Euklid – Mathematiker
Author D. Selzer-McKenzie
YoutubeVideo: https://youtu.be/w3YzPOf8JBw
Euklid von Alexandria (altgriechisch Εὐκλείδης Eukleídēs,
latinisiert Euclides) war ein griechischer Mathematiker, der wahrscheinlich im
3. Jahrhundert v. Chr. in Alexandria gelebt hat.
Über das Leben Euklids ist fast nichts bekannt. Aus einer
Notiz bei Pappos[1] hat man geschlossen, dass er im ägyptischen Alexandria
wirkte. Die Lebensdaten sind unbekannt. Die Annahme, dass er um 300 v. Chr.
gelebt hat, beruht auf einem Verzeichnis von Mathematikern bei Proklos,[2]
andere Indizien lassen hingegen vermuten, dass Euklid etwas jünger als
Archimedes (ca. 285–212 v. Chr.) war.[3]
Aus einer Stelle bei Proklos hat man auch geschlossen, dass
er um das Jahr 360 v. Chr. in Athen geboren wurde, dort seine Ausbildung an
Platons Akademie erhielt und dann zur Zeit Ptolemaios’ I. (ca. 367–283 v. Chr.)
in Alexandria wirkte.
Er sollte nicht mit Euklid von Megara verwechselt werden,
wie das bis in die frühe Neuzeit häufig geschah, so dass der Name Euklids von
Megara auch auf den Titeln der Ausgaben der Elemente erschien.
Werke
Die überlieferten Werke umfassen sämtliche Bereiche der
antiken griechischen Mathematik: das sind die theoretischen Disziplinen
Arithmetik und Geometrie (Die Elemente, Data), Musiktheorie (Die Teilung des
Kanon), eine methodische Anleitung zur Findung von planimetrischen
Problemlösungen von bestimmten gesicherten Ausgangspunkten aus (Porismen) sowie
die physikalischen bzw. angewandten Werke (Optik, astronomische Phänomene).
In seinem berühmtesten Werk Elemente (altgriechisch Στοιχεῖα
Stoicheia ‚Anfangsgründe‘, ‚Prinzipien‘, ‚Elemente‘) trug er das Wissen der
griechischen Mathematik seiner Zeit zusammen. Er zeigte darin die Konstruktion
geometrischer Objekte, natürlicher Zahlen sowie bestimmter Größen und
untersuchte deren Eigenschaften. Dazu benutzte er Definitionen, Postulate (nach
Aristoteles Grundsätze, die akzeptiert oder abgelehnt werden können) und Axiome
(nach Aristoteles allgemeine und unbezweifelbare Grundsätze). Viele Sätze der
Elemente stammen offenbar nicht von Euklid selbst. Seine Hauptleistung besteht
vielmehr in der Sammlung und einheitlichen Darstellung des mathematischen
Wissens sowie der strengen Beweisführung, die zum Vorbild für die spätere
Mathematik wurde.
Erhaltene Schriften von Euklid sind neben den Elementen, den
Data und der Teilung des Kanons: Optika, Über die Teilung der Figuren
(auszugsweise erhalten in einer arabischen Übersetzung). Von weiteren Werken
sind nur die Titel bekannt: u. a. Pseudaria (Trugschlüsse), Katoptrika und
Phainomena (Astronomie).
Die Elemente waren vielerorts bis ins 20. Jahrhundert hinein
Grundlage des Geometrieunterrichts, vor allem im angelsächsischen Raum.
Geometrie – Arithmetik – Proportionslehre
Neben der pythagoreischen Geometrie enthalten Euklids
Elemente in Buch VII-IX die pythagoreische Arithmetik, die Anfänge der
Zahlentheorie (die bereits Archytas kannte) sowie die Konzepte der Teilbarkeit
und des größten gemeinsamen Teilers. Zu dessen Bestimmung fand er einen
Algorithmus, den euklidischen Algorithmus. Euklid bewies auch, dass es
unendlich viele Primzahlen gibt, nach ihm Satz des Euklid genannt. Auch Euklids
Musiktheorie baut auf der Arithmetik auf. Ferner enthält das Buch V die
Proportionslehre des Eudoxos, eine Verallgemeinerung der Arithmetik auf
positive irrationale Größen.
Veranschaulichung von Euklids fünftem Postulat
Das bekannte fünfte Postulat der ebenen euklidischen
Geometrie (heute Parallelenaxiom genannt) fordert: Wenn eine Strecke s
{\displaystyle s} s beim Schnitt mit zwei Geraden g {\displaystyle g} g und h
{\displaystyle h} h bewirkt, dass die innen auf derselben Seite von s
{\displaystyle s} s entstehenden Winkel α {\displaystyle \alpha } \alpha und β
{\displaystyle \beta } \beta zusammen kleiner als zwei rechte Winkel sind, dann
treffen sich die beiden Geraden g {\displaystyle g} g und h {\displaystyle h} h
auf eben der Seite von s {\displaystyle s} s, auf der die Winkel α
{\displaystyle \alpha } \alpha und β {\displaystyle \beta } \beta liegen.
Schneiden also zwei Geraden eine Strecke (oder Gerade) so, dass die auf einer
Seite von der Strecke und den zwei Geraden eingeschlossenen zwei Winkel kleiner
als 180° sind, dann schneiden sich die beiden Geraden auf dieser Seite und
begrenzen zusammen mit der Strecke (oder dritten Geraden) ein Dreieck.
Für die Wissenschaftsgeschichte ist die Beschäftigung mit
dem Parallelenaxiom von großer Bedeutung, weil sie viel zur Präzisierung
mathematischer Begriffe und Beweisverfahren beigetragen hat. Im Zuge dessen
wurde im 19. Jahrhundert auch die Unzulänglichkeit der euklidischen Axiome
offenkundig. Eine formale Axiomatik der euklidischen Geometrie findet sich in
David Hilberts Werk Grundlagen der Geometrie (1899), das zu vielen weiteren
Auflagen und anschließenden Forschungen geführt hat. Darin wird zum ersten Mal
ein vollständiger Aufbau der euklidischen Geometrie geleistet, bis zu der
Erkenntnis, dass jedes Modell des Hilbertschen Axiomensystems isomorph zum
dreidimensionalen reellen Zahlenraum mit den üblichen Deutungen der geometrischen
Grundbegriffe (wie Punkt, Gerade, Ebene, Länge, Winkel, Kongruenz, Ähnlichkeit
usw.) in der Analytischen Geometrie ist. Schon seit der Antike versuchten viele
bedeutende Mathematiker vergeblich, das Parallelenaxiom mit den übrigen Axiomen
und Postulaten zu beweisen (es wäre dann entbehrlich). Erst im 19. Jahrhundert
wurde die Unverzichtbarkeit des Parallelenaxioms mit der Entdeckung einer
nichteuklidischen Geometrie durch Bolyai und Lobatschewski klar. Die
Poincaré'sche Halbebene H (Henri Poincaré) ist ein Modell für ein solches
Axiomensystem, in dem das Parallelenaxiom nicht gilt. Somit kann das
Parallelenaxiom nicht aus den übrigen Axiomen gefolgert werden (siehe
nichteuklidische Geometrie).
Musiktheorie
In Euklids musiktheoretischer Schrift Die Teilung des Kanon
(griechisch Katatomē kanonos, lat. Sectio canonis),[4][5] die als authentisch
einzustufen ist, griff er die Musiktheorie des Archytas auf und stellte sie auf
eine solidere akustische Basis, nämlich auf Frequenzen von Schwingungen (er
sprach von Häufigkeit der Bewegungen). Er verallgemeinerte dabei den Satz des
Archytas über die Irrationalität der Quadratwurzel m + 1 m {\displaystyle
{\sqrt {\tfrac {m+1}{m}}}} {\sqrt {{\tfrac {m+1}{m}}}} und bewies ganz
allgemein die Irrationalität beliebiger Wurzeln m + 1 m n {\displaystyle
{\sqrt[{n}]{\tfrac {m+1}{m}}}} {\sqrt[ {n}]{{\tfrac {m+1}{m}}}}. Der Grund für
diese Verallgemeinerung ist seine Antithese gegen die Harmonik des Aristoxenos,
die auf rationalen Vielfachen des Tons (Halbton ... n-tel-Ton) aufbaut. Denn in
der pythagoreischen Harmonik hat der Ton (Ganzton) die Proportion 9:8, was
Euklid zu seiner Antithese „Der Ton ist weder in zwei noch in mehrere gleiche
Teile teilbar“ veranlasste; sie setzt allerdings kommensurable Frequenzen
voraus, die in der pythagoreischen Harmonik bis zum Ende des 16. Jahrhunderts
(Simon Stevin) angenommen wurden. Die Antithese „Die Oktave ist kleiner als 6
Ganztöne“ stützte er auf die Berechnung des pythagoreischen Kommas. Ferner
enthält Euklids Teilung des Kanons – wie ihr Titel signalisiert – die älteste
überlieferte Darstellung eines Tonsystems am Kanon, einer geteilten Saite, und
zwar eine pythagoreische Umdeutung des vollständigen diatonischen Tonsystems
des Aristoxenos. Euklids Tonsystem wurde durch Boethius tradiert; es wurde in
der Tonbuchstaben-Notation Odos zur Grundlage des modernen Tonsystems.
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