Öl hopp — Gold topp
Author D.Selzer-McKenzie
https://youtu.be/EyABDPuiv1s
Auch wenn das Börsenjahr 2016 nur wenige Monate alt ist, so
gab es in diesem Zeitraum an den Rohstoff- und Währungsmärkten Kursbewegungen,
die durchaus für das gesamte Jahr ausreichend gewesen wären.
Wer 2015 auf steigende Ölpreise setzte, wurde bitter
ent¬täuscht. Wer dachte, 2016 würde der Ölpreis nun endlich stei¬gen, wurde
ebenfalls schnell eines Besseren belehrt. So gab Brent-Öl von 40
US-Dollar/Barrel bis auf knapp 28 US-Dollar/ Barrel nach; WTI gar bis auf 26,05
US-Dollar/Barrel — also auf Niveaus, die seit vielen Jahren nicht mehr vorkamen
(mehr als zwölf, um genau zu sein). Während beim Autofahrer bei jeder Anfahrt
zurTankstelle das Herz vor Freude hüpft, bedeu¬tet dies natürlich eine Menge
Pein für die Ölproduzenten und deren Währungen (dazu später mehr).
Überangebot auf dem Ölmarkt
Im Großen und Ganzen handelt es sich bei der
Ölpreis¬schwäche um die Folge einer Angebotsschwemme. So produzieren sowohl die
Opec-Staaten als auch Russland auf Rekordniveaus. Und auch die
US-amerikanischen Fir¬men, die Öl durch Fracking gewinnen, haben zwar etwa zwei
Drittel ihrer aktiven Bohrlöcher vorübergehend still¬gelegt, produzieren aber
dennoch fast so viel Öl wie zu den Zeiten, als noch alle sogenannten Rigs
(aktive Bohr-löcher) in Betrieb waren. Laut Schätzungen der FAZ vom
31. Januar betrug die jährliche Überproduktion im
Gesamt¬jahr 2015 etwa 106 Milliarden Liter Öl. Allerdings sollten sich weder
Autofahrer noch Anleger nicht allzu sehr an diese niedrigen Ölpreise gewöhnen.
Niedrige Preise bedeuten nämlich, dass Explorationsvorhaben unrenta¬bel werden
und die Angebotsschwemme somit nicht ewig anhalten wird. So erwarten die
Experten von DB Research aktuell (Stand: Anfang Februar) schon im Jahresverlauf
recht deutlich ansteigende Preise von jeweils 33 US-Dollar/ Barrel im Durchschnitt
für Brent und WTI im ersten Quar¬tal bis auf 50 US-Dollar/Barrel (Brent)
beziehungsweise 47 US-Dollar/Barrel (WTI) im Durchschnitt des vierten
Quar¬tals. Ihrer Ansicht nach werden die Ölfirmen etwa 380 Milli¬arden an
Investitionen aufschieben, sodass beispielsweise im Jahre 2021 1,5 Millionen
Barrel am Tag weniger geför¬dert werden als noch im vergangenen Jahr
angenommen.
Recht schnell könnten die Ölpreise aufwärts springen, falls
es eine baldige Vereinbarung über Produktionskür¬zungen gäbe, die von den
Hauptförderländern akzeptiert und dann auch nicht unterlaufen würde. Beim
ersten Ver¬such Mitte Februar seitens Russlands, Saudi Arabiens, Katars und
Venezuelas, dem Ölpreis durch ein Festschrei¬ben einer Obergrenze der
Fördermengen — limitiert auf die Fördermengen im Januar 2016 — auf die Sprünge
zu helfen, war zunächst jedoch kein nachhaltiger Erfolg erkennbar.
Kurzfristig betrachtet wird der Ölpreis aber sicherlich
weiterhin prozentual gesehen große Tagesbewegungen vollziehen — alleine
deswegen, weil der absolute Ölpreis gerade so niedrig ist.
Goldene Zeiten
Ganz im Gegensatz zu den Ölförderern können die
Gold-produzenten zum Zeitpunkt des Niederschreibens die¬ser Zeilen mit einer
breiten Brust und einem breiten Grinsen durch die Gegend laufen. Von 1060
US-Dollar/ Unze zu Jahresbeginn stieg das edelste aller Metalle bis auf 1263
US-Dollar/Unze Anfang Februar an. Zu den Gründen hierfür (Auspreisen der
Zinserhöhungen der US-Notenbank, Suche nach sicheren Häfen, et cetera) sei die
Lektüre des X-press Magazins 03/16 empfohlen. Im Gefolge des Goldes konnten
auch die anderen Edelmetalle an Wert gewinnen.
Im Grunde genommen lassen sich viele Marktbewe-gungen der
ersten Wochen gerade auf das Auf und Ab der Ölpreise zurückführen. Fielen die
Ölpreise, so wurde dies an den Märkten als Menetekel für die Weltkonjunktur
betrachtet und das wiederum schickte meist die Aktien¬märkte auf Talfahrt und
schubste spiegelbildlich die Gold¬preise voran.
Die Macht des Öls
Auswirkungen der Bewegungen an den Ölmärkten lassen sich
natürlich auch an den Währungsmärkten beobach¬ten. Hier kam es unmittelbar zu
Kursverlusten bei den Währungen der erdölproduzierenden Länder. Besonders
deutlich wurden diese beim Mexikanischen Peso, dem Rus¬sischen Rubel und
vorübergehend auch dem Kanadischen Dollar. Es gibt aber auch mittelbare
Auswirkungen auf Währungspaare, die nicht ganz so eindeutig zu vermuten wären.
So bedeuten niedrigere Ölpreise naturge¬mäß auch niedrigere
Inflationserwar-tungen.Waren die Marktbeobachter zu Beginn des Jahres noch von
zwei bis drei Zinserhöhungen der US-Noten¬bank für das Jahr 2016 ausgegangen,
und die Notenbanker selbst gar von
vieren, so wurden diese Erwartungen im Verlauf der ersten
Wochen des Jahres nunmehr nahezu komplett ausgepreist. Beim Schreiben dieser
Zeilen erwarten die Märkte nur noch mit etwa 30-prozentiger Wahrscheinlichkeit
eine einzige Zinserhöhung im gesamten Jahr 2016.
In nahezu allen Prognosen für das Jahr 2016 tauchte das Wort
„Divergenz" auf. Gemeint war hiermit, dass der US-Dollar im Jahresverlauf
gegen die anderen „großen" Währungen aufwerten müsse, da die Leitzinsen in
den USA weiter angehoben würden, wohingegen die Länder der Eurozone, Schweiz,
Japan, Großbritannien und Co. weiter im Zinstal verharren müssten. Zwar
erscheint der zweite Teil dieser Prognose weiterhin valide. Der erste
allerdings, wie eben erwähnt, nicht mehr unbedingt.
Infolgedessen hat der US-Dollar trotz kleiner Zinssen¬kungen
in Japan und Schweden und der Signale seitens der EZB, bei der nächsten Sitzung
am 10. März weitere geldpolitisch expansive Beschlüsse zu treffen, zur
Überra¬schung vieler Marktteilnehmer an Wert verloren. Gewin¬ner an den
Währungsmärkten war in den ersten Wochen der japanische Yen, der vermehrt —
ähnlich wie Gold — als sicherer Hafen nachgefragt wurde. Wobei zu beachten ist,
dass ein starker Yen mit Sicherheit das Letzte ist, was sich die japanische
Notenbank und Regierung für die exportge¬triebene Wirtschaft Japans wünschen.
Auf dem Währungsmarkt heißt es, im März wach¬sam zu sein,
denn innerhalb der nächsten Zeit tagen alle Notenbanken der G10 Staaten — was
bedeutet, dass sich hier neue Ausblicke und damit Trading-Chancen ergeben
können.
Sicherlich bleiben aber die Ölpreise noch längere Zeit im
Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Märkte. Schlie߬lich hängt das Wohl und Wehe
ganzer Volkswirtschaften am Preis des schwarzen Goldes.
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