Freitag, 8. April 2016

Öl hopp — Gold topp


Öl hopp — Gold topp

Author D.Selzer-McKenzie

https://youtu.be/EyABDPuiv1s

Auch wenn das Börsenjahr 2016 nur wenige Monate alt ist, so gab es in diesem Zeitraum an den Rohstoff- und Währungsmärkten Kursbewegungen, die durchaus für das gesamte Jahr ausreichend gewesen wären.

 

Wer 2015 auf steigende Ölpreise setzte, wurde bitter ent¬täuscht. Wer dachte, 2016 würde der Ölpreis nun endlich stei¬gen, wurde ebenfalls schnell eines Besseren belehrt. So gab Brent-Öl von 40 US-Dollar/Barrel bis auf knapp 28 US-Dollar/ Barrel nach; WTI gar bis auf 26,05 US-Dollar/Barrel — also auf Niveaus, die seit vielen Jahren nicht mehr vorkamen (mehr als zwölf, um genau zu sein). Während beim Autofahrer bei jeder Anfahrt zurTankstelle das Herz vor Freude hüpft, bedeu¬tet dies natürlich eine Menge Pein für die Ölproduzenten und deren Währungen (dazu später mehr).

Überangebot auf dem Ölmarkt

Im Großen und Ganzen handelt es sich bei der Ölpreis¬schwäche um die Folge einer Angebotsschwemme. So produzieren sowohl die Opec-Staaten als auch Russland auf Rekordniveaus. Und auch die US-amerikanischen Fir¬men, die Öl durch Fracking gewinnen, haben zwar etwa zwei Drittel ihrer aktiven Bohrlöcher vorübergehend still¬gelegt, produzieren aber dennoch fast so viel Öl wie zu den Zeiten, als noch alle sogenannten Rigs (aktive Bohr-löcher) in Betrieb waren. Laut Schätzungen der FAZ vom

 

31. Januar betrug die jährliche Überproduktion im Gesamt¬jahr 2015 etwa 106 Milliarden Liter Öl. Allerdings sollten sich weder Autofahrer noch Anleger nicht allzu sehr an diese niedrigen Ölpreise gewöhnen. Niedrige Preise bedeuten nämlich, dass Explorationsvorhaben unrenta¬bel werden und die Angebotsschwemme somit nicht ewig anhalten wird. So erwarten die Experten von DB Research aktuell (Stand: Anfang Februar) schon im Jahresverlauf recht deutlich ansteigende Preise von jeweils 33 US-Dollar/ Barrel im Durchschnitt für Brent und WTI im ersten Quar¬tal bis auf 50 US-Dollar/Barrel (Brent) beziehungsweise 47 US-Dollar/Barrel (WTI) im Durchschnitt des vierten Quar¬tals. Ihrer Ansicht nach werden die Ölfirmen etwa 380 Milli¬arden an Investitionen aufschieben, sodass beispielsweise im Jahre 2021 1,5 Millionen Barrel am Tag weniger geför¬dert werden als noch im vergangenen Jahr angenommen.

Recht schnell könnten die Ölpreise aufwärts springen, falls es eine baldige Vereinbarung über Produktionskür¬zungen gäbe, die von den Hauptförderländern akzeptiert und dann auch nicht unterlaufen würde. Beim ersten Ver¬such Mitte Februar seitens Russlands, Saudi Arabiens, Katars und Venezuelas, dem Ölpreis durch ein Festschrei¬ben einer Obergrenze der Fördermengen — limitiert auf die Fördermengen im Januar 2016 — auf die Sprünge zu helfen, war zunächst jedoch kein nachhaltiger Erfolg erkennbar.

Kurzfristig betrachtet wird der Ölpreis aber sicherlich weiterhin prozentual gesehen große Tagesbewegungen vollziehen — alleine deswegen, weil der absolute Ölpreis gerade so niedrig ist.

Goldene Zeiten

Ganz im Gegensatz zu den Ölförderern können die Gold-produzenten zum Zeitpunkt des Niederschreibens die¬ser Zeilen mit einer breiten Brust und einem breiten Grinsen durch die Gegend laufen. Von 1060 US-Dollar/ Unze zu Jahresbeginn stieg das edelste aller Metalle bis auf 1263 US-Dollar/Unze Anfang Februar an. Zu den Gründen hierfür (Auspreisen der Zinserhöhungen der US-Notenbank, Suche nach sicheren Häfen, et cetera) sei die Lektüre des X-press Magazins 03/16 empfohlen. Im Gefolge des Goldes konnten auch die anderen Edelmetalle an Wert gewinnen.

Im Grunde genommen lassen sich viele Marktbewe-gungen der ersten Wochen gerade auf das Auf und Ab der Ölpreise zurückführen. Fielen die Ölpreise, so wurde dies an den Märkten als Menetekel für die Weltkonjunktur betrachtet und das wiederum schickte meist die Aktien¬märkte auf Talfahrt und schubste spiegelbildlich die Gold¬preise voran.

Die Macht des Öls

Auswirkungen der Bewegungen an den Ölmärkten lassen sich natürlich auch an den Währungsmärkten beobach¬ten. Hier kam es unmittelbar zu Kursverlusten bei den Währungen der erdölproduzierenden Länder. Besonders deutlich wurden diese beim Mexikanischen Peso, dem Rus¬sischen Rubel und vorübergehend auch dem Kanadischen Dollar. Es gibt aber auch mittelbare Auswirkungen auf Währungspaare, die nicht ganz so eindeutig zu vermuten wären. So bedeuten niedrigere Ölpreise naturge¬mäß auch niedrigere Inflationserwar-tungen.Waren die Marktbeobachter zu Beginn des Jahres noch von zwei bis drei Zinserhöhungen der US-Noten¬bank für das Jahr 2016 ausgegangen, und die Notenbanker selbst gar von

 

vieren, so wurden diese Erwartungen im Verlauf der ersten Wochen des Jahres nunmehr nahezu komplett ausgepreist. Beim Schreiben dieser Zeilen erwarten die Märkte nur noch mit etwa 30-prozentiger Wahrscheinlichkeit eine einzige Zinserhöhung im gesamten Jahr 2016.

In nahezu allen Prognosen für das Jahr 2016 tauchte das Wort „Divergenz" auf. Gemeint war hiermit, dass der US-Dollar im Jahresverlauf gegen die anderen „großen" Währungen aufwerten müsse, da die Leitzinsen in den USA weiter angehoben würden, wohingegen die Länder der Eurozone, Schweiz, Japan, Großbritannien und Co. weiter im Zinstal verharren müssten. Zwar erscheint der zweite Teil dieser Prognose weiterhin valide. Der erste allerdings, wie eben erwähnt, nicht mehr unbedingt.

Infolgedessen hat der US-Dollar trotz kleiner Zinssen¬kungen in Japan und Schweden und der Signale seitens der EZB, bei der nächsten Sitzung am 10. März weitere geldpolitisch expansive Beschlüsse zu treffen, zur Überra¬schung vieler Marktteilnehmer an Wert verloren. Gewin¬ner an den Währungsmärkten war in den ersten Wochen der japanische Yen, der vermehrt — ähnlich wie Gold — als sicherer Hafen nachgefragt wurde. Wobei zu beachten ist, dass ein starker Yen mit Sicherheit das Letzte ist, was sich die japanische Notenbank und Regierung für die exportge¬triebene Wirtschaft Japans wünschen.

Auf dem Währungsmarkt heißt es, im März wach¬sam zu sein, denn innerhalb der nächsten Zeit tagen alle Notenbanken der G10 Staaten — was bedeutet, dass sich hier neue Ausblicke und damit Trading-Chancen ergeben können.

Sicherlich bleiben aber die Ölpreise noch längere Zeit im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Märkte. Schlie߬lich hängt das Wohl und Wehe ganzer Volkswirtschaften am Preis des schwarzen Goldes.

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.