Harrison Fawcett (1867-1925)
Narreted by D. Selzer-McKenzie
YoutubeVideo: https://youtu.be/U1jDKF7WcBg
Percival Harrison Fawcett (* 31. August 1867 in Torquay;
verschollen und vermutlich † im Sommer 1925 am Oberlauf des Rio Xingu) war ein
britischer Forschungsreisender, Abenteurer und Ethnologe. Er war zunächst
Soldat der britischen Armee und im Rang eines Oberstleutnants des Secret
Intelligence Service (SIS) erlernte er die Fertigkeit der Landesvermessung.
Seine Expeditionen Anfang des 20. Jahrhunderts führten ihn mehrfach nach
Südamerika. Der Nachwelt ist er vor allem durch sein spurloses Verschwinden zusammen
mit seinem älteren Sohn während seiner letzten Forschungsreise durch den
brasilianischen Urwald in Erinnerung geblieben, was in Großbritannien Anlass zu
vielen Spekulationen hinsichtlich seines Verbleibes führte. Dagegen sind seine
erfolgreichen früheren Reisen nahezu in Vergessenheit geraten.
Führten ihn seine ersten Expeditionen noch im offiziellen
Auftrag in den Regenwald, um internationale Grenzen und Flussläufe zu
vermessen, richtete er sein Augenmerk auf späteren Fahrten – auf Grund von
verschiedentlichen Hinweisen – auf die Suche nach einer angeblich im
brasilianischen Regenwald versunkenen Stadt (von ihm „Z“ genannt).
Fawcetts Heimatstadt Torquay
Percy Fawcett kam 1867 als Sohn des in Indien geborenen
Edward B. Fawcett und dessen Frau Myra Fawcett in Torquay zur Welt, einer
Kleinstadt in der südenglischen Grafschaft Devon. Er selbst beschrieb seine
Kindheit später als frei von elterlicher Liebe. Dies erklärt, warum er schon
früh versuchte, den familiären Zwängen zu entkommen und selbstständig zu
werden. Fawcett besuchte die Schule in Newton Abbot. Sein Vater war Mitglied
der Royal Geographical Society (RGS) und versuchte, den Sohn bereits in jungen
Jahren für dieses Themenfeld zu interessieren. Dieser jedoch trat zunächst nach
dem Schulabschluss im Jahr 1896 dem Royal Regiment of Artillery bei, für das er
in Trincomalee auf Sri Lanka stationiert wurde. Dort lernte er seine zukünftige
Frau Nina, die Tochter eines Richters, kennen. Zwar sagte Fawcett der
Militärdienst allgemein zu, doch erachtete er ihn mehr als Mittel zum Zweck des
Geldverdienens. In der Dekade von 1893 bis 1903 wurde er häufig versetzt,
beispielsweise nach England und nach Malta. Anschließend arbeitete der
mittlerweile zum Oberstleutnant aufgestiegene Fawcett für den Secret
Intelligence Service in Marokko, wo er das Handwerk der Landesvermessung
erlernte. Es folgte ein weiterer Arbeitsplatzwechsel nach Hongkong, bevor er
nach Sri Lanka zurückbeordert wurde. Dort heirateten Nina und Percy 1901, und
ihr erster Sohn Jack (1903–1925) kam gleichfalls dort zur Welt. 1906 wurde
Brian geboren, der 1984 starb.
Percy Fawcett pflegte neben seinem Beruf eine enge
Freundschaft mit den Autoren Henry Rider Haggard und Arthur Conan Doyle. Im
Ersten Weltkrieg diente er auf Seiten Großbritanniens als Soldat an der
Westfront im Schützengraben, und im Jahr 1916 verlieh ihm die Royal
Geographical Society eine Goldmedaille für seine Beiträge in Südamerika.[1]
Es gibt Medienberichte, daß Fawcett und seine Familie ein
Jahr vor seiner letzten Mission in finanzielle Not gerieten. Mit seiner Familie
war er gezwungen in eine Hütte ohne Strom und fließend Wasser umziehen. Ein
Verkauf von eigenem Mobiliar sollte die Haushaltskasse aufbessern. Auch seinen
Mitgliedsbeitrag von drei englischen Pfund für die Royal Geographical Society
musste er schuldig bleiben.[2]
Die Forschungsreisen
Um 1900 war das Regenwaldplateau von Mato Grosso in
Südamerika eines der letzten noch nicht vollständig vermessenen Gebiete der
Erde. Es herrschte ein Grenzstreit zwischen Bolivien und Brasilien, da wichtige
Rohstoffe wie beispielsweise große Kautschukbaumvorkommen in der Region
vermutet wurden. Zur Schlichtung schaltete man 1906 die Royal Geographical
Society als dritte Partei ein. Die Organisation sollte das Gebiet vermessen,
kartieren und so den endgültigen und anerkannten Grenzverlauf festlegen.
George Taubman Goldie, der damalige Präsident der Society,
wählte Fawcett nach einem persönlichen Gespräch als Leiter der
Vermessungsexpedition aus, obschon dieser über keinerlei Erfahrung bezüglich
Südamerika verfügte. Ausschlaggebend für die Wahl war der Umstand, dass
Armeekameraden, ebenfalls Mitglieder der RGS, bei Taubman Goldie vorstellig
geworden waren und sich für Fawcett ausgesprochen hatten, der ihrer Meinung
nach die für die Expedition benötigte Neutralität und Charakterstärke besaß. Fawcett
selbst zeigte sich ob dieser Nachricht enthusiastisch und freute sich auf die
Reise, da sie ihm als eine willkommene Abwechslung vom Alltag in der Armee
erschien. Mehrere Jahre später ließ er verlauten:
„Das Geheimnis
seiner riesigen, unerforschten Wildgebiete machte die Verlockung von Südamerika
unwiderstehlich für mich. Das Schicksal bestimmte, dass ich gehe.“[1]
Die Organisation der Reise übernahm die Royal Geographical
Society, die sowohl die Ausrüstung bereitstellte, als auch Geldgeber anwarb.
Erste Reise
La Paz – Sorata – Mapiri – Rurrenabaque – Riberalta – Cobija
– Xapuri – Villa Bella – Riberalta
Nach einer langen Anreise über New York City, den
Panamakanal sowie durch Peru erreichte der Expeditionstrupp im Juni 1906 die
bolivianische Hauptstadt La Paz. Zunächst sah es so aus, als sei die Reise
bereits dort wieder zu Ende, da sich Fawcett und die britische Regierung nicht
über die Kosten der Reise hatten einig werden können und letztere eine Klärung
der Lage vor einem möglichen Start verlangte. Nachdem die Probleme behoben
worden waren, brachen die zuvor sämtlich von der Royal Geographical Society
bestimmten Teilnehmer – Fawcett, A. J. Chalmers, Carlos Dunn sowie acht
Tamupasa-Indianer – am 4. Juli in Richtung Norden auf. Als Lastentiere hatte
Fawcett Maultiere ausgewählt.
Die erste Station der Expedition auf der von der Royal
Geographic Society festgelegten Route war die Kleinstadt Sorata nördlich von La
Paz. Von dort aus zog sie weiter Richtung Nordosten und hielt sich dabei an den
Mapiri Trail, einen mautpflichtigen Pfad durch den Regenwald. Diesen hatte die
aus Deutschland stammende Familie Richter geschlagen, um das auf ihrer Plantage
gewonnene Chinin schneller zum Verkauf transportieren zu können. Ab Mapiri,
einer Stadt, in der der Großteil der männlichen Bevölkerung betrunken war, was
Fawcett sehr schockierte, setzte er die Reise in Booten zunächst stromabwärts
auf dem Río Mapiri und anschließend auf dem aus diesem entstehenden Río Beni fort.
Rurrenabaque – von Fawcett als „trostlose Halde“ bezeichnet
Vierzehn Tage nach der Abreise aus La Paz erreichte die
Gruppe schließlich den Ort Rurrenabaque, den Fawcett später als „trostlose
Halde“ auf dem Weg in den Regenwald und als „ein Metropolis auf dem Weg raus“
bezeichnete. In der Stadt lagen, anders als abgesprochen, nicht die
Vermessungsinstrumente für die Expedition bereit, doch die Briten wurden
vertröstet, dass dies im flussabwärts gelegenen Riberalta der Fall sei. Einen
Tag nach der Ankunft trafen sie mit zwei Zollbeamten aus La Paz zusammen, die
mehrere Postsäcke nach Riberalta bringen sollten. Da alle ein gemeinsames Ziel
hatten, entschloss man sich, gemeinsam weiterzufahren. Nach einem mehrtägigen
Aufenthalt fuhr die Gruppe am 8. August mit Batelóns, einfachen Holzschiffen,
den Fluss hinunter. Ein Batelón maß etwa zwölf Meter Länge und dreieinhalb
Meter Breite und hatte einen Tiefgang von ungefähr 90 Zentimetern.
Es gelang den Expeditionsteilnehmern, die gefürchteten
Altamarani-Stromschnellen unverletzt zu überwinden. Allerdings schlugen die
Boote Leck, sodass sie nach einer nur 16 Kilometer langen Fahrt an Land gehen
und diese ausbessern musste. Die Reparatur nahm nur zwei Tage in Anspruch, und
die weitere Flussfahrt verlief ohne besondere Ereignisse. Die Forscher trieben
mit etwa fünf Kilometern pro Stunde flussabwärts und ernährten sich von
Affenfleisch, Früchten, Schildkröteneiern und Wildschweinen. Lediglich das
Baden im Fluss barg Gefahren, da in diesem Stachelrochen, Zitteraale und
Candirus zu finden waren. Vorfälle gab es keine. Als Zeitvertreib dienten die
Zeitungen und Zeitschriften aus den Postsäcken, die von den Zollbeamten aus
Langeweile geöffnet worden waren.
Zwanzig Tage nach der Abfahrt aus Rurrenabaque, am 28.
August 1906, gelangten Fawcett und seine Männer nach Riberalta. Dort fand
Fawcett tatsächlich die benötigten Instrumente vor und traf auf sachkundige
Offiziere, die über seine Expedition und ihre Bedeutung informiert waren.
Riberalta wurde zum Basislager der Expedition. Hier rüstete sie sich aus, um
den Vermessungsauftrag auszuführen.
Zusammen mit einem jamaikanischen Koch sowie dem in Bolivien
lebenden Schotten Urquhart paddelte die Gruppe um Fawcett von Riberalta aus den
Río Orthon und anschließend dessen Quellfluss, den Río Tahuamanu, in
südwestlicher Richtung flussaufwärts. Fawcett berichtete später von zahlreichen
zum Teil noch unbekannten wildlebenden Tieren, die eine zuvor unterschätzte
Gefahr für die Expedition darstellten. So hätten beispielsweise Vampirfledermäuse
die Vorräte angefressen, und einem Begleiter, der seine blutbefleckten Hände im
Fluss waschen wollte, wurden zwei Finger von Piranhas abgebissen. Er konnte
medizinisch versorgt werden. Nach 43-tägiger Flussfahrt gelangte die Gruppe in
das Dorf Porvenir. Von dort aus zog sie über Land und durch den Regenwald
weiter bis in die nordbolivianische Stadt Cobija. Dort entwickelten sich
schnell Probleme im Umgang mit den Einwohnern. Wie sich herausstellte, waren
viele der Weißen in der Ansiedlung Gesetzesbrecher, die aus dem Wilden Westen
der Vereinigten Staaten nach Bolivien abgeschoben worden waren. Die
Expeditionsteilnehmer wurden in einige kleinere Konflikte und einmal in eine
durch Alkohol aufgeheizte Schlägerei verwickelt. Die Reisegruppe war gezwungen,
über das Weihnachtsfest in Cobija auszuharren. Diese Zeit nutzte Fawcett dazu,
die Messdaten für eine Eisenbahnstrecke zu vervollständigen, die Porvenir mit
Cobija verbinden sollte.
Fawcetts erste Reise
Im Januar 1907 konnte die Reise fortgesetzt werden, und
Fawcett fuhr mit seinen Begleitern per Boot den brasilianisch-bolivianischen
Grenzfluss Río Acre hinauf, dessen Quelle es zu finden galt. Als
Zwischenstation auf der Etappe diente die Ortschaft Yorongas. Fawcett gelang
es, den Ursprung des Flusses ausfindig zu machen und so die genaue Lage des
Stroms zu kartographieren. Auf dem Rückweg nach Cobija traf die Expedition, so
man den Ausführungen Fawcetts Glauben schenken mag, auf eine Sucuriju gigante,
eine Riesenschlange, von der einige Wochen zuvor bereits Einheimische Fawcett
berichtet hatten. Das Tier schlängelte sich auf das Ufer zu, und Fawcett
feuerte mehrere Gewehrschüsse ab, wobei er es dreimal unterhalb des Kopfes
traf. Anschließend vermaß er mit einfachsten Mitteln den noch halb im Wasser
liegenden Körper und kam auf eine Länge von 20,5 Metern und eine Dicke von etwa
40 Zentimetern, die er in seinem Expeditionsbericht eintrug (andere Quellen
sprechen von 19 Metern Länge und 30 Zentimetern Dicke oder 18,9 Metern Länge).
Die Schilderung dieser Begegnung brachte ihm nach seiner Heimkehr seitens der
wissenschaftlichen Gemeinschaft Hohn und Spott ein, da keiner an die Existenz
solch langer Schlangen glauben wollte.
Im Anschluss kehrte die Expedition nach Cobija zurück und
wandte sich nordwärts nach der brasilianischen Stadt Xapuri. Fawcett leitete
die kleine Gruppe dann weiter in das nordöstlich gelegene Copatara und traf
wenig später auf den Río Rappirao, den die Expedition in Batelóns etwas
flussabwärts befuhr, bevor man zur Einmündung des Río Abuná gelangte. Diesen
noch in keiner Karte eingezeichneten Fluss paddelten die Wissenschaftler
stromaufwärts und somit praktisch wieder zurück in die Richtung, aus der sie
gekommen waren. Fawcett war der erste Europäer, der den Ursprung dieses Flusses
fand. Anschließend reiste er den Río Rappirao stromabwärts bis zur Einmündung
in den Rio Madeira, in den er ebenfalls in stromaufwärtige Richtung
einschwenkte. Nach wenigen Tagen erreichte Fawcetts Expedition die kleine
Ansiedlung Villa Bella.
Schließlich gelangte die Gruppe um den Briten am 20. Mai
1907 zurück nach Riberalta. Von dort jedoch war eine Weiterreise nach La Paz
zunächst nicht möglich, da es Transportschwierigkeiten gab. Erst nach einer
Wartezeit von mehreren Wochen konnte man Richtung Rurrenabaque aufbrechen. Die
folgende Fahrt beschrieb Fawcett später als eine der schwersten, die er je
gemacht habe. Man kam erst 45 Tage später, am 24. September, in Rurrenabaque an
(auf der Hinfahrt benötigte man für die gleiche Distanz weniger als die Hälfte
der Zeit), zudem waren zwischenzeitlich vier Träger an Gelbfieber verstorben.
Bei einem kurzen Abstecher in den Río Madidi wäre es darüber hinaus beinahe zu
einem tödlichen Unfall gekommen. Hinter einem Felsvorsprung befanden sich
unerwarteterweise mächtige Stromschnellen. Während die Besatzung eines Floßes
gerade noch rechtzeitig in der Lage war, ans Ufer zu steuern, geriet Fawcett in
die Strömung. Der Fluss war an dieser Stelle zu tief zum Steuern mit der
Stange, so dass das Floß führungslos in die Katarakte fuhr. Zwar verlor die
Gruppe den Großteil der Ausrüstung, doch es waren keine Verletzten zu beklagen,
was umso glücklicher wirkt, wenn man sich Fawcetts Äußerungen zu diesem Vorfall
vor Augen hält:
„[…] Das Floß
schien dort einen Moment zu balancieren, bevor es unter uns wegfiel. Sich zwei-
oder dreimal überschlagend als es durch die Luft schoss, krachte das Balsa
nieder in die schwarze Tiefe. Zurückblickend sahen wir, wo wir durchgekommen
waren. Der Wasserfall war etwa sechs Meter hoch, und wo der Fluss hinabstürzte,
verengte sich die Schlucht zu einem bloß drei Meter breiten Durchlass; durch
diesen Flaschenhals brauste das enorme Wasservolumen mit unglaublicher Wucht;
donnerte hinunter in eine Woge aus braunem Schaum und Felsen mit schwarzen
Spitzen. Es mutete unglaublich an, dass wir diesen Malstrom überlebt haben
konnten.“[1]
Nach den Strapazen der Rückreise besaß der Ort Rurrenabaque
in den Augen Percy Fawcetts tatsächlich die „Annehmlichkeiten einer Stadt“. In
der Stadt hielt sich die Expeditionsgruppe nicht lange auf und reiste
schnellstmöglich weiter. Via Sorata gelangte man zum beschwerlichen Anstieg auf
die Hochebenen der Anden. Am 17. Oktober 1907 betrat er La Paz als ein
„bärtiger Grobian, von der heißen Sonne fast schwarz gebrannt“.
Diese erste Reise von Percy Fawcett verlief erfolgreich. Die
Ergebnisse seiner Arbeiten entsprachen zwar nicht den Erwartungen Boliviens,
dennoch wurden sie von beiden am Grenzstreit beteiligten Staaten akzeptiert.
Bolivien hatte auf einen größeren Anteil an den Kautschukbaumanbaugebieten
spekuliert, sah jedoch ein, dass die Schlichtung durch die Royal Geographical
Society ehrlich und unparteiisch verlaufen war und entschied sich aus diesem
Grunde dafür, den diplomatischen Konflikt beizulegen.
Die versunkene Stadt Z
Während der Reise trug der Häuptling der
Nhambiquara-Indianer Fawcett die Legende der sagenhaften Stadt Manoa zu, die
die Indios als steinerne Stadt oder schwarze Stadt beschrieben. Diese
Ruinenstadt sollte angeblich auf einer Ebene im Mato Grosso nahe dem Rio Xingu
verborgen liegen und von dichtem Regenwald und blauen Bergen umgeben sein. Den
Ausführungen des Häuptlings zufolge besaß die Stadt Schutzgräben, Statuen,
Chausseen und gepflasterte Straßen und würde von einem wilden Indianerstamm,
den Suyas, bewacht. Darüber hinaus seien dem Häuptling zufolge in der Gegend,
in der die Stadt liegen soll, riesige unbekannte Tiere an Seen gesichtet
worden. Zum Ende des Gesprächs händigte er dem europäischen Forscher einen
kleinen und sehr alten Stein aus, in den das Bildnis eines Mannes eingraviert
ist, der eine römische Toga und Sandalen trägt.
Nach Abschluss der Expedition fuhr Fawcett zurück an die
Küste nach Rio de Janeiro. Dort entdeckte er im Staatsarchiv ein aus dem Jahr
1753 datiertes Dokument über portugiesische Seefahrer und Abenteurer, die 1743
ins Landesinnere aufgebrochen waren, um den Regenwald nach Gold- und
Silberminen zu erkunden. Statt der Bodenschätze fanden sie angeblich etwas
anderes. Der Bericht erzählte von einer
„versteckten und
großen alten Stadt, ohne Einwohner, die im Amazonasgebiet entdeckt worden war.“
Die Ruinenstadt sollte demnach in der Serra do Roncador nahe
dem Rio Xingu im brasilianischen Mato Grosso liegen. Fawcett war davon
überzeugt, in diesem Bericht die Bestätigung für die Legende der Indianer
gefunden zu haben. Er nannte die Stadt zunächst lediglich „Z“.
Das Blackwood's Edinburgh Magazine war eine der ersten
Zeitschriften, in denen Percy Fawcett seine Ansichten zur Stadt Z öffentlich
darlegte
Der Gedanke an die versunkene Stadt sollte ihn nie wieder
loslassen. Er forschte neben seiner beruflichen Tätigkeit beständig weiter und
stellte eine Unmenge an Hypothesen auf. Vielfach entwickelte er Gedanken
anderer Wissenschaftler weiter. So stützte er sich etwa auf Überlegungen des
dänischen Zoologen und Paläontologen Peter Wilhelm Lund, führte diese weiter
aus und kam zu dem Schluss, dass die Stadt auf dem brasilianischen
Regenwaldplateau liegen müsse. Weiterhin forschte er in Schriften von
christlichen Missionaren und spanischen Eroberern und meinte, dass die
blauäugigen Tolteken von Mexiko aus gen Süden gewandert seien. Er versuchte,
seine Ideen auf Tagungen der Royal Geographical Society öffentlich zu machen
und sagte etwa auf einer Vorlesung im Jahr 1910:
„Ich habe ein
halbes Dutzend Männer getroffen, die schworen, weiße Indianer mit roten Haaren erblickt
zu haben. Solche Kommunikation, wie es sie in einigen Teilen mit den wilden
Indianern gegeben hat, bestätigt die Existenz einer solchen Rasse mit blauen
Augen. Eine Menge Leute im Inneren haben von ihnen gehört.“[3]
Fawcett vertrat die Ansicht, dass diese europäisch
anmutenden Indios, die noch nie Kontakt zu Europäern gehabt haben, die
Nachfahren einer untergegangenen Hochkultur waren, die Z bewohnte. Er nannte
dieses antike Ursprungsvolk Tapuyas. Bei einem berühmt gewordenen weiteren
Vortrag vor der Royal Geographical Society im darauf folgenden Jahr
argumentierte er:
„Ich habe auf die
Erzählungen angespielt, die den Forscher erwarten, sollte er die Flüsse
verlassen und von den Gummi-Distrikten wegkommen in die entlegeneren Wälder.
Sie sind nicht übertrieben. Da sind merkwürdige Tiere und bizarre Insekten für
die Naturforscher und Gründe jeder Art, die Existenz mysteriöser, weißer
Indianer nicht als Mythos abzutun. Da sind Gerüchte über Waldpygmäen und alte
Ruinen. Überhaupt nichts ist bekannt von dem Land einige hundert Yards jenseits
der Flussufer. Da sind Fährten von merkwürdigen Tieren, riesig und unerkannt,
im Schlamm der Strände dieser Seen hinter den unbekannten Wäldern des
bolivianischen Caupolican. […] Ich könnte den Appetit der Romantiker mit mehr
kitzeln; aber es ist nicht definitiv genug, um solch einen Ruf vor den
ungläubigen Leuten, die zu Hause sitzen und denken, dass sie alles wissen was
es über die Welt zu wissen gibt, auf Grund der Geschichten eines Reisenden
rechtfertigen zu können. […] Die Tapuyas sind anständig wie die Briten. Sie
haben Hände und Füße, die klein und grazil sind. Man findet sie im Osten von
Brasilien. Sie sind Flüchtlinge einer älteren und sehr großen Zivilisation.
Ihre Gesichtszüge sind von großer Schönheit, und sie haben weißes, goldenes und
goldbraunes Haar. Ihre Fähigkeit der Goldverarbeitung und des Edelsteinschnitts
ist von hohem Grad. Sie trugen Diamanten und Ornamente aus Jade.“[3]
Laut Fawcett waren auch die Inka Nachkommen der Tapuyas. In
der britischen Zeitschrift Blackwood’s Edinburgh Magazine kündigte er daraufhin
etwas zu vorschnell an, dass er die Entdeckung von Ruinen erwarte, die noch
älter seien als die ägyptischen Pyramiden.
Rio-Verde-Zwischenexpedition
Asunción – Corumbá – Puerto Suárez – San Matías – Vila Bela
da Santíssima Trindade
Nach dem Abschluss der ersten Expedition kehrte Fawcett in
seine Heimat Großbritannien zurück. Zunächst war er glücklich, wieder im Kreise
seiner Familie zu sein, doch schon bald plagte ihn das Fernweh. In späteren
Gesprächen äußerte er, dass ihn die Melodie einer Grammophonplatte an den Lauf
des Río Acre erinnert und ihn noch weiter in seinem Wunsch bestärkt habe,
erneut nach Südamerika zu fahren:
„[…] langsamer
Fluss wie flüssiges Gold im Schein des Sonnenuntergangs. Die bedrohlichen
dunkelgrünen Wände des Waldes kamen heran. Unerklärlich – erstaunlich – Ich
wusste, dass ich diese Hölle liebte. Ihr teuflischer Griff hatte mich
gefangen.“[4]
So erklärte sich Fawcett freiwillig bereit, für die Royal
Geographical Society den exakten Grenzverlauf zwischen Bolivien und Brasilien
in der Region um den Lago Caceres zu vermessen. Am 6. März 1908 verließ er
gemeinsam mit dem britischen Offizier und Mitglied der
Grenzfestlegungskommission F. G. Fisher per Schiff die englische Hafenstadt
Southampton.
Man legte in Buenos Aires an und gelangte in die
paraguayische Hauptstadt Asunción. Von dort aus fuhr Fawcett mit seinem
Begleiter auf Booten den Río Paraguay flussaufwärts. Schließlich erreichte er
Corumbá im Feuchtgebiet Pantanal, von wo aus die Touren zum See – etwa in das
nahe, westlich gelegene bolivianische Dorf Puerto Suárez – beginnen sollten.
Fawcett zeigte sich überrascht ob der enormen wirtschaftlichen Kluft zwischen
Bolivien und Brasilien und freute sich über die zivilisierte Natur der
brasilianischen Siedlungen im Vergleich zu jenen „gottvergessenen Städten“ am
anderen Ufer des Flusses.
Die Rio-Verde-Zwischenexpedition
Die Arbeit am Lago Caceres war bereits im Juli, also relativ
schnell, beendet, was vor allem darauf zurückzuführen war, dass es keinerlei
Schwierigkeiten oder wetterbedingte Unterbrechungen gab. Aus diesem Grunde
wurde Fawcett angeworben, zusätzlich noch den Rio Verde, einen kleinen Grenzfluss
zwischen Bolivien und Brasilien, zu vermessen. Dieser war in den Karten von
1873 fehlerhaft auf Verdacht eingezeichnet worden, nachdem man seine Mündung
gefunden hatte. Seinem Lauf gefolgt war allerdings noch niemand. Fawcett
empfand die Aufgabe als willkommene Abwechslung von der nüchternen zugewiesenen
Arbeit und vertrat die Ansicht, dass eine wirkliche Entdeckungsreise wesentlich
ansprechender sein würde. Ein britischer Konsul warnte zwar:
„Er wird niemals
zu Fuß erforscht werden. Viele Expeditionen sind dorthin aufgebrochen, nur um
verloren zu gehen“,
doch Fawcett ließ sich nicht von seinem Vorhaben abbringen
und begann die Expedition mit Fisher, Urquhart sowie sechs einheimischen
Trägern vom Stamme der Parecis.
Zunächst reiste die Gruppe auf dem Río Paraguay weiter
flussaufwärts bis nach Descalvados, um von dort über Land weiter Richtung
Nordwesten zu ziehen. Via San Matías in Bolivien erreichte Fawcett das Dorf
Casal Vasco, gelegen an einem Nebenfluss des Rio Guaporé. Von nun an kam die
Expedition schneller voran, da sie den Strom flussabwärts befahren konnte, und
schon bald befand sie sich auf dem Rio Guaporé selber. Nach einem mehrtägigen
Halt in Vila Bela da Santíssima Trindade setzte die Expedition ihre Fahrt in
Einbäumen auf dem Fluss fort und fuhr bis zur linksseitigen Einmündung des Rio
Verde. Dort schlug die Gruppe erstmals ein Lager auf. Parallel zum Rio Guaporé
zogen sich zwischen Vila Bela da Santíssima Trindade und dem Rio Verde die
Ricardo Franco Hills, eine 120 Kilometer lange Tafelbergkette, deren Gipfel so
eben waren, dass sie „vom Käsemesser eines Riesen hätten geschnitten sein
können“[5].
Fawcett war fasziniert von den Tafelbergen und sinnierte in
seinem Reisebericht:
„Zeit und der Fuß
des Menschen hatten diese Gipfel nicht berührt. Sie standen wie eine verlorene
Welt, bewaldet bis zu ihren Spitzen, und die Phantasie vermochte sich dort die
Überreste eines lange vergangenen Zeitalters auszumalen.“[5]
Ursprünglich hatte Fawcett geplant, den Fluss stromaufwärts
zu befahren. Es bedurfte jedoch einer Umdisponierung, da sich die Expedition
mehreren Stromschnellen gegenübersah, über die die Boote nicht hinübergezogen
werden konnten. Daher mussten diese aufgegeben werden. Die Forscher waren
gezwungen, ihre Lasten zu minimieren, und so beschloss Fawcett, einen Großteil
seiner Ausrüstung sowie 60 Sovereigns im Wert von etwa 300 US-Dollar in
Metallkästen zu vergraben. (Mehrere Jahre später erfuhr der Brite, dass man
diese vergrabenen Kästen als Grünen Schatz bezeichnete. In den Erzählungen der
Öffentlichkeit wuchs die Menge der Sovereigns schnell auf 60.000, und Fawcett
war amüsiert darüber, dass nirgendwo berichtet wurde, dass er die Kästen nach
Beendigung der Forschungen wieder ausgegraben hatte. Er tat diesen Umstand
jedoch auch nicht kund, da er meinte, die Geschichte könnte Schatzjäger
animieren.)
Die neun Expeditionsteilnehmer brachen am 15. September 1908
vom Lager aus auf und wanderten dem Wasserlauf folgend flussaufwärts. Acht Tage
später, am 23. September, änderte sich die Landschaft. Das Flusswasser, das
zuvor klar und genießbar gewesen war, färbte sich grün und nahm einen bitteren
Geschmack an. Fawcett stellte anhand von Proben fest, dass die Färbung durch
ein verstärktes Algenwachstum verursacht wurde. Es ist anzunehmen, dass der
Fluss aufgrund dieser Farbgebung seinen Namen erhielt. Im algigen Wasser kamen
nahezu keine Fische mehr vor, und auch die Wildtiere, die am Unterlauf des Rio
Verde noch zahlreich an seinen Ufern lebten und von der Gruppe gejagt wurden,
verschwanden. Nach kurzer Zeit waren die Lebensmittelvorräte der Forscher
aufgebraucht. Zehn Tage lang ernährten sie sich nur von Honig, Palmnüssen und
Vogeleiern, bevor sie am 3. Oktober die Quelle des Flusses und damit das Ziel
ihrer Reise ausfindig machen konnten. Sie vermaßen und kartographierten den
Ort.
Für den Rückweg nach Vila Bela da Santíssima Trindade wählte
Fawcett eine kürzere und direktere Route, die in östlicher Richtung über die
Tafelberge führte, da er die Ansicht vertrat, die Expeditionsteilnehmer würden
es nicht überleben, ohne Nahrung den gesamten Flusslauf wieder flussabwärts zum
Lager wandern zu müssen. Auf dem Bergplateau angekommen stellte er jedoch fest,
dass es nahezu unmöglich war, auf der Ostseite wieder hinabzusteigen, da die
Berge zu steil waren. Die Flanken waren von Schluchten und Canyons durchzogen,
die alle nach einigen hundert Metern als Sackgassen endeten. So war die Gruppe
gezwungen, mehrere Tage auf den Tafelbergen auszuharren. Nachts sah Fawcett von
den Erhebungen aus in der Ferne den Schein der Feuer der Einheimischen.
Die mitgeführten Hunde waren die ersten Opfer des
Nahrungsmittelmangels. Einer nach dem anderen verhungerte. Nach einigen Tagen
entfernte sich einer der einheimischen Träger von der Gruppe und legte sich zum
Sterben auf die Erde. Nur ein nachdrücklicher Stoß Fawcetts mit dem Jagdmesser
zwischen seine Rippen bewog ihn zum Aufstehen und Weitergehen. Nach dreizehn
Tagen ohne regelmäßige feste Nahrung entdeckte die Gruppe ein großes Säugetier.
Fawcett beschrieb es später als Reh; Rehe jedoch kommen auf dem gesamten
amerikanischen Kontinent nicht vor. Der Expeditionsleiter schoss das Tier, und
die Forscher aßen es nahezu vollständig auf. Gestärkt und mit neuer Hoffnung
begannen sie erneut, einen sicheren Weg für den Abstieg zu suchen und hatten
Erfolg. Sie folgten den kleinen Wasserläufen und gelangten schließlich
tatsächlich in ein kleines, parallel zum Rio Verde verlaufendes Tal, in dem der
Wildtierbestand auf dem normalen Niveau lag und das Trinkwasser eine gute Qualität
aufwies. Am 19. November 1908 betrat die Gruppe Vila Bela da Santíssima
Trindade. Dort lag bereits ein Glückwunschtelegramm von General Pando (* 1848;
† 1917), dem Präfekten des bolivianischen Departamento Beni für Fawcett bereit.
Dieser betreute alle Expeditionen des Briten, und es herrschte ein hoher
gegenseitiger Respekt zwischen den beiden Männern, was an folgender
Stellungnahme Fawcetts über den General beispielhaft deutlich wurde:
„Ein Mann von
eindrucksvoller Erscheinung und ausgeprägter Befähigung. Er wusste
wahrscheinlich mehr über das Land als irgendeiner seiner Landsmänner. Er war
der erste Offizielle, den ich getroffen habe, der wirklich wusste, welche
Arbeit für die Kommission benötigt wurde.“[6]
Während Fisher sich erholte, ritt Fawcett mit einem Pferd in
das Lager der Parecis-Indianer, um ihnen mitzuteilen, dass fünf der sechs
Träger auf der Reise verstorben waren und nur einer namens Pacheco überlebt
hatte. Der Forscher legte viel Wert darauf, diese Nachricht persönlich zu
überbringen, da er sich für die Teilnehmer der Expedition verantwortlich
fühlte. Darüber hinaus dankte er den Einheimischen für ihre wertvolle
Unterstützung.
Bei der Rückkehr nach Corumbá wurden Fawcett, Fisher und
Urquhart wie Helden gefeiert, und der Expeditionsleiter versprach, im folgenden
Jahr wiederzukommen, um die Ergebnisse zu bestätigen. Am 18. November 1908
endete die Rio-Verde-Zwischenexpedition schließlich in Asunción. Nach der
Ankunft in England lobten seine Begleiter Fawcetts Führungsvermögen und taten
kund, dass ohne seinen festen Charakter, seine Tatkraft und sein
Durchhaltevermögen die gesamte Expedition verhungert wäre.
Wie abgemacht, reiste Fawcett zusammen mit Fisher die Route
im Jahr 1909 erneut entlang. Sie starteten am 13. Juni und trafen in Vila Bela
da Santíssima Trindade mit der brasilianischen Vermessungskommission zusammen.
Dieses Mal benötigten sie nur sechzehn Tage, um von der Mündung des Rio Verde
zu dessen Quelle zu gelangen. Während der Fahrt auf dem Fluss beziehungsweise
der Wanderung am Ufer vermaßen und markierten sie erneut die Grenze mit dem
Ergebnis, dass Fawcetts Berechnungen aus dem Vorjahr trotz der widrigen
Umstände kaum Abweichungen aufwiesen. Fawcett zeigte sich verwundert ob des Überflusses
an Wildtieren im Gegensatz zum vorherigen Jahr und erreichte die Quelle
gemeinsam mit dem Brasilianer Lemenha als Erster. Er wies diesen an, auf die
anderen Mitglieder der Kommission und Fisher zu warten, während er erneut die
Ricardo Franco Hills erklomm. Bei guter Laune beschrieb er im Reisebericht den
großartigen Blick vom Plateau, der ihm 1908, in Hunger und Not, kaum
aufgefallen sei. Wenig später ereilte ihn die Nachricht, dass das überladene
Kommissionsboot gesunken und dabei ein Teilnehmer ertrunken sei, was ihn zu der
Klage veranlasste, dass dies „ein würdeloses Auftreten für eine Internationale
Grenzfestlegungskommission“ sei.
Die Rio-Verde-Zwischenexpedition verlief durch das Gebiet
des heutigen Nationalparks Noel Kempff Mercado im Departamento Santa Cruz im
Nordwesten des Landes. Nach der Rückkehr nach Europa beschrieb Fawcett die
Landschaft mit den Tafelbergen auf der bereits erwähnten Konferenz der Royal
Geographical Society im Jahr 1911 derart detailliert, dass sein im Publikum
sitzender Freund und Autor Conan Doyle diese ein Jahr später zu einem der
Hauptschauplätze seines Romans Die vergessene Welt machte. Der Titel ähnelte
dem Eindruck, den auch der Forscher beim Anblick der Berge empfand.
Erst in den 1940ern wurde offensichtlich, dass Fawcett sich
bei der Bestimmung der Quelle des Rio Verde geirrt hatte. 1946 fand Oberst
Bandeira einen weiteren Flussarm, der zum tatsächlichen Ursprung führt. Dennoch
wurden die Ergebnisse Fawcetts als ein Zeichen guter Freundschaft im
Kartenmaterial belassen, da die Abweichungen nur minimal waren. Gleichzeitig
wird dies heute als Ehrung für Fawcett durch die bolivianische Regierung dafür
angesehen, dass er als erster Forscher erfolgreich den Fluss erkundete.[7]
Zweite Reise
La Paz – Astillero – Puerto Maldonado – Astillero
Im Frühjahr 1910 beorderte der bolivianische Präsident
Eliodoro Villazón Montaño (* 1849; † 1939) Fawcett in die Hauptstadt seines
Landes. Diese Reise, die den Briten über die Falklandinseln als Zwischenstation
führte, verlief zunächst anders als geplant, denn er und seine Begleiter wurden
in Paraguay kurzzeitig von Rebellen festgehalten. Als er schließlich in La Paz
ankam, bat Villazón Fawcett, die Grenzregion zwischen Bolivien und Peru
nördlich des Titicaca-Sees zu vermessen und damit den lange schwelenden
Grenzkonflikt zwischen beiden Ländern beizulegen. Villazón wählte Fawcett, da
er von dessen Arbeit in den vorherigen Jahren sehr angetan war. Darüber hinaus
vertrat er die Meinung, der Brite verfüge mittlerweile auch über ausreichend
Hintergrundwissen bezüglich der diplomatischen Lage in diesem Gebiet
Südamerikas und gab aus diesem Grunde Fawcett den Vorzug vor anderen Forschern.
Dieser hatte den unklaren Verlauf des bisher auf keiner
Karte eingezeichneten 226 Kilometer langen Heath River (benannt nach dem
Naturwissenschaftler, Forscher und Humanisten Edwin R. Heath) zum Anlass. Eine
Landkarte von 1810 zeigte die Region nicht sehr akkurat. Bereits im Jahr 1902
hatte man Argentinien gebeten, in der Sache zu vermitteln. Keine der beiden
Parteien war jedoch mit dem Ergebnis der Vermittlung zufrieden, und so brach
Bolivien seine diplomatischen Beziehungen mit Buenos Aires bis zum Dezember
1910 ab.
Die britische Armee war jedoch nicht bereit, Fawcett die
Erlaubnis für eine weitere Expedition in Diensten Boliviens zu erteilen, und so
sah sich der Forscher gezwungen, sich zwischen den Expeditionen in Südamerika
und dem routinemäßigen Armeeleben in Europa zu entscheiden. Aufgebracht über
die – in seinen Augen – Ignoranz und Unflexibilität der Armee trat er
kurzerhand vom Dienst zurück.
Wenige Wochen darauf kehrte Fawcett mit seinem
Expeditionsteam am 10. Juni 1910 nach La Paz zurück. Zu seinen Begleitern
zählten H. C. Costin und H. Leigh, (zwei Unteroffiziere eines britischen
Infanterieregiments), Kapitän Vargas, Kapitän Riquelme, ein britischer
Armeekapitän, ein Arzt sowie ein älterer Soldat, den alle nur „Gunner Todd“
nannten.
Fawcetts zweite Reise
Zunächst fuhr die Gruppe am 11. Juni per Zug zum Ostufer des
Titicaca-Sees und bestieg dort ein Schiff. Nach einer mehr als 150 Kilometer
langen Überfahrt fuhr sie erneut mit einem Zug weiter und gelangte in
nordwestlicher Richtung nach Tirapata. Während der Schiffsfahrt hatte sie die
bolivianisch-peruanische Grenze passiert. Von nun an sollte die Strecke der
Expedition nur noch auf peruanischem Staatsgebiet verlaufen.
Von Tirapata aus wandte sich Fawcett leicht nach Nordosten
und überquerte in einer mühevollen und teilweise sehr gefährlichen Wanderung
die Cordillera Apolobamba. Anschließend reiste er via Santo Domingo am Río
Inambari weiter Richtung Norden nach Astillero am Río Tambopata. Dort erhielten
die Forscher von zwei Beamten Warnungen bezüglich der angeblich gewaltbereiten
Indianerstämme am Heath River. Die Männer vermuteten, dass ihre Reaktionen auf
die Ankunft von Unbekannten vermutlich vor allem deshalb so feindselig waren,
da sie glaubten, die weißen Männer würden kommen, um Sklaven zu holen. Zwar war
die Sklaverei in Bolivien und Peru bereits illegal, doch viele
Kautschukbaum-Plantagenbesitzer organisierten oft Touren in den Regenwald mit
der Absicht, die Ureinwohner als Sklaven zu entführen und sie als billige
Arbeitskräfte auf den Plantagen einzusetzen. Fawcett überging jedoch die
Ratschläge, besser umzukehren, und fuhr stattdessen in Booten den Río Tambopata
flussabwärts bis zu seiner Mündung in den Madre de Dios. Dort lag die Stadt
Puerto Maldonado, in der die Expeditionsteilnehmer für mehrere Tage pausierten.
Anschließend ließen sie sich auch von diesem Fluss stromabwärts nach Nordosten
tragen und erreichte nach 75 Kilometern die Einmündung des Heath River beim
Dorf Puerto Pardo.
Dort war ein Major der Armee über das Vorhaben der
Expedition informiert, warnte diese aber ebenfalls vor den Einheimischen:
„Sich in ihre
Mitte hinauszuwagen ist purer Wahnsinn.“[8]
Fawcett aber vertrat die Ansicht, dass die Indios sich
freundlich zeigen würden, wenn er und seine Begleiter dies auch täten, und so
begann man unter seiner Leitung, den Heath River mit Kanus flussaufwärts zu
befahren und die Vermessungen durchzuführen. Der Fluss, der heute die
Staatsgrenze zwischen den peruanischen Regionen Madre de Dios und Puno auf der
einen und dem bolivianischen Departamento La Paz auf der anderen Seite bildet,
entspringt 25 Kilometer nordöstlich der peruanischen Siedlung Marte.
Nach sieben Tagen, in denen sich die Forscher ihrer Arbeit
gewidmet hatten, traf die Expeditionsgruppe wie von den Warnern vorhergesagt
auf ein Indianerlager der Echoca auf einer Sandbank im Fluss. Doch anstatt
feindselig zu reagieren, waren die Einheimischen angesichts der Fremden
zunächst nur äußerst verschreckt. Dies wird durch den Eintrag von Fawcett in
seinen Forschungsbericht deutlich:
„Hunde bellten,
Männer riefen, Frauen schrien und griffen nach ihren Kindern.“[8]
Doch als die Naturwissenschaftler ihre Kanus ans Ufer zogen,
schossen die Indianer, die sich inzwischen in die Baumkronen geflüchtet hatten,
mehrere Pfeile zur Warnung ab. Fawcett versuchte, sie mit einigen Wörtern in
ihrer Sprache, die er gelernt hatte, zu besänftigen, doch seine Bemühungen
schlugen fehl. Daraufhin ordnete er an, dass „Gunner Todd“ auf dem mitgeführten
Akkordeon spielen sollte, während er selbst mit seinem Flageolett musizieren
wollte. Todd tat wie ihm geheißen und sang dazu die Lieder A Bicycle Made for
Two, Suwannee River und Onward Christian Soldiers. Nach einigen weiteren
Musikstücken sang er in der Melodie des Liedes, das er gerade spielte:
„Sie-haben-alle-aufgehört-auf-uns-zu-schießen“[8],
was die Indianer natürlich nicht verstehen konnten. Die
Indios, offenbar ihrer Angst beraubt, kletterten von den Bäumen. Fawcett
begrüßte sie und überreichte ihnen kleine Geschenke als Zeichen der
Freundschaft. So schenkte er dem Häuptling seinen Stetson-Hut. Er hielt die
übrigen Teilnehmer der Expedition dazu an, sich – wie er – geduldig zu zeigen
und vorbildlich zu verhalten. So schaffte er es, die Furcht, die Aggressivität
und die Sprachbarrieren zu überwinden. Als Gegenleistung für die Geschenke
schlossen sich einige der Indianer der Expedition an, was insofern vorteilhaft
war, als dass sie über eine wesentlich bessere Ortskenntnis verfügten.
Am 14. September konnte Percy Fawcett die Karte des Heath
River an dessen Quelle vollenden. Von San Carlos, einem in der Nähe gelegenen
Dorf, folgte man stromabwärts in nordwestlicher Richtung dem Lauf des Río
Tambopata über Marte bis zurück nach Astillero. Von dort aus gelangte die
Expedition ohne Eile auf der gleichen Route wie auf dem Hinweg zurück nach La
Paz.
Dritte Reise
La Paz – Puno – Juliaca – Apolo
Weder Peru noch Bolivien erklärten sich bereit, die
Ergebnisse der Expedition Fawcetts anzuerkennen. Bolivien fühlte sich
benachteiligt, da mit großflächigen Gebietsgewinnen gerechnet worden war, die
jedoch ausblieben, und die peruanischen Politiker vertraten die Ansicht, dass
eine nur von Bolivien ausgestattete und finanzierte Gruppe natürlich im Sinne
ihres Unterstützers vermessen würde. Man einigte sich jedoch darauf, mit
Vertretern beider Staaten eine Tandem-Expedition zu organisieren, bestehend aus
je einer Forschergruppe aus jedem Land.
Fawcett war zweiter Leiter der bolivianischen Gruppe, die
sich aus wesentlich mehr Mitgliedern zusammensetzte, als im offiziellen
Expeditionsbericht aufgeführt wurden:
Name Nationalität
Beruf Aufgabe Offizielles
Expeditionsmitglied
Lino Romero Bolivien
Leiter ja
Percy Fawcett Vereinigtes
Königreich von Großbritannien und Irland Oberstleutnant
Stellvertreter ja
Gabriel Andrade Bolivien
Assistent ja
N. N. Costin Vereinigtes
Königreich von Großbritannien und Irland Assistent ja
H. Leigh Vereinigtes
Königreich von Großbritannien und Irland Unteroffizier
Assistent ja
Constantino Mariscal Bolivien
Assistent ja
Andrés Salinas Bolivien
Assistent ja
Mr. Edwards Vereinigtes
Königreich von Großbritannien und Irland Kapitän
Assistent
Mr. Gibbs Vereinigtes
Königreich von Großbritannien und Irland Assistent
Caspar Gonzales Bolivien
Beamter Assistent
Manley Vereinigtes
Königreich von Großbritannien und Irland Unteroffizier
Assistent
Riquelme Bolivien Assistent
Mr. Simpson Vereinigtes
Königreich von Großbritannien und Irland Assistent
Sr. Vargas Bolivien Kapitän Assistent
Mr. Wilson Vereinigtes
Königreich von Großbritannien und Irland Assistent
Arzt
Arzt
Man startete Anfang April 1911 in La Paz und zog gen Westen
zum Titicaca-See. Diesen überquerte man mit einem Schiff und landete in der
peruanischen Stadt Puno an. Anschließend wanderte die Gruppe in nordnordwestlicher
Richtung in die nahe Stadt Juliaca. Dort traf sie am 2. Juni mit der
sechsköpfigen peruanischen Vermessungsgruppe zusammen.
In den folgenden drei Monaten arbeiteten sich die beiden
Expeditionen systematisch nordöstlich ins Hochgebirge der Anden vor und
wendeten bei ihren Messungen das Prinzip der Triangulation an. Dieses Verfahren
hatte Fawcett bereits auf seinen ersten beiden Reisen benutzt. Via Huancané
erreichte man die noch in Bolivien gelegene Grenzstadt Cojata. Fawcett und die
anderen Wissenschaftler und Forscher zeigten sich begeistert von den
schneebedeckten Gipfeln der hohen Berge, litten jedoch gleichzeitig an der
Kälte, an Sonnenbränden und der Höhenkrankheit. In Cojata stieß ein
Korrespondent der bolivianischen Tageszeitung El Diario zu den beiden
Vermessungsteams. Seine Reportagen bestätigten zu weiten Teilen Fawcetts
Beschreibungen eines diplomatischen Sumpfes, der durch Verweigerung der
Zusammenarbeit sowie beiderseitigem Misstrauen bestand. So schrieb der Reporter
etwa:
„Unser technisches
Team hat vom Palomani Peak bis Huaycho kartographiert, während, wie uns Fawcett
bestätigt, die Peruaner, wenn überhaupt, wenig getan haben. Fawcett hat
akkurate Triangulationen über fast 50 Leugas durchgeführt. In drei Monaten hat
die peruanische Kommission sieben abgedeckt.“[9]
oder
„Ich muss
verkünden, dass die Kommissionen für keinen Moment in Übereinstimmung oder
zusammen gearbeitet haben.“[10]
Im Suchestal kam es schließlich zu einem offenen Streit
zwischen Fawcett und Joseph A. Woodroffe, dem Leiter der peruanischen Gruppe.
Fawcett warf ihm unrechtmäßige Grenzmanipulationen vor. So beschuldigte er ihn
etwa, einige der nummerierten Steinhaufen zerstört zu haben, die er zuvor
errichtet hätte. In einem Brief kritisierte Fawcett:
„Als ein
englischer Offizier sollte er sich nicht zu einer solch inkorrekten Prozedur
verleiten lassen.“[11]
Woodroffe entgegnete, dass die Steinhaufen sowieso lediglich
provisorisch aufgeschüttet worden seien und argumentierte:
„Die
bolivianischen Indianer belustigten sich daran, unsere Steinhaufen abzuräumen,
sobald wir sie auftürmten – zerstört mit der stillschweigenden Duldung durch
die andere Kommission.“[11]
Durch die Berichte des Zeitungskorrespondent über diese
Konflikte verschlechterte sich das diplomatische Klima zwischen beiden Staaten
noch, anstatt sich zu verbessern, was ja eigentlich das Ziel der
länderübergreifenden Vermessung gewesen war.
Der andauernden Debatte überdrüssig geworden, entschied sich
Percy Fawcett dafür, über die Grenze in die bolivianische Siedlung Pelechuco
weiterzuziehen. Die Peruaner stimmten zu, und so überquerte man die steile
Cordillera Apolobamba über etwa den gleichen Pfad, den Fawcett bereits im
vorherigen Jahr benutzt hatte. In Pelechuco lud ein dort lebender
Deutsch-Bolivianer namens Carlos Franck sämtliche Mitglieder beider
Vermessungsexpeditionen – immerhin 24 Personen – ein, sich auf seinem Gutshof
zu erholen. Das Angebot wurde angenommen, und so blieb man für einige Tage
Francks Gast.
Fawcetts dritte Reise
Von Pelechuco aus wandte man sich nach Süden und stieg
erneut in die Cordillera de Apolobamba, um das kleine grenznahe Dörfchen Curva
zu erreichen. Nachdem die dort nötigen Vermessungsarbeiten abgeschlossen waren,
kehrte Fawcett, der mittlerweile der inoffizielle Leiter der Expedition war,
um, ging abermals in Richtung Norden und machte sich an den langsamen Abstieg,
wobei man denselben Weg wie für den Hinweg benutzte. Man erreichte das nördlich
von Pelechuco gelegene Dorf Queara. Von dort reiste man nach Nordosten bis nach
Mojos. Die nächste in östlicher Richtung gelegene Siedlung war Plata.
Ab Plata begaben sich die beiden Gruppen südöstlich über
Santa Cruz del Valle Ameno auf eine abschüssige Route, die Fawcett als die
schlechteste der zahlreichen miserablen Straßen Boliviens erachtete. Später
erklärte er, man habe sie nur gewählt, weil sie die kürzeste Verbindung
dargestellt habe. Zwölf der als Lastentiere mitgeführten Maultiere starben an
den Abhängen. Im Tal lag die alte Missionarsstadt Apolo, die sich den Forschern
als ärmlich, verwahrlost und von einem Fieber geplagt präsentierte, was nicht
dazu beitrug, Fawcetts Eindruck des tropischen Bolivien zu verbessern. (Es gibt
jedoch Quellen, die Apolo zur damaligen Zeit wesentlich florierender und
geschäftiger beschreiben, als Fawcett dies tat.[12]) In Apolo lebten Fawcett
und die anderen bei dem aus England stammenden Henry Flower, der ebenso wie
Carlos Francks mit seiner Familie aus dem Rubber Boom Profit schlug. Am 12.
Oktober 1911 brach in der Stadt ein Feuer aus, das sich, angefacht vom
trockenen Höhenwind, schnell zum Großbrand entwickelte und binnen einer Woche
sämtliche Holzhäuser der indigenen Bevölkerung zerstörte, die Ernte vernichtete
sowie viele Nutztiere tötete. Bei der Explosion einer Schnapsbrennerei loderten
die Flammen bis zu 30 Meter hoch in den Himmel. Die einzigen Gebäude, die die
Feuersbrunst überstanden, waren die Steinhäuser der Europäer, und schon bald
beschuldigten die Betroffenen Flower, den Brand gelegt zu haben, was dieser
bestritt. Die Gerüchte hielten sich jedoch noch über viele Jahre.[13] Ein
Großteil der Bevölkerung Apolos zog in der Aussicht auf bessere Zukunftschancen
nach Pelechuco oder La Paz.
Der britische Unteroffizier Manley, einer der Assistenten
der bolivianischen Vermessungsgruppe, entschied sich dafür, mit einigen
europäischen Naturforschern nach Santa Cruz del Valle Ameno zurückzukehren. Die
anderen reisten nach Nordwesten und erreichten nach einer langen, durch starken
und anhaltenden Regen behinderten Wanderung via Boturo, Playa Paujl und
Asuriama schließlich die Quelle des Heath River. Die peruanische Gruppe zog
sich von der Grenzziehung an dem Fluss zurück, möglicherweise, weil sie
Angriffe durch Indios fürchtete.
So wurde die abermalige Vermessung des Heath River erneut
nur durch eine bolivianische Expedition durchgeführt. Allerdings konnte die
Aufgabe nicht vollendet werden.[14] Die Gruppe stellte lediglich einen einzelnen
Pfosten an der Einmündung des Río Colorado auf, als
„schroffes Relief
und undurchdringlicher Wald zur Überzeugung führten, dass diese Karte alles
war, was jemals benötigt werden würde.“[15] und kam überein, dass sich Fawcett
im Jahr 1910 nicht geirrt hatte. Seine Karte von damals ist bis heute offiziell
akzeptiert.
Ursprünglich hatte Fawcett geplant, nach Beendigung der
Arbeiten Richtung Osten durch den Regenwald nach Rurrenabaque zu reisen, da er
glaubte, dass in der dortigen Umgebung einige der Ruinen der versunkenen Stadt
liegen würden. In San Carlos am Heath River erkrankte jedoch ein Mitglied der
Expedition schwer. In seinen Expeditionsberichten kritisierte Percy Fawcett den
behandelnden Arzt, der Mitglied der Expedition war, auf Schärfste, ohne ihn
jedoch beim Namen zu nennen.
Die Rückkehr nach La Paz kennzeichnete das Ende von Percy
Fawcetts Zusammenarbeit mit der bolivianischen Regierung. Der Präsident
Eliodoro Villazón Montaño nahm den Rückzug des Briten notgedrungen mit
Widerstreben und Bedauern hin, zeigte allerdings Verständnis für dessen
Widerwillen, in solch gefährlichen Situationen zu arbeiten.
Das Ergebnis dieser dritten Expedition Fawcetts wurde sowohl
von Bolivien als auch von Peru anerkannt. Für letzteren Staat bedeutete dies
einen diplomatischen Gesichtsverlust, da die peruanische Gruppe sich geweigert
hatte, den Heath River zu vermessen. Um den Vorfall aus internationaler Sicht
möglichst klein zu halten und sich keine Blöße zu geben, einigten sich die
Vertreter aus Peru darauf, den Grenzvertrag zügig und ohne großes Aufsehen zu
akzeptieren. Der Leiter der peruanischen Expedition, Joseph A. Woodroffe, über
dessen Verhalten sich Fawcett während der Reise mehrere Male echauffierte, war
übrigens ein Angestellter von Julio Cesar Arana, einem berüchtigten
peruanischen Kautschuk-Baron. Dieser versklavte die Angehörigen des Stammes der
Huitoto auf seinen Plantagen und wurde der Folter bezichtigt. Zur Ausdehnung
der Anbaugebiete dürfte er ein Interesse an einer falschen Grenzziehung zugunsten
Perus gehabt haben. 1915 veröffentlichte Woodroffe das Buch The rubber Industry
of the Amazon.
Obwohl Fawcett die – in seinen Augen – langweilige
Routinearbeit der Vermessung missfiel, war er enttäuscht über den seiner
Ansicht nach unzufriedenstellenden Abschluss der Expedition. Er machte sich
Vorwürfe und war zudem frustriert darüber, dass, wie bereits in der Armee,
erneut die „unnachgiebigen Ketten der Bürokratie“ und die unbefriedigende
Leistung seiner Kollegen ihn daran gehindert hatten, seiner eigenen Überzeugung
zu folgen und den Heath River doch noch – wie im Jahr zuvor – auf seiner ganzen
Länge zu vermessen, was seiner Ansicht nach möglich gewesen wäre.
In den ersten Tagen des neuen Jahres 1912 segelte er zurück
nach England und war bestrebt, in Bälde eine private Erkundungsreise nach
Südamerika durchzuführen, für die er vor niemandem Rechtschaffenheit ablegen
musste und die einzig in seinem eigenen Auftrag stattfinden sollte.
Vierte Reise
La Paz – Rurrenabaque – Santa Ana del Yacuma – Santa Cruz de
la Sierra – La Paz – San Ignacio de Velasco – Santa Cruz de la Sierra –
Cochabamba
Seinen Plänen treu bleibend, setzte Fawcett Anfang 1913
erneut nach Südamerika über. Begleitet wurde er von Costin und „Gunner Todd“.
Fawcetts Intention war es, in den Anden nach Überresten der angeblichen
Inkastadt Paititi zu suchen. Sein Ehrgeiz wurde vor allem dadurch genährt, dass
der amerikanische Archäologe Hiram Bingham zwei Jahre zuvor Machu Picchu
entdeckt hatte.
Auf dieser Reise folgte Fawcett keiner vorher festgelegten
Route, sondern spontanen Eingebungen, Überlegungen und Hinweisen aus der
Bevölkerung. Zwar war diese Expedition vornehmlich archäologischen Zielen
gewidmet, kann aber gleichzeitig auch als Abenteuerreise bezeichnet werden und
erfüllte Fawcett endlich seinen lange gehegten Traum, eigene und ungezwungene
Wege zu gehen. Da er nicht in offiziellem Auftrag unterwegs war, traf er auf
andere Menschentypen als zuvor. War er auf den bisherigen Expeditionen vorwiegend
mit Regierungsbeamten oder Dorfbewohnern in Kontakt gekommen, hatte er nun, als
„freier Mann“ auch Augen für andere Bevölkerungsgruppen.
Fawcett zeigte sich während dieser Reise fasziniert vom
Lebensstil der oftmals als Eremiten lebenden europäischen Siedler, die sich
jeglicher Bequemlichkeiten und dem „künstlichen Leben der Zivilisation“ entsagt
hatten und eine „extreme Einfachheit“ in der Wildnis bevorzugten. Seiner
Ansicht nach war es Briten schneller möglich, diesen Schritt zu tun, vor allem,
wenn sie aus kultivierten Gesellschaftskreisen stammten. Als bestes Beispiel
für die Freiheit, die er an Amerika so schätzte und die er selber mit dieser
Expedition erreichen wollte, führte er einen ausgestoßenen Texaner auf, der
„sich seinen Weg durch Mexiko und Südamerika in einem Schleier aus
Geschützrauch gebahnt hatte“.
Fawcetts vierte Reise
Nach der Ankunft in La Paz reiste Fawcett nach Rurrenabaque.
Die Stadt, in der der aus Texas stammende Goldsucher Ross zur Gruppe dazustieß,
war noch genauso geschäftig, wie Fawcett sie in Erinnerung hatte, allerdings
zeigten sich erste Anzeichen für ein Nachlassen des Kautschukbooms. Als in
Rurrenabaque Nachrichten eintrafen, nach denen in Tumupasa, einem nordwestlich
gelegenen Dorf der Tacana-Indianer, mehrere Diamanten gefunden worden seien
sollten, machte sich die Expedition auf den Weg, um den beginnenden
Diamantenrausch zu dokumentieren. Die Meldungen erwiesen sich allerdings als
Fehlinformationen, wie sich in Tumupasa herausstellte.
Von Tumupasa wanderte die Gruppe anschließend in
südwestlicher Richtung in die Berge nach Santa Cruz del Valle Ameno, jenem Ort,
der Fawcett bereits aus seiner vorherigen Vermessungsunternehmung bekannt war.
Um schneller voranzukommen, entschied Fawcett, den Río Tuichi zu befahren,
einen linken Nebenfluss des Río Beni. Dabei überging er – wie schon des Öfteren
– die Ratschläge der Einheimischen, was sich diesmal als Fehler herausstellen
sollte. Wie bereits einige Jahre zuvor verunglückte der Brite mit seinem Boot,
in dem auch noch Costin saß, an einer Stromschnelle und überlebte nur mit
Glück. Dennoch setzte er die Fahrt auf dem Fluss fort, der einen weiten Bogen
beschreibt und 19 Kilometer südlich von Rurrenabaque in den Río Beni mündet. Da
die Stadt die nächste Zwischenstation war, liefen sie diese erneut an.
Nach einigen Tagen verließ die Gruppe den Ort und reiste
nach Westen in die Anden zur Hochebene um das Dorf Mojos. Diese Tour wurde
jedoch bald darauf abgebrochen, da die Expeditionsteilnehmer, die auf einem
Ochsenkarren unterwegs waren, in der Nähe des Ortes Potrero von einer
Bullenherde angegriffen wurden. Den Forschern gelang die Flucht, nachdem sie
einen Bullen erschossen und zwei weitere durch Schüsse verletzt hatten.
Nach diesem Vorfall plädierte Fawcett dafür, in die entgegengesetzte
Richtung weiterzuziehen. Seinem Vorschlag schlossen sich die übrigen Mitglieder
der Gruppe, Costin, „Gunner Todd“ und Ross, an. Sie überquerten in östlicher
Richtung den Río Beni und gelangte zum Río Yacuma, den man stromabwärts bis zu
seiner Mündung in den Río Mamoré nahe der Stadt Santa Ana del Yacuma befuhr.
Fortgesetzt wurde die Fahrt flussaufwärts auf dem Río Mamoré und somit in
südöstlicher Richtung.
Südlich des Dorfes El Combate verließ die Expedition den
Hauptstrom und bog in einen seiner linken Zuflüsse ein, den Río Piraí, der sie
in die Großstadt Santa Cruz de la Sierra leitete.
Das Weihnachtsfest des Jahres 1913 verbrachten die
Abenteurer und Forscher, die bislang nicht einen verwertbaren Hinweis auf eine
verschollene Inkastadt gefunden hatten, in La Paz. Nach dem Ende der Feiertage
erkrankte Fawcett schwer an Typhus. Er ärgerte sich über seine eigene Schwäche,
da sie verhinderte, dass die Gruppe weiterziehen konnte. Im Zuge des
unplanmäßigen längeren Aufenthaltes in der bolivianischen Hauptstadt entschied
sich „Gunner Todd“, die Expedition zu verlassen, offenbar aus Frustration über
ausbleibende Ergebnisse. Er wurde ersetzt durch Manley, den britischen
Unteroffizier, der schon der bolivianischen Vermessungsgruppe im Jahr 1911 angehört
hatte.
Nachdem Percy Fawcett seine Krankheit auskuriert hatte,
reiste er in Richtung Nordosten nach San Ignacio de Velasco, einer alten
Missionarssiedlung, die am Übergang der Ebenen zum Regenwald liegt. In den
folgenden Wochen durchquerte er mit seinen Begleitern das Land ostwärts, um zum
Rio Guaporé an der Grenze zu Brasilien zu gelangen. Bei einer Fahrt auf einem
seiner Nebenflüsse, dem Rio Mequéns, kam es zu einem historischen Treffen mit
dem schwedischen Ethnologen und Anthropologen Erland Nordenskiöld, der in
Begleitung seiner Frau Olga unterwegs war und sich tief beeindruckt von den
Leistungen und dem Eifer Fawcetts zeigte.
Der Ochsenkarren war über Land das auf dieser Reise am
häufigsten benutzte Transportmittel – sofern man nicht wanderte.
Drei Tage nach der Begegnung mit dem Schweden trafen die
Männer um Fawcett auf die am Ufer lebenden Maxubi-Indianer. Heute wird
gemeinhin vermutet, das Percy Fawcett der erste Weiße war, der diesen Stamm
gefunden hat. Erneut zeigte der Brite gegenüber den Einheimischen Respekt und
Bewunderung, wie er es bereits bei den Echoca getan hatte, und empfand die
Indianer als sehr edel, gastfreundlich und würdevoll. In seinen
Expeditionsberichten notierte er zudem, dass die Siedlungen der Indianer sehr
gepflegt und organisiert waren, ganz im Gegensatz zu den oftmals schäbigen
Siedlungen der weißen Siedler. Fawcett zeigte Mitgefühl mit den Indios und
beklagte in Stellungnahmen die brutale Art und Weise, in der die Stämme von den
Gummifirmen behandelt würden. Er ließ keinen Zweifel daran, dass er die
indigenen Gruppen, die vor den Sklavenhändlern und Gummibaronen die Wasserwege
hinauf in den Regenwald geflohen waren, jenen überlegen sah, die „zahm und
gefügig“ Teil der modernen Zivilisation geworden seien. Obwohl er ein mit der
modernen Medizin vertrauter Mensch war und seine medizinischen Grundkenntnisse
während der Expeditionen häufig erforderlich waren, war er fasziniert von den
Anwendungen der Naturmedizin, die die Indianer praktizierten, und zeigte sich
überrascht von der guten heilenden Wirkung beispielsweise von
Pflanzenextrakten.
Nach mehreren Monaten mussten Fawcett und seine Begleiter
überhastet aus der Region fliehen, nachdem sie von Mitgliedern des Stammes der
Maricoxi angegriffen wurden, als Fawcett sich mit deren Häuptling treffen
wollte. So reiste die Expedition im September 1914 zurück zur
Missionarsstation, wo sie erfuhr, dass in Europa der Erste Weltkrieg
ausgebrochen war. Der Konflikt zwischen den Großmächten äußerte sich auch im
Umgang der europäischen Siedler in Südamerika miteinander. So beobachtete
Fawcett bei der abermaligen Ankunft in Santa Cruz de la Sierra tiefgehende
Spannungen zwischen deutschen und britischen Siedlern, die bei seinem ersten
Besuch in der Stadt noch in friedlicher Nachbarschaft gelebt hatten.
Fawcett selbst hatte zwar mit dem Armeeleben gebrochen, da
er sich nicht mit dessen Vorschriften und Regularien arrangieren konnte, fühlte
sich aber, zumal als Oberstleutnant, nach wie vor dem Vaterland, also dem
Vereinigten Königreich von Großbritannien und Irland verpflichtet und war
begierig darauf, für dieses an der Front zu kämpfen. Zusammen mit seinen
Begleitern reiste er in die westlich von Santa Cruz de la Sierra gelegene
Großstadt Cochabamba. Dort traf die Gruppe erneut auf Nordenskiöld, der
ebenfalls heimkehren wollte. Percy Fawcett entschied sich für eine Überfahrt
über den Pazifik und schrieb sich im Januar 1915 in die Listen der britischen
Armee ein.
Aus wissenschaftlicher Sicht verlief diese fünfte Reise
Fawcetts, die ihn und sein Team ungefähr zwei Jahre lang kreuz und quer durch
Bolivien geführt hatte, höchst unbefriedigend, da er weder eine unbekannte
Inkastadt noch irgendwelche Hinweise auf eine solche gefunden hatte. Für Percy
Fawcett jedoch war die Expedition trotz des offensichtlichen Misserfolges die
Mühe wert gewesen, da er sich bewiesen hatte, dass er auch ohne offiziellen
Auftrag in der Lage war, ein Forschungsteam über einen längeren Zeitraum zu
leiten und zu führen. Zudem war er nur seinen eigenen Wünschen gefolgt und
hatte sich die Route von niemandem vorgeben lassen, was er als großen Erfolg
für sein Selbstwertgefühl erachtete.
Darüber hinaus sahen die Expeditionsteilnehmer in einem der
Dörfer der Maxubi einen rothaarigen Jungen. Da es unwahrscheinlich ist, dass Weiße
bereits zuvor dieses Gebiet erkundet haben, fühlte sich Fawcett in seiner These
bestätigt, dass es ein verschwundenes höher stehendes Indianervolk gegeben
haben muss. In seinen Augen waren auch die physisch eindrucksvollen und
fortschrittlichen Maxubi Nachfahren dieser Zivilisation.
Fünfte Reise
Aus dem Krieg kehrte Percy Fawcett zutiefst desillusioniert
zurück. Er hatte mit einem schnellen Ende der Kampfhandlungen und einem klaren
Sieg Großbritanniens gerechnet. Stattdessen sah er sich einem Stellungskrieg
respektive einem Grabenkrieg gegenüber, der überhaupt nicht seiner Vorstellung
eines Kampfes zwischen Staaten entsprach. Fawcett hatte mit dem traditionellen
Bewegungskrieg mit offenen Fronten gerechnet, der jedoch durch die neuartigen
Waffentechniken und die aus ihnen resultierenden Materialschlachten unmöglich
gemacht wurde. Er hatte auch nicht damit gerechnet, dass sein Heimatland solch
herbe Verluste (950.000 Gefallene) erleiden würde. Seiner Ansicht nach hatten
alle beteiligten Nationen in dem Konflikt verloren.
In einer Schrift von 1924 beschrieb er die Jahre nach dem
Krieg als die miserabelsten seines Lebens. In seinen Augen war Großbritannien
im Niedergang begriffen, und der einzige Kontinent, in dem er noch Hoffnung
sah, war Amerika. Aus diesem Grunde zog er mit seiner Familie über Jamaika nach
Kalifornien in die Vereinigten Staaten, um seinen Kindern eine Ausbildung im
„lebensstrotzenden Ambiente der Neuen Welt“ zu ermöglichen.
Unmittelbar nach Ende des Krieges begann Fawcett, Geldgeber
für eine weitere Expedition zu werben. Die Reise sollte ihn in das Gongugy
Basin im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso führen, von dem er glaubte,
dass es der Ursprung der Erzählungen über eine versunkene Regenwaldstadt war.
Die Expedition musste jedoch schon nach kurzer Zeit auf Grund von Überschwemmungen,
die das Weiterkommen erschwerten, ergebnislos abgebrochen werden.
Fawcetts sechste Reise
Sechste Reise
Salvador da Bahia – Canavieiras
Auch die nachfolgende Expedition stand unter keinem guten
Stern. Die Route der Gruppe um Fawcett führte ab Februar 1920 von Salvador da
Bahia an der Ostküste Brasiliens Richtung Süden. Man folgte dem Lauf des Rio
das Contas zunächst etwas flussaufwärts, bevor es möglich war, diesen zu
überqueren. Anschließend wanderte Fawcett die entsprechende Strecke am anderen Ufer
wieder flussabwärts, bis er auf den ursprünglichen Pfad traf. Die Reise endete
Ende des Jahres 1921 in Canavieiras, einer Kleinstadt an der Mündung des Rio
Pardo. Da die Teilnehmer – sechs relativ junge und unerfahrene Forscher, die
auch Mitglieder der Royal Geographical Society waren – den unerwarteten
Strapazen nicht gewachsen waren, musste die Expedition vorzeitig abgebrochen
werden. Während dieser Expedition drang Fawcett nie so tief in den Regenwald
vor, wie er es sich erhofft hatte, um die versunkene Stadt zu suchen.
Siebte und letzte Reise
Rio de Janeiro – São Paulo – Cuiabá – Salvador da Bahia
Mitte der 1920er Jahre plante Fawcett eine weitere
Expedition in das Mato Grosso. Auf dieser hoffte er, endlich die versunkene
Stadt Z, die er alternativ als Manoa bezeichnete, zu entdecken. Für seine
mittlerweile siebte Südamerika-Expedition hatte er zunächst Schwierigkeiten,
Geldgeber zu finden. Schließlich gewann er jedoch erneut die Royal Geographical
Society sowie zusätzlich die in London ansässige Gruppe The Glove und die North
American Newspaper Alliance als Unterstützer. Fawcett ließ verlauten, er habe
erfahren, dass die versunkene Stadt mitsamt ihren Statuen vollständig aus Quarz
bestehe, was dem Ort in späteren Schriften den Beinamen Kristallstadt einbrachte.
Er wollte lediglich mit einer kleinen Gruppe reisen, da er
die Erfahrung gemacht hatte, dass die Indios einer solchen freundlicher gesinnt
waren als umfangreichen Reisetrupps, die in ihr Territorium eindrangen. Aus
diesem Grunde wählte Fawcett seinen Sohn Jack (* 1903) sowie dessen Freund
Raleigh Rimmel, einen Zeitungsfotografen, als Begleiter aus. Seinen Sohn wollte
er langsam an die Arbeit als Vermessungsingenieur heranführen, wie es sein
eigener Vater auch schon mit ihm getan hatte. Vor ihrer Abreise verfasste er
eine kurze Notiz für die Royal Geographical Society, in der er ihr empfahl, im
Falle des Verschwindens der Gruppe keine Rettungsexpedition auszurüsten, da
diese womöglich das gleiche Schicksal erleiden würde.
Fawcetts siebte Reise
Von Rio de Janeiro führte Fawcett die Gruppe in einem
leichten küstennahen Bogen in westlicher Richtung nach São Paulo und setzte die
Reise von dort anschließend mit Booten fort, mit denen man den Rio Tietê
flussabwärts befuhr. Nach dessen Mündung in den Río Paraná überquerten die
Forscher letzteren und wanderten in nordwestlicher Richtung parallel zum Rio
Verde, einem rechten Nebenfluss des Río Paraná, bis sie zur Quelle des Rio
Araguaia gelangten. Auf diesem fuhren sie mehrere Tage mit der Strömung bis zur
Siedlung Ponte Branca. Dort verließ man den Fluss und zog über Land nach Cuiabá
im Westen, der Hauptstadt des Bezirkes Mato Grosso, die als Startpunkt für die
eigentliche Expedition dienen sollte. Über diese Stadt hatte sich Fawcett
bereits fünf Jahre zuvor, im Jahr seiner fehlgeschlagenen sechsten Reise, im
Anschluss an einen Kurzbesuch folgendermaßen geäußert:
„Diese Stadt
scheint uns verarmt und rückständig […] Die Bevölkerung war aus Mulatten
gebildet und sah sehr arm aus; hauptsächlich weil die Händler sie ausbeuteten.
Das wenige Geld, das sie hatte, war bei der Gemeinde und der Kirche geklaut.
[…] Hier wie in Diamantino im Norden nutzen die Prospektoren die Flüsse aus,
aber das Geschäft löste die Kosten nicht mehr aus, und die Prosperitätswelle fiel
wieder ab und ließ diese Stadt im kaum besseren Zustand als eine
Geisterstadt.“[3]
Am 20. April 1925 verließen die drei Teilnehmer die von
Regenwald umgebene Stadt und begannen ihre Expedition. Fawcett plante, nach
Norden zu einem Nebenfluss des Rio Tocantins, dem Paranatinga, vorzustoßen.
Diesen wollte die Gruppe mit einem Kanu bis etwa zum zehnten Grad südlicher
Breite flussabwärts befahren, um anschließend den Regenwald ostwärts Richtung
Rio São Francisco zu durchqueren. Enden sollte die Reise in Salvador da Bahia,
einer großen Küstenstadt am Atlantischen Ozean. Man packte Proviant für gut
drei Wochen ein.
An ihrem Zielort kamen die drei Forscher jedoch nie an. Am
29. Mai 1925 telegraphierte Fawcett vom Dead Horse Camp (♁11° 43′ S, 54° 35′ W) in einem Brief an seine Frau:
„Unsere zwei
Führer gehen von hier zurück. Sie werden immer nervöser, und wir dringen weiter
in das Indianer-Land vor. Du brauchst keine Angst vor einem Fehlschlag zu
haben.“[3]
Dies war sein letztes Lebenszeichen. Zum Zeitpunkt seines
Verschwindens war Percy Harrison Fawcett 57 Jahre alt.
Rettungsversuche
Die Royal Geographical Society wartete dem Wunsch Fawcetts
gemäß viele Monate auf die Rückkehr der drei Forscher. Erst nachdem ein
Fregattenkapitän der United States Navy 1927 im Regenwald Indios gesichtet
hatte, die ein Namensschild einer Kiste Fawcetts als Brosche trugen, wurde eine
offizielle Suchexpedition ausgerüstet. Für die Teilnahme an dieser Mission
meldeten sich hunderte Freiwillige. Da ihre Zahl zu groß war, brachen sie zum
Teil auf eigene Verantwortung in kleinen, privaten Gruppen auf, um Fawcett und
seine Begleiter zu retten. Keine einzige dieser Unternehmungen hatte Erfolg.
Die Hauptexpedition, die von Kommandant George M. Dyott –
ebenfalls Mitglied der Royal Geographical Society – angeführt wurde, startete
im Mai 1928 nördlich von Cuiabá. Gut drei Monate später empfing Vasco Abren,
der eine Amateurstation in Rio de Janeiro betrieb, eine kabellose versendete
Mitteilung der Expedition:
„Es tut mir leid
zu berichten, dass die Fawcett-Expedition im Juli 1925 durch feindselige
Indianer gestorben ist, fünf Tage nachdem sie den Kuluene überquert hatte,
einen Nebenfluss des Xingu. Wir folgten Fawcetts Spuren erfolgreich, obwohl wir
behindert wurden, da wir viel Verpflegung in den Stromschnellen verloren. Die
Indianer, die mit Fawcett gegangen waren, willigten ein, uns die
Hinterlassenschaften der drei Forscher im Dschungel zu zeigen, aber
Komplikationen mit einem anderen Stamm verhinderten unsere Wanderung in die
Gegend. Unsere Lage ist kritisch. Wir haben viel gelitten, und unsere
Ressourcen schrumpfen. Wir können uns nicht einmal die Zeit nehmen, mehr
Details kabellos zu senden. Wir müssen dem Xingu ohne Verzögerung folgen, oder
wir selber werden gefangen genommen. Wir haben ernste Probleme mit den
Indianern gehabt und einen Konflikt nur mit List abwenden können. Diese
Nachricht zu senden, hat uns einen großen Aufwand gekostet, aber sagt unseren
Freunden, dass wir auf dem Weg heraus sind, bevor es zu spät ist. Wir hoffen,
Pará Anfang Oktober zu erreichen. Dyott“[16]
Nach dem Empfang der Nachricht sendete Abren eine Anfrage
zurück, ob es noch weitere Mitteilungen geben werde und erhielt die Antwort:
„Dies wird die letzte
kabellose Nachricht sein, da wir gezwungen sind, den Apparat zurückzulassen,
wegen seiner untragbaren Last.“
Daraufhin leitete er die Schrift weiter an die North
American Newspaper Alliance, die sie am 19. August veröffentlichte. Dyotts
Gruppe gelang Ende November 1928 die sichere Rückkehr nach Großbritannien.
Spekulationen um den Verbleib Fawcetts
Unmittelbar nach der Veröffentlichung dieser Meldung
entwickelten sich die ersten Gerüchte um den Verbleib der britischen
Expedition, die nicht zuletzt durch Fawcetts Suche nach der geheimnisvollen
Stadt und seine warnende und von vielen als vorausschauend angesehene
Mitteilung an die Royal Geographical Society im April 1925 genährt wurden.
Im Jahr 1931 berichtete ein Schweizer Regenwaldjäger, er
habe bei Indianern im nordwestlichen Mato Grosso einen großen, älteren Mann mit
blauen Augen und langem Bart getroffen, der sich als Oberst der britischen
Armee zu erkennen gegeben hätte. Unmittelbar bevor er wieder von den Indianern
abgeführt wurde, übergab der Mann, der offenbar ein Gefangener war, dem
Schweizer einen Siegelring. Diesen identifizierte Nina Fawcett später als das
Eigentum ihres Mannes. Im Anschluss an diese Erfolgsmeldung organisierte der
Schweizer eine eigene kleine Expedition, um Fawcett zu befreien, scheiterte
damit jedoch. An dem Ort, an dem er dem Oberst begegnet war, traf er jedoch
weder auf diesen noch auf die Einheimischen. In den darauffolgenden Wochen
erkundete er die nähere Umgebung, ohne allerdings weitere Hinweise zu erhalten.
Schließlich sah er sich gezwungen, sein Vorhaben auf Grund von
Lebensmittelmangel abzubrechen.
Zwei Jahre später, im April 1933, fand man in der Nähe einer
Ansiedlung von Bacaari-Indianern in Mato Grosso einen Theodoliten, der
nachweislich Teil der Ausrüstung der letzten Reisegruppe Fawcetts war. Das
Gerät wies noch immer – immerhin acht Jahre nach dem Verschwinden der Gruppe –
eine sehr gute Qualität auf, was Nina Fawcett in ihrem Glauben bestärkte, ihr
Mann und ihr Sohn seien noch am Leben. So schrieb sie im Februar 1940 in einem
Brief:
„Dies ist für mich
der Grund, zu glauben, dass Colonel Fawcett noch am Leben war und mit seinen
Landvermessungsinstrumenten arbeitete – im Mato-Grosso-Regenwald – bis noch
April 1933. Mein Ehemann war also noch am Leben und Arbeiten und hatte
wahrscheinlich ein gewisses Maß an Freiheit obgleich unter ständiger Aufsicht
des Indianerstammes, der ihn, wie ich glaube, um 1926 oder 1927 gefangennahm
und bei dessen Volk er ausharren muss.“[17]
1949 behauptete der deutsche Anthropologe und Metallurge
Ehrmann nach der Rückkehr von einer Forschungsreise in das Mato Grosso, die
eigentlich nichts mit dem Verschwinden Fawcetts zu tun hatte, er habe im
Regenwald einen Stammeshäuptling getroffen, der ihm einen Schrumpfkopf gezeigt
habe. Dieser hätte die charakteristischen Merkmale Fawcetts aufgewiesen. Der
Häuptling hätte ihm erzählt, so Ehrmann weiter, dass der Brite getötet worden
sei, weil er versucht habe, seinen Sohn Jack zu verteidigen, der gegen ein Tabu
des Stammes verstoßen habe.
Orlando Villas Bôas (Mitte) mit den 1951 gefundenen Knochen
Im Jahr 1951 erhielt der brasilianische Indioaktivist
Orlando Villas Bôas ein Skelett aus dem Mato Grosso. Den durchgeführten
Analysen zufolge ließen sich die Knochen zweifelsfrei Fawcett zuordnen, doch
dessen jüngster Sohn Brian akzeptierte die Untersuchungen nicht. Villas Boas
warf ihm daraufhin vor, lediglich am Verkauf von Büchern, die das Verschwinden
seines Vaters thematisieren, interessiert zu sein. Spätere Studien des Royal
Anthropological Institute of Great Britain and Ireland ergaben, dass es sich
eindeutig nicht um Fawcetts Knochen handle.
1991 veröffentlichte der dänische Forscher Arne Falk-Rønne
ein Buch über das mögliche Schicksal von Fawcett. In diesem erklärte er, in den
1960er Jahren von Orlando Villas Bôas über das angebliche Schicksal der
Fawcett-Expedition von 1925 aufgeklärt worden zu sein. Demnach behauptete der
Brasilianer, die kleine Gruppe sei ermordet worden. Dies habe er von den
beteiligten Einheimischen erfahren. Fawcett und seine Begleiter hätten während
einer Flussfahrt eine Panne gehabt und dabei die Mehrzahl der Geschenke
verloren, die sie der einheimischen Bevölkerung übergeben wollte. Als sie auf
die Kalapalo-Indianer trafen, waren diese äußerst erbost über das unhöfliche
Verhalten der Europäer, ihnen keine Geschenke zu überreichen und sahen dies als
Verletzung der Ehre. Daraufhin töteten sie die Briten. Die Leichen von Jack
Fawcett und Raleigh Rimmel sollen in den Fluss geworfen worden sein. Percy
Fawcett, der als älterer Mann höher angesehen war, erhielt eine Bestattung. Falk-Rønne
unternahm nach dem Erhalt dieser Informationen eine eigene Reise in das Mato
Grosso und berichtete in seinem Buch, dass Mitglieder der Kalapalo-Indianer die
Version von Villas Bôas bestätigt hätten.
Fünf Jahre nach der Veröffentlichung des Buches von Arne
Falk-Rønne nahmen die Kalapalo-Indianer zwölf Mitglieder einer 16-köpfigen
Expedition, die unter der Leitung eines New Yorker Bankers und eines
brasilianischen Geschäftsmannes nach Spuren von Fawcett suchte, als Geiseln.
Die Abenteurer überstanden die Gefangenschaft jedoch unbeschadet und wurden
nach einigen Tagen wieder freigelassen, nachdem sie sich bereiterklärt hatten,
den Indios ihre Ausrüstung sowie ihre Boote und Jeeps zu überlassen.
1998 stellte der britische Forscher Benedict Allen die Behauptung
auf, er habe mit dem Fund einiger Knochen die wirklichen Überreste der
Fawcett-Expedition gefunden und geborgen. Zeitgleich bestätigte Vajuvi, der
Häuptling der Kalapalo-Indianer, angeblich, dass die von Villas Bôas gefundenen
Knochen nicht jene Fawcetts gewesen seien. Außerdem fügte er an, dass sein
Stamm mit dem Verschwinden der Briten nichts zu tun gehabt habe.
Insgesamt versuchten bis heute 13 Expeditionen, bei denen
etwa 100 Teilnehmer ihr Leben verloren, das Schicksal der beiden Fawcetts sowie
Rimmels aufzuklären. Da dies noch nicht mit endgültiger Sicherheit gelungen
ist, ranken sich weiterhin die verschiedensten Legenden um deren Verbleib. So
existieren Mutmaßungen, Percy Fawcett sei von einer indigenen Gruppe zum
Häuptling erklärt worden oder aber er hätte die versunkene Stadt tatsächlich
gefunden und in dieser glücklich bis in ein hohes Alter gelebt. Auch
berichteten einige der Suchexpeditionen, sie hätten im Mato Grosso blauäugige
Indianer gesehen. Dies könnte darauf hindeuten, dass Fawcett und seine
Begleiter mit einheimischen Frauen Kinder gezeugt haben. Diese Sichtweise ist
jedoch sehr umstritten, denn Fawcett war nicht der einzige Forscher mit blauen
Augen, der den Regenwald erkundet hat.
Am wahrscheinlichsten sind noch die Vermutungen, nach denen
die Mitglieder der Expedition von wilden Tieren angegriffen und tödlich
verwundet wurden oder aber einer Krankheit erlegen sind. Als Indiz für
letzteres wird von vielen die Tatsache aufgeführt, dass Jack Fawcett und
Raleigh Rimmel schwach und kränklich wirkten, als sie zum letzten Mal gesehen
wurden.
Persönlichkeit
Percy Fawcett galt gemeinhin in der Bevölkerung auf Grund
seines Festhaltens am Glauben an die versunkene Regenwald-Stadt als Träumer und
Fantast, war jedoch in den wissenschaftlichen Kreisen Großbritanniens dafür
bekannt, ein militärisch genauer Beobachter zu sein, der sich in seinen
Beschreibungen und Erzählungen niemals zu Übertreibungen hinreißen ließ.
Seine Mitmenschen beschrieben ihn stets als einen „von Natur
aus einsamen Wolf“[18] mit offensichtlich großer Selbstbeherrschung. Diese wird
auch daran ersichtlich, dass Fawcett es vorzog, relativ enthaltsam zu leben und
weder Alkohol trank noch rauchte. Er besaß eine unerschrockene
Entschlossenheit, Stolz sowie einen schnellen und proaktiven Verstand und war
aufgeschlossen und vorausdenkend, was ihm auf seinen Expeditionen zugutekam und
ihn laut der Meinung seiner Reisebegleiter als logischen und natürlichen Leiter
der Gruppen auszeichnete.
Der Forscher selber äußerte einmal, dass er – obwohl sein
Eheleben ihm helfe, seine Zurückhaltung und Scheu abzulegen, die er noch als
junger Mann besessen habe – eine einsame Person sei, die lieber ihren eigenen
Weg durch das Leben markiere, als konventionelle Pfade zu nehmen.
Im Privatleben war Percy Fawcett den Angaben seiner Ehefrau
Nina zufolge ein liebevoller Familienvater. Er interessierte sich neben seiner
Arbeit unter anderem für Tintenzeichnung. Als begeisterter Sportler hegte er
zudem eine Affinität für das Segeln und Cricket – zwei Sportarten, die er sehr
gut beherrschte.
Öffentliches Wirken
Percy Fawcett legte nie großen Wert darauf, die
Öffentlichkeit über seine Arbeit in Südamerika aufzuklären oder sie für selbige
zu begeistern. Er veröffentlichte keinerlei Bücher über seine Reisen und zeigte
sich auch Interviewangeboten gegenüber in der Regel abgeneigt. Publizierte er
dennoch einen seiner seltenen Beiträge in Fachzeitschriften, so behandelte
dieser zumeist die Gedanken Fawcetts bezüglich der versunkenen Stadt und nicht
die Expeditionen. Für den Forscher war es lediglich von Bedeutung, seine
wissenschaftliche Arbeit für die Auftraggeber in befriedigendem Maße zu
erbringen, und dabei hielt er sich zumeist auch genau an die Vorgaben der
Vermessung. Das heißt, dass er keine weiteren Untersuchungen, wie
beispielsweise über Flora und Fauna, durchführte, obschon er die Gelegenheit
dazu gehabt hätte und diese ihn möglicherweise auch in den Blickpunkt anderer
Wissenschaftszweige gerückt hätten.
Für ihn persönlich war es irrelevant, welches Bild die
britische Bevölkerung von ihm besaß. Er musste jedoch bald erkennen, dass er
von Zeit zu Zeit nicht umhinkam, die Menschen über seine Arbeit zu informieren.
Wichtig war dies vor allem im Zusammenhang mit dem Werben um neue Geldgeber für
weitere Expeditionen. So es sein Militärdienst zuließ, reiste Fawcett deshalb
zwecks Präsentation seiner Ergebnisse in den Monaten zwischen den einzelnen
Expeditionen gelegentlich durch das Land und hielt Vorträge an Akademien und
Universitäten. Wie bereits erwähnt, sprach er mehrere Male vor der Royal
Geographical Society, aber darüber hinaus beispielsweise auch vor der Royal
Society und auf großen Kongressen.
Im Jahr 1921 verfasste Fawcett einen ausführlichen Bericht
über seine bis dato fünf Expeditionen und beschrieb darin in großer
Ausführlichkeit die Erlebnisse und Ereignisse im Regenwald und in den Gebirgen
in Peru, Bolivien und Brasilien. Es lässt sich heute nicht mehr nachweisen, ob
er jemals plante, diesen Bericht zu veröffentlichen und sich somit doch einer
breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. 28 Jahre nach dem Verschwinden
seines Vaters bereitete Brian Fawcett den Text literarisch auf und
veröffentlichte ihn 1953 unter dem Titel Lost trails, Lost Cities als Buch. Im
gleichen Jahr brachte er mit Exploration Fawcett ein weiteres literarisches
Werk heraus. Hierfür orientierte er sich an Manuskripten, Briefen, Protokollen
und Fahrtenbüchern seines Vaters. So fanden dessen Reisen doch noch ein großes
Publikum.
Fawcett als Symbol der Unterhaltungskultur
Percy Harrison Fawcetts Bericht seiner zweiten
Südamerika-Reise diente wie erwähnt Arthur Conan Doyle als Vorlage für seinen
Roman Die vergessene Welt. Darüber hinaus ist es wahrscheinlich, dass die in
diesem ersten Buch der fünfteiligen Professor-Challenger-Reihe erstmals
auftauchende literarische Figur des Großwildjägers Lord John Roxton, der den
Professor auf der Reise in die vergessene Welt begleitet, ebenfalls an Fawcett
angelehnt ist.[19] Allerdings vertreten einige Literaturwissenschaftler die
Meinung, dass eher Roger Casement, ein enger Freund Doyles, das Vorbild gewesen
sei.
Außerdem wird gemutmaßt, dass sich George Lucas für seine
berühmte Spielfilmfigur Dr. Henry Jones Jr., besser bekannt unter dem Namen
Indiana Jones, von Fawcett inspirieren ließ.
Im Jahr 2003 strahlte ein russischer Fernsehsender den
Dokumentarfilm Проклятье золота инков / Экспедиция Перси Фоссета в Амазонку
(de.: Der Fluch des Goldes der Inka / Expedition von Percy Fawcett zum
Amazonas) als Teil der Serie Тайны века (de.: Geheimnisse des Jahrhunderts)
aus. Er behandelte die zu jener Zeit gerade abgeschlossene Reise Oleg Aliyevs
zu dem Ort, an dem Percy Fawcett angeblich zum letzten Mal gesehen wurde und
erläuterte deren Ergebnisse sowie die Eindrücke von Aliyev und dessen Vermutungen
über das Schicksal des Briten. Der Film ist mittlerweile auch auf DVD
erschienen.
Im Jahr 2009 veröffentlichte David Grann das Buch Die
versunkene Stadt Z: Expedition ohne Wiederkehr, wo der US-Journalist seine
Eindrücke der Reise zum Stamm der Kalapalo und den aktuellen Stand der
Forschung im Fall Fawcett zusammenfasste. Basierend auf diesem Buch, gaben
Paramount Pictures im Jahr 2015 die Produktion eines Films in Auftrag, der 2016
in die Kinos kommen soll. James Gray hat das Drehbuch geschrieben und führte
Regie. Die Hauptrollen spielen Charlie Hunnam und Tom Holland als Percy und
Jack Fawcett. Wer die Rolle von Raleigh Rimmel übernommen hat, ist derzeit noch
unbekannt.
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