 in Berlin-Charlottenburg, 1. Preis 1986 (mit nur 2,5 m
Sockelbreite, den Zuschlag erhielt Helmut Jahn) und der Neue Zollhof in
Düsseldorf, 1990 (den Zuschlag erhielt später Frank Gehry).
phæno – die Experimentierlandschaft, 2005, ein
Wissenschaftsmuseum in Wolfsburg
Erst 1993 schaffte sie den Durchbruch und konnte ihren
ersten Entwurf realisieren: das Feuerwehrhaus des Vitra-Werks in Weil am Rhein.
Sie verdankte dies der Innovationsfreude von Rolf Fehlbaum, dem
geschäftsführenden Inhaber von Vitra, der bereits eine Reihe angesehener
Architekten wie Tadao Andō und Frank Gehry für den Bau neuer
Produktionsstätten, anderer Firmengebäude und des Vitra Design Museums
engagiert hatte. Zwar hatte sie schon 1987 mit dem Bau eines vergleichsweise
unauffälligen Hauses mit Wohnhof zur IBA in Berlin-Kreuzberg begonnen, doch
wurde dieses erst 1994 fertiggestellt.[16] Ihr größtes Projekt in Deutschland
ist das phæno in Wolfsburg (Bauzeit 2001–2005), ein interaktives Erlebnismuseum
der Naturwissenschaften, bei dem sie neue Möglichkeiten der dynamischen
Gestaltung des Raumes erprobte. Hadid hielt diesen Entwurf für ihr
ehrgeizigstes Bauwerk in Deutschland, da es trotz seiner komplexen Konstruktion
„schwerelos wirke“.[17] Ihre jüngeren, fließend entworfenen Werke werden als
„archaisch und futuristisch“ zugleich beschrieben.[18]
Ihre architektonischen Vorbilder waren vor allem die
russischen Suprematisten und Konstruktivisten wie Kasimir Malewitsch oder El
Lissitzky. Demgegenüber hielt sie die Postmoderne Architektur für eine
intellektuelle Katastrophe. Hadids Arbeiten schienen nach Ansicht von
Beobachtern dem Credo von Malewitsch zu folgen: „Wir können nur dann Raum
wahrnehmen, wenn wir uns von der Erde loslösen, wenn der Auflagepunkt
verschwindet.“ (1928) [13] Hadids Abneigung gegen das Primat des rechten
Winkels brachte sie auf mathematische Weise zum Ausdruck:
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