Leonardo Fibonacci
(1170-1240)
Author D. Selzer-McKenzie
YoutubeVideo: https://youtu.be/FfTsI9QkQqU
Leonardo da Pisa, auch Fibonacci genannt (* um 1170 in Pisa;
† nach 1240 ebenda), war Rechenmeister in Pisa und gilt als einer der
bedeutendsten Mathematiker des Mittelalters. Auf seinen Reisen nach Afrika,
Byzanz und Syrien machte er sich mit der arabischen Mathematik vertraut und verfasste
mit den dabei gewonnenen Erkenntnissen das Rechenbuch Liber ab(b)aci im Jahre
1202 (Überarbeitung 1228). Bekannt ist daraus heute vor allem die nach ihm
benannte Fibonacci-Folge.
Leonardo wird in den Handschriften als Leonardus Pisanus,
Leonardus filius Bonacij, Leonardus Pisanus de filiis Bonaccij und Leonardus
Bigollus bezeichnet. Bonaccio (von lat. bonatius „gütig, günstig, angenehm“)
war der Großvatername, den Leonardos Vater Guglielmo wie auch dessen Brüder
Alberto und Matteo als Patronym führten und der sich in Leonardos eigener
Generation bereits zum Familiennamen verstetigt hatte. Aus filius Bonacii bzw.
figlio di Bonaccio („Sohn des Bonaccio“) wurde im Italienischen dann durch
Kontraktion die in Leonardos eigener Zeit noch nicht bezeugte Zunamensform
Fibonacci, unter der Leonardo vor allem wegen der seit Édouard Lucas nach ihm
benannten Fibonacci-Folge heute noch am besten bekannt ist. Der Beiname
Bigollus, jeweils nur im Genitiv in der Form Leonardi Bigolli belegt und wohl
darum in der Literatur zuweilen irrtümlich als Patronym Leonardo Bigolli
wiedergegeben, ist in seiner Deutung nicht sicher, wird aber meist im Sinne von
„der Weitgereiste“ interpretiert.
Leben und Schriften
Über die Biographie Leonardos ist nur wenig bekannt, die
meisten Angaben gehen zurück auf den Widmungsprolog seines Rechenbuchs Liber
abbaci und auf ein Dokument der Kommune von Siena.
Leonardo wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts
als einer von mindestens zwei Söhnen des Guglielmo Bonacci in Pisa geboren, wo
sich die Familie bis auf den Urgroßvater Leonardos, einen Anfang des 12.
Jahrhunderts verstorbenen Bonito, zurückverfolgen lässt. Als der Vater von der
Stadt als Notar in die Niederlassung der Pisaner Kaufmannschaft im algerischen
Bougie, dem heutigen Bejaia, entsandt wurde – wofür man als Datum um 1192
annimmt –, ließ er auch Leonardo zu sich kommen, um ihn dort im Rechnen
unterrichten zu lassen. Leonardo lernte dort das Rechnen mit den novem figurae
indorum („neun Ziffern der Inder“), unseren heutigen (indo-arabischen) Ziffern,
die den arabischen Mathematikern in Bagdad seit der zweiten Hälfte des 8.
Jahrhunderts aus Indien bekannt geworden waren und im 12. Jahrhundert von
Spanien (Toledo) aus durch lateinische Übersetzungen aus den arabischen
Schriften des Al-Chwarizmi auch im Westen allmählich verbreitet wurden.
Leonardo war in den neunziger Jahren des 12. Jahrhunderts
folglich nicht der erste Lateiner, der das Rechnen mit den neuen Ziffern
erlernte, aber er erwarb in Bougie offenbar mathematische Grundlagen, die er
höher schätzte als alles, was er bei weiteren Studien an Handelsorten „in
Ägypten, Syrien, Griechenland, Sizilien und Südfrankreich“ noch erlernte. Als
von ihm vergleichsweise gering, „gleichsam als Irrtum“ eingeschätzte Methoden
nennt er besonders den „Algorismus“, worunter das elementare Ziffernrechnen
nach Al-Chwarizmi verstanden wurde, von dem sich Leonardos eigene Mathematik
eigentlich nur durch die anspruchsvollere Anwendung der Verfahren unterschied,
sowie eine von ihm als „Bögen des Pythagoras“ umschriebene Methode: gemeint ist
das abazistische Rechnen auf dem im 10. bis 12. Jahrhundert gebräuchlich
gewesenen, zu Leonardos Zeit wieder weitgehend außer Gebrauch gekommenen
Gerbertschen Abakus, der als Erfindung des Pythagoras galt und auf dem im
Unterschied zu den späteren mittelalterlichen Rechenbrettern mit bezifferten
Rechensteinen (beziffert mit arabischen Ghubar-Ziffern 1-9) gerechnet wurde.
Seine Reisen scheinen ihn gegen Ende des 12. Jahrhunderts
auch nach Konstantinopel geführt zu haben, da er von einer der Aufgaben in
seinem Liber abbaci angibt, dass sie ihm in Konstantinopel von einem dorther
stammenden, hochgelehrten Meister namens „Muscus“ (a peritissimo magistro musco
constantinopolitano, ed. Boncompagni, vol. I, p. 249) vorgelegt worden sei. Ein
Mathematiker dieses Namens, vermutlich Μόσκος, ist anderweitig nicht bekannt.
Nachdem Leonardo, wie er im Widmungsprolog ausführt, seine
Kenntnisse weiter vertieft hatte, teils durch eigene Beobachtungen und teils
durch Studium der Geometrie Euklids, legte er schließlich die „summa“ seiner
mathematischen Kenntnisse in seinem Hauptwerk, dem Liber abbaci nieder. Der
Titel ist am besten mit „Buch der Rechenkunst“ zu übersetzen, da die
ursprüngliche, an das Rechenbrett gebundene Bedeutung von ab(b)acus sich in
Italien erweitert hatte und zu Leonardos Zeit die allgemeine Bedeutung
„Rechenkunst“ angenommen hatte. Die erste, heute nicht mehr erhaltene Fassung
dieses Werks soll bereits 1202 (oder 1201?) entstanden sein, allerdings ist
dieses Datum nur aus dem Kolophon einer Handschrift der zweiten, einzigen
erhaltenen Fassung bekannt. Zudem besteht bei den expliziten Datierungen von
Leonardos Schriften generell die Schwierigkeit, dass das Jahr nach dem mos
pisanus am 25. März des – aus Sicht gewöhnlicher Jahreszählung –
voraufgegangenen Jahres begann, so dass von solchen Jahresangaben ein Jahr
abzuziehen ist, sofern die Datierung nicht im letzten Jahresviertel (von Januar
bis 24. März) erfolgte.
Von Leonardo sind noch einige weitere Werke erhalten: eine
Practica geometriae von 1220 (1219?), gewidmet einem Freund und Lehrer
Dominicus, die im 15. Jahrhundert von Cristoforo Gherardo di Dino auch ins
Italienische übertragen wurde; ein Liber quadratorum von 1225 (1224?), der
Friedrich II. gewidmet ist und erwähnt, dass dieser bereits ein Buch Leonardos
gelesen habe, was man auf den Liber abbaci zu beziehen pflegt; ferner eine
nicht datierte Schrift Flos super solutionibus quarumdam questionum ad numerum
et ad geometriam uel ad utrumque pertinentium, welche dem Kardinal Raniero
Capocci von Viterbo gewidmet ist und Fragen behandelt, die Leonardo im Beisein
Friedrichs II. von einem Magister Johannes aus Palermo vorgelegt worden sein
sollen; und schließlich ein Brief an einen Magister Theodorus. Aus Leonardos
Schriften geht hervor, dass er auch noch zwei weitere, heute nicht mehr
erhaltene Schriften verfasste, ein kürzeres Rechenbuch und einen Kommentar zum
zehnten Buch der Elemente Euklids.
Die zweite Fassung des Liber abbaci entstand dem
Widmungsprolog zufolge für Michael Scotus († um 1236), nachdem dieser von
Leonardo eine Abschrift des Werkes erbeten und Leonardo aus diesem Anlass
einige Ergänzungen und Kürzungen vorgenommen hatte. Da Michael Scotus ab Herbst
1227 am Hof Friedrichs II. bezeugt ist, hat man 1227 auch als Entstehungsdatum
für die erhaltene zweite Fassung des Liber abbaci angenommen, tatsächlich kann
sie aber auch früher oder später entstanden sein, jedoch nicht vor 1220
(1219?), da sie bereits auf die Practica geometriae verweist.
Die letzte Erwähnung Leonardos findet sich in einem Dekret
der Kommune von Pisa, das ihn als geachteten Magister Leonardus Bigollus für
seine Verdienste als Steuerschätzer und Rechenmeister der Stadt würdigt und ihm
für künftige Dienste dieser Art ein Jahresgehalt von zwanzig Pfund Pfennigen
zuzüglich der bei solchen Beamten üblichen Naturalien gewährt. Der Herausgeber
Bonaiini hatte das im Text nicht datierte Dokument auf 1241 datiert, allerdings
ohne Angabe von Gründen. Falls die Datierung zutrifft, starb Leonardo nicht vor
1241 (wegen der Divergenz des mos pisanus in der Forschung manchmal auch „nicht
vor 1240“ angegeben), so dass er, wenn man das Geburtsjahr um 1180 ansetzt, ein
für die Zeit nicht unbeachtliches Alter von mindestens sechzig Jahren erreicht
hätte und auch in diesem Alter von der Kommune noch für weitere Dienste
vorgesehen gewesen wäre.
Der Inhalt des Liber abbaci
Der Liber abbaci legt den Schwerpunkt ausdrücklich mehr auf
die Theorie als die Praxis (magis ad theoricam spectat quam ad practicam) und
geht tatsächlich in seinen Ansprüchen weit über alles hinaus, was dem
lateinischen Mittelalter bis dahin bekannt geworden war oder bis zum 16.
Jahrhundert noch bekannt wurde. Die Besonderheit liegt dabei nicht so sehr in
der Schwierigkeit der Aufgaben, sondern in der mathematischen Intelligenz des
Autors, seiner Durchdringung der Materie und dem besonderen Wert, den er darauf
legt, Lösungen und Regeln nicht nur vorzuführen, sondern auch mathematisch zu
beweisen. Der Liber abbaci ist in 15 capitula unterteilt:
De cognitione
nouem figurarum yndorum, et qualiter cum eis omnis numerus scribatur; et qui
numeri, et qualiter retineri debeant in manibus, et de introductionibus abbaci:
Von der Kenntnis der neun Zahlzeichen der Inder, und wie mit ihnen jegliche Zahl
geschrieben wird; und wie die Zahlen mit den Händen gemerkt werden sollen, und
von der Einführung der Rechenkunst.
De multiplicatione
integrorum numerorum: Von der Multiplikation natürlicher Zahlen.
De additione
ipsorum ad inuicem: Von der Addition derselben miteinander.
De extractione
minorum numerorum ex maioribus: Von der Subtraktion kleinerer Zahlen von
größeren.
De diuisione
integrarum (sic) numerorum per integros: Von der Teilung natürlicher Zahlen
durch natürliche Zahlen.
De multiplicatione
integrarum (sic) numerorum cum ruptis atque ruptorum sine sanis: Von der
Multiplikation natürlicher Zahlen mit Brüchen und der Multiplikation von
Brüchen ohne Ganze.
De additione ac
extractione et diuisione numerorum integrarum cum ruptis atque partium
numerorum in singulis partibus reductione: Von der Addition und Subtraktion und
Division natürlicher Zahlen mit Brüchen und der Zerlegung von Brüchen in
Stammbrüche.
De emptione et
venditione rerum uenalium et similium: Vom Kauf und Verkauf von Waren und
ähnlicher Dinge. – Behandelt Dreisatz, Umrechnung von Währungen, Tuch- und
andere Maße sowie Gewichte.
De baractis rerum
uenalium et de emptione bolsonalie, et quibusdam regulis similibus: Vom
Tauschhandel mit Waren und dem Kauf von Bolsonalien (Münzen, deren Wert sich
nach ihrem Silberanteil richtet), und einigen ähnlichen Regeln.
De societatibus
factis inter consocios: Von den Gesellschaften unter Gesellschaftern. –
Behandelt werden zunächst Rechenaufgaben zu Viehfutter, Baumschlag und Nahrung,
dann dem Titel gemäß die Gewinnaufteilung unter Gesellschaftern nach ihrem
Anteil am eingesetzten Kapital.
De consolamine
monetarum atque eorum regulis, que ad consolamen pertinent: Von der Legierung
des Geldes und den Regeln, die die Legierung betreffen. – Es geht speziell
darum, aus Kupfer-Silber-Legierungen mit bekanntem Silberanteil eine neue
Legierung mit vorgegebenem Silberanteil herzustellen.
De solutionibus
multarum positarum questionum quas erraticas appellamus: Von den Lösungen
vieler Fragen, die wir als erratische bezeichnen. – Das umfangreichste Kapitel,
das etwa ein Drittel des Gesamtwerks einnimmt, ist seinerseits in neun
Unterkapitel eingeteilt:
De
collectionibus numerorum, et quarundam aliarum similium questionum: Von den
Sammlungen der Zahlen und einigen ähnlichen Fragen. – Behandelt wird die
Summierung arithmetischer Reihen.
De
proportionibus numerorum: Von Zahlenproportionen. – Behandelt Systeme von
linearen Gleichungen.
De
questionibus arborum, atque aliarum similium, quarum solutiones fiunt: Von
Aufgaben mit Bäumen, und anderen ähnlichen Aufgaben, deren Lösungen sie (d. h.
die Proportionen) bieten. – Anwendung der im vorigen Unterkapitel besprochenen
Regeln.
De inuentione
bursarum: Von der Findung von Geldbörsen. – Fortsetzung des Themas mit
Rechenaufgaben, die sich um gefundene Geldbörsen drehen.
De emptione
equorum inter consocios, secundum datam proportionem: Vom Kauf von Pferden
unter Gesellschaftern, gemäß einer gegebenen Proportion.
De uiagiis,
atque equorum questionum, que habent similitudinem uiagiorum questionibus: Von
Reisen und Aufgaben mit Pferden, die den Aufgaben mit Reisen ähneln. –
Behandelt u. a. Zinsaufgaben.
De reliquis
erraticis, que ad inuicem in eorum regulis uariantur: Von den übrigen
erratischen Aufgaben, die sich untereinander in ihren Lösungswegen
unterscheiden. – Enthält u. a. die berühmte Kaninchenaufgabe, die Leonardo eher
kurz und beiläufig behandelt, und die in seinen Schriften offenbar auch der
einzige Anwendungsfall der Fibonacci-Folge ist.
De quibusdam
diuinationibus: Von einigen Rateaufgaben. – Aufgaben zu Resteproblemen, bei
denen z. B. eine Zahl anhand der Reste ihrer Teilung durch mehrere andere
Zahlen zu erraten ist.
De
Duplicatione scacherii, et quibusdam aliis questionibus: Von der Verdoppelung
auf dem Schachbrett, und einigen anderen Aufgaben. – Aufgaben rund um die Zahl
(2^64)-1
De regula elcataym
qualiter per ipsam fere omnes erratice questiones soluantur: Von der Regel
„al-hata‘ain“, wie durch diese fast alle falschen Aufgaben gelöst werden
können. – Behandelt die Regel vom zweifachen falschen Ansatz (regula duarum
falsarum posicionum), heute auch regula falsi oder „lineares Eingabeln“
genannt, die bei linearen Problemen aus zwei falschen Lösungen die richtige
berechnet.
De reperiendis
radicibus quadratis et cubitis ex multiplicatione et diuisione seu extractione
earum inter se, et de tractatu binomiorum et recisorum et eorum radicum: Vom
Auffinden von Quadrat- und Kubikwurzeln durch deren Multiplikation und Division
oder Subtraktion untereinander, und von Binomen und Differenzen und deren
Wurzeln.
De regulis
proportionibus geometrie pertinentibus: de questionibus aliebre almuchabale:
Von den Regeln, die die Proportionen der Geometrie betreffen: von den Aufgaben
der Algebra und Almuchabala. – Zu quadratischen Gleichungen.
Biographische Zeugnisse
Aus dem Widmungsprolog des Liber abbaci, ed. B. Boncompagni,
vol. I, Rom 1857, S. 1:
„Cvm genitor meus
a patria publicus scriba in duana bugee pro pisanis mercatoribus ad eam
confluentibus constitutus preesset, me in pueritia mea ad se uenire faciens,
inspecta utilitate et commoditate futura, ibi me studio abbaci per aliquot dies
stare uoluit et doceri. Vbi ex mirabili magisterio in arte[m] per nouem figuras
indorum introductus, scientia artis in tantum mihi pre ceteris placuit, et
intellexi ad illam, quod quicquid studebatur ex ea apud egyptum, syriam,
graeciam, siciliam et prouinciam cum suis uariis modis, ad que loca
negotiationis tam postea peragraui per multum studium et disputationis didici
conflictum. Sed hoc totum etiam et algorismum atque arcus pictagore quasi
errorem computaui respectu modi indorum.“
„Als mein Erzeuger
von der Vaterstadt in die Handelsniederlassung von Bougie um der dort
zusammenkommenden Pisaner Kaufleute willen als öffentlicher Notar abgeordnet
worden war, ließ er mich in meinen Knabenjahren zu sich kommen. In Anbetracht
des künftigen Nutzens und Vorteils wollte er, dass ich dort in der Schule des
Rechnens für einige Tage verweile und unterrichtet werde. Wo ich dann aus
bewunderungswürdiger Meisterschaft in die Kunst mit den neun Zahlzeichen der
Inder eingeführt wurde, und so sehr gefiel mir die Wissenschaft dieser Kunst
mehr als alle anderen und war ich um Einsicht in sie bemüht, dass ich was immer
von ihr mit ihren verschiedenen Arten in Ägypten, Syrien, Griechenland,
Sizilien und Südfrankreich zu lernen ist, auf späteren Reisen zu diesen
Handelsorten mit großem Aufwand an Studium und Disputationen mir aneignete.
Doch alles dies und ebenso den Algorismus und die Bögen des Pythagoras hielt
ich gleichsam für einen Irrtum im Vergleich zur Rechenart der Inder.“
Aus dem Constitutum usus pisanae civitatis, Zitat und Übersetzung
nach H. Lüneburg: Leonardo Pisanos Liber abbaci. In: Der Mathematik-Unterricht
42,3 (1996), S. 31–42, S. 31:
„Considerantes
nostre civitatis et civium honorem atque profectum, qui eis tam per doctrinam
quam per sedula obsequia discreti et sapientis viri magistri Leonardi Bigolli,
in abbacandis estimationibus et rationibus civitatis eiusque officialium, et
aliis quoties expedit, conferunter; ut eidem Leonardo, merito, dilectionis et
gratie, atque scientie sue prerogativa, in recompensatione laboris sui, quem
substinet in audiendis et consolidandis estimationibus et rationibus
supradictis, a communi et camerariis publicis de communi et pro communi mercede
sive salario suo, annis singulis, libre xx denariorum et amisceria consueta
dari debeant; ipseque Pisano communi et eius officialibus in abbacatione de
cetero, more solito, servat; presenti constitutione firmamus (…).“
„In Anbetracht
unserer Stadt und der Bürger Ehre und Vorteil, der ihnen wie oft schon bei
Bedarf zustattenkommt sowohl durch die Gelehrsamkeit als auch durch die emsigen
Dienste des ausgezeichneten und klugen Mannes und Lehrers Leonardo Bigollo, die
im Berechnen von (Steuer-)Schätzungen und Rechnungen für die Stadt und ihre
Amtsträger und anderem bestehen, setzen wir durch vorliegende Konstitution
fest, dass eben diesem Leonardo aus Wertschätzung und Gunst, aufgrund des
Verdienstes und aufgrund des Vorrangs seiner Kenntnis zum Ausgleich für seine
Arbeit, die er ausführt durch Prüfung und Feststellung oben genannter
Schätzungen und Rechnungen, von der Gemeinde und ihren Kämmerern – von der
Gemeinde berufen und für die Gemeinde handelnd – als Lohn bzw. sein Gehalt
jährlich XX Pfund Pfennige und die üblichen Naturralleistungen gegeben werden
müssen und dass er der Gemeinde von Pisa und ihren Amtsträgern fortan wie
gewohnt durch Ausführung von Rechnungen dient.“
Zur Statue Leonardos
Statue Leonardos, Camposanto di Pisa, 1863
In Pisa befindet sich im Kreuzgang des historischen
Friedhofes Camposanto eine Statue Leonardos, welche die Inschrift: A Leonardo
Fibonacci Insigne Matematico Pisano del Secolo XII trägt. Als Porträt ist die
Darstellung ein Produkt künstlerischer Phantasie, da aus Leonardos eigener Zeit
keine Abbildungen und keine Überlieferung über dessen Aussehen existiert.
Die Statue geht zurück auf die Initiative von zwei
Mitgliedern der provisorischen Regierung des ehemaligen Großherzogtums Toskana,
Bettino Ricasoli und Cosimo Ridolfi, die am 23. September 1859 ein Dekret zur
Finanzierung der Statue herbeiführten. Beauftragt wurde der Florentiner
Bildhauer Giovanni Paganucci, der das Werk 1863 vollendete. Die Statue wurde in
Pisa auf dem Campo Santo aufgestellt, wo Grabmonumente Pisaner Bürger zusammen
mit antiken Sarkophagen und neu hinzugefügten Kunstwerken seit dem Mittelalter
ein einzigartiges Grab- und Gedenkensemble bilden.
Zur Zeit des Faschismus entschieden die Behörden in Pisa,
die Statue Leonardos 1926 ebenso wie zwei Statuen anderer namhafter Bürger
Pisas aus der sakralen Abgeschiedenheit des Campo Santo heraus an öffentlich
besser sichtbare Standorte zu versetzen. Die Statue Leonardos wurde am
südlichen Ende des Ponte di Mezzo aufgestellt. Während des Zweiten Weltkrieges
wurde 1944 bei den Kämpfen um Pisa die Brücke zerstört und auch die Statue
beschädigt, die zunächst an ihrem Standort verblieb, dann in einem Lager verwahrt
wurde und zeitweise in Vergessenheit geriet. In den 1950er Jahren wurde sie
wiederentdeckt, notdürftig restauriert und im Park Giardino Scotto am östlichen
Eingang der Altstadt aufgestellt. Erst in den 1990er Jahren entschloss sich die
pisanische Stadtverwaltung die Statue zu restaurieren und sie wieder an ihrem
ursprünglichen Platz im Campo Santo aufstellen zu lassen.
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