Hugo Strasser 1922-2016
Author D.Selzer-McKenzie
https://youtu.be/npJ8P6ollj4
Hugo Strasser (* 7. April 1922 in München-Schwabing; †
16.[1] oder 17. März 2016[2][3] in München-Trudering[2] oder
Grasbrunn-Neukeferloh[1][3]) war ein deutscher Klarinettist und Bandleader.
Hugo Strasser war nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland ein Swing- und
Jazzmusiker der ersten Stunde. Sein Orchester war bekannt für seine Tanzmusik,
vor allem durch die Albumreihe Tanzplatte des Jahres und die musikalische Ton-
und Takt-Vorgabe bei vielen Tanz-Weltmeisterschaften.
Strassers Vater, ein verbeamteter Schulhausmeister, stammte
aus einer Bauernfamilie in Jetzendorf, seine Mutter aus Schrobenhausen. Seinen
ersten öffentlichen Auftritt hatte Strasser als Siebenjähriger bei der
„Deutschen Stunde in Bayern“ – dem Vorläufer des Bayerischen Rundfunks. Er
spielte das Stück Großmütterchen auf seiner Mundharmonika.[4] Mit 16 Jahren kam
er an die Akademie der Tonkunst in München. Im achten Semester wurde er zur
Wehrmacht eingezogen. Das war 1940, der Münchner spielte nun in Stettin und
später im Ruhrgebiet mit Soldaten-Kapellen.[5] Nach dem Krieg, an dem er nicht
aktiv als Soldat teilnehmen musste, spielte er Jazzmusik in amerikanischen
Clubs in München und anderen bayerischen Städten, unter anderem vom Juni 1945
bis zum Dezember 1945 im Oberhaus in Passau für die dortige
US-Infanteriedivision. Ab 1949 wirkte er als Altsaxophonist und Klarinettist im
1948 gegründeten Max-Greger-Sextett.
1955 gründete er sein eigenes, 16-köpfiges Tanzorchester,
mit dem er noch 2016 auf zahlreichen Ballveranstaltungen auftrat, so unter
anderem den Faschingsbällen im Deutschen Theater München. Von großem Vorteil für
den berühmten Strasser-Sound war, dass seine Arrangeure immer auch Musiker
seines Orchesters waren. Besonders zu erwähnen sind der 2001 verstorbene
Tenorsaxophonist Werner Tauber, der Posaunist Hans Ehrlinger, der Trompeter
Etienne Cap und der 2012 verstorbene Gitarrist Dirk Schweppe. 2008 bestand das
Orchester neben Strassers Klarinette aus fünf Saxophonen, drei Trompeten, drei
Posaunen, Keyboard, Gitarre, Bass und Schlagzeug. Obwohl das Orchester seit
mehr als fünf Jahrzehnten existiert, gab es kaum personelle Wechsel. So führte
der 1. Altsaxophonist und Klarinettist Hans Wolf (* 1927) seit 1957 bis Anfang
des 21. Jahrhunderts Strassers Saxophonsatz an.
Bereits im Jahr 1956 begleitete Hugo Strasser zusammen mit
seinem Orchester die ersten Tanzturniere. Die darauf folgenden Jahrzehnte
professionalisierte Hugo Strasser zusammen mit seiner Band die Tanzmusik.
Tänzer und Tanzsportler der Standard- und Lateinamerikanischen Tänze liebten
seine Musik. In Tanzturnierkreisen galt er unübertroffen als das wohl beste
Tanzorchester der Welt. Die Tanzsportlegenden und 13-fachen Weltmeister Bill
und Bobbie Irvine erklärten: „Wenn Hugo Strasser auf seiner Klarinette
begleitet von seinem Orchester am Mikrophon steht und wir nach seinen Klängen
tanzen, ist uns, als schweben wir nur so über das Parkett. Für uns ist Hugo
Strasser der beste Tanzkapellmeister der Welt!“.
Mit seinem Orchester wirkte er unter anderem in der
ZDF-Unterhaltungsshow Musik ist Trumpf mit Peter Frankenfeld und in zahlreichen
TV-Sendungen mit Lou van Bourg wie Wir machen Musik, Sing mit mir – tanz mit
mir und Mit Musik geht alles besser mit. Zusammen mit Dieter Hildebrandt und
Klaus Havenstein standen Hugo Strasser und sein Orchester in den 1970er-Jahren
in dem legendären Silvesterkabarett Schimpf vor 12 der Lach- und
Schießgesellschaft auf der Bühne.
Auch als Komponist und Arrangeur war Hugo Strasser
erfolgreich. Weit über 500 Melodien stammen aus seiner Feder.
Anlässlich eines Konzertes zu seinem 65. Geburtstag gründete
Hugo Strasser die Formation Hot Five. Neben Strasser gehörten unter anderem
Martin Schmid (Bass), Uwe Gehring (Gitarre), Ladia Base (Klavier und
Arrangement) und Martin Breinschmid (Perkussion) zur Besetzung.
Seit 2000 tourte er mit Max Greger († 2015) und Paul Kuhn (†
2013) als Swing-Legenden mit der SWR-Bigband u.a. mit A Tribute to Glenn Miller
durch die Lande. Zusammen mit Greger ging Strasser auch weiterhin regelmäßig
auf Tournee. Im Januar 2009 gab er zusammen mit Max Greger und Bill Ramsey als
Swing-Legenden in der Stuttgarter Liederhalle ein Konzert. Gaststars waren die
Kessler-Zwillinge. 2013 gab er mit der Aichacher Swing-Band Crazy Oak Big Band
ein Konzert, welches nach einem Geburtstagsgruß zustande kam.[6][7] Hugo
Strasser spielte seit der Ballsaison 1955/1956 bis 2016 insgesamt 60 Jahre im
Deutschen Theater in München und an vielen anderen Orten deutschlandweit zu
Ballabenden mit seinem Tanzorchester. Auch 2016, wenige Wochen vor seinem 94.
Geburtstag, wirkte Strasser wie bereits seit vielen Jahren an der Ballnacht im
Deutschen Theater mit.[8] Seinen letzten Auftritt hatte er am 28. Februar 2016
in Unterhaching. Am 16. oder 17. März 2016 starb Hugo Strasser an den Folgen
eines Blasenkrebsleidens.[9]
Werke
In der Liste Hugo Strassers Werke ist vor allem die Reihe
Tanzplatte des Jahres zu nennen, die er von 1966 bis 1996 produzierte. Nach
1996 kamen noch ein paar Best-of-CDs heraus, seine große Zeit war jedoch
vorbei. Ein Kuriosum war das Album Was ich sagen wollte … (1989). Auf ihr war
Strasser tatsächlich als Sänger zu hören, mit Liedern über sich, das Leben und
seine Heimatstadt München. Es kam sogar eine Single heraus mit dem Lied I kann
ned tanzen (Strasser kokettierte zeit seines Lebens damit, dass er beim Tanzen
stets aus dem Takt komme).
Zu den bekanntesten von Strasser eingespielten Titeln
gehören sicher You’re the Cream in My Coffee (Quickstep) aus
Turniertanz-Trümpfe; So What’s New (eine Melodie von Bert Kaempfert), außerdem
der Ohrwurm Wild Cat Blues, ebenfalls ein Quickstep, der Strassers Klarinette
prominent präsentiert, zu finden auf ARD Masters Gala ’92 (das Lied war
außerdem die Begleitmusik eines 70er-Jahre-Pausenfilms des Hessischen Rundfunks
mit Kätzchen, die in halboffenen hr-Würfeln herumkrabbeln).
Daneben blieb er auch dem Swing und Jazz treu, z. B. durch
Auftritte in Quintettbesetzung, seiner so genannten Hot Five, von der es auch
CDs gibt.
Gelegentlich komponierte er auch Filmmusik wie 1964 für Das
Mädel aus dem Böhmerwald mit Gerlinde Locker.
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