Lothar Späth 1937-2016
Author D.Selzer-McKenzie
https://youtu.be/mv1YWg40SZM
Lothar Späth (* 16. November 1937 in Sigmaringen; † 18. März
2016 bei Stuttgart)[1] war ein deutscher Politiker (CDU) und Manager. Von 1978
bis 1991 war er Ministerpräsident von Baden-Württemberg.
Lothar Späth wurde am 16. November 1937 als Sohn eines
Teilhabers einer Samenhandlung in Sigmaringen geboren. Zwei Jahre nach Späths
Geburt[2] verließ die streng pietistische Familie Sigmaringen und zog nach
Ilsfeld, wo er die Volksschule besuchte. Es folgten die Oberschule in Beilstein
und das Robert-Mayer-Gymnasium in Heilbronn, das er bereits nach der mittleren
Reife verließ. Zwischen 1953 und 1958 wurde Späth im Verwaltungsdienst der
Stadt Giengen an der Brenz und beim Landratsamt Bad Mergentheim ausgebildet.
1958–1959 besuchte er die Staatliche Verwaltungsschule Stuttgart.
Öffentliche Ämter und politische Tätigkeiten
Lothar Späth (1983)
Ab 1960 arbeitete Späth bei der Finanzverwaltung der Stadt
Bietigheim. 1965 wurde er Beigeordneter und Finanzreferent der Stadt, 1967
wurde er dort zum Bürgermeister gewählt. Von 1970 bis 1974 war er
Geschäftsführer der Neuen Heimat in Stuttgart und Hamburg und bis 1977 auch im
Vorstand bzw. Aufsichtsrat der Baufirma C. Baresel AG in Stuttgart.
1968 wurde er erstmals als Abgeordneter in den Landtag gewählt.
1972 wurde er Vorsitzender der CDU-Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg.
Nachdem er mehrmals ihm von Ministerpräsident Filbinger angebotene anderweitige
Ministerämter zunächst ausgeschlagen hatte, wurde er 1978 zum Innenminister
ernannt.
Späth mit Erich Honecker (1987)
Nach dem Rücktritt von Hans Filbinger wegen der
„Filbinger-Affäre“ wurde Lothar Späth schließlich am 30. August 1978 zum
fünften Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg gewählt. Er konnte sich gegen
den Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel, der ebenfalls Ambitionen auf
das Amt hatte, innerhalb der Landtagsfraktion durchsetzen. Von 1979 bis 1991
war er Landesvorsitzender der CDU von Baden-Württemberg, anschließend deren
Ehrenvorsitzender, sowie von 1981 bis 1989 stellvertretender Bundesvorsitzender
dieser Partei. Turnusgemäß war er als Ministerpräsident von Baden-Württemberg
vom 1. November 1984 bis zum 31. Oktober 1985 Bundesratspräsident.
Späth konnte bei den Landtagswahlen 1980, 1984 und 1988
jeweils die absolute Mehrheit der CDU verteidigen, während die anderen Parteien
stagnierten. Als Ministerpräsident trieb er die wirtschaftliche Entwicklung des
Landes voran und erhielt für den ökonomischen Erfolg den Spitznamen „Cleverle“.
Späth arbeitete dabei mit in Baden-Württemberg ansässigen Konzernen und deren
Managern eng zusammen. Insbesondere mit dem Wirtschaftsmanager und Konzernchef
der Südmilch AG, Friedrich Wilhelm Schnitzler, dem Mercedes-Benz Konzern, der
Porsche AG und mit deren Vorständen. Nachdem Späth im Zusammenhang mit der
„Traumschiff-Affäre“ Vorteilsnahme bei Ferienreisen vorgeworfen worden war,
trat er am 13. Januar 1991 von seinem Amt als Regierungschef zurück und legte
am 31. Juli 1991 auch sein Mandat als Landtagsabgeordneter nieder. Sein
Nachfolger als Ministerpräsident wurde der baden-württembergische
CDU-Fraktionsvorsitzende Erwin Teufel. Sein Landtagsmandat übernahm der
Oberbürgermeister von Bietigheim-Bissingen Manfred List.
Im Bundestagswahlkampf 2002 war Späth als
Schatten-Wirtschaftsminister Mitglied im Schattenkabinett des Kanzlerkandidaten
Edmund Stoiber.
Privatwirtschaft
Lothar Späth (2003)
Späth wurde im Juni 1991 Geschäftsführer der Jenoptik GmbH
in Jena (Rechtsnachfolger des VEB Carl Zeiss Jena) und führte diese am 16. Juni
1998 als Vorstandsvorsitzender der daraus hervorgegangenen Aktiengesellschaft
Jenoptik AG an die Börse. Jenoptik war somit eines der wenigen Beispiele, dass
ein ehemaliges Industriekombinat aus der ehemaligen DDR sich nach der Wende
erfolgreich im vereinigten Deutschland behaupten konnte. Späths eigene
Tätigkeit im Vorstand der Jenoptik AG endete im Juni 2003. Im April 1996 wurde
Späth Präsident der Industrie- und Handelskammer Ostthüringen in Gera. 1997
erhielt er die Ehrenbürgerschaft der Stadt Jena.
Von 1997 bis 2001 moderierte er die wöchentliche
Gesprächssendung Späth am Abend auf n-tv. Ab 2005 moderierte er wieder eine
gleichnamige Sendung, die monatlich ausgestrahlt wurde. Er hatte eine Honorarprofessur
für Medien und Zeitdiagnostik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena inne.
Von 2002 bis 2011 war er Testimonial des Innovationswettbewerbs „TOP 100 – Die
innovativsten Unternehmen im deutschen Mittelstand“ und Herausgeber des
dazugehörigen, jährlich erscheinenden Buches.[3] Im Mai 2005 wurde er
Vorsitzender der Geschäftsführung der Investmentbank Merrill Lynch für
Deutschland und Österreich, zudem war er von 2006 bis 2007
Aufsichtsratsvorsitzender der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck. Von Juli
2007 bis April 2013 war er Aufsichtsratsvorsitzender der J&M Management
Consulting AG mit Sitz in Mannheim. Von 1998 bis September 2012 war er
ebenfalls Aufsichtsratsvorsitzender der Herrenknecht AG. Von Späth erschienen
mehrere Bücher politischen Charakters.
Ehrenamt
Lothar Späth war Stifter des Lothar-Späth-Preises.[4]
Weiterhin war er seit 2004 Jury-Mitglied des Unternehmerpreises Entrepreneur
des Jahres. Von 2008 bis 2012 war er Vorsitzender des Kuratoriums der
Denkmalstiftung Baden-Württemberg.
Er engagierte sich für das Sozialprojekt Wir helfen Afrika
zur Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika, bei dem er Stadtpate für
seinen Geburtsort Sigmaringen war.
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